Marginale Sichtweise: Unterschied zwischen den Versionen
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− | In der Volskwirtschaftslehre und insbesonder der Mikroökonomie ist häufig von einem marginalen Effekt die Rede. Dieser marginale Effekt betrachtet, wie sich was verändert, wenn eine Variable sehr gering, also marginal, erhöht wird. | + | In der Mikroökonomie wird häufig untersucht, wie sich beispielsweise ein Nutzen verändert, wenn sich die Anzahl der konsumierten Güter verändern. Genauso können Kosten, der Output oder andere Dinge, die durch Funktionen berechnet werden, Gegenstand von Untersuchungen sein. Im weiteren Verlauf soll sich auf eine Nutzenfunktion mit einem Konsumgut konzentriert werden. Die Implikationen gelten jedoch auch für Nutzenfunktionen mit mehreren Konsumgütern oder die anderen aufgezählten Fälle. <br> |
+ | In der Grafik unten wird berechnet, wie sich das Nutzenniveau verändert, wenn von einem Konsumgut x deutlich mehr konsumiert wird. Hierfür wird das Nutzenniveau von einem alten Konsumniveau mit dem Nutzenniveau eines erhöhten Konsumniveaus verglichen. Liegt das derzeitige Konsumniveau beispielsweise bei x=10 und es soll untersucht werden, um wie viel Einheiten sich der Nutzen verändert hat, wenn 2 weitere Einheiten konsumiert werden, muss <math> U(10+2)-U(10) </math> gerechnet werden. Diese Vorgehensweise gibt einen numerischen Wert. <br> | ||
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+ | Aussagen über Konsumentscheidungen, also ob mehr oder weniger von einem Gut konsumiert werden sollte, lassen sich nicht immer auf Basis von Veränderungen zwischen zwei Punkten treffen. Viel entscheidender ist die Untersuchung, wie sich das Nutzenniveau verhält, wenn sich das Konsumniveau sehr gering ändert. Steigt beispielweise der Nutzen, wenn ein Konsument zusätzlich zu seinen 10 Äpfeln auch noch etwas mehr isst. Steigt das Nutzenniveau durch den zusätzlichen Apfelkonsum, sollte der Konsument mehr seinen Konsum steigern, sinkt allerdings, sollte er es vermeiden. In der Abbildung unten ist zu erkennen, dass die Steigung in dem Punkt <math> x </math> positiv ist. Der Nutzen steigt also, wenn der Konsument etwas mehr Äpfel ist als die Menge <math> x_1 </math>. Geichzeitig wird jedoch auchdeutlich, dass der Konsum eines zusätzlichen ganzen Apfels (<math> x+1 </math>) das Nutzenniveau erneut schmälert und nicht steigert. Anstatt zu untersuchen, wie es sich mit dreiviertel eines Apfels, einem halben Apfel usw. verhält, wird untersucht, wie sich das Nutzenniveau in einem Punkt verändert. Das Nutzenniveau wird auf eine kleinst mögliche Veränderung der konsumierten Menge untersucht. Es wird dabei auch von einer [[Marginale Sichtweise#Marginale Veränderung|marginalen Veränderung]] gesprochen. <br> | ||
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+ | In der Volskwirtschaftslehre und insbesonder der Mikroökonomie ist häufig von einem marginalen Effekt die Rede. Dieser marginale Effekt betrachtet, wie sich was verändert, wenn eine Variable sehr gering, also marginal, erhöht wird. In dem oben genannten Beispiel wird untersucht, wie groß der Effekt ist, wenn eine zusätzliche marginale Einheit konsumiert wird. Wie groß diese marginale Einheit ist, kann nicht genau bemessen werden. Es ist schlichtweg die Veränderung in einem Punkt.<br> | ||
+ | Der marginale Effekt lässt sich durch die Ableitung nach der zu betrachtenden Variable berechnen. Die erste Ableitung einer Funktion gibt die Steigung in dem Punkt des x-Wertes an. Genauso gibt die Ableitung, beispielsweise der Nutzenfunktion an, wie sich der Nutzen marginal in diesem Punkt verändert. | ||
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− | Der Grenznutzen (GU oder MU) untersucht, wie sich der Nutzen verhält, wenn das Konsumniveau marginal erhöht wird. In der Theorie wird von einem abnehmenden Grenznutzen ausgegangen. <br> | + | Produktivität, Nutzen, Output und viele andere Sachen können auf marginale Effekte untersucht werden. Ganz explizit als Beispiel soll erneut der Nutzen als Beispiel dienen. Der Grenznutzen (GU oder MU) untersucht, wie sich der Nutzen verhält, wenn das Konsumniveau marginal erhöht wird. In der Theorie wird von einem abnehmenden Grenznutzen ausgegangen. <br> |
''Beispiel'': Nach dem erfolgreichen Bachelor beschließt Tom bei einer Bank fest einzusteigen. Er besitzt keinen Anzug und geht deshalb einkaufen. Er kauft einen ersten Anzug, ohne den er fast gar nicht arbeiten könnte. Der Nutzen, den der erste Anzug stiftet ist sehr groß. Tom kauft einen zweiten Anzug, falls der erste dreckig wird. Auch der zweite Anzug stiftet einen großen Anzug, jedoch einen nicht so großen, wie der erste. Je mehr Anzüge Tom kauft, desto größer wird sein Nutzen. Jeder einzelne Anzug stiftet jedoch einen imemr kleiner werdenden zusätzlichen Nutzen. Der Nutzen einer marginalen Einheit mehr ist positiv, wird aber immer kleiner. <br> | ''Beispiel'': Nach dem erfolgreichen Bachelor beschließt Tom bei einer Bank fest einzusteigen. Er besitzt keinen Anzug und geht deshalb einkaufen. Er kauft einen ersten Anzug, ohne den er fast gar nicht arbeiten könnte. Der Nutzen, den der erste Anzug stiftet ist sehr groß. Tom kauft einen zweiten Anzug, falls der erste dreckig wird. Auch der zweite Anzug stiftet einen großen Anzug, jedoch einen nicht so großen, wie der erste. Je mehr Anzüge Tom kauft, desto größer wird sein Nutzen. Jeder einzelne Anzug stiftet jedoch einen imemr kleiner werdenden zusätzlichen Nutzen. Der Nutzen einer marginalen Einheit mehr ist positiv, wird aber immer kleiner. <br> | ||
Der Grenznutzen lässt sich durch die Ableitung der Nutzenfunktion berechnen: <math> MU=\frac{\part U(x)}{\part x} </math> <br> | Der Grenznutzen lässt sich durch die Ableitung der Nutzenfunktion berechnen: <math> MU=\frac{\part U(x)}{\part x} </math> <br> | ||
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In den Abbildungen oben wird der Bezug zwischen der Grenznutzenfunktion (MU(x)) und der Nutzenfunktion (U(x)) deutlich. Die marginale Steigung in einem Punkt entspricht dem Grenznutzen in diesem Punkt. Grundsätzlich ist es auch möglich einen steigenden Grenznutzen darzustellen. In diesem Fall wäre die Nutzenfunktion [[Mathematische Eigenschaften von Funktionen|konvex]] und nicht [[Mathematische Eigenschaften von Funktionen|konkav]], wie oben dargestellt. | In den Abbildungen oben wird der Bezug zwischen der Grenznutzenfunktion (MU(x)) und der Nutzenfunktion (U(x)) deutlich. Die marginale Steigung in einem Punkt entspricht dem Grenznutzen in diesem Punkt. Grundsätzlich ist es auch möglich einen steigenden Grenznutzen darzustellen. In diesem Fall wäre die Nutzenfunktion [[Mathematische Eigenschaften von Funktionen|konvex]] und nicht [[Mathematische Eigenschaften von Funktionen|konkav]], wie oben dargestellt. | ||
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Version vom 20. September 2023, 17:52 Uhr
Definition
Die Marginalanalyse untersucht in der Volkswirtschaftslehre, welchen Effekt eine geringfügige Änderung einer Variablen auf eine oder mehrere andere Variablen hat.
Veränderung zwischen zwei Punkten
In der Mikroökonomie wird häufig untersucht, wie sich beispielsweise ein Nutzen verändert, wenn sich die Anzahl der konsumierten Güter verändern. Genauso können Kosten, der Output oder andere Dinge, die durch Funktionen berechnet werden, Gegenstand von Untersuchungen sein. Im weiteren Verlauf soll sich auf eine Nutzenfunktion mit einem Konsumgut konzentriert werden. Die Implikationen gelten jedoch auch für Nutzenfunktionen mit mehreren Konsumgütern oder die anderen aufgezählten Fälle.
In der Grafik unten wird berechnet, wie sich das Nutzenniveau verändert, wenn von einem Konsumgut x deutlich mehr konsumiert wird. Hierfür wird das Nutzenniveau von einem alten Konsumniveau mit dem Nutzenniveau eines erhöhten Konsumniveaus verglichen. Liegt das derzeitige Konsumniveau beispielsweise bei x=10 und es soll untersucht werden, um wie viel Einheiten sich der Nutzen verändert hat, wenn 2 weitere Einheiten konsumiert werden, muss gerechnet werden. Diese Vorgehensweise gibt einen numerischen Wert.
Die Untersuchung auf Veränderungen auf zwei Punkten auf einer Funktion kann zu falschen Aussagen über Konsumentscheidungen führen. In der Abbildung unten besitzt die Nutzenfunktion einen Hochpunkt und der erste Punkt liegt beispielweise links vom Hochpunkt. Der andere Punkt () liegt rechts von diesem auf einem niedrigeren Nutzenniveau als Punkt . Soll nun ein Berater eine Aussage über das Konsumverhalten treffen und kennt die Nutzenfunktion nicht, könnte er zu einer falschen Empfehlung kommen das Nutzenniveau nicht zu verändern oder sogar zu reduzieren. Tatsächlich wäre es optimal das Konsumniveau bis zum Hochpunkt auszuweiten. Um wirklich Aussagen über die Konsumentscheidungen treffen zu können, benötigt es eine Untersuchung der Veränderung in einem Punkt.
Veränderung in einem Punkt
Aussagen über Konsumentscheidungen, also ob mehr oder weniger von einem Gut konsumiert werden sollte, lassen sich nicht immer auf Basis von Veränderungen zwischen zwei Punkten treffen. Viel entscheidender ist die Untersuchung, wie sich das Nutzenniveau verhält, wenn sich das Konsumniveau sehr gering ändert. Steigt beispielweise der Nutzen, wenn ein Konsument zusätzlich zu seinen 10 Äpfeln auch noch etwas mehr isst. Steigt das Nutzenniveau durch den zusätzlichen Apfelkonsum, sollte der Konsument mehr seinen Konsum steigern, sinkt allerdings, sollte er es vermeiden. In der Abbildung unten ist zu erkennen, dass die Steigung in dem Punkt positiv ist. Der Nutzen steigt also, wenn der Konsument etwas mehr Äpfel ist als die Menge . Geichzeitig wird jedoch auchdeutlich, dass der Konsum eines zusätzlichen ganzen Apfels () das Nutzenniveau erneut schmälert und nicht steigert. Anstatt zu untersuchen, wie es sich mit dreiviertel eines Apfels, einem halben Apfel usw. verhält, wird untersucht, wie sich das Nutzenniveau in einem Punkt verändert. Das Nutzenniveau wird auf eine kleinst mögliche Veränderung der konsumierten Menge untersucht. Es wird dabei auch von einer marginalen Veränderung gesprochen.
Marginale Veränderung
In der Volskwirtschaftslehre und insbesonder der Mikroökonomie ist häufig von einem marginalen Effekt die Rede. Dieser marginale Effekt betrachtet, wie sich was verändert, wenn eine Variable sehr gering, also marginal, erhöht wird. In dem oben genannten Beispiel wird untersucht, wie groß der Effekt ist, wenn eine zusätzliche marginale Einheit konsumiert wird. Wie groß diese marginale Einheit ist, kann nicht genau bemessen werden. Es ist schlichtweg die Veränderung in einem Punkt.
Der marginale Effekt lässt sich durch die Ableitung nach der zu betrachtenden Variable berechnen. Die erste Ableitung einer Funktion gibt die Steigung in dem Punkt des x-Wertes an. Genauso gibt die Ableitung, beispielsweise der Nutzenfunktion an, wie sich der Nutzen marginal in diesem Punkt verändert.
Grenznutzen
Produktivität, Nutzen, Output und viele andere Sachen können auf marginale Effekte untersucht werden. Ganz explizit als Beispiel soll erneut der Nutzen als Beispiel dienen. Der Grenznutzen (GU oder MU) untersucht, wie sich der Nutzen verhält, wenn das Konsumniveau marginal erhöht wird. In der Theorie wird von einem abnehmenden Grenznutzen ausgegangen.
Beispiel: Nach dem erfolgreichen Bachelor beschließt Tom bei einer Bank fest einzusteigen. Er besitzt keinen Anzug und geht deshalb einkaufen. Er kauft einen ersten Anzug, ohne den er fast gar nicht arbeiten könnte. Der Nutzen, den der erste Anzug stiftet ist sehr groß. Tom kauft einen zweiten Anzug, falls der erste dreckig wird. Auch der zweite Anzug stiftet einen großen Anzug, jedoch einen nicht so großen, wie der erste. Je mehr Anzüge Tom kauft, desto größer wird sein Nutzen. Jeder einzelne Anzug stiftet jedoch einen imemr kleiner werdenden zusätzlichen Nutzen. Der Nutzen einer marginalen Einheit mehr ist positiv, wird aber immer kleiner.
Der Grenznutzen lässt sich durch die Ableitung der Nutzenfunktion berechnen:
In den Abbildungen oben wird der Bezug zwischen der Grenznutzenfunktion (MU(x)) und der Nutzenfunktion (U(x)) deutlich. Die marginale Steigung in einem Punkt entspricht dem Grenznutzen in diesem Punkt. Grundsätzlich ist es auch möglich einen steigenden Grenznutzen darzustellen. In diesem Fall wäre die Nutzenfunktion konvex und nicht konkav, wie oben dargestellt.