Coase Theorem: Unterschied zwischen den Versionen
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Im zweiten Fall hat die Fischzucht das Eigentumsrecht über den Fluss. In dem Fall kann die Chemiefabrik der Fischzucht keine Summe zahlen, damit sie Chemikalien produzieren kann. Selbst wenn die Chemiefabrik den gesamten Gewinn an die Fischzucht zahlt, ist dies kleiner, als wenn die Fischzucht selbst produziert (60>40). Daher würde die Fischzucht der Chemiefabrik verbieten zu produzieren. <br> | Im zweiten Fall hat die Fischzucht das Eigentumsrecht über den Fluss. In dem Fall kann die Chemiefabrik der Fischzucht keine Summe zahlen, damit sie Chemikalien produzieren kann. Selbst wenn die Chemiefabrik den gesamten Gewinn an die Fischzucht zahlt, ist dies kleiner, als wenn die Fischzucht selbst produziert (60>40). Daher würde die Fischzucht der Chemiefabrik verbieten zu produzieren. <br> | ||
Das Ergebnis der Eigentumsrechte ist unabhängig davon welches Unternehmen sie erhalten. In beide Fällen hört die Chemiefabrik auf zu produzieren und der Aggregierte Gewinn beider Unternehmen beträgt 60. <br> | Das Ergebnis der Eigentumsrechte ist unabhängig davon welches Unternehmen sie erhalten. In beide Fällen hört die Chemiefabrik auf zu produzieren und der Aggregierte Gewinn beider Unternehmen beträgt 60. <br> | ||
− | + | Bei Abwesenheit von Transaktionskosten und Einkommenseffekten und bei symmetrischer Information führt eine Vergabe von Eigentumsrechten zu einer pareto-effizienten Allokation. Dieses Allokationsergebnis ist unabhängig von der Verteilung der Eigentumsrechte. | |
==Coase Theorem mit Reduzierungstechnologie== | ==Coase Theorem mit Reduzierungstechnologie== |
Version vom 22. September 2023, 20:33 Uhr
Definition
Das Coase Theorem besagt, dass die Zuweisung von Eigentumsrechten zu einer pareto effizienten Allokation führt und das Externalitäten-Problem löst. Die genaue Verteilung der Eigentumsrechte ist aus allokativer Sicht irrelevant (es wird in beiden Fällen gleich viel verschmutzt). Die Verteilung der Eigentumsrechte hat demnach lediglich Verteilungseffekte.
Szenario
An einem Fluss produzieren zwei Unternehmen: eine Fischzucht und ein Chemieunternehmen. Das Chemieunternehmen liegt flussaufwärts und leitet Chemikalien in den Fluss, sodass diese die Produktion der Fischzucht beeinflussen. Dies ist eine negative Externalität. Wenn das Chemieunternehmen produziert, macht es einen Gewinn, der im Weiteren zur Vereinfachung gleichbedeutend mit seinem Nutzen ist. Macht das Chemieunternehmen einen Gewinn von 40, hat es auch einen Nutzen von 40. Die Fischzucht ist darauf angewiesen, dass das Chemieunternehmen nicht produziert, da sonst andernfalls alle Fische sterben und die Fischzucht keinen Gewinn machen kann. Ohne Absprachen zwischen den beiden Unternehmen wird nur die Chemiefabrik produzieren und einen Gewinn von 40 machen, da das Unternehmen seien Gewinn maximiert und dabei die Fischzucht nicht miteinbezieht. Die andere Möglichkeit, dass die Chemiefabrik nicht produziert und dafür die Fischzucht einen Gewinn von 60 macht, wird nicht eintreten.
Nutzen | ||
---|---|---|
Chemie |
Fisch | |
Möglichkeit 1 | 40 | 0 |
Möglichkeit 2 | 0 | 60 |
Möglichkeit 2 wird nicht eintreten, da die Chemiefabrik den eignen Nutzen maximiert, der in Möglichkeit 1 (Produktion der Chemiefabrik) größer ist als in Möglichkeit 2 (Keine Produktion der Chemiefabrik). Die Chemiefabrik sitzt Flussaufwärts und bestimmt durch die Unternehmensentscheidung den Gewinn der Fischfabrik.
Coase Theorem ohne Transaktionskosten
Das Coase Theorem im engeren Sinne betrachtet einen Markt mit Abwesenheit von Transaktionskosten und Einkommenseffekten. Außerdem sollen symmetrischer Information vorliegen. Im Grunde sind beide Unternehmen über alle Gewinne und Kosten informiert. Zudem sollen keine Kosten entstehen, wenn beide Unternehmen miteinander verhandeln. Verhandlungsgegenstand soll die Frage sein, ob ein Unternehmen produzieren darf oder nicht. Angenommen die Fischfabrik verfügt über Eigentumsrechte, dann entscheiden die Verhandlungen darüber, ob die Fischfabrik der Chemiefabrik erlaubt zu produzieren oder es nicht erlaubt. Ein Grund trotz Eigentumsrechte selbst nicht zu produzieren ist, dass das Unternehmen mit den Eigentumsrechten von dem Unternehmen ohne die Eigentumsrechten eine Summe erhält, die mindestens so groß wie der Gewinne im Falle der Produktion ist. Hat Unternehmen A beispielsweise die Eigentumsrechte und macht bei Produktion einen Gewinn von 30, hört es auf zu produzieren, wenn es von einem anderen Unternehmen mindestes 30 erhält.
Für das beschriebene Szenario kann entweder die Fischzucht (F) oder die Chemiefabrik (C) über die Eigentumsrechte verfügen.
Eigentumsrecht bei | Gewinn C | Gewinn F | gesamt |
resultierende Allokation |
---|---|---|---|---|
C | 40 | 60- 40 | 60 | C schließt |
F | 0 | 60 | 60 | C schließt |
Im ersten Fall hat die Chemiefabrik das Eigentumsrecht über den Fluss. Produziert die Chemiefabrik erhält es einen Gewinn von 40 und die Fischzucht kann nicht produzieren und auch keinen Gewinn von 60 einfahren. Daher kann die Fischfabrik einen Teil seines Gewinns an die Chemiefabrik zahlen, damit diese doch nicht produziert. Ab einer Summe, die dem Gewinn entspricht, akzeptiert die Chemiefabrik das Angebot. Der Gewinn der Chemiefabrik in Höhe von 40 stammt nicht aus der Produktion, sondern von der Zahlung der Fischfabrik.
Im zweiten Fall hat die Fischzucht das Eigentumsrecht über den Fluss. In dem Fall kann die Chemiefabrik der Fischzucht keine Summe zahlen, damit sie Chemikalien produzieren kann. Selbst wenn die Chemiefabrik den gesamten Gewinn an die Fischzucht zahlt, ist dies kleiner, als wenn die Fischzucht selbst produziert (60>40). Daher würde die Fischzucht der Chemiefabrik verbieten zu produzieren.
Das Ergebnis der Eigentumsrechte ist unabhängig davon welches Unternehmen sie erhalten. In beide Fällen hört die Chemiefabrik auf zu produzieren und der Aggregierte Gewinn beider Unternehmen beträgt 60.
Bei Abwesenheit von Transaktionskosten und Einkommenseffekten und bei symmetrischer Information führt eine Vergabe von Eigentumsrechten zu einer pareto-effizienten Allokation. Dieses Allokationsergebnis ist unabhängig von der Verteilung der Eigentumsrechte.
Coase Theorem mit Reduzierungstechnologie
Die Annahmen des Modells sollen fürs Erste nicht weiter angepasst werden. Es sollen weiterhin asymmetrische Informationen vorliegen und Transaktionskosten und Einkommenseffekte sollen nicht vorliegen. Stattdessen soll die Chemiefabrik über eine Vermeidungstechnologie verfügen, die den Gewinn schmälert, jedoch auch die Produktion der Fischzucht ermöglichen würde. In dem Beispiel könnte die Vermeidungstechnologie eine fachgerechte Entsorgung der Chemieabfälle sein, die 20 Einheiten kostet. In den Verhandlungen ist neben der Frage ob ein Unternehmen produziert oder nicht ebenfalls die Frage ein Thema, ob und wer die Vermeidungstechnologie bezahlt.
Eigentumsrecht bei | Gewinn C | Gewinn F | gesamt |
resultierende Allokation |
---|---|---|---|---|
C | 40-20+20 | 60-20 | 80 | F zahlt Vermeidungskosten |
F | 40-20 |
60 | 80 | C zahlt Vermeidungskosten |
Im ersten Fall liegen das Eigentumsrecht über den Fluss bei dem Chemieunternehmen. In den Verhandlungen müssen drei Szenarien miteinander abgewogen werden. Das erste Szenario wäre, dass nur die Chemiefabrik produziert. In dem Fall macht dieses einen Gewinn von 40. Im zweiten Szenario bekommt das Chemieunternehmen von der Fischzucht 40 für den Produktionsstop gezahlt und die Fischzucht macht abzüglich der Zahlung an C einen Gewinn von 20. Im dritten Szenario übernimmt die Fischzucht die Kosten der Vermeidungstechnologie. Die 20 Einheiten bekommt das Chemieunternehmen von der Fischzucht ersetzt. Das Chemieunternehmen macht weiterhin einen Gewinn von 40 und die Fischzucht einen Gewinn von 40 (60-20). Das Chemieunternehmen ist indifferent zwischen allen drei Szenarien und die Fischzucht präferiert das letzte Szenario.
Im zweiten Fall verfügt die Fischzucht über das Eigentumsrecht über den Fluss. Entweder die Chemiefabrik stoppt die Produktion oder die Chemiefabrik zahlt die Kosten der Vermeidungstechnologie. F ist indifferent und C präferiert das zweite Modell.
Auch hier ist die resultierende gesamtwirtschaftliche Allokation offensichtlich unabhängig von der Verteilung der Eigentumsrechte, solange die Vermeidungstechnologie genutzt wird.
Coase Theorem mit Transaktionskosten
Das Modell soll um Transaktionskosten erweitert werden. Bei den Verhandlungen entstehen nun Kosten, die von einer Partei getragen werden müssen. Die Kosten betragen annahmegemäß 25. Des Weiteren soll weiterhin die Möglichkeit der Vermeidungstechnologie existieren.
Eigentumsrecht bei | Gewinn C | Gewinn F | gesamt |
resultierende Allokation |
---|---|---|---|---|
C | 40 | 60-20-25 | 55 | Vermeidungstechnologoie |
F | 0 |
60 | 60 | keine Vermeidungstechnologie |
Im ersten Fall hat die Chemiefabrik das Eigentumsrecht über den Fluss. Jegliches Angebot, das sie schlechter stellt, wird sie ablehnen. Daher ist es an der Fischzucht die Transaktionskosten zu zahlen. Außerdem zahlt die Fischzucht die Vermeidungstechnologie, damit sie nicht 40 an C zum Produktionsstopp, sondern nur 20 für die Technologie zahlen muss.
Im zweiten Fall hat die Fischzucht das Eigentumsrecht über den Fluss. Jegliches Angebot, dass der Fischzucht weniger als 60 garantiert, lehnt sie ab. Würde die Chemiefabrik die Verhandlungen wollen, müsste sie die 25 zahlen. Von dem Gewinn 40 bleiben nur noch 15 übrig. Entweder die Chemiefabrik zahlt der Fischzucht den Gewinn von 60 oder sie zahlt die Vermeidungstechnologie von 20. Zu beidem ist die Chemiefabrik nicht in der Lage, da ihr nur 15 zur Verfügung stehen.
Das Beispiel zeigt, dass das Coase Theorem nur bei nicht Vorhandensein von Transaktionskosten oder bei geringen Transaktionskosten Gültigkeit behält. Man kann/könnte allerdings argumentieren, dass unter Einbeziehung der Verhandlungskosten das Ergebnis nach wie vor effizient ist.
Kritik
Das Coase Theorem gilt nur bei Nichtberücksichtigung von Einkommenseffekten bei den Wirtschaftssubjekten und dem Vorliegen asymmetrischer Informationen. Außerdem gilt es nur, wenn die Transaktionskosten nicht vorhanden oder sehr gering sind. Je mehr Marktteilnehmer jedoch einbezogen werden müssen, desto größer sind diese. Das Coase-Theorem ist daher nur für Märkte relevant, auf denen sehr wenige Marktteilnehmer agieren.
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