Adverse Selektion und Signale: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Adverse Selektion ist eine Art des [[Zusammenfassung Marktversagen|Marktversagens]], die | + | Adverse Selektion ist eine Art des [[Zusammenfassung Marktversagen|Marktversagens]], die Aufgrund unvollständiger Informationen entsteht. Produkte unterschiedlicher Qualität werden aus Gründen der asymmetrischen Informationen zum gleichen Preis verkauft, sodass zu wenig von dem Produkt der guten Qualität und zu viel von dem Produkt der schlechten Qualität verkauft wird. Das gleiche Phänomen lässt sich auch auf andere Fälle anwenden, wie zum Beispiel auf Arbeitsverträge etc. |
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==Adverse Selektion bei Produkten== | ==Adverse Selektion bei Produkten== | ||
− | Auf einem Markt existieren Güter mit unterschiedlicher Qualität. Für das Modell genügen zwei unterschiedliche Gruppen: Güter guter Qualität und Güter schlechter Qualität. Während die Konsumenten ex-ante den Zustand des jeweiligen Produktes nicht kennen, wissen die Verkäufer dies. Somit bestehen eine Informationsasymmetrie zwischen beiden Parteien. | + | Auf einem Markt existieren Güter mit unterschiedlicher Qualität. Für das Modell genügen zwei unterschiedliche Gruppen: Güter guter Qualität und Güter schlechter Qualität. Während die Konsumenten ex-ante den Zustand des jeweiligen Produktes nicht kennen, wissen die Verkäufer dies. Somit bestehen eine Informationsasymmetrie zwischen beiden Parteien. Da die Konsumenten die Qualität der Produkte weder vom Produkt selbst noch am Preis ablesen können, kommt es zu Marktversagen. Das erste und wahrscheinlich berühmteste Beispiel ist der The Market for "Lemons", den George Akerlof 1970 in einem Paper beschreibt (siehe für das Paper [https://www.jstor.org/stable/1879431?searchText=market+for+lemons&searchUri=%2Faction%2FdoBasicSearch%3FQuery%3Dmarket%2Bfor%2Blemons&ab_segments=0%2Fbasic_search_gsv2%2Fcontrol&refreqid=fastly-default%3Aea7a5adb571ddc0479c67ff76b70b703 hier]). <br> |
− | + | Als Beispiel dient ein Gebrauchtwagenmarkt. Es gibt Autos guter und schlechter Qualität, die der guten Qualität kosten 15.000€, die der schlechten kosten 5.000€. Die Nachfrager können den Autos ihre Qualität nicht ansehen. | |
+ | Daher sind sie nicht bereit 15.000€ zu zahlen, da es sich möglicherweise um ein schlechtes Auto handelt. Ihre Zahlungsbereitschaft beträgt somit maximal 5.000€. Für diesen Preis werden ihnen jedoch nur schlechte Autos angeboten. Somit bricht der Markt für gute Autos zusammen. | ||
===Beispiele=== | ===Beispiele=== | ||
====Krankenversicherung==== | ====Krankenversicherung==== | ||
− | Der Versicherungsnehmer hat bessere Information über sein Wohlergehen als der Versicherungsgeber jemals herausfinden kann. Es entsteht dann ein Problem bei der Versicherung | + | Der Versicherungsnehmer hat bessere Information über sein Wohlergehen als der Versicherungsgeber jemals herausfinden kann. Es entsteht dann ein Problem bei der Versicherung: Man kann nicht bzw. nur schwierig beweisen, dass man gesund ist. Für den Versicherungsgeber besteht immer das Problem, dass eine Krankheit vorliegen könnte. Die Beweislage ist dann im Einzelfall problematisch. Einheitstarife können dann dazu führen, dass gesunde Versicherungsnehmer nicht freiwillig an der Versicherung teilnehmen. Staatliche Maßnahmen (Versicherungspflicht) werden häufig ökonomisch und rechtlich über Hinweise auf potentielle adverse Selektion gerechtfertigt. |
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====Arbeitsmarkt==== | ====Arbeitsmarkt==== | ||
− | Es bestehen asymmetrische Informationen bezüglich der „Qualität“ des Arbeitnehmers wie zum Beispiel Motivation, Belastbarkeit, Teamfähigkeit usw. Die Selektion „guter“ Arbeitnehmer | + | Es bestehen asymmetrische Informationen bezüglich der „Qualität“ des Arbeitnehmers wie zum Beispiel Motivation, Belastbarkeit, Teamfähigkeit usw. Die Selektion „guter“ Arbeitnehmer ist besonders schwierig und kostenintensiv. Möglicherweise kann zusätzliche Arbeitslosigkeit entstehen, wenn das Risiko, einen „schlechten“ Mitarbeiter einzustellen, zu hoch ist. |
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====Finanzmarkt==== | ====Finanzmarkt==== | ||
− | Das Risiko eines Kredits bzw. eines finanziellen Projektes ist dem Kreditnehmer besser bekannt als dem Kreditgeber. Adverse Selektion tritt häufig bei jungen Unternehmen auf, und insbesondere bei | + | Das Risiko eines Kredits bzw. eines finanziellen Projektes ist dem Kreditnehmer besser bekannt als dem Kreditgeber. Adverse Selektion tritt häufig bei jungen Unternehmen auf, und insbesondere bei Start-ups. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist schwierig bzw. nur zu hohen Kosten zu ermitteln. Die Kreditgeber (z.B. Banken) sind an geringem, der Kreditnehmer jedoch an hohem Risiko interessiert. Die Ursache hierfür ist die spezielle Auszahlungsstruktur bei Krediten. Während der Kreditgeber das gesamte Ausfallrisiko trägt, ist er nur begrenzt an möglichen Gewinnen beteiligt. |
==Lösungsmöglichkeiten für adverse Selektion== | ==Lösungsmöglichkeiten für adverse Selektion== | ||
− | Zur Verhinderung von adverser Selektion gibt es verschiedene Lösungsansätze | + | Zur Verhinderung von adverser Selektion gibt es verschiedene Lösungsansätze: |
===Staatliche Eingriffe=== | ===Staatliche Eingriffe=== | ||
− | Staatliche Eingriffe sind eine Möglichkeit das Problem der adversen Selektion zu lösen. Im Beispiel der | + | Staatliche Eingriffe sind eine Möglichkeit das Problem der adversen Selektion zu lösen. Im Beispiel der Krankenversicherung besteht die oben beschriebene Tendenz, dass sich ohne weitere Eingriffe häufig nur Menschen mit hohem Risiko versichern. Ein Versicherungsmarkt würde in dem Fall das häufig politische verfolgte Ziel nicht erfüllen. Eine Versicherungspflicht als staatlichen Eingriff führt jedoch dazu, dass ein Versicherungsmarkt besteht. |
===Separierende Verträge=== | ===Separierende Verträge=== | ||
− | Separierende Verträge ist die Möglichkeit durch das [[Angebot]] verschiedener Verträge Konsumenten oder Produzenten (je nach Fallbeispiel) dazu zu bringen, sich selbst zu selektieren. Im Fall der Krankenversicherung wären das zum Beispiel etliche Zusatzversicherungen. Eine einfache Versicherung deckt nur das aller nötigste ab, sodass sich auch Menschen mit | + | Separierende Verträge ist die Möglichkeit durch das [[Angebot]] verschiedener Verträge Konsumenten oder Produzenten (je nach Fallbeispiel) dazu zu bringen, sich selbst zu selektieren. Im Fall der Krankenversicherung wären das zum Beispiel etliche Zusatzversicherungen. Eine einfache Versicherung deckt nur das aller nötigste ab, sodass sich auch Menschen mit geringem Risiko versichern. Eine Zusatzversicherung wie zum Beispiel eine Zahnzusatzversicherung bietet dann Personen mit ungesundem Ess- oder Zahnputzverhalten die Möglichkeit sich zusätzlich zu versichern. |
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===Aufbau von Reputation=== | ===Aufbau von Reputation=== | ||
− | Reputation hilft | + | Reputation hilft vor allem bei Qualitäts-Informationsproblemen. Ein Autohersteller kann sich durch jahrelange Tätigkeit einen Ruf der guten Qualität erarbeiten. Ohne, dass ein Konsument wirklich weiß, ob das Auto vor ihm gut ist, kann er darauf vertrauen, dass jedes verkaufte Auto in den letzten Jahren eine sehr gute Qualität aufwies. Der Aufbau von Reputation ist somit die Möglichkeit einen Indikator für Qualität zu entwickeln. |
===Signale=== | ===Signale=== | ||
Die besser informierte Marktseite kann Signale an die schlechter informierte Marktseite senden, die in gewisser Weise eine gute Qualität vermittelt. Preis-zurück Garantien kann ein Beispiel dafür sein. Im Weiteren soll ein Beispiel des Arbeitsmarktes zur Veranschaulichung von Signalen dienen. | Die besser informierte Marktseite kann Signale an die schlechter informierte Marktseite senden, die in gewisser Weise eine gute Qualität vermittelt. Preis-zurück Garantien kann ein Beispiel dafür sein. Im Weiteren soll ein Beispiel des Arbeitsmarktes zur Veranschaulichung von Signalen dienen. | ||
==Signale== | ==Signale== | ||
− | Signale können von einer Marktseite gesendet werden, um eine gewisse Qualität, Fähigkeit oder ähnliches zu signalisieren. Im Weiteren soll ein Arbeitsmarkt als Beispiel dienen. Auf dem Arbeitsmarkt | + | Signale können von einer Marktseite gesendet werden, um eine gewisse Qualität, Fähigkeit oder ähnliches zu signalisieren. Im Weiteren soll ein Arbeitsmarkt als Beispiel dienen. Auf dem Arbeitsmarkt existieren produktive (Typ H) und unproduktive (Typ L) Arbeiter. Produktive Arbeiter können in einer bestimmten Zeit deutlich mehr Aufgaben bearbeiten als die unproduktiven und müssten daher einen höheren Lohn bekommen. Ohne Signale weiß ein Arbeitgeber nicht, wer ihm im Bewerbungsgespräch gegenüber sitzt. Daher besteht die Möglichkeit seitens des Arbeitgebers ein bestimmtes Ausbildungsniveau <math> y^* </math> zu fordern. Beide Typen, sowohl H als auch L, können sich das Niveau <math> y^* </math> aneignen. Der produktive Typ muss dafür jedoch weitaus weniger Energie investieren, als der unproduktive Typ. <br> |
− | Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für H: <math> C_H(y)= | + | Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für H: <math> C_H(y)=2.500y </math> <br> |
− | Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für L: <math> C_L(y)= | + | Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für L: <math> C_L(y)=5.000y </math> <br> |
Je größer y ist, desto größer ist auch der Unterschied der Kosten, dieses Niveau zu erreichen. <br> | Je größer y ist, desto größer ist auch der Unterschied der Kosten, dieses Niveau zu erreichen. <br> | ||
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− | Das Niveau y=4 zu erreichen kostet | + | Das Niveau y=4 zu erreichen kostet Typ L 20.000 und Typ H nur 10.000. Sind die Mindestanforderungen für die Anstellung y=4 und der Lohn liegt insgesamt bei 15.000, hat Typ L mehr investiert, als er erhält. Typ H hat hingegen hat den Anreiz das Niveau y=4 anzustreben, da er insgesamt weniger investieren muss, als er erhält. Durch die Entscheidung wie hoch y ist, kann der Arbeitgeber bestimmen welcher Arbeitnehmer welchen Vertrag in Anspruch nimmt. Sei die Arbeit eines produktiven Arbeitnehmers 15.000 Wert und die des unproduktiven nur 8.000. Der Arbeitgeber muss ein y Niveau so wählen, dass Typ H den Vertrag mit dem höheren Gehalt anstrebt und Typ L den Vertrag mit dem niedrigeren Gehalt. <br> |
− | Durch die Entscheidung wie hoch y ist, kann der Arbeitgeber bestimmen welcher Arbeitnehmer welchen Vertrag in Anspruch nimmt. Sei die Arbeit eines produktiven Arbeitnehmers 15.000 Wert und die des unproduktiven nur 8.000. Der Arbeitgeber muss ein y Niveau so wählen, dass | ||
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'''Entscheidung der Arbeitgebers''': Der Arbeitgeber kann nicht ohne weiteres entscheiden, wer welchen Vertrag bekommt. Stattdessen kann er ein Ausbildungsniveau <math> y^* </math> wählen, ab dem die Arbeitnehmer den Vertrag mit dem höheren Gehalt bekommen. <br> <br> | '''Entscheidung der Arbeitgebers''': Der Arbeitgeber kann nicht ohne weiteres entscheiden, wer welchen Vertrag bekommt. Stattdessen kann er ein Ausbildungsniveau <math> y^* </math> wählen, ab dem die Arbeitnehmer den Vertrag mit dem höheren Gehalt bekommen. <br> <br> | ||
'''Entscheidung der Arbeitnehmer''': Die Arbeitnehmer entscheiden welches Ausbildungsniveau y sie anstreben. Rein rational gibt es für sie nur zwei Optionen. <math> y=y^* </math> und <math> y=0 </math>. Ein y oberhalb <math> y^* </math> zu wählen würde die Kosten erhöhen, ohne das Gehalt ebenfalls zu erhöhen. Die zweite Option ist ein Ausbildungsniveau von 0 zu erreichen, da jedes y zwischen 0 und <math> y^* </math> erneut die Kosten erhöht ohne auch das Gehalt zu erhöhen. <br> <br> | '''Entscheidung der Arbeitnehmer''': Die Arbeitnehmer entscheiden welches Ausbildungsniveau y sie anstreben. Rein rational gibt es für sie nur zwei Optionen. <math> y=y^* </math> und <math> y=0 </math>. Ein y oberhalb <math> y^* </math> zu wählen würde die Kosten erhöhen, ohne das Gehalt ebenfalls zu erhöhen. Die zweite Option ist ein Ausbildungsniveau von 0 zu erreichen, da jedes y zwischen 0 und <math> y^* </math> erneut die Kosten erhöht ohne auch das Gehalt zu erhöhen. <br> <br> | ||
− | '''Entscheidung von Typ H''': Für | + | '''Entscheidung von Typ H''': Für Typ H soll der Vertragstyp mit dem hohen Gehalt besser sein als alle anderen Optionen. In dem Modell soll also das hohe Gehalt abzüglich der Kosten um dieses zu erreichen größer sein als das niedrige Gehalt ohne Kosten (denn y=0). <br> |
<math> 15.000-C_H(y^*)\geq8.000-0 </math> <br> | <math> 15.000-C_H(y^*)\geq8.000-0 </math> <br> | ||
− | Mit <math> C_H(y)= | + | Mit <math> C_H(y)=2.500y </math> ergibt sich <math> 2,8 \geq y^* </math> <br> <br> |
− | '''Entscheidung | + | '''Entscheidung von Typ L''': Das Gehalt mit dem niedrigen Gehalt ohne Ausbildungskosten soll für Typ L größer sein, als das Gehalt mit dem hohen Gehalt und den Kosten um dieses Gehalt zu erreichen. <br> |
<math> 8.000-0 > 15.000-C_L(y^*) </math> <br> | <math> 8.000-0 > 15.000-C_L(y^*) </math> <br> | ||
− | Mit <math> C_L(y)= | + | Mit <math> C_L(y)=5.000y </math> ergibt sich <math> y^*>1,4 </math> <br> <br> |
− | '''Die Wahl des <math> y^* </math>''': Damit | + | '''Die Wahl des <math> y^* </math>''': Damit Typ L keinen Anreiz hat das niedrigere Gehalt und Typ L gleichzeitig nicht den Anreiz hat das höhere Gehalt zu wählen, muss der Arbeitgeber sein y wie folgt wählen: <br> |
− | <math> | + | <math> 1,4<y^*\leq2,8 </math> <br> |
− | [[Datei:AdverseSelektion2.png| | + | [[Datei:AdverseSelektion2.png|301px|rahmenlos]] <br clear=all> |
− | + | Mit der Grafik oben wird das Intervall veranschaulicht. Bei y=0 sind für beide Typen das Gehalt größer als die Kosten. Bei y=1,4 sind die Kosten von Typ L gleich dem Gehalt. Bei jedem marginal größeren y sind die Kosten größer und Typ L entscheidet sich für den Vertrag mit dem niedrigen Gehalt. Identisch dazu verhält es sich für Typ H bei y=2,8. Damit nur Typ H den hohen Lohn bekommt, muss y in dem eingezeichneten und oben dargestellten Intervall liegen. | |
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− | {Ein Arbeitgeber bietet für 50 Jahre lang zwei | + | {Ein Arbeitgeber bietet für 50 Jahre lang zwei unterschiedliche Arbeitsverträge an. Ab einem Ausbildungsgrad <math> y^* </math> bietet er ein Jahresgehalt von 13 an. Alle Bewerber, die den Ausbildungsgrad nicht erreichen, erhalten einen Vertrag mit einem Jahresgehalt von 10. Es gebe zwei unterschiedliche Arbeitnehmertypen. Typ H hat Ausbildungskosten von <math> C_H(y)=y </math> und Typ L von <math> C_L(y)=2y </math>. <br> |
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− | Wie hoch darf <math> y^*</math> höchstens sein, damit Typ | + | Wie hoch darf <math> y^*</math> höchstens sein, damit Typ H <math> y^*</math> wählt? { 150 } |
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<quiz display=simple shuffleanswers=true> | <quiz display=simple shuffleanswers=true> | ||
− | |||
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− | Bei welchem <math> y^*</math> fragt auch der Typ L gerade noch den Vertrag mit dem hohen Jahresgehalt nach? { | + | Bei welchem <math> y^*</math> fragt auch der Typ L gerade noch den Vertrag mit dem hohen Jahresgehalt nach? { 75 } |
</quiz> | </quiz> |
Aktuelle Version vom 9. November 2023, 19:00 Uhr
Definition
Adverse Selektion ist eine Art des Marktversagens, die Aufgrund unvollständiger Informationen entsteht. Produkte unterschiedlicher Qualität werden aus Gründen der asymmetrischen Informationen zum gleichen Preis verkauft, sodass zu wenig von dem Produkt der guten Qualität und zu viel von dem Produkt der schlechten Qualität verkauft wird. Das gleiche Phänomen lässt sich auch auf andere Fälle anwenden, wie zum Beispiel auf Arbeitsverträge etc.
Adverse Selektion bei Produkten
Auf einem Markt existieren Güter mit unterschiedlicher Qualität. Für das Modell genügen zwei unterschiedliche Gruppen: Güter guter Qualität und Güter schlechter Qualität. Während die Konsumenten ex-ante den Zustand des jeweiligen Produktes nicht kennen, wissen die Verkäufer dies. Somit bestehen eine Informationsasymmetrie zwischen beiden Parteien. Da die Konsumenten die Qualität der Produkte weder vom Produkt selbst noch am Preis ablesen können, kommt es zu Marktversagen. Das erste und wahrscheinlich berühmteste Beispiel ist der The Market for "Lemons", den George Akerlof 1970 in einem Paper beschreibt (siehe für das Paper hier).
Als Beispiel dient ein Gebrauchtwagenmarkt. Es gibt Autos guter und schlechter Qualität, die der guten Qualität kosten 15.000€, die der schlechten kosten 5.000€. Die Nachfrager können den Autos ihre Qualität nicht ansehen.
Daher sind sie nicht bereit 15.000€ zu zahlen, da es sich möglicherweise um ein schlechtes Auto handelt. Ihre Zahlungsbereitschaft beträgt somit maximal 5.000€. Für diesen Preis werden ihnen jedoch nur schlechte Autos angeboten. Somit bricht der Markt für gute Autos zusammen.
Beispiele
Krankenversicherung
Der Versicherungsnehmer hat bessere Information über sein Wohlergehen als der Versicherungsgeber jemals herausfinden kann. Es entsteht dann ein Problem bei der Versicherung: Man kann nicht bzw. nur schwierig beweisen, dass man gesund ist. Für den Versicherungsgeber besteht immer das Problem, dass eine Krankheit vorliegen könnte. Die Beweislage ist dann im Einzelfall problematisch. Einheitstarife können dann dazu führen, dass gesunde Versicherungsnehmer nicht freiwillig an der Versicherung teilnehmen. Staatliche Maßnahmen (Versicherungspflicht) werden häufig ökonomisch und rechtlich über Hinweise auf potentielle adverse Selektion gerechtfertigt.
Arbeitsmarkt
Es bestehen asymmetrische Informationen bezüglich der „Qualität“ des Arbeitnehmers wie zum Beispiel Motivation, Belastbarkeit, Teamfähigkeit usw. Die Selektion „guter“ Arbeitnehmer ist besonders schwierig und kostenintensiv. Möglicherweise kann zusätzliche Arbeitslosigkeit entstehen, wenn das Risiko, einen „schlechten“ Mitarbeiter einzustellen, zu hoch ist.
Finanzmarkt
Das Risiko eines Kredits bzw. eines finanziellen Projektes ist dem Kreditnehmer besser bekannt als dem Kreditgeber. Adverse Selektion tritt häufig bei jungen Unternehmen auf, und insbesondere bei Start-ups. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist schwierig bzw. nur zu hohen Kosten zu ermitteln. Die Kreditgeber (z.B. Banken) sind an geringem, der Kreditnehmer jedoch an hohem Risiko interessiert. Die Ursache hierfür ist die spezielle Auszahlungsstruktur bei Krediten. Während der Kreditgeber das gesamte Ausfallrisiko trägt, ist er nur begrenzt an möglichen Gewinnen beteiligt.
Lösungsmöglichkeiten für adverse Selektion
Zur Verhinderung von adverser Selektion gibt es verschiedene Lösungsansätze:
Staatliche Eingriffe
Staatliche Eingriffe sind eine Möglichkeit das Problem der adversen Selektion zu lösen. Im Beispiel der Krankenversicherung besteht die oben beschriebene Tendenz, dass sich ohne weitere Eingriffe häufig nur Menschen mit hohem Risiko versichern. Ein Versicherungsmarkt würde in dem Fall das häufig politische verfolgte Ziel nicht erfüllen. Eine Versicherungspflicht als staatlichen Eingriff führt jedoch dazu, dass ein Versicherungsmarkt besteht.
Separierende Verträge
Separierende Verträge ist die Möglichkeit durch das Angebot verschiedener Verträge Konsumenten oder Produzenten (je nach Fallbeispiel) dazu zu bringen, sich selbst zu selektieren. Im Fall der Krankenversicherung wären das zum Beispiel etliche Zusatzversicherungen. Eine einfache Versicherung deckt nur das aller nötigste ab, sodass sich auch Menschen mit geringem Risiko versichern. Eine Zusatzversicherung wie zum Beispiel eine Zahnzusatzversicherung bietet dann Personen mit ungesundem Ess- oder Zahnputzverhalten die Möglichkeit sich zusätzlich zu versichern.
Aufbau von Reputation
Reputation hilft vor allem bei Qualitäts-Informationsproblemen. Ein Autohersteller kann sich durch jahrelange Tätigkeit einen Ruf der guten Qualität erarbeiten. Ohne, dass ein Konsument wirklich weiß, ob das Auto vor ihm gut ist, kann er darauf vertrauen, dass jedes verkaufte Auto in den letzten Jahren eine sehr gute Qualität aufwies. Der Aufbau von Reputation ist somit die Möglichkeit einen Indikator für Qualität zu entwickeln.
Signale
Die besser informierte Marktseite kann Signale an die schlechter informierte Marktseite senden, die in gewisser Weise eine gute Qualität vermittelt. Preis-zurück Garantien kann ein Beispiel dafür sein. Im Weiteren soll ein Beispiel des Arbeitsmarktes zur Veranschaulichung von Signalen dienen.
Signale
Signale können von einer Marktseite gesendet werden, um eine gewisse Qualität, Fähigkeit oder ähnliches zu signalisieren. Im Weiteren soll ein Arbeitsmarkt als Beispiel dienen. Auf dem Arbeitsmarkt existieren produktive (Typ H) und unproduktive (Typ L) Arbeiter. Produktive Arbeiter können in einer bestimmten Zeit deutlich mehr Aufgaben bearbeiten als die unproduktiven und müssten daher einen höheren Lohn bekommen. Ohne Signale weiß ein Arbeitgeber nicht, wer ihm im Bewerbungsgespräch gegenüber sitzt. Daher besteht die Möglichkeit seitens des Arbeitgebers ein bestimmtes Ausbildungsniveau Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle y^* }
zu fordern. Beide Typen, sowohl H als auch L, können sich das Niveau aneignen. Der produktive Typ muss dafür jedoch weitaus weniger Energie investieren, als der unproduktive Typ.
Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für H:
Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für L:
Je größer y ist, desto größer ist auch der Unterschied der Kosten, dieses Niveau zu erreichen.
Das Niveau y=4 zu erreichen kostet Typ L 20.000 und Typ H nur 10.000. Sind die Mindestanforderungen für die Anstellung y=4 und der Lohn liegt insgesamt bei 15.000, hat Typ L mehr investiert, als er erhält. Typ H hat hingegen hat den Anreiz das Niveau y=4 anzustreben, da er insgesamt weniger investieren muss, als er erhält. Durch die Entscheidung wie hoch y ist, kann der Arbeitgeber bestimmen welcher Arbeitnehmer welchen Vertrag in Anspruch nimmt. Sei die Arbeit eines produktiven Arbeitnehmers 15.000 Wert und die des unproduktiven nur 8.000. Der Arbeitgeber muss ein y Niveau so wählen, dass Typ H den Vertrag mit dem höheren Gehalt anstrebt und Typ L den Vertrag mit dem niedrigeren Gehalt.
Entscheidung der Arbeitgebers: Der Arbeitgeber kann nicht ohne weiteres entscheiden, wer welchen Vertrag bekommt. Stattdessen kann er ein Ausbildungsniveau wählen, ab dem die Arbeitnehmer den Vertrag mit dem höheren Gehalt bekommen.
Entscheidung der Arbeitnehmer: Die Arbeitnehmer entscheiden welches Ausbildungsniveau y sie anstreben. Rein rational gibt es für sie nur zwei Optionen. und . Ein y oberhalb zu wählen würde die Kosten erhöhen, ohne das Gehalt ebenfalls zu erhöhen. Die zweite Option ist ein Ausbildungsniveau von 0 zu erreichen, da jedes y zwischen 0 und erneut die Kosten erhöht ohne auch das Gehalt zu erhöhen.
Entscheidung von Typ H: Für Typ H soll der Vertragstyp mit dem hohen Gehalt besser sein als alle anderen Optionen. In dem Modell soll also das hohe Gehalt abzüglich der Kosten um dieses zu erreichen größer sein als das niedrige Gehalt ohne Kosten (denn y=0).
Mit ergibt sich
Entscheidung von Typ L: Das Gehalt mit dem niedrigen Gehalt ohne Ausbildungskosten soll für Typ L größer sein, als das Gehalt mit dem hohen Gehalt und den Kosten um dieses Gehalt zu erreichen.
Mit ergibt sich
Die Wahl des : Damit Typ L keinen Anreiz hat das niedrigere Gehalt und Typ L gleichzeitig nicht den Anreiz hat das höhere Gehalt zu wählen, muss der Arbeitgeber sein y wie folgt wählen:
Mit der Grafik oben wird das Intervall veranschaulicht. Bei y=0 sind für beide Typen das Gehalt größer als die Kosten. Bei y=1,4 sind die Kosten von Typ L gleich dem Gehalt. Bei jedem marginal größeren y sind die Kosten größer und Typ L entscheidet sich für den Vertrag mit dem niedrigen Gehalt. Identisch dazu verhält es sich für Typ H bei y=2,8. Damit nur Typ H den hohen Lohn bekommt, muss y in dem eingezeichneten und oben dargestellten Intervall liegen.
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