Eingriffe in das Marktgleichgewicht: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Mikroökonomie 1
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==[[Steuern]]==
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==Steuern==
Steuern können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie erhoben werden können. Als Mengensteuer und als Wertsteuer.  
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Steuern können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie erhoben werden können. Als Mengensteuer und als Wertsteuer, einfachheitshalber schauen wir uns hier nur die Mengensteuer an. Wird eine Mengensteuer erhoben, so kann diese entweder durch die Anbieter oder durch die Nachfrager abgeführt werden. Analytisch unterscheiden wir an der Stelle zwischen dem Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{A} </math>) und dem Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{N} </math>).
 
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Die Mengensteuer wird pro verkaufter Einheit gezahlt. Rechnerisch wird also auf den Preis pro Einheit die Steuer addiert. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob die Anbieter oder die Nachfrager die Steuer abführen müssen. Rein rechnerisch wird hier aber zwischen dem Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{S} </math>) und dem Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{D} </math>) unterschieden. Im Fall, dass die Produzenten die Steuer abführen ist der Preis, den die Produzenten pro Einheit behalten dürfen, der Preis den die Konsumenten zahlen abzüglich der Mengensteuer. In dem Fall, in dem die Konsumenten die Steuer abführen ist der Preis den die Konsumenten pro Einheit zahlen müssen, der Preis, den die Produzenten behalten dürfen zuzüglich der Mengensteuer.  
 
Die Mengensteuer wird pro verkaufter Einheit gezahlt. Rechnerisch wird also auf den Preis pro Einheit die Steuer addiert. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob die Anbieter oder die Nachfrager die Steuer abführen müssen. Rein rechnerisch wird hier aber zwischen dem Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{S} </math>) und dem Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{D} </math>) unterschieden. Im Fall, dass die Produzenten die Steuer abführen ist der Preis, den die Produzenten pro Einheit behalten dürfen, der Preis den die Konsumenten zahlen abzüglich der Mengensteuer. In dem Fall, in dem die Konsumenten die Steuer abführen ist der Preis den die Konsumenten pro Einheit zahlen müssen, der Preis, den die Produzenten behalten dürfen zuzüglich der Mengensteuer.  
 
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'''Anbieter führt die Steuer ab''' <br>
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In dem Fall, in dem der Produzent die Steuer abführen muss, besteht der Produzentenpreis pro Einheit (<math display="inline"> P_{A} </math> = der Preis, den der Produzent behalten darf) aus dem Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{N} </math>) abzüglich der Mengensteuer: <br>
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<math display="inline"> P_{A}=P_{N}-t </math> <br>
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''Beispiel:'' Die Konsumenten müssen an der Supermarktkasse 1,00€ pro Brötchen bezahlen und die Steuer pro Brötchen beträgt 0,50€. Der Produzentenpreis lege in diesem Fall bei 0,50€. <br>
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'''Analytisch''' lies sich vor Einführung der Steuer ein [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] wie folgt ausrechnen: <br>
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<math display="inline"> Q_{N}(P)=Q_{A}(P) </math> <br>
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Auch mit der Mengensteuer schauen wir, bei welchem Preis die nachgefragte Menge der angebotenen Menge entspricht. <br>
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<math display="inline"> Q_{N}(P_{N})=Q_{A}(P_{A}) </math> wobei wir an dieser Stelle die Relation der Preise kennen <math display="inline"> P_{A}=P_{N}-t </math> <br>
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<math display="inline"> Q_{N}(P_{N})=Q_{A}(P_{N}-t) </math> <br>
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'''Grafisch''' lässt sich die [[Angebot|Angebotskurve]] um die Menge der Steuer nach oben verschieben. Intuitiv lässt sich die Mengensteuer als Erhöhung der Produktionskosten um die Mengensteuer verstehen. Im Schnittpunkt lässt sich der Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{N} </math>) finden, der abzüglich der Mengensteuer dem Produzentenpreis entspricht. <br> <br>
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'''Nachfrager führt die Steuer ab''' <br>
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Eine identische Intuition steckt hinter dem Fall, in dem die Nachfrager die Steuer abführen. Hier besteht der Konsumentenpreis pro Einheit (<math display="inline"> P_{N} </math> = den Preis den die Konsumenten für ein Gut bezahlen müssen) aus dem Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{N} </math>) zuzüglich der Mengensteuer. <br>
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<math display="inline"> P_{N}=P_{A}+t </math> <br>
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Wie man sieht ist diese Gleichung ledigliche eine Äquivalenzumformung aus der Gleichung aus dem Fall, in dem der Produzent die Steuer abführen müssen. <br>
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''Beispiel:'' In einem Supermarkt zahlt man nur die Nettopreise und neben den 0,50€, die das Brötchen selbst beim Anbieter gekostet hat, müssen hinterher noch 0,50€ pro Brötchen an das Finanzamt überwiesen werden. Der tatsächliche gezahlte Preis liegt hier also nicht nur bei 0,50€, sondern bei 1,00€. <br>
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'''Analytisch''' ist die Vorgehensweise zum Fall oben identisch: <br>
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<math display="inline"> Q_{N}(P_{N})=Q_{A}(P_{A}) </math> wobei wir an dieser Stelle die Relation der Preise kennen <math display="inline"> P_{N}=P_{A}+t </math> <br>
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<math display="inline"> Q_{N}(P_{A}+t)=Q_{A}(P_{A}) </math> <br>
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'''Grafisch''' lässt sich die [[Nachfrage|Nachfragekurve]] nach unten verschieben. Intuitiv (und inhaltlich nicht vollständig korrekt) lässt sich die verschobene Nachfragekurve als 'Netto Nachfragekurve' interpretieren (welchen Preis zahlt der Konsument netto an den Produzenten). Der Schnittpukt der neuen Nachfragekurve mit der Angebotskurve bildet den Produzentenpreis, auf den die Mengensteuer addiert werden muss, um die zu zahlenden Konsumentenpreis zu erlangen. <br>
 
<math display="inline"> P_{A}=P_{N}-t </math>
 
<math display="inline"> P_{A}=P_{N}-t </math>
 
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'''Wertsteuer''' <br>
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'''Vollkommen elastische Nachfrage''' <br>
Die Wertsteuer bemisst sich als fester Anteil des Preises, der auf den Preis des Produzenten aufgeschlagen wird. Ein Beispiel ist hier die Mehrwertsteuer von 19%, die unabhängig von der Höhe des Preises anfällt. Die Steuereinnahmen pro Einheit sind, anders als bei der Mengensteuer, variabel. Je höher der Preis pro Einheit, desto größer sind die Steuereinnahmen durch die Wertsteuer.
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Eine Besonderheit tritt bei einer [[Preiselastizität der Nachfrage|vollkommen elastischen Nachfrage]] auf. Bei einer volkommen unelastischen Nachfrage sind die Konsumenten nur zu einem bestimmten Preis bereit Güter zu kaufen. Da sich im [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] genau dieser Preis einstellt, haben Konsumenten keinen Nutzengewinn, sie zahlen ihre maximale Kaufbereitschaft. <br>
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Wie in der Abbildung ersichtlich ist, ist keine Kosumentenrente vorhanden. Die Produzentenrente ist in der roten Fläche eigezeichnet. Eine Steuer würde den Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{P} </math>), also den Preis, den Produzenten behalten dürfen, senken. Die Produzentenrente verringert sich und es entstehen Steuereinnahmen (Orangene Fläche). Insgesamt reduziert sich jedoch die Gesamtwohlfahrt um den Wohlfahrtsverlust (graue Fläche). <br>
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[[Datei:Steuer 1.png|280px|rahmenlos]]
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[[Datei:Steuer 2.png|250px|rahmenlos]]
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'''Volkommen elastisches Angebot''' <br>
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Bei einem [[Preiselastizität des Angebots|vollkommen elastischem Angebot]] bietet Unternehmen nur zu einem bestimmten Preis an, der sich  im [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] als Marktpreis einstellt. Die Fläche zwischen der Nachfragefunktion und dem Marktpreis ist die Konsumentenrente. Die Produzentenrente ist in diesem Fall nicht vorhanden, da keine Güter für einen geringeren Preis verkauft werden würden. Eine [[Steuern|Steuer]] verändert das Marktgleichgewicht in einer Art und Weise, in der sich der Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{K} </math>) erhöht. Dadurch verringert sich die Konsumentenrente (Blaue Fläche), Steuereinnahmen (orangene Fläche) und ein Wohlfahrtsverlust (graue Fläche) entstehen. Insgesamt verringert sich die Gesamtwohlfahrt. <br>
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[[Datei:Steuer 3.png|260px|rahmenlos]]
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[[Datei:Steuer 4.png|250px|rahmenlos]]
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'''Vollkommen unelastische Nachfrage''' <br>
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Bei einer [[Preiselastizität der Nachfrage|vollkommen unelastischen Nachfrage]] fragen Konsumenten eine sich nicht verändernde Menge eines Gutes nach. Hierbei ist die Höhe des Preises für die Menge irrelevant. Die Konsumentenrente liegt auch hier zwischen der [[Nachfrage|Nachfragefunktion]] und dem Preis, den die Konsumenten zahlen müssen. Diese Fläche ist in der Abbildung blau eingezeichnet und ist unendlich groß. Eine [[Steuern|Steuer]] erhöht den Konsumentenpreis (<math display="inline"> P_{K} </math>) und ändert somit den Preis, den die Konsumenten zahlen müssen. Die Fläche zwischen der Nachfragefunktion und dem zu zahlenden Konsumentenpreis bildet auch hier die Konsumentenrente, die noch immer unendlich groß ist, jedoch um die Steuereinnahmen (orangene Fläche) verringert wurde. Es entsteht bei einer vollkommen unelastischen Nachfrage kein Wohlfahrtsverlust und die Gesamtwohlfahrt ist unverändert, da die Steuereinnahmen im Modell der Gesamtwirtschaft zugutekommen. <br>
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[[Datei:Steuer 5.png|250px|rahmenlos]]
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[[Datei:Steuer 6.png|250px|rahmenlos]]
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'''Vollkommen unelastisches Angebot''' <br>
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Bei einem [[Preiselastizität des Angebots|vollkommen unelastischen Angebot]] bieten Produzenten eine sich nicht verändernde Menge eines Gutes an. Ähnlich bei der vollkommen unelastischen Nachfrage reagiert die angebotene Menge nicht auf eine Preisänderung. Die Konsumentenrente ist in der Abbildung unten blau und die Produzentenrente rot eingezeichnet. Durch die Einführung einer [[Steuern|Mengensteuer]] verringert sich der Produzentenpreis (<math display="inline"> P_{P} </math>), also der Preis den die Produzenten letztlich behalten dürfen. Hierdurch entstehen Steuereinnahmen (orangene Fläche) und die Produzentenrente verringert sich um die Steuereinnahmen. Die Konsumentenrente und damit auch Gesamtwohlfahrt bleibt unverändert. <br>
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[[Datei:Steuer 7.png|270px|rahmenlos]]
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[[Datei:Steuer 8.png|250px|rahmenlos]] <br>
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==[[Zölle und Importquoten]]==
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==Zölle und Importquoten==
Ein Freihandel mit einem günstigeren Weltmarktpreis reudziert den inländischen Preis und erhöht die gehandelte Menge. Bei einem Weltmarktpreis von <math display="inline"> p_{W} </math> wird bei der inländischen Produktion lediglich bis E angeboten, nachgefragt wird bei diesem Preis jedoch eine Menge G. Die Differenz zwischen den beiden Mengen wird importiert. Der Freihandel führt im Vergleich zu einer geschlossenen inländischen Wirtschaft zu einem Wohlfartsgewinn, da der Zuwachs der [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrente]] größer ist als die Reduzierung der [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]]. Importquoten und Zölle erhöhen zwar den Preis, den die Produzenten im Inland im Vergleich zum Freihandel verlangen können, doch reduzieren sie auch die Wohlfahrt. <br>
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'''Freihandel und Protektionismus''' <br>
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In der Abbildung lässt sich der Freihandel und der komplett protektionistische Inlandshandel vergleichen. Im Falle des rein inländischen Handels liegt der Preis bei <math display="inline"> p_{0} </math> und die gehandelte Menge bei <math dispay="inline"> Q_{0} </math>. Die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrente]] umfasst AFB und die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]] BFD. Durch die Einführung des Weltmarkhandels, sinkt der Preis auf <math display="inline"> p_{W} </math>. Zu diesem Preis wird nur eine Menge bis E durch das Inland angeboten, nachgefragt wird im Inland jedoch bis zu G. Die Differenz (von E zu G) wird durch Importe abgedeckt. Die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrent]] beträgt nun ACG un die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]] CDE. Wie zu sehen ist, ist die Gesamtwohlfahrt im Inland bei Freihandel um EFG größer, als im Vergleich zum protektionistischen Handel. Eine protektionistische Form des wirtschaftens ist somit nicht [[Effizienz|pareto effizient]].<br>
 
[[Datei:Freihandel.png|500px|rahmenlos]]
 
[[Datei:Freihandel.png|500px|rahmenlos]]
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'''Die Erhebung von Zöllen''' <br>
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Zölle werden meist erst erhoben, sobald der Weltmarktpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises im Inland liegt. Ohne Eingriff würde der Preis beim Weltmarkpreis liegen und die durch den Inland angebotene Menge wäre geringer als die nachgefragte Menge beim Weltmarktpreis. Die Differenz zwischen der vom Inland angebotenen Menge und der im Inland nachgefragten Menge wird durch Importe gedeckt (siehe Abbildung oben). <br>
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Im Falle eines Importzolls wäre der Gleichgewichtspreis des Inlands unverändert, nur der Preis, der durch die Produktion im Ausland kommt, erhöht sich um den Zoll. Hierdurch liegt der endgültige Preis über dem Preis ohne Zoll. Die Differenz zwischen der inländisch angebotenen Menge und der zu dem Preis inländisch nachgefragten Menge ist geringer und damit auch der Import. <br>
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Die Einführung von Importzöllen würde den Marktpreis um die Höhe des Zolls erhöhen und der Preis <math display="inline"> p_{W} </math> läge höher. Die Differenz zwischen dem neuen und dem alten Weltmarktpreis multipliziert mit der Zollhöhe, würden die Zolleinnahmen ergeben. Der Wohlfahrtszugewinn wäre in diesem Fall allerdings kleiner.
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'''Importquoten''' <br>
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Importquoten sind eine gewisse Menge die importiert werden dürfen und eine alternative Möglichkeit um die inlädnische Produktion im Ganzen oder in Sektoren vor der günstigeren Produktion im Ausland zu schützen. Auch in diesem Fall liegt der endgültige Preis unter dem Gleichgewichtspreis, der sich im Inland ergeben würde. Er ergbit sich aus dem Schnittpunkt der Nachfragekurve im Inland mit der Angebotskurve aus dem Inland addiert mit der Menge aus der Importquote.
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==Subventionen==
 
==Subventionen==
 
Subventionen können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Die Funktion von Subventionen verhält sich vergleichbar wie die der [[Steuern]], weshalb sie häufig auch als negative Steuern bezeichnet werden. Wenn sich der Staat dazu entschließt Subventionen zu zahlen um zum Beispiel einen Wirtschaftssektor zu unterstützen, dann kann er dies durch Zuschüsse in der Produktion tun. Die Produktion der einzelnen Einheiten kostet nach wie vor genauso viel, doch bekommen die produzierenden Unternehmen finanzielle Unterstützung und müssen daher für jede Einheit weniger zahlen. Die [[Angebot|Angebotskurve]] verschiebt sich fiktiv nach unten/rechts. Es ergibt sich nun ein neues Gleichgewicht, bei dem die Menge höher und der Preis niedriger verglichen mit dem Gleichgewicht ohne Subventionen ist. <br>
 
Subventionen können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Die Funktion von Subventionen verhält sich vergleichbar wie die der [[Steuern]], weshalb sie häufig auch als negative Steuern bezeichnet werden. Wenn sich der Staat dazu entschließt Subventionen zu zahlen um zum Beispiel einen Wirtschaftssektor zu unterstützen, dann kann er dies durch Zuschüsse in der Produktion tun. Die Produktion der einzelnen Einheiten kostet nach wie vor genauso viel, doch bekommen die produzierenden Unternehmen finanzielle Unterstützung und müssen daher für jede Einheit weniger zahlen. Die [[Angebot|Angebotskurve]] verschiebt sich fiktiv nach unten/rechts. Es ergibt sich nun ein neues Gleichgewicht, bei dem die Menge höher und der Preis niedriger verglichen mit dem Gleichgewicht ohne Subventionen ist. <br>
[[Datei:Subvention1.png|500px|rahmenlos]] <br clear="all">
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Wie in der Abbildung oben zu sehen ist, stellt sich ein neues Gleichgewicht mit der Menge <math display="inline"> Q_{1} </math> ein. Die Konsumenten haben durch die Subventionen nur einen Preis <math display="inline"> p_{2} </math> zu zahlen, die Produzenten können zum Preis <math display="inline"> p_{1} </math> verkaufen. Die Differenz zwischen den beiden Preisen entspricht der Subventionshöhe und wird vom Staat übernommen. Daher ergeben sich für den Staat kosten, die der Subventionshöhe multipliziert mit den verkauften Einheiten (<math display="inline"> Q_{1} </math>) entsprechen (gelbe Fläche).
 
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Wie in der Abbildung oben zu sehen ist, stellt sich ein neues Gleichgewicht mit der Menge <math display="inline"> Q_{1} </math> ein. Die Konsumenten haben durch die Subventionen nur einen Preis <math display="inline"> p_{2} </math> zu zahlen, die Produzenten können zum Preis <math display="inline"> p_{1} </math> verkaufen. Die Differenz zwischen den beiden Preisen entspricht der Subventionshöhe und wird vom Staat übernommen. Daher ergeben sich für den Staat kosten, die der Subventionshöhe multipliziert mit den verkauften Einheiten (<math display="inline"> Q_{1} </math>) entsprechen. Grafisch entspricht die gelbe Fläche den Kosten: <br>
 
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Die Wohlfahrt verringert sich um den Wohlfahrtsverlust Fläche (DFH). Wie genau dieser Zustande kommt lässt sich durch die Veränderung der [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrente]] und der [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]] erklären. <br>
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'''Die Gesamtwohlfahrt bei Subventionen''' <br>
In manchen Fällen sind Subventionen jedoch sogar notwendig. Bei [[Zusammenfassung des Monopolisten|natürlichen Monopolen]] würden Produzenten ohne Subventionen Verluste machen und das Gut/ die Dienstleistung würde gar nicht erst angeboten. <br>
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Konsumenten haben durch die [[Eingriffe in das Marktgleichgewicht|Subventionen]] nur einen Preis <math display="inline"> p_{2} </math> zu zahlen, die Produzenten können zum Preis <math display="inline"> p_{1} </math> verkaufen. Die Differenz zwischen den beiden Preisen entspricht der Subventionshöhe und wird vom Staat übernommen. Daher ergeben sich für den Staat kosten, die der Subventionshöhe multipliziert mit den verkauften Einheiten (<math display="inline"> Q_{1} </math>) entsprechen. Grafisch entspricht die gelbe Fläche den Kosten. <br> Durch die Subvention fragen die Konsumenten mehr zu einem günstigeren Preis nach, wodurch sich die Konsumentenrente (blaue Fläche) vergrößert. Die zusätzliche Rente lässt sich in der Fläche <math display="inline> p^{*} H F p_{2} </math> erkennen.<br>
Auch die Nachfrage kann subventioniert werden, in diesem Fall würden die Nachfrager die finanzielle Unterstützung erhalten und nun zum selben Produzentenpreis mehr nachfragen. Die Nachfragekurve verschiebt sich in diesem Fall nach oben/rechts.
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Die Produzentenrente (rote Fläche) vergrößert sich ebenfalls, denn die Produzenten sind in der Lage mehr zu einem größeren Preis zu verkaufen. Der Zugewinn der Produzentenrente lässt sich in der <math display="inline> p_{1} D H p_{2} </math> Fläche erkennen. <br>
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Zusammen entsprechen beide Zugewinne der jeweiligen Rente allerdings nicht der gelben Fläche, also den Ausgaben des Staates. Die DHF Fläche kann nicht gedeckt werden und stellt den Wohlfahrtsverlust dar. <br>
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[[Datei:Subvention3.png|300px|rahmenlos]]
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[[Datei:Subvention4.png|300px|rahmenlos]]
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[[Datei:Subvention5.png|300px|rahmenlos]]
  
==Bindende Mindestpreise und Preisstützen==
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==Bindender Mindestpreis==
 
Ein Mindestpreis ist eine Vorgabe den Preis betreffend, die festschreibt, wie niedrig ein Preis maximal sein darf. Ein Preis unter einem Mindestpreis ist nicht mehr möglich, ein Preis über dem Mindestpreis jedoch schon. Liegt der festgelegte Mindestpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises, so ist dieser nicht wirksam. Es würde sich das [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] mitsamt seines Preises einstellen. Liegt der Mindestpreis jedoch über dem Gleichgewichtspreis, so ist dieser bindend. <br>
 
Ein Mindestpreis ist eine Vorgabe den Preis betreffend, die festschreibt, wie niedrig ein Preis maximal sein darf. Ein Preis unter einem Mindestpreis ist nicht mehr möglich, ein Preis über dem Mindestpreis jedoch schon. Liegt der festgelegte Mindestpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises, so ist dieser nicht wirksam. Es würde sich das [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] mitsamt seines Preises einstellen. Liegt der Mindestpreis jedoch über dem Gleichgewichtspreis, so ist dieser bindend. <br>
 
''Beispiel'': Auf einem Viehmarkt existiert ein Mindestpreis von 100€ pro Kuh. Würde der Preis der Bauern für ihre Kühe jeweils 200€ betragen, dürfen sie diese auch weiterhin für diesen Preis verkaufen. Liegt der Preis der Bauern jedoch nur bei 80€, so dürfen sie ihre Kühe für wenigstens 100€ verkaufen. <br>
 
''Beispiel'': Auf einem Viehmarkt existiert ein Mindestpreis von 100€ pro Kuh. Würde der Preis der Bauern für ihre Kühe jeweils 200€ betragen, dürfen sie diese auch weiterhin für diesen Preis verkaufen. Liegt der Preis der Bauern jedoch nur bei 80€, so dürfen sie ihre Kühe für wenigstens 100€ verkaufen. <br>
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In dem Beispiel oben liegt der Mindestpreis (<math display="inline"> p_{min} </math>) über dem Gleichgewichtspreis (<math display="inline"> p_{0} </math>) und ist daher bindend. Bei diesem Mindestpreis wird eine Menge <math display="inline"> Q_{2} </math> angeboten, jedoch nur eine Menge <math display="inline"> Q_{1} </math> nachgefragt. Es wird also mehr angeboten als nachgefragt, was ein Angebotsüberschuss darstellt. Dieser Überschuss ist [[Effizienz|ineffizient]] und ist im Wohlfahrtsverlust (Fläche BCD) sichtbar. Es wird bei einem zu hohen Preis eine zu geringe Menge nachgefragt.
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In dem Beispiel oben liegt der Mindestpreis (<math display="inline"> p_{min} </math>) über dem Gleichgewichtspreis (<math display="inline"> p_{0} </math>) und ist daher bindend. Bei diesem Mindestpreis wird eine Menge <math display="inline"> Q_{2} </math> angeboten, jedoch nur eine Menge <math display="inline"> Q_{1} </math> nachgefragt. Es wird also mehr angeboten als nachgefragt, was ein Angebotsüberschuss darstellt. Aus diesem Grund verringert sich die Konsumentenrente (als blaue Fläche eingezeichnet) im Vergleich zum Fall ohne bindenden Mindestpreis. Ob sich die Produzentenrente (als rote Fläche eingezeichnet) insgesamt verringert oder vergrößert lässt sich allgemein nicht sagen, hier kommt es auf den Verlauf der Angebotsfunktion an. Klar ist, die Gesamtwohlfahrt verringert sich um den Wohlfahrtsverlust (graue Fläche) und das neue [[Marktgleichgewicht im perfekten Wettbewerb|Marktgleichgewicht]] ist [[Effizienz|ineffizient]]  
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==Preisstützen==
 
Eine Möglichkeit um den effekt des bindenden Mindestpreis ebenfalls zu erreichen sind Preisstützen. In diesem Fall kann ein Preis überhalb des Gleichgewichtspreises durchgesetzt werden, in dem Regierungen (oder andere Dritte) die Überproduktion zu diesem Preis abkaufen. <br>
 
Eine Möglichkeit um den effekt des bindenden Mindestpreis ebenfalls zu erreichen sind Preisstützen. In diesem Fall kann ein Preis überhalb des Gleichgewichtspreises durchgesetzt werden, in dem Regierungen (oder andere Dritte) die Überproduktion zu diesem Preis abkaufen. <br>
[[Datei:Preisstütze.png|500px|rahmenlos]]  
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[[Datei:PreisstützeRente1.png|300px|rahmenlos]]
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[[Datei:PreisstützeRente2.png|300px|rahmenlos]]
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[[Datei:Preisstütze.png|300px|rahmenlos]]
 
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In der Abbildung oben ist das Prinzip der Preisstütze grafisch erklärt. Der Staat tritt selbst als Nachfrager in dem Markt auf und fragt eine Menge <math display="inline"> Q_{g} </math> nach, sodass sich die [[Nachfrage|Nachfragekurve]] D soweit verschiebt, bis mit D' und S der gewünschte Marktgleichgewichtspreis entsteht. Der daraus resultierende MArktpreis liegt bei <math display="inline"> p_{S} </math> und die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrente]] beträgt jetzt daher die Fläche ABE und die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]] BDI. Da der Staat die Differenz zwischen <math display="inline"> Q_{2} </math> und <math display="inline"> Q_{1} </math> aufkauft, entstehen Kosten für den Staat, die in der Fläche EGIJ zu finden sind. <br>
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In der Abbildung oben ist das Prinzip der Preisstütze grafisch erklärt. Der Staat tritt selbst als Nachfrager in dem Markt auf und fragt eine Menge <math display="inline"> Q_{g} </math> nach, sodass sich die [[Nachfrage|Nachfragekurve]] D soweit verschiebt, bis mit D' und S der gewünschte Marktgleichgewichtspreis entsteht. Der daraus resultierende Marktpreis liegt bei <math display="inline"> p_{S} </math> und die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Konsumentenrente]] (in blau) beträgt jetzt daher die Fläche ABE und die [[Konsumentenrente und Produzentenrente|Produzentenrente]] (in rot) BDI. Da der Staat die Differenz zwischen <math display="inline"> Q_{2} </math> und <math display="inline"> Q_{1} </math> aufkauft, entstehen Kosten für den Staat, die in der Fläche EGIJ zu finden sind. <br>
 
Neben den Kosten entsteht außerdem ein Wohlfahrtsverlust, da im neuen Gleichgewicht zu einem höheren Preis mehr nachgefragt wird, als es effizient wäre. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Fläche, die auch schon die Kosten zeigen (EGIJ) gleichzeitig den Wohlfahrtsverlust widerspiegeln. Dem ist jedoch nicht so. Aufgrund des Einschreitens des Staates ist die Gesamtrente, also die Konsumentenente addiert mit der Produzentenrente, größer. Um genau zu sein vergrößert sie sich um das EHI Dreieck. Das Dreieck ist zwar Teil der Kosten, aber auch Teil der zusätzlichen Wohlfahrt und stellt daher kein Wohlfahrtsverlust dar. Zur Verdeutlichung lässt sich ein Szenario kreieren, in dem sich der Staat durch die Firmen finanziert. In diesem Fall würden die Firmen die Ausgaben tätigen, bekommen dafür aber auch höhere Einnahmen. Das Dreieck EFH ist ebenso Teil der Gesamtwohlfahrt und Teil der Kosten, jedoch auch Teil des Wohlfahrtsverlusts. Dies ist damit begründet, dass es bereits ohne staatlichen Eingriff Teil der Wohlfahrt war und daher keine zusätzlicher Rente trotz Kosten ist. <br>
 
Neben den Kosten entsteht außerdem ein Wohlfahrtsverlust, da im neuen Gleichgewicht zu einem höheren Preis mehr nachgefragt wird, als es effizient wäre. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Fläche, die auch schon die Kosten zeigen (EGIJ) gleichzeitig den Wohlfahrtsverlust widerspiegeln. Dem ist jedoch nicht so. Aufgrund des Einschreitens des Staates ist die Gesamtrente, also die Konsumentenente addiert mit der Produzentenrente, größer. Um genau zu sein vergrößert sie sich um das EHI Dreieck. Das Dreieck ist zwar Teil der Kosten, aber auch Teil der zusätzlichen Wohlfahrt und stellt daher kein Wohlfahrtsverlust dar. Zur Verdeutlichung lässt sich ein Szenario kreieren, in dem sich der Staat durch die Firmen finanziert. In diesem Fall würden die Firmen die Ausgaben tätigen, bekommen dafür aber auch höhere Einnahmen. Das Dreieck EFH ist ebenso Teil der Gesamtwohlfahrt und Teil der Kosten, jedoch auch Teil des Wohlfahrtsverlusts. Dies ist damit begründet, dass es bereits ohne staatlichen Eingriff Teil der Wohlfahrt war und daher keine zusätzlicher Rente trotz Kosten ist. <br>
 
Der gesamte Wohlfahrtsverlust ist daher in der Fläche des grauen Dreiecks sichtbar.
 
Der gesamte Wohlfahrtsverlust ist daher in der Fläche des grauen Dreiecks sichtbar.

Version vom 16. Mai 2023, 16:15 Uhr

Eingriffe in das Marktgleichgewicht des perfekten Wettbewerbs erfolgen häufig durch staatliche Interventionen und führen in den meisten Fällen zu einem Wohlfahrtsverlust und einer ineffizienten Allokation. Hier gilt allerdings zu differenzieren zwischen einer ökonomischen Sichtweise, wie wir sie anstellen, und einer ökonomischen Sichtweise, die von unseren Modellen abstrahiert. Als Beispiel dienen Steuern: zwar führen Steuern zu Wohlfahrtsverlusten, dennoch erfüllen sie einen Sinn und sind daher nicht grundsätzlich als schlecht zu erachten.
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Steuern

Steuern können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie erhoben werden können. Als Mengensteuer und als Wertsteuer, einfachheitshalber schauen wir uns hier nur die Mengensteuer an. Wird eine Mengensteuer erhoben, so kann diese entweder durch die Anbieter oder durch die Nachfrager abgeführt werden. Analytisch unterscheiden wir an der Stelle zwischen dem Produzentenpreis () und dem Konsumentenpreis ().

Mengensteuer:
Die Mengensteuer wird pro verkaufter Einheit gezahlt. Rechnerisch wird also auf den Preis pro Einheit die Steuer addiert. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob die Anbieter oder die Nachfrager die Steuer abführen müssen. Rein rechnerisch wird hier aber zwischen dem Produzentenpreis () und dem Konsumentenpreis () unterschieden. Im Fall, dass die Produzenten die Steuer abführen ist der Preis, den die Produzenten pro Einheit behalten dürfen, der Preis den die Konsumenten zahlen abzüglich der Mengensteuer. In dem Fall, in dem die Konsumenten die Steuer abführen ist der Preis den die Konsumenten pro Einheit zahlen müssen, der Preis, den die Produzenten behalten dürfen zuzüglich der Mengensteuer.

Anbieter führt die Steuer ab
In dem Fall, in dem der Produzent die Steuer abführen muss, besteht der Produzentenpreis pro Einheit ( = der Preis, den der Produzent behalten darf) aus dem Konsumentenpreis () abzüglich der Mengensteuer:

Beispiel: Die Konsumenten müssen an der Supermarktkasse 1,00€ pro Brötchen bezahlen und die Steuer pro Brötchen beträgt 0,50€. Der Produzentenpreis lege in diesem Fall bei 0,50€.
Analytisch lies sich vor Einführung der Steuer ein Marktgleichgewicht wie folgt ausrechnen:

Auch mit der Mengensteuer schauen wir, bei welchem Preis die nachgefragte Menge der angebotenen Menge entspricht.
wobei wir an dieser Stelle die Relation der Preise kennen

Grafisch lässt sich die Angebotskurve um die Menge der Steuer nach oben verschieben. Intuitiv lässt sich die Mengensteuer als Erhöhung der Produktionskosten um die Mengensteuer verstehen. Im Schnittpunkt lässt sich der Konsumentenpreis () finden, der abzüglich der Mengensteuer dem Produzentenpreis entspricht.

Nachfrager führt die Steuer ab
Eine identische Intuition steckt hinter dem Fall, in dem die Nachfrager die Steuer abführen. Hier besteht der Konsumentenpreis pro Einheit ( = den Preis den die Konsumenten für ein Gut bezahlen müssen) aus dem Produzentenpreis () zuzüglich der Mengensteuer.

Wie man sieht ist diese Gleichung ledigliche eine Äquivalenzumformung aus der Gleichung aus dem Fall, in dem der Produzent die Steuer abführen müssen.
Beispiel: In einem Supermarkt zahlt man nur die Nettopreise und neben den 0,50€, die das Brötchen selbst beim Anbieter gekostet hat, müssen hinterher noch 0,50€ pro Brötchen an das Finanzamt überwiesen werden. Der tatsächliche gezahlte Preis liegt hier also nicht nur bei 0,50€, sondern bei 1,00€.
Analytisch ist die Vorgehensweise zum Fall oben identisch:
wobei wir an dieser Stelle die Relation der Preise kennen

Grafisch lässt sich die Nachfragekurve nach unten verschieben. Intuitiv (und inhaltlich nicht vollständig korrekt) lässt sich die verschobene Nachfragekurve als 'Netto Nachfragekurve' interpretieren (welchen Preis zahlt der Konsument netto an den Produzenten). Der Schnittpukt der neuen Nachfragekurve mit der Angebotskurve bildet den Produzentenpreis, auf den die Mengensteuer addiert werden muss, um die zu zahlenden Konsumentenpreis zu erlangen.


Wer die Steuer abführen muss ist jedoch für den Effekt der Steuer irrelevant.
Produzent zahlt Steuer.png Konsument zahlt Steuer.png
Wer mehr der Steuerlast trägt entscheidet sich dadurch durch den Vergleich der Preiselastizität der Nachfrage und der Preiselastizität des Angebots. Die prozentuale Mengenänderung der elastischeren Marktseite wäre größer als bei der unelastischeren Seite, weshalb die Steuerlast stärker von der unelastischeren Marktseite getragen wird.

Vollkommen elastische Nachfrage
Eine Besonderheit tritt bei einer vollkommen elastischen Nachfrage auf. Bei einer volkommen unelastischen Nachfrage sind die Konsumenten nur zu einem bestimmten Preis bereit Güter zu kaufen. Da sich im Marktgleichgewicht genau dieser Preis einstellt, haben Konsumenten keinen Nutzengewinn, sie zahlen ihre maximale Kaufbereitschaft.
Wie in der Abbildung ersichtlich ist, ist keine Kosumentenrente vorhanden. Die Produzentenrente ist in der roten Fläche eigezeichnet. Eine Steuer würde den Produzentenpreis (), also den Preis, den Produzenten behalten dürfen, senken. Die Produzentenrente verringert sich und es entstehen Steuereinnahmen (Orangene Fläche). Insgesamt reduziert sich jedoch die Gesamtwohlfahrt um den Wohlfahrtsverlust (graue Fläche).
Steuer 1.png Steuer 2.png

Volkommen elastisches Angebot
Bei einem vollkommen elastischem Angebot bietet Unternehmen nur zu einem bestimmten Preis an, der sich im Marktgleichgewicht als Marktpreis einstellt. Die Fläche zwischen der Nachfragefunktion und dem Marktpreis ist die Konsumentenrente. Die Produzentenrente ist in diesem Fall nicht vorhanden, da keine Güter für einen geringeren Preis verkauft werden würden. Eine Steuer verändert das Marktgleichgewicht in einer Art und Weise, in der sich der Konsumentenpreis () erhöht. Dadurch verringert sich die Konsumentenrente (Blaue Fläche), Steuereinnahmen (orangene Fläche) und ein Wohlfahrtsverlust (graue Fläche) entstehen. Insgesamt verringert sich die Gesamtwohlfahrt.
Steuer 3.png Steuer 4.png

Vollkommen unelastische Nachfrage
Bei einer vollkommen unelastischen Nachfrage fragen Konsumenten eine sich nicht verändernde Menge eines Gutes nach. Hierbei ist die Höhe des Preises für die Menge irrelevant. Die Konsumentenrente liegt auch hier zwischen der Nachfragefunktion und dem Preis, den die Konsumenten zahlen müssen. Diese Fläche ist in der Abbildung blau eingezeichnet und ist unendlich groß. Eine Steuer erhöht den Konsumentenpreis () und ändert somit den Preis, den die Konsumenten zahlen müssen. Die Fläche zwischen der Nachfragefunktion und dem zu zahlenden Konsumentenpreis bildet auch hier die Konsumentenrente, die noch immer unendlich groß ist, jedoch um die Steuereinnahmen (orangene Fläche) verringert wurde. Es entsteht bei einer vollkommen unelastischen Nachfrage kein Wohlfahrtsverlust und die Gesamtwohlfahrt ist unverändert, da die Steuereinnahmen im Modell der Gesamtwirtschaft zugutekommen.
Steuer 5.png Steuer 6.png

Vollkommen unelastisches Angebot
Bei einem vollkommen unelastischen Angebot bieten Produzenten eine sich nicht verändernde Menge eines Gutes an. Ähnlich bei der vollkommen unelastischen Nachfrage reagiert die angebotene Menge nicht auf eine Preisänderung. Die Konsumentenrente ist in der Abbildung unten blau und die Produzentenrente rot eingezeichnet. Durch die Einführung einer Mengensteuer verringert sich der Produzentenpreis (), also der Preis den die Produzenten letztlich behalten dürfen. Hierdurch entstehen Steuereinnahmen (orangene Fläche) und die Produzentenrente verringert sich um die Steuereinnahmen. Die Konsumentenrente und damit auch Gesamtwohlfahrt bleibt unverändert.
Steuer 7.png Steuer 8.png


Zölle und Importquoten

Freihandel und Protektionismus
In der Abbildung lässt sich der Freihandel und der komplett protektionistische Inlandshandel vergleichen. Im Falle des rein inländischen Handels liegt der Preis bei und die gehandelte Menge bei . Die Konsumentenrente umfasst AFB und die Produzentenrente BFD. Durch die Einführung des Weltmarkhandels, sinkt der Preis auf . Zu diesem Preis wird nur eine Menge bis E durch das Inland angeboten, nachgefragt wird im Inland jedoch bis zu G. Die Differenz (von E zu G) wird durch Importe abgedeckt. Die Konsumentenrent beträgt nun ACG un die Produzentenrente CDE. Wie zu sehen ist, ist die Gesamtwohlfahrt im Inland bei Freihandel um EFG größer, als im Vergleich zum protektionistischen Handel. Eine protektionistische Form des wirtschaftens ist somit nicht pareto effizient.
Freihandel.png

Die Erhebung von Zöllen
Zölle werden meist erst erhoben, sobald der Weltmarktpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises im Inland liegt. Ohne Eingriff würde der Preis beim Weltmarkpreis liegen und die durch den Inland angebotene Menge wäre geringer als die nachgefragte Menge beim Weltmarktpreis. Die Differenz zwischen der vom Inland angebotenen Menge und der im Inland nachgefragten Menge wird durch Importe gedeckt (siehe Abbildung oben).
Im Falle eines Importzolls wäre der Gleichgewichtspreis des Inlands unverändert, nur der Preis, der durch die Produktion im Ausland kommt, erhöht sich um den Zoll. Hierdurch liegt der endgültige Preis über dem Preis ohne Zoll. Die Differenz zwischen der inländisch angebotenen Menge und der zu dem Preis inländisch nachgefragten Menge ist geringer und damit auch der Import.
Die Einführung von Importzöllen würde den Marktpreis um die Höhe des Zolls erhöhen und der Preis läge höher. Die Differenz zwischen dem neuen und dem alten Weltmarktpreis multipliziert mit der Zollhöhe, würden die Zolleinnahmen ergeben. Der Wohlfahrtszugewinn wäre in diesem Fall allerdings kleiner.

Importquoten
Importquoten sind eine gewisse Menge die importiert werden dürfen und eine alternative Möglichkeit um die inlädnische Produktion im Ganzen oder in Sektoren vor der günstigeren Produktion im Ausland zu schützen. Auch in diesem Fall liegt der endgültige Preis unter dem Gleichgewichtspreis, der sich im Inland ergeben würde. Er ergbit sich aus dem Schnittpunkt der Nachfragekurve im Inland mit der Angebotskurve aus dem Inland addiert mit der Menge aus der Importquote.


Subventionen

Subventionen können auf Güter oder auch Dienstleistungen gezahlt werden. Die Funktion von Subventionen verhält sich vergleichbar wie die der Steuern, weshalb sie häufig auch als negative Steuern bezeichnet werden. Wenn sich der Staat dazu entschließt Subventionen zu zahlen um zum Beispiel einen Wirtschaftssektor zu unterstützen, dann kann er dies durch Zuschüsse in der Produktion tun. Die Produktion der einzelnen Einheiten kostet nach wie vor genauso viel, doch bekommen die produzierenden Unternehmen finanzielle Unterstützung und müssen daher für jede Einheit weniger zahlen. Die Angebotskurve verschiebt sich fiktiv nach unten/rechts. Es ergibt sich nun ein neues Gleichgewicht, bei dem die Menge höher und der Preis niedriger verglichen mit dem Gleichgewicht ohne Subventionen ist.
Subvention1.png Subvention2.png

Wie in der Abbildung oben zu sehen ist, stellt sich ein neues Gleichgewicht mit der Menge ein. Die Konsumenten haben durch die Subventionen nur einen Preis zu zahlen, die Produzenten können zum Preis verkaufen. Die Differenz zwischen den beiden Preisen entspricht der Subventionshöhe und wird vom Staat übernommen. Daher ergeben sich für den Staat kosten, die der Subventionshöhe multipliziert mit den verkauften Einheiten () entsprechen (gelbe Fläche).

Die Gesamtwohlfahrt bei Subventionen
Konsumenten haben durch die Subventionen nur einen Preis zu zahlen, die Produzenten können zum Preis verkaufen. Die Differenz zwischen den beiden Preisen entspricht der Subventionshöhe und wird vom Staat übernommen. Daher ergeben sich für den Staat kosten, die der Subventionshöhe multipliziert mit den verkauften Einheiten () entsprechen. Grafisch entspricht die gelbe Fläche den Kosten.
Durch die Subvention fragen die Konsumenten mehr zu einem günstigeren Preis nach, wodurch sich die Konsumentenrente (blaue Fläche) vergrößert. Die zusätzliche Rente lässt sich in der Fläche erkennen.
Die Produzentenrente (rote Fläche) vergrößert sich ebenfalls, denn die Produzenten sind in der Lage mehr zu einem größeren Preis zu verkaufen. Der Zugewinn der Produzentenrente lässt sich in der Fläche erkennen.
Zusammen entsprechen beide Zugewinne der jeweiligen Rente allerdings nicht der gelben Fläche, also den Ausgaben des Staates. Die DHF Fläche kann nicht gedeckt werden und stellt den Wohlfahrtsverlust dar.
Subvention3.png Subvention4.png Subvention5.png

Bindender Mindestpreis

Ein Mindestpreis ist eine Vorgabe den Preis betreffend, die festschreibt, wie niedrig ein Preis maximal sein darf. Ein Preis unter einem Mindestpreis ist nicht mehr möglich, ein Preis über dem Mindestpreis jedoch schon. Liegt der festgelegte Mindestpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises, so ist dieser nicht wirksam. Es würde sich das Marktgleichgewicht mitsamt seines Preises einstellen. Liegt der Mindestpreis jedoch über dem Gleichgewichtspreis, so ist dieser bindend.
Beispiel: Auf einem Viehmarkt existiert ein Mindestpreis von 100€ pro Kuh. Würde der Preis der Bauern für ihre Kühe jeweils 200€ betragen, dürfen sie diese auch weiterhin für diesen Preis verkaufen. Liegt der Preis der Bauern jedoch nur bei 80€, so dürfen sie ihre Kühe für wenigstens 100€ verkaufen.
Mindestpreis.png

In dem Beispiel oben liegt der Mindestpreis () über dem Gleichgewichtspreis () und ist daher bindend. Bei diesem Mindestpreis wird eine Menge angeboten, jedoch nur eine Menge nachgefragt. Es wird also mehr angeboten als nachgefragt, was ein Angebotsüberschuss darstellt. Aus diesem Grund verringert sich die Konsumentenrente (als blaue Fläche eingezeichnet) im Vergleich zum Fall ohne bindenden Mindestpreis. Ob sich die Produzentenrente (als rote Fläche eingezeichnet) insgesamt verringert oder vergrößert lässt sich allgemein nicht sagen, hier kommt es auf den Verlauf der Angebotsfunktion an. Klar ist, die Gesamtwohlfahrt verringert sich um den Wohlfahrtsverlust (graue Fläche) und das neue Marktgleichgewicht ist ineffizient

Preisstützen

Eine Möglichkeit um den effekt des bindenden Mindestpreis ebenfalls zu erreichen sind Preisstützen. In diesem Fall kann ein Preis überhalb des Gleichgewichtspreises durchgesetzt werden, in dem Regierungen (oder andere Dritte) die Überproduktion zu diesem Preis abkaufen.
PreisstützeRente1.png PreisstützeRente2.png Preisstütze.png

In der Abbildung oben ist das Prinzip der Preisstütze grafisch erklärt. Der Staat tritt selbst als Nachfrager in dem Markt auf und fragt eine Menge nach, sodass sich die Nachfragekurve D soweit verschiebt, bis mit D' und S der gewünschte Marktgleichgewichtspreis entsteht. Der daraus resultierende Marktpreis liegt bei und die Konsumentenrente (in blau) beträgt jetzt daher die Fläche ABE und die Produzentenrente (in rot) BDI. Da der Staat die Differenz zwischen und aufkauft, entstehen Kosten für den Staat, die in der Fläche EGIJ zu finden sind.
Neben den Kosten entsteht außerdem ein Wohlfahrtsverlust, da im neuen Gleichgewicht zu einem höheren Preis mehr nachgefragt wird, als es effizient wäre. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Fläche, die auch schon die Kosten zeigen (EGIJ) gleichzeitig den Wohlfahrtsverlust widerspiegeln. Dem ist jedoch nicht so. Aufgrund des Einschreitens des Staates ist die Gesamtrente, also die Konsumentenente addiert mit der Produzentenrente, größer. Um genau zu sein vergrößert sie sich um das EHI Dreieck. Das Dreieck ist zwar Teil der Kosten, aber auch Teil der zusätzlichen Wohlfahrt und stellt daher kein Wohlfahrtsverlust dar. Zur Verdeutlichung lässt sich ein Szenario kreieren, in dem sich der Staat durch die Firmen finanziert. In diesem Fall würden die Firmen die Ausgaben tätigen, bekommen dafür aber auch höhere Einnahmen. Das Dreieck EFH ist ebenso Teil der Gesamtwohlfahrt und Teil der Kosten, jedoch auch Teil des Wohlfahrtsverlusts. Dies ist damit begründet, dass es bereits ohne staatlichen Eingriff Teil der Wohlfahrt war und daher keine zusätzlicher Rente trotz Kosten ist.
Der gesamte Wohlfahrtsverlust ist daher in der Fläche des grauen Dreiecks sichtbar.

Bindende Höchstpreise

Die Funktionsweise eines Höchstpreises ist ziemlich ähnlich zu der des Mindestpreises. Der Höchstpreis bestimmt, wie hoch der Preis maximal sein darf. Preise über diesem sind nicht mehr möglich. Liegt der Höchstpreis über dem Gleichgewichtspreis, so würde sich der Gleichgewichtspreis einstellen. Ist der Höchstpreis jedoch unter dem Gleichgewichtspreis, so ist dieser bindend.
Höchstpreis.png

In dem Beispiel oben ist der Höchstpreis () bindend. Zu diesem Preis wird eine Menge nachgefragt, jedoch nur eine Menge angeboten. Es liegt demnach ein Nachfrageüberschuss vor. Dieser Überschuss ist ineffizient und ist im Wohlfahrtsverlust (Fläche BCD) sichtbar. Es wird bei einem zu niedrigen Preis eine zu geringe Menge angeboten.

Produktionsquoten

Eine weitere Möglichkeit für den Staat Preise zu stützen sind Produktionsquoten, über die nicht hinweg produziert werden darf. Eine wirksame Quote liegt unter der Gleichgewichtsmenge und führt zu einem Knick in der Angebotsfunktion. Bei einer Menge unterhalb der Regelung ist die neue Angebotsfunktion identisch mit der alten ohne staatlichen Eingriff. Ab der durch die Produktionsquote eingeführten Menge ist die Angebotsfunktion vertikal, es wird also immer maximal diese Menge angeboten, auch wenn der Preis gegen unendlich geht (sehr groß ist).
Produktionsquoten.png

Grafisch lässt sich eine Produktionsquote wie oben darstellen. Das Marktgleichgewicht stellt sich ohne Eingriff bei Q* und p* ein. Durch die Produktionsquote verändert sich die Angebotskurve und das neue Gleichgewicht stellt sich im Schnittpunkt der neuen Funktion mit der Nachfragefunktion ein. Der neue Preis liegt nun bei und die Menge bei . Hieraus ergibt sich ein Wohlfartsverlust, der als graue Fläche eingezeichnet ist.