Adverse Selektion und Signale

Aus Mikroökonomie 1
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Definition

Adverse Selektion ist eine Art des Marktversagens, die aufgrund unvollständiger Informationen entsteht. Produkte unterschiedlicher Qualität werden aus Gründen der asymmetrischen Information zum gleichen Preis verkauft, sodass zu wenig von dem Produkt der guten Qualität und zu viel von dem Produkt der schlechten Qualität verkauft wird.

Adverse Selektion

Auf einem Markt existieren Güter mit unterschiedlicher Qualität. Für das Modell genügen zwei unterschiedliche Gruppen: Güter guter Qualität und Güter schlechter Qualität. Konsumenten wissen nicht welcher Zustand das jeweilige Produkt hat. Die Verkäufer wissen dies schon. Daher ist von asymmetrischen Informationen die Rede. In der Regel ist der Preis ein guter Indikator für den Zustand des Produkts. In diesem Fall haben jedoch die Produzenten mit dem Gut der schlechten Qualität den Anreiz den Preis entsprechend des Gutes der guten Qualität zu setzen. Konsumnenten können nun nicht mehr über den Preis bestimmen, ob das Gut den Preis wert ist. Dies führt zum Marktversagen. Das erste und wahrscheinlich berühmteste Beispiel ist der The Market for "Lemons", den George Akerlof 1970 in einem Paper beschreibt (siehe für das Paper hier).
Zum besseren Verständnis soll ein Automarkt dienen. Es gibt Autos guter und schlechter Qualität, die der guten Qualität kosten 15.000€, die der schlechten kosten 5.000€. Die Nachfrager können den Autos ihre Qualität nicht ansehen. Die Anbieter der Autos mit guter Qualität würden bei einem Preis unter 15.000€ Verlust machen und wären daher nicht bereit günstiger zu verkaufen. Die Anbieter mit den Autos der schlechten Qualität hätten aber einen großen Anreiz ihren Preis über Wert (den 5.000€) zu setzen, da die Nachfrager die Qualität nicht bewerten können. Sollte sich also ein Preis von 15.000€ für beide Autos einstellen, wüssten die Nachfrager nicht mehr, ob sie ein Auto guter Qualität oder ein Auto schlechter Qualität über Wert kaufen. Ein Handel käme in diesem Szenario also nicht zustande.

Beispiele

Krankenversicherung

Der Versicherungsnehmer hat bessere Information über sein Wohlergehen als der Versicherungsgeber jemals herausfinden kann. Es entsteht dann ein Problem bei der Versicherung guter Risiken: Man kann nicht bzw. nur schwierig beweisen, dass man gesund ist. Für den Versicherungsgeberbesteht immer das Problem, dass eine Krankheit vorliegen könnte. Die Beweislage ist dann imEinzelfall problematisch. Einheitstarife können dann dazu führen, dass gesunde Versicherungsnehmer (gute Risiken) nicht freiwillig an der Versicherung teilnehmen. Staatliche Maßnahmen(Versicherungspflicht) werden häufig ökonomisch und rechtlich über Hinweise auf potentielle adverse Selektion gerechtfertigt.

Arbeitsmarkt

Es bestehen asymmetrische Informationen bezüglich der „Qualität“ des Arbeitnehmers wie zum Beispiel Motivation, Belastbarkeit, Teamfähigkeit usw. Die Selektion „guter“ Arbeitnehmer istbesonders schwierig und kostenintensiv. Möglicherweise kann zusätzliche Arbeitslosigkeit entstehen, wenn das Risiko, einen „schlechten“ Mitarbeiter einzustellen, zu hoch ist.

Finanzmarkt

Das Risiko eines Kredits bzw. eines finanziellen Projektes ist dem Kreditnehmer besser bekannt als dem Kreditgeber. Adverse Selektion tritt häufig bei jungen Unternehmen auf, und insbesondere bei start-up Unternehmen. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist schwierig bzw. nur zu hohen Kosten zu ermitteln. Die Kreditgeber (z.B. Banken) sind an geringem, der Kreditnehmer jedoch an hohem Risiko interessiert. Die Ursache hierfür ist die spezielle Auszahlungsstruktur bei Krediten. Während der Kreditgeber das gesamte Ausfallrisiko trägt, ister nur begrenzt an möglichen Gewinnen beteiligt.

Lösungsmöglichkeiten für adverse Selektion

Zur Verhinderung von adverser Selektion gibt es verschiedene Lösungsansätze

Staatliche Eingriffe

Staatliche Eingriffe sind eine Möglichkeit das Problem der adversen Selektion zu lösen. Im Beispiel der Krankenversucherung besteht die oben beschriebene Tendenz, dass sich ohne weitere Eingriffe häufig nur Menschen mit hohem Risiko versichern. Ein Versicherungsmarkt würde in dem Fall das häufig politische verfolgte Ziel nicht erfüllen. Eine Versicherungspflicht als staatlichen Eingriff führt jedoch dazu, dass ein Versicherungsmarkt besteht.

Separierende Verträge

Separierende Verträge ist die Möglichkeit durch das Angebot verschiedener Verträge Konsumenten oder Produzenten (je nach Fallbeispiel) dazu zu bringen, sich selbst zu selektieren. Im Fall der Krankenversicherung wären das zum Beispiel etliche Zusatzversicherungen. Eine einfache Versicherung deckt nur das aller nötigste ab, sodass sich auch Menschen mit gereingem Risiko versichern. Eine Zusatzversicherung wie zum Beispiel eine Zahnzusatzversicherung bietet dann Personen mit ungesundem Ess- oder Zahnputzverhalten sich zusaätzlich zu versichern.

Aufbau von Reputation

Reputation hilft vorallem bei Qualitäts-Informationsproblemen. Ein Autoherrsteller kann sich durch jahrelange Tätigkeit einen Ruf der guten Qualität erarbeiten. Ohne, dass ein Konsument wirklich weiß, ob das Auto vor ihm gut ist, kann er darauf vertrauen, dass jedes verkaufte Auto in den letzten Jahren eine sehr gute Qualität aufwies. Der Aufbau von Raputation ist somit die Möglichkeit einen Indikator für Qualität zu entwickeln.

Signale

Die besser informierte Marktseite kann Signale an die schlechter informierte Marktseite senden, die in gewisser Weise eine gute Qualität vermittelt. Preis-zurück Garantien kann ein Beispiel dafür sein. Im Weiteren soll ein Beispiel des Arbeitsmarktes zur Veranschaulichung von Signalen dienen.

Signale

Signale können von einer Marktseite gesendet werden, um eine gewisse Qualität, Fähigkeit oder ähnliches zu signalisieren. Im Weiteren soll ein Arbeitsmarkt als Beispiel dienen. Auf dem Arbeitsmarkt existeren produktive (Typ H) und unproduktive (Typ L) Arbeiter. Produktive Arbeiter können in einer bestimmten Zeit deutlich mehr Aufgaben bearbeiten als die unproduktiven und müssten daher einen höheren Lohn bekommen. Ohne Signale weiß ein Arbeitgeber nicht, wer ihm im Bewerbungsgespräch gegenüber sitzt. Daher besteht die Möglichkeit seitens des Arbeitgebers ein bestimtes Ausildungsniveau zu fordern. Beide Typen, sowohl H als auch L, können sich das Niveau aneignen. Der produktive Typ muss dafür jedoch weitaus weniger Energie reinstecken, als der unproduktive Typ.
Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für H:
Die Kosten um ein Niveau y zu erreichen sei für L:
Je größer y ist, desto größer ist auch der Unterschied der Kosten, dieses Niveau zu erreichen.
AdverseSelektion1.png

Das Niveau y=4 zu erreichen kostet den Typ L 20.000 und den Typ H nur 10.000. Sind die Mindestanforderungen für die Anstellung y=4 und der Lohn liegt insgesamt bei 15.000, hat der Typ L mehr invetsiert, als er rausbekommt. Der Typ H hat hingegen hat den Anreiz das Niveau y=4 anzustreben, da er insgesamt weniger investieren muss, als er rausbekommt.
Durch die Entscheidung wie hoch y ist, kann der Arbeitgeber bestimmen welcher Arbeitnehmer welchen Vertrag in Anspruch nimmt. Sei die Arbeit eines produktiven Arbeitnehmers 15.000 Wert und die des unproduktiven nur 8.000. Der Arbeitgeber muss ein y Niveau so wählen, dass der Typ H den Vetrag mit dem höheren Gehalt anstrebt und der Typ L den Vertrag mit dem niedrigeren Gehalt.

Entscheidung der Arbeitgebers: Der Arbeitgeber kann nicht ohne weiteres entscheiden, wer welchen Vertrag bekommt. Stattdessen kann er ein Ausbildungsniveau wählen, ab dem die Arbeitnehmer den Vertrag mit dem höheren Gehalt bekommen.

Entscheidung der Arbeitnehmer: Die Arbeitnehmer entscheiden welches Ausbildungsniveau y sie anstreben. Rein rational gibt es für sie nur zwei Optionen. und . Ein y oberhalb zu wählen würde die Kosten erhöhen, ohne das Gehalt ebenfalls zu erhöhen. Die zweite Option ist ein Ausbildungsniveau von 0 zu erreichen, da jedes y zwischen 0 und erneut die Kosten erhöht ohne auch das Gehalt zu erhöhen.

Entscheidung von Typ H: Für den Typ H soll der Vetragstyp mit dem hohen Gehalt besser sein als alle anderen Optionen. In dem Modell soll also das hohe Gehalt abzüglich der Kosten um dieses zu erreichen größer sein als das niedrige Gehalt ohne Kosten (denn y=0).

Mit ergibt sich

Entscheidung des Typ L: Das Gehalt mit dem niedrigen Gehalt ohne Ausbildungskosten soll für den Typ L größer sein, als das Gehalt mit dem hohen Gehalt und den Kosten um dieses Gehalt zu erreichen.

Mit ergibt sich

Die Wahl des : Damit der Typ L keinen Anreiz hat das niedrigere Gehalt und der Typ L gleichzeitig nicht den Anreiz hat das höhere Gehalt zu wählen, muss der Arbeitgeber sein y wie folgt wählen:

AdverseSelektion2.png
In der Grafik oben wird sehr gut veranschaulicht, was es mit dem Intervall auf sich hat. Bei y=0 sind für beide Typen das Gehalt größer als die Kosten. Bei y=3.500 sind die Kosten von Typ L gleich dem Gehalt. Bei jedem marginal größeren y sind die Kosten größer und der Typ L entscheidet sich für den Vetrag mit dem niedrigen Gehalt. Identisch dazu verhält es sich für den Typ H bei y=7.000. Damit nur der Typ H den hohen Lohn bekommt, muss y in dem eingezeichneten und oben dargestellten Intervall liegen.

MC Fragen

Welche der folgenden Szenarien ist das beste Beispiel für adverse Selektion?

Risikoscheuhe Menschen schließen immer mehr Versicherungen ab, als sie bräuchten.
Nur Hersteller von hochwertigen Produkten bieten Garantien an.
Ein Versicherungsnehmer ist voll versichert und handelt deswegen fahrlässiger als ohne Versicherung.
Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, schließen eher zusätzliche Krankenversicherungen ab.


Das Siganlisierungmodell einer Ausbildung würde versagen, wenn...

1) ...die Fähigkeiten, die in der Schule/Ausbildung/Studium gelehrt werden, in der Arbeitswelt nützlich wären.
2) ... die Kosten einer Ausbildung für alle Menschen (auch unterschiedlicher Fähigkeiten) identisch wären.
3) ... die Menschen ihre eigene Fähigkeiten nicht einschätzen könnten.
(Antworten 2 und 3 sind richtig).
(Alle Antworten sind richtig).


Ein Arbeitgeber bietet für 50 Jahre lang zwei unterschiediche Arbeitsverträge an. Ab einem Ausbildungsgrad bietet er ein Jahresgehalt von 13 an. Alle Bewerber, die den Ausbildungsgrad nicht erreichen, erhalten einen Vertrag mit einem Jahresgehalt von 10. Es gebe zwei unterschiedliche Arbeitnehmertypen. Typ H hast Ausbildungskosten von und Typ L von .

Wie hoch darf höchstens sein, damit Typ L den Vertrag mit dem hohen Jahresgehalt annimmt?


Ein Arbeitgeber bietet für 50 Jahre lang zwei unterschiediche Arbeitsverträge an. Ab einem Ausbildungsgrad bietet er ein Jahresgehalt von 13 an. Alle Bewerber, die den Ausbildungsgrad nicht erreichen, erhalten einen Vertrag mit einem Jahresgehalt von 10. Es gebe zwei unterschiedliche Arbeitnehmertypen. Typ H hast Ausbildungskosten von und Typ L von .

Bei welchem fragt auch der Typ L gerade noch den Vertrag mit dem hohen Jahresgehalt nach?