Skript: Recherche (Internet): Unterschied zwischen den Versionen

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Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen historische Handbücher oder gedruckte Nachschlagewerke nur unbefriedigende Ergebnisse liefern. Dies gilt für viele der aktuelle(re)n Forschungsansätze und -diskussionen (wie die Recherchebeispiele zu den Begriffen "Achsenzeit", "Sattelzeit" und "Alteuropa" zeigen), erst recht aber für brandaktuelle Themen oder Fragestellungen. Mit der Frage der '''Aktualität''' verbunden ist auch der Bereich des '''Diskussionswürdigen''': Debatten aus geschichtswissenschaftlichen Grenzbereichen oder gar anderen Disziplinen sowie populär- oder pseudohistorische Theorien (z.B. die Gralstheorien von Lincoln/Baigent/Leigh oder die Illig-Debatte) finden sich aus verschiedenen Gründen (thematische Verortung, Ergebnisoffenheit, mangelnde Seriosität) nicht in den üblichen gedruckten Recherchemitteln.
 
Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen historische Handbücher oder gedruckte Nachschlagewerke nur unbefriedigende Ergebnisse liefern. Dies gilt für viele der aktuelle(re)n Forschungsansätze und -diskussionen (wie die Recherchebeispiele zu den Begriffen "Achsenzeit", "Sattelzeit" und "Alteuropa" zeigen), erst recht aber für brandaktuelle Themen oder Fragestellungen. Mit der Frage der '''Aktualität''' verbunden ist auch der Bereich des '''Diskussionswürdigen''': Debatten aus geschichtswissenschaftlichen Grenzbereichen oder gar anderen Disziplinen sowie populär- oder pseudohistorische Theorien (z.B. die Gralstheorien von Lincoln/Baigent/Leigh oder die Illig-Debatte) finden sich aus verschiedenen Gründen (thematische Verortung, Ergebnisoffenheit, mangelnde Seriosität) nicht in den üblichen gedruckten Recherchemitteln.
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Aktuelle Version vom 7. November 2016, 17:33 Uhr


Zum Hauptartikel SKRIPT: RECHERCHE

Punktuelle Informationsbeschaffung

"Halbsystematische" Informationsbeschaffung: das "Schneeballsystem"

Systematische Informationsbeschaffung

Informationen - Warum muss man überhaupt im Internet recherchieren?

Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen historische Handbücher oder gedruckte Nachschlagewerke nur unbefriedigende Ergebnisse liefern. Dies gilt für viele der aktuelle(re)n Forschungsansätze und -diskussionen (wie die Recherchebeispiele zu den Begriffen "Achsenzeit", "Sattelzeit" und "Alteuropa" zeigen), erst recht aber für brandaktuelle Themen oder Fragestellungen. Mit der Frage der Aktualität verbunden ist auch der Bereich des Diskussionswürdigen: Debatten aus geschichtswissenschaftlichen Grenzbereichen oder gar anderen Disziplinen sowie populär- oder pseudohistorische Theorien (z.B. die Gralstheorien von Lincoln/Baigent/Leigh oder die Illig-Debatte) finden sich aus verschiedenen Gründen (thematische Verortung, Ergebnisoffenheit, mangelnde Seriosität) nicht in den üblichen gedruckten Recherchemitteln.

Ein weiterer Aspekt: Für manche Suchanfrage, die auch mithilfe gedruckter Nachschlagewerke zu beantworten wäre, ist ein Ergebnis leichter und bequemer über das Internet zu erhalten - dies insbesondere bei relativ einfach oder auch außerwissenschaftlich verwendeten Begriffen. Hier ist jedoch die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht zu beachten: Wer sich vorschnell mit einem leichten Fund zufrieden gibt, übersieht beispielsweise die drei unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Begriffs "Dark Ages" (Umgangssprachlich: Mittelalter - populärwissenschaftlich: Frühmittelalter - fachwissenschaftlich: quellenarme Periode, v.a. für Griechenland 12.-8. Jh. v. Chr. und die britischen Inseln im 5./6. Jh. n. Chr.) - von weiteren Bedeutungsebenen des Begriffs (z.B. für eine Phase der us-amerikanischen Comicindustrie) ganz zu schweigen!

In all diesen Fällen bietet das Internet geeignete Ressourcen und Recherchewerkzeuge mit

  • stets aktualisierten Nachschlagewerken (wie Brockhaus online oder Wikipedia),
  • Selbstdarstellungen wissenschaftlicher Projekte und Arbeitsgruppen
  • und häufig auch der Möglichkeit zur Volltextsuche über einen Datenbestand (Diese Möglichkeit bieten natürlich auch CD-ROM-Ausgaben).

Die Schlussfolgerung aus diesen Beobachtungen: Das Internet ist für den wissenschaftlichen Gebrauch nicht per se ein minderwertiges Rechercheinstrument, sondern eben ein anderes. Es basiert auf einem anderen Medium, mit eigenen Inhalten und eigenen Regeln. Wichtig ist es, diese Regeln zu kennen, um das Internet auch ernsthaft und verlässlich für den wissenschaftlichen Gebrauch dienstbar zu machen - das ist jedoch ein eigenes Thema, das hier nicht behandelt werden kann.

Mit einem Studentenmythos sollte aber gleich aufgeräumt werden: dass man nämlich im Internet alles "Wissen" fände, wenn man nur wisse, wo zu suchen. Tatsache ist, dass nur ein absoluter Bruchteil der gedruckt vorhandenen Informationen im Internet digitalisiert vorliegt, dass wiederum nur ein geringer Teil dieses Bestands im Volltext durchsucht werden kann. Tatsache ist ebenso, dass das Internet auch auf absehbare Zeit die "Buchrecherche" nicht wird ersetzen können - daran ändert sich auch nichts durch die massenhafte Digitalisierung von wissenschaftlichen Buchbeständen, die momentan stattfindet:

Erstens können Suchmaschinen nämlich auf die digitalisierten Bestände meist nur sehr unzureichend zugreifen – eine Situation, die sich bestenfalls auf technischer Ebene verbessern lässt, die rechtlichen Einschränkungen sind jedoch so nicht zu überwinden. Zweitens wird das, was die "Informationsstruktur" des Mediums Fachbuch ausmacht, bei der Digitalisierung nicht automatisch mittransportiert - angefangen bei der einfachen Differenzierung grundlegender Fachbuch-Gruppen wie Lexika, Handbücher, Einführungen, Monographien etc. über das System der Erschließung durch Register, Indices usw. bis hin zu den ergonomischen und psychologischen Vorteilen eines in unter einer Sekunde "bootenden", ohne Strom und unter beinahe allen Umweltbedingungen zu betreibenden Mediums.

Literatur

Das Internet stellt sich immer deutlicher als unentbehrliches Hilfsmittel bei der professionellen Literaturrecherche heraus:

  • Online-Bibliothekskataloge (OPACs u.a.),
  • Bibliographien und Literatursammlungen jeder Art
  • sowie v.a. [vielfach kommerzielle] Datenbanken

bieten ein beinahe unerschöpfliches, vor allem aber sehr zuverlässiges Recherchefeld für die systematische Literaturbeschaffung.

Durch die einfache, geradezu mühelose Verfügbarkeit einer großen Zahl von Literaturangaben - ein Suchbegriff, Dutzende von "Treffern" - werden Einsteiger jedoch zu einer vorschnellen Verwendung des Internets als Rechercheinstrument verleitet. Davon ist unbedingt abzuraten: Für punktuelle Informationsbedürfnisse sind die entsprechenden Nachschlagewerke (in der Bibliothek oder im Internet) zu benutzen; eine halbsystematische oder systematische Recherche sollte sich niemals auf die Suchmaschinen-Lotterie stützen.