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− | Darüber hinaus kann auch frei im Internet recherchiert werden. Wikipedia lässt sich beispielsweise für einen ersten Überblick nutzen, doch kann | + | Darüber hinaus kann auch frei im Internet recherchiert werden. Wikipedia lässt sich beispielsweise für einen ersten Überblick nutzen, doch kann die Seite in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht als Literatur angegeben werden. Um zu prüfen, ob Informationen aus dem Netz im wissenschaftlichen Kontext zitierfähig sind, ist besonders zu achten auf: |
* Die institutionelle Anbindung: Wissenschaftliche Institutionen bürgen für die Qualität ihrer Seitenangebote. | * Die institutionelle Anbindung: Wissenschaftliche Institutionen bürgen für die Qualität ihrer Seitenangebote. | ||
* Die Einhaltung wissenschaftlicher Standards: Dazu zählen vor allem die Nennung des Autors und des Veröffentlichungsdatums. | * Die Einhaltung wissenschaftlicher Standards: Dazu zählen vor allem die Nennung des Autors und des Veröffentlichungsdatums. |
Aktuelle Version vom 2. Juli 2018, 18:04 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen
Erkenntnisinteresse
Vor jeder Recherchearbeit steht grundsätzlich die Fragen nach dem Sinn und Zweck - anders formuliert: nach dem Erkenntnisinteresse.
- Möchte man sich schnell über einen Begriff informieren, auf den man gestoßen ist, um ihn in den Zusammenhang einordnen zu können?
- Möchte man gezielt einen bestimmten Sachverhalt, einen Namen, ein Datum in Erfahrung bringen?
- Möchte man schnell die wichtigsten Aspekte eines Themas erfassen, um sich für weitergehende Arbeiten orientieren zu können?
- Möchte man zu einem Thema ein möglichst umfangreiches Wissen erlangen, z.B. um es für ein Referat oder eine Hausarbeit aufzuarbeiten?
Diese vier Fragen führen zu vier unterschiedlichen Recherchebemühungen.
Information und Literatur
Das Erkenntnisinteresse ist stets auf Wissen, besser: Information, gerichtet - der Weg dahin führt jedoch häufig über den Zwischenschritt der Literaturbeschaffung. Diese ist ein Muss im Falle der vierten, ein Kann im Falle der zweiten und dritten Frage, für die erste jedoch (mit Ausnahme besonders exotischer Fälle) unerheblich. Es gilt also zu differenzieren!
Verlässlichkeit
In einem weiteren Punkt muss differenziert werden: Es macht einen erheblichen Unterschied, ob man sich mit einer erlangten Information zufrieden geben kann, wenn sie sich ohne Widersprüche in das eigene Vorwissen einpassen lässt, oder ob man sich auf den "Wahrheitsgehalt" der Information verlassen, sie gar zitieren oder belegen muss.
Die Belegpflicht ist übrigens keine Besonderheit der wissenschaftlichen Welt: Wer in der nichtakademischen Arbeitswelt Ergebnisse, Inhalte und Zahlen zu präsentieren hat, muss sich der Verlässlichkeit seiner Angaben ebenso sicher sein wie der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit.
Punktuelle Informationsbeschaffung
"Halbsystematische" Informationsbeschaffung: das "Schneeballsystem"
Benötigt man mehr als nur einen Überblick über ein Thema (z.B. für ein Referat oder eine Hausarbeit), besteht der nächste Schritt in einer systematischen Erarbeitung des (meist abgegrenzten) Themenbereichs. Eine solche "systematische Erarbeitung" ist stets an die systematische Recherche von Literatur gebunden - der Grad an "Systematisierung" ist jedoch variabel: je höher der Anspruch der hinter der Recherche liegenden Aufgabe (Referat - Hausarbeit - Magister-/Examensarbeit - Dissertation), desto wichtiger die möglichst umfassende, bei Dissertationen gar annähernd vollständige Erfassung der Literatur zum Thema. Das hat nicht zuletzt mit der Notwendigkeit der Verortung eigener wissenschaftlicher Arbeit im Kontext bereits getaner Forschung zu tun. Bei Referat und Hausarbeit meint "umfassend": alle wichtigen und einschlägigen Werke. Das Wissen darüber, was wichtig und einschlägig ist, muss man sich natürlich auch erst erarbeiten. Für die Bedürfnisse von Referat und Hausarbeit langt üblicherweise ein Verfahren auf halbem Weg zur systematischen Recherche, das als "Schneeballsystem" bekannt ist.
Die Suche beginnt hier im Prinzip wie jene für die punktuelle Information, wird jedoch bereits mit Blick auf Weiterentwicklung betrieben: Man startet also nicht unbedingt bei allgemeinen, sondern gleich bei fachspezifischen Nachschlagewerken und Handbüchern, die weiterführende Literaturangaben bieten. Mit diesen arbeitet man sich von einer Literaturempfehlung zur nächsten weiter, wobei die Menge der so gewonnen Literaturangaben exponentiell wächst: Das ist das Schneeballsystem.
Sehr schnell stellt man fest, dass man nicht allen Literaturempfehlungen folgen und schon gar nicht alle Literatur lesen kann - man wird also dazu gezwungen, für die eigene Thematik "aussichtsreichere" von weniger aussichtsreichen Literaturempfehlungen zu scheiden. Üblicherweise werden dabei moderne Titel gegenüber älteren bevorzugt - selbst wenn die neueren Arbeiten keinesfalls automatisch besser sein müssen, bieten sie doch fast immer die aktuelleren Literaturhinweise zum Weiterlesen. D.h. natürlich nicht, dass alle älteren Titel von vornherein zu vernachlässigen sind: Für viele Themen bleiben bestimmte ältere Arbeiten als theoretische Grundlagenwerke, akribische Detailsammlungen oder Ausgangspunkte einer Forschungsdiskussion für die heutige Arbeit relevant.
Abschließend sei jedoch gewarnt, dass das "Schneeballsystem" nichts weiter als eine Arbeitsmethode darstellt, um sich in einem Überangebot von Literatur schnell zu orientieren. In jedem Recherchefall ist nach Fragestellung und Materiallage zu entscheiden, ob eine systematische Suche nicht von vornherein effektiver wäre - das "System" ersetzt also niemals das eigenständige Denken!
Systematische Informationsbeschaffung
Das sog. Schneeballsystem erzeugt für gewöhnlich schnell gute Ergebnisse, für eine wirklich systematische Recherche ist es auf Dauer jedoch nicht effektiv genug. Möchte oder muss man tatsächlich umfassend oder vollständig recherchieren, braucht man deutlich mehr als den einen Einstiegspunkt des Schneeballsystems: Man benötigt Überblick, man benötigt Vollständigkeit, kurz gesagt: man benötigt bibliographische Vorarbeiten.
Zum Glück gibt es für den Historiker eine große Zahl bibliographischer Hilfsmittel. Für den einfachen Einstieg kann schon das "Begleitheft zum Proseminar" herhalten. Darüber hinaus sind vor allem
Gold wert. Während der Baumgart einen deutlich größeren Umfang hat (und über das Mittelalter hinausgeht), bietet der bibliographische Teil des Goetz’ für den Einsteiger hilfreiche Kommentierungen zu den Literaturangaben. Entscheidend ist jedoch nicht, wie viele Literaturtitel hier insgesamt versammelt sind: In diesen beiden Verzeichnissen findet man alle wichtigen und eine Reihe weniger wichtiger Bibliographien verzeichnet, die man braucht: umfangreiche Titelsammlungen und Datenbanken zu verschiedenen Literatursorten ebenso wie Spezialbibliographien mit Literatur zu bestimmten Epochen, Forschungsbereichen und Einzelthemen. Daneben bieten beide Werke vor allem aber auch Zugriff zu den überaus wichtigen Quellenkunden und Quellenverzeichnissen - auch das ist aber ein anderes Thema.
Internetrecherche
Bei der Suche nach wissenschaftlicher Literatur im Internet reicht eine simple Google-Recherche nicht aus. Das Suchportal der Universitätsbibliothek und Fachdatenbanken, auf die ebenfalls über die Bibliothek zugegriffen werden können, sind die zentralen Online-Rechercheorte.
Darüber hinaus kann auch frei im Internet recherchiert werden. Wikipedia lässt sich beispielsweise für einen ersten Überblick nutzen, doch kann die Seite in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht als Literatur angegeben werden. Um zu prüfen, ob Informationen aus dem Netz im wissenschaftlichen Kontext zitierfähig sind, ist besonders zu achten auf:
- Die institutionelle Anbindung: Wissenschaftliche Institutionen bürgen für die Qualität ihrer Seitenangebote.
- Die Einhaltung wissenschaftlicher Standards: Dazu zählen vor allem die Nennung des Autors und des Veröffentlichungsdatums.