Skript: Recherche

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VORBEMERKUNGEN

Erkenntnisinteresse

Vor jeder Recherchearbeit steht grundsätzlich die Fragen nach dem Sinn und Zweck – anders formuliert: nach dem Erkenntnisinteresse.

  • Möchte man sich schnell über einen Begriff informieren, auf den man gestoßen ist, um ihn in den Zusammenhang einordnen zu können?
  • Möchte man gezielt einen bestimmten Sachverhalt, einen Namen, ein Datum in Erfahrung bringen?
  • Möchte man schnell die wichtigsten Aspekte eines Themas erfassen, um sich für weitergehende Arbeiten orientieren zu können?
  • Möchte man zu einem Thema ein möglichst umfangreiches Wissen erlangen, z.B. um es für ein Referat oder eine Hausarbeit aufzuarbeiten?

Mit diesen vier Fragen sind vier unterschiedliche Formen des Erkenntnisinteresses angedeutet, die in der Praxis zugleich zu vier unterschiedlichen Recherchebemühungen führen dürften – und selbstverständlich auch dürfen.

Information und Literatur

Das Erkenntnisinteresse ist stets auf Wissen, besser: Information, gerichtet – der Weg dahin führt jedoch häufig über den Zwischenschritt der Literaturbeschaffung. Diese ist ein Muss im Falle der vierten, ein Kann im Falle der zweiten und dritten Frage, für die erste jedoch (mit Aus¬nahme besonders exotischer Fälle) unerheblich.

Es gilt also zu differenzieren; insofern beschäftigt sich dieser Text auch nicht mit der Literaturbeschaffung per se, sondern stellt ihr letztliches Ziel in den Vordergrund: die Beschaffung von Informationen.

Verlässlichkeit

In einem weiteren Punkt muss differenziert werden: Es macht einen erheblichen Unterschied, ob man sich mit einer erlangten Information zufrieden geben kann, wenn sie sich ohne Widersprüche in das eigene Vorwissen einpassen lässt, oder ob man sich auf den „Wahrheitsgehalt“ der Information verlassen, sie gar zitieren oder belegen muss.

Die Belegpflicht ist übrigens keine Besonderheit der wissenschaftlichen Welt: Wer in der nichtakademischen Arbeitswelt Ergebnisse, Inhalte und Zahlen zu präsentieren hat, muss sich der Verlässlichkeit seiner Angaben ebenso sicher sein wie der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit.


RECHERCHIEREN, TEIL I: PUNKTUELLE INFORMATIONSBESCHAFFUNG

Etwas Nachschlagen

Eine punktuelle Informationsrecherche ist stets eine gezielte Suche – nach einem Begriff, einem Namen, einem Datum, einem Ereignis etc. Damit ist die punktuelle nicht nur die grundlegendste, sondern zugleich auch die einfachste Suche, da genau zu diesem Zweck eine Vielzahl von Nachschlagewerken existiert, welche dem Rechercheinteresse direkt begegnen, weil sie eben durch Begriffe, Namen, Zahlen etc. strukturiert werden.

Für die meisten Fälle empfiehlt sich hier der Blick in ein Nachschlagewerk. Dabei sollte die Suche grundsätzlich vom Allgemeinen zum Speziellen ablaufen: von einschlägigen Lexika und Wörterbüchern über spezifische Nachschlagewerke bis hin zu sog. Handbüchern.

Allgemeine Lexika und Wörterbücher

Die einfache Suche nach Begriffen, Namen oder Daten kann völlig problemlos auf der Ebene von Brockhaus oder Wikipedia (Zur sinnvollen Verwendung von Internetquellen als Recherchemittel s.u. die beiden Exkurse zum Thema) beginnen – eine Erklärung für den Ausdruck Reliquiar, den Namen des Biographen Karls des Großen oder die Lebensdaten von Richard Löwenherz wird man so schnell und zuverlässig erhalten. Auch fremdsprachliche Begriffe lassen sich so meist recht einfach verorten – es sei denn, sie werden als Fachbegriffe gebraucht (Auf die Nennung von Einzeltiteln sei hier verzichtet. Lateinische, mittellateinische und mittelhochdeutsche Wörterbücher finden sich in der Literaturliste II).

Wer aber wissen möchte, welche Rolle ein Bischof im Mittelalter spielte, für den bleibt die Konsultation allgemeiner Nachschlagewerke häufig unbefriedigend, da die historische Komponente heute gebräuchlicher Begriffe dort meist zu kurz kommt.