Beziehung zu Karl Mannheim

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Die Beziehung zwischen Siegfried Kracauer und Karl Mannheim ist als eine Art kollegiales Verhältnis zu verstehen, dass sich auch nie zu einem persönlichen entwickeln sollte. Die Analyse bezieht sich vor allem auf die sehr wenigen erhaltenen Briefe, die sich Mannheim und Kracauer zwischen 1928 und 1933 in Deutschland schrieben.


Wie man sich traf

Wo und wann genau sich Siegfried Kracauer und Karl Mannheim kennenlernten ist nicht zu ermitteln, doch läßt sich davon ausgehen, dass Mannheim wohlmöglich durch die Artikel in der "Frankfurter Zeitung" auf Kracauer aufmerksam geworden ist und umgedreht, Kracauer durch Mannheims Arbeit "Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie", die 1922 erschien und welche er auch ein Jahr später rezensieren sollte, erstmals von dem ungarischen Soziologen hörte. Spätestens 1924 kam es dann zu einem persönlichen Treffen zwischen beiden in Heidelberg.

In der "Frankfurter Zeitung"

Die Bekanntschaft mit Kracauer war für Mannheim möglicherweise eine sehr wichtige, besaß dieser doch eine einflussreiche Position in der "Frankfurter Zeitung" und war für Mannheim eine Möglichkeit auch in der bürgerlichen Gesellschaft an Bekanntheit zu gewinnen. 1929 soll Kracauer dann auch Mannheims "Ideologie und Utopie" rezensieren; wenn auch äußerst kritisch im allgemeinen, so lobt er dennoch die eigene Leistung,welche von Mannheim mit der Strukturanalyse der historischen Ideologien und Utopien vorgelegt werden. So besitzt Mannheim schon ein Interesse daran seine Arbeiten von der "Frankfurter Zeitung" im Allgemeinen und von Siegfried Kracauer im Besonderen, rezensieren zu lassen, wie ein Brief von Mannheim an Kracauer vom Juni 1928 belegt: „Vielleicht könnten Sie auch zunächst den Verlag etwas über mich informieren. Titel der Arbeit ist: ‚Ist Politik als Wissenschaft möglich? (Das Problem der Theorie und Praxis)’ Ich glaube, die Arbeit würde Sie schon der Problemstellung nach interessieren; es wäre schön, mich mit Ihnen darüber zu unterhalten.“ Gleichzeitig bietet Kracauer eine Art Schlüsselposition für Mannheim; der Rezensent Kracauer befindet sich, wie es scheint, dem Denken nach, auf einer ähnlichen Ebene, was für den Autor ein äußerst wichtiger Umstand sein sollte, um nicht etwa missverstanden oder gar fehlinterpretiert zu werden.

Frankfurt und Berlin

Zur Berufung Mannheims an die Frankfurter Universität schreibt Kracauer ihm einen sehr lobenden und anerkennenden Artikel in der "Frankfurter Zeitung", nach dessen nsicht „gewinnt die Frankfurter Universität einen der besten Vertreter der modernen Soziologie“ der außerdem noch „seine Lehre durch Lehren vermittelt“. Als Mannheim dann seine Lehrtätigkeit in Frankfurt aufnahm war Kracauer bereits in Berlin. Doch sollten beide auch weiterhin in brieflichen Kontakt bleiben. So sandte Kracauer 1930 auch Mannheim ein Exemplar seiner Studie über "Die Angestellten", von der Mannheim "sehr angetan" war, wie er schreibt. Er lobt diese Arbeit außerordentlich und findet sie auch wissenschaftlich hoch interessant, wie er schreibt: "Ich habe das Empfinden, dass sich neue Wege der Wissenschaftlichkeit in Ihren lebendigen Versuchen durchzusetzen beginnen.", was sehr von Interesse für Mannheim und zugleich ein wissenschaftliches Lob für Kracauer meint!


Die Beziehung

Diese Art der kollegialen Beziehung soll exemplaprisch stehen für jene Art von Kontakten, die Kracauer vermutlich in dieser Art und Weise auch zu anderen bekannten Soziologen führte. Es ist davon auszugehen, dass man von seinen, für einen Redakteur, außerordentlichen, soziologischen und auch philosophischen Kenntnissen wußte und daher eine Bekanntschaft mit ihm von entscheidender Bedeutung, wenigstens für die Darstellung in der rennomiertesten bürgerlichen Zeitung der Zwanziger und Dreiziger Jahre, war.