Davoser Ferienkurse

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Vom 18. März bis zum 14. April 1928 fanden die ersten Davoser Hochschulkurse statt, deren Eröffnungsansprache Albert Einstein hielt. Die Planung dieser Kurse ging auf Salomon-Delatour zurück, der in Davos einen großen Unterstützer in dem Arzt Dr. Paul Müller fand, der die Durchführung mitbetreut hat. <bibref f="sozfra.bib">Belitz:2008</bibref> In einem Vorbereitungstreffen Ende August 1927 wurde das Projekt konkretisiert und ein Komitee reiste herum um die anstehenden Kurse anzupreisen. Über 50 Hochschullehrer, hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich, aber auch aus Österreich, der Schweiz und Italien sowie 364 Studenten aus den verschiedensten Ländern fanden sich schon bei den ersten Davoser Hochschulkursen 1928 ein. Die Resonanz fiel durchweg positiv aus. So schrieb der Entwicklungsphysiologe Hans Driesch zum Abschluss „Wir erleben etwas ganz Neues in dieser Vereinigung von Wissenschaft, Schönheit und Menschlichkeit“ und es wurde von einer Atmosphäre geschwärmt, in der Lehrende und Lernende zusammen arbeiteten. <bibref f="sozfra.bib">Meyer:2008</bibref>

Nach dem Erfolg von 1928 entsendeten 1929 Deutschland, Frankreich und die Schweiz offizielle Vertreter und es wurden Reisestipendien für die zweiten Hochschulkurse vergeben, die vom 17. März bis zum 6. April 1929 stattfanden. 1929 kam es dann zu einem Zusammentreffen von Ernst Cassirer und Martin Heidegger, was große Wellen schlug. <bibref f="sozfra.bib">Barboza:2008</bibref> Die zwei Unterschiedlichen Positionen zu Kants „Kritik der reinen Vernunft“ standen im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung. Heidegger ging von einer „menschlichen Endlichkeit“ aus und Cassirer von einer „prinzipiellen Unendlichkeit menschlichen Geistes und menschlicher Produktivität“. <bibref f="sozfra.bib">Meyer:2008</bibref> Der eigentliche Dissens bestand in der Zielsetzung und dem Ausgangspunkt der Philosophie. Die Kulturphilosophie, die Cassirer als Zielpunkt seines Denkens sah, hat Heidegger nicht einmal als einen Ausgangspunkt gesehen. Darüber, dass diese Differenz aber bestehen müssten um die jeweiligen Standpunkte nicht zu verlieren, war man sich aber einig. <bibref f="sozfra.bib">Meyer:2008</bibref>

Die Hochschulkurse von 1930 hatten den Schwerpunkt Philosophie und Staatswissenschaften. Salomon-Delatour gewann für dieses Jahr unter anderem Leopold von Wiese, Maurice Halbwachs, Alfred Weber, Werner Sombart und Hendrik De Man. Salomon-Delatour hielt auch selbst einen Vortrag zu Idee und Ideologie und der Bedeutung von Wissenschaft.

In einer Mitteilung gab Salomon-Delatour auch einen Ausblick auf die kommenden Hochschulkurse im Jahr 1931. Dort sollten die Themen Erziehung und Bildung im Mittelpunkt stehen. Aus einer Aussprache zwischen dem preußischen Kultusministers Becker mit akademischem Nachwuchs entstand die Zeitschrift „Internationes“, die sich dem internationalen wirtschaftlichen und universitären Austausch widmete. Ganz so erfreulich und produktiv scheint es aber durchaus nicht immer verlaufen zu sein. So berichtet zum Beispiel die Neue Züricher Zeitung von Diskussionen zur deutsch-französischen Verständigung, die regelrecht gefährlich wurden und Salomon-Delatour sein ganzes Geschick abforderten um nicht Böse zu enden.

Mit den vierten Davoser Hochschulkursen 1931 ging dieses Projekt Salomon-Delatours dann zu Ende. Ein Grund hierfür war sicherlich die unbeständige politische und wirtschaftliche Lage im damaligen Europa.


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