Rudolf Gunzert

Aus SozFra
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Professor Dr. Rudolf Gunzert

Rudolf Gunzert wurde am 29. Dezember 1906 in Mannheim als Sohn des Großkaufmanns Wilhelm Gunzert und Anna geb. Hummel geboren. Nach Ablegung seiner Reifeprüfung im März 1924 studiert er an den Universitäten von Freiburg, Leipzig und Berlin Volkswirtschaftslehre. Im März 1927 besteht Rudolf Gunzert das Examen zum Diplom-Volkswirt. Es folgen zwei Semester als Mitglied des staatswirtschaftlichen Seminars von Geheimrat Professor Dr. Adolf Weber, wo er am 29. Februar 1928 zum Dr. oec. publ. auf Grund einer Dissertation über „Effektenmarkt und Konjunkturverlauf“ mit der Note „sehr gut“ promoviert.

Im Juni 1928 tritt Gunzert als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung ein, bei der er bis März 1929 in der statistischen Abteilung tätig ist und insbesondere Saison- und Konjunktureinflüsse beobachtet. Im April 1929 tritt er in den Dienst des Statistischen Amtes der Stadt Mannheim, wo er bis zum Jahre 1933 die Abteilung Fürsorge- und Sozialstatistik leitet. Gleichzeitig untersteht er als Hilfsarbeiter im Gebiet der Finanzstatistik dem ersten Bürgermeister der Stadt, welcher zugleich Finanzdezernent ist. Seit Sommer 1933 ist er Hilfsdezernent und später Dezernent für das Gebiet des Wohlfahrts- und Gesundheitswesens der Stadt Mannheim. Nach der Pensionierung des Direktors Prof. Dr. Schott im Jahre 1934 Betreuung des Dezernats für das Statistische Amt, welches dem Oberbürgermeister direkt unterstellt ist.

Zudem beginnt Gunzert mit dem Sommersemester 1930 einen Lehrauftrag an der Wirtschaftshochschule (Handelshochschule) für Statistik und Wirtschaftskunde, Aufträge über Abhaltungen von Übungen und Einführungsveranstaltungen erhält er aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen Professor Schotts. Ferner unterstützt Rudolf Gunzert seit 1930 Prof. Dr. ernst Schuster bei Übungen und Doktorandenseminaren im Bereich Volkswirtschaftslehre. Bis zur Vereinigung der Mannheimer Hochschule mit der Heidelberger Universität im Sommersemester 1934 übt Gunzert diese Lehrtätigkeit aus. Gunzert gehört seit 1935 der Arbeitsgemeinschaft für Wohlfahrtspflege beim deutschen Gemeindetag an. Während der gesamten Mannheimer Zeit hält er regelmäßig Vorlesungen bei der Verwaltungsakademie und dem Seminar für Sozialberufe. Seit 1944 wird ihm durch den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ein Lehrauftrag an der Universität Heidelberg erteilt, der sich auf Vorlesungen und Übungen erstreckt.

Im Mai 1945 veranlasst die örtliche US- Militärregierung Ausscheiden Gunzerts aus seinem Mannheimer Hauptamt, während die Württemberg- Badische Militärregierung ihn hingegen weiterhin als Lehrbeauftragten zulässt. Bis zu seiner Umsiedlung im Jahr 1950 bleibt Rudolf Gunzert als erster wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Dr. Schuster in Heidelberg tätig. Hauptuntersuchungen gelten statistischen Untersuchungen über die Lage der Landwirtschaft und Fragen der allgemeinen Wirtschaftspolitik.

Im März 1950 wird Gunzert durch den Magistrat der Stadt Frankfurt/ Main die Leitung des statistischen Amtes und Wahlamtes übertragen. Zur selben Zeit leitet Gunzert die im Oktober 1950 errichtete Sozialforschungsstelle beim Statistischen Amt. Seit November 1953 leitet er zudem das Deutsche Institut für Luftverkehrsstatistik. Ämter wie Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschafts- und Verkehrsstatistik des Verbandes deutscher Städtestatistik, Vorsitzender des Statistischen Ausschusses des Hessischen Städteverbandes, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für allgemeine Methoden und Technik der Statistik des Verbandes Deutscher Städtestatistiker gehören unter anderem zu den Ehrenämtern, die Professor Gunzert inne hat.

Ab 1954 erhält er einen unbesoldeten Lehrauftrag an der WISO Fakultät der Universität in Frankfurt/ Main. Von 1956 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1977 ist Rudolf Gunzert Honorarprofessor für Statistische Methoden der empirischen Sozialforschung in Frankfurt und einer der Direktoren für Sozialforschung des Instituts. Im Jahre 1967 kann er aufgrund einer Operation im Dezember keine Privatissima und Vorlesungen halten und fällt somit für die Universität als Lehrender für kurze Zeit aus.

Am 28. Oktober 1981 verstirbt Prof. Dr. Rudolf Gunzert in Frankfurt.

Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet durch eine überaus enge Verbindung von kommunalstatistischer und kommunalpolitischer Aktivitäten einerseits und wissenschaftlicher Forschung und Lehre andererseits. Rudolf Gunzert hat exemplarisch vorgezeigt, dass die theoretische Lehre am Institut für Sozialforschung nicht bedeutet, die Empirie vernachlässigen zu müssen. JuliaSteinecker