Willy Strzelewicz - Diskurse im Institut für Sozialforschung um 1930

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Willy Strzelewicz, Diskurse im Institut für Sozialforschung um 1930. Persönliche Erinnerungen, in Sven Papcke (Hrsg.), Ordnung und Theorie. Beiträge zur Geschichte der Soziologie in Deutschland, S. 147-167, Darmstadt 1986.

Strzelewicz war Stipendiat des IfS von 1928-1931, promovierte bei Horkheimer über die Kritik der « formalen » Soziologie Max Webers (!), besuchte aber auch die Seminare von Oppenheimer, Mannheim und Elias (S. 148).

Strzelewicz (Mitglied der KPD und Vorsitzender deren Studentenfraktion in ffm) berichtet zuerst über die theoretisch-politischen Debatten im IfS um den « wahren Marxismus » (zwischen « Korschisten » bzw. « Trotzkisten », « Lukacsisten » und Vertreter der Parteilinie, die schnell als « Stalinisten » etiquettiert worden waren – Strzelewicz war auch ab und zu so bezeichnet worden, obwohl er sich selber als « Lukacsist » verstand), dann um die Frage der Akkumulation (zwischen Grossmann und Borkenau), die Theorie des Trustkapitalismus (S. 150-154) und die des Faschismus (S. 154-156).

Strzelewicz unterstreicht die Präsenz im IfS und in seinem weiteren Umkreis von anderen, nicht marxistisch-materialistischen Theorieansätzen. Er betont zuerst die Fruchtbarkeit der Diskussionen im Mannheim-Seminar über die Beiträge von Hans Gerth, Norbert Elias und Theodor Geiger (S. 157), dann die Einführung der Psychoanalyse im IfS durch Erich Fromm (S. 158), die Beziehungen des IfS mit der Frankurter-Universitäts-Welt (S. 160), und letzlich die Rolle der Lukacs-Rezeption, wobei Strzelewicz betont, dass der damalige Horkheimer (ein « halber « Positivist », der auf der empirischen Überprüfung von Aussagen bestand, mit der Wahrheit nicht handeln wollte und – wie mir schien – zögerte, Assagen über das « Ganze » zu machen », S. 164) eher weit entfernt von Lukacs war. Unter dem Einfluss von Adorno (der damals Lukacs-Stil schon näher stand) hätte später Horkheimer sein Denkstil verändert (S. 161-165).