Mannheims Studenten in der Galaxis der Frankfurter Soziologie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Dissertationsarbeiten==
 
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In einem Interview beschreibt Isle Seglow, eine der Studentinnen Mannheims, die Situation der Frankfurter Universität in den 30ern. „The leading men of the Sociology Department had wide interests and wide contacts beyond their specialism and they found response from a whole galaxy of brilliant men assembled at Frankfurt University at that time. There was Wertheimer the Gestalt psychologist, Tillich the philosopher and theologian, Goldstein the neurologist, Foulkes the psychoanalyst (profoundly influenced by Elias type of sociology)  Their lectures and seminars were also attended by some of the sociology, including myself, and we were encouraged to do so.”(Seglow, Work at a Research Programm: 18)
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In einem Interview beschreibt Isle Seglow, eine Studentin Mannheims, die Situation der Frankfurter Universität in den 1930ern. „The leading men of the Sociology Department had wide interests and wide contacts beyond their specialism and they found response from a whole galaxy of brilliant men assembled at Frankfurt University at that time. There was Wertheimer the Gestalt psychologist, Tillich the philosopher and theologian, Goldstein the neurologist, Foulkes the psychoanalyst (profoundly influenced by Elias type of sociology)  Their lectures and seminars were also attended by some of the sociology, including myself, and we were encouraged to do so.”(Seglow, Work at a Research Programm, S. 18)
  
  
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===Lebenserfahrung und Forschungsinteresse===
 
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Wie Seglow berichtet, studierten viele der Studenten und späteren Doktoranden von Karl Mannheim am Anfang andere Fächer, besuchten Seminare in anderen Disziplinen und von anderen Professoren und sind dann später erst zu Mannheim gewechselt. Ihre Studieninteressen umfassten Philosophie, Geschichte, Germanistik, Pädagogik, Psychologie, sogar Theologie und Medizin. Aus den Anmeldekarten, die alle Studierenden in den 30ern beim Einschreiben an der Universität ausfüllten, kann man erfahren, welche Zukunftspläne die Studenten hatten. Am Anfang ihres Studiums hatten viele von ihnen die Absicht, sich mit Journalistik oder Sozialarbeit zu beschäftigen, was sich aber später nicht erfüllte. So stellt sich die Frage, was diese Studierenden zu Mannheim hinzog, wieso sie Soziologie studierten und im Soziologischen Seminar Forschungsinteressen entwickelten, die sie in ihren Doktorarbeiten umsetzten. Ein erster Hinweis auf die Beantwortung dieser Frage findet sich sicher in folgendem Sachverhalt: Im Seminar für Soziologie hatten die Studenten die Möglichkeit, ihre Lebenserfahrung und Interessen in ihren Forschungen soziologisch fruchtbar zu machen. Wie Amalia Barboza in ihrem Aufsatz vorstellt, haben die Studenten in ihren Arbeiten diese Lebenserfahrungen als ihr Arbeitsthema gewählt. „Die Studentin Nina Rubinstein zum Beispiel, die aus einer russischen adligen Familie stammte, die nach Deutschland hatte emigrieren müssen, unternahm in ihrer Doktorarbeit einen Vergleich der Emigration nach der Französischen mit der nach der Russischen Revolution (Rubinstein 2000). Eine andere Studentin, Ilse Seglow, die früher Schauspielerin gewesen war und immer noch Kontakt zum Theaterleben hatte, erstellte eine Arbeit über dieses ihr vertraute Milieu (Seglow 1977). Kurt Wolff, der schon damals Gedichte und Essays schrieb, fing an, eine Untersuchung über die Dichter seiner Heimatstadt Darmstadt zu schreiben.16 Gisèle Freund, die damals nur „Hobbyphotographin“ war, entschied sich, eine Untersuchung über die Entstehung der Photographie zu verfassen (Freund 1977). Sallis-Freudenthal, die schon eine „Karriere“ als Hausfrau hinter sich hatte, entschied sich „nach bitter-süßer Neigung und Erfahrung für den Haushalt“ (Sallis-Freudenthal 1977) als Thema. Sie wählte ein Forschungsgebiet, das sie aus eigener Erfahrung bestens kannte. Eine andere Studentin, Käthe Truhel, die „staatlich geprüfte Wohlfahrtspflegerin“ gewesen war, entschied sich gleichfalls für eine Analyse ihres früheren Berufes. Sie führte eine Sozialanalyse der einschlägigen Bürokratien durch, in der sie sich hauptsächlich mit den ersten Sozialbeamtinnen und Frauenberufsverbänden beschäftigte.“(Barboza, Die verpasste Chancen einer Kooperation zwischen der „Frankfurter Schule“ und Karl Mannheims Soziologischem Seminar)
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Wie Seglow berichtet, studierten viele der Studenten und späteren Doktoranden von Karl Mannheim am Anfang andere Fächer, besuchten Seminare in anderen Disziplinen und von anderen Professoren und sind dann später erst zu Mannheim gewechselt. Ihre Studieninteressen umfassten Philosophie, Geschichte, Germanistik, Pädagogik, Psychologie, sogar Theologie und Medizin. Aus den Anmeldekarten, die alle Studierende in den 1930er Jahren beim Einschreiben an der Universität ausfüllten, kann man erfahren, welche Zukunftspläne die Studenten hatten. Am Anfang ihres Studiums hatten viele von ihnen die Absicht, sich mit Journalistik oder Sozialarbeit zu beschäftigen, was sich aber später nicht erfüllte. So stellt sich die Frage, was diese Studierenden zu Mannheim hinzog, wieso sie Soziologie studierten und im Soziologischen Seminar Forschungsinteressen entwickelten, die sie in Doktorarbeiten umsetzen wollten. Ein erster Hinweis auf die Beantwortung dieser Frage findet sich in folgendem Sachverhalt: Im Seminar für Soziologie hatten die Studenten die Möglichkeit, ihre Lebenserfahrung und Interessen in ihren Forschungen soziologisch fruchtbar zu machen. Wie Amalia Barboza in ihrem Aufsatz vorstellt, haben die Studenten in ihren Arbeiten diese Lebenserfahrungen als ihr Arbeitsthema gewählt. „Die Studentin Nina Rubinstein zum Beispiel, die aus einer russischen adligen Familie stammte, die nach Deutschland hatte emigrieren müssen, unternahm in ihrer Doktorarbeit einen Vergleich der Emigration nach der Französischen mit der nach der Russischen Revolution (Rubinstein 2000). Eine andere Studentin, Ilse Seglow, die früher Schauspielerin gewesen war und immer noch Kontakt zum Theaterleben hatte, erstellte eine Arbeit über dieses ihr vertraute Milieu (Seglow 1977). Kurt Wolff, der schon damals Gedichte und Essays schrieb, fing an, eine Untersuchung über die Dichter seiner Heimatstadt Darmstadt zu schreiben.16 Gisèle Freund, die damals nur „Hobbyphotographin“ war, entschied sich, eine Untersuchung über die Entstehung der Photographie zu verfassen (Freund 1977). Sallis-Freudenthal, die schon eine „Karriere“ als Hausfrau hinter sich hatte, entschied sich „nach bitter-süßer Neigung und Erfahrung für den Haushalt“ (Sallis-Freudenthal 1977) als Thema. Sie wählte ein Forschungsgebiet, das sie aus eigener Erfahrung bestens kannte. Eine andere Studentin, Käthe Truhel, die „staatlich geprüfte Wohlfahrtspflegerin“ gewesen war, entschied sich gleichfalls für eine Analyse ihres früheren Berufes. Sie führte eine Sozialanalyse der einschlägigen Bürokratien durch, in der sie sich hauptsächlich mit den ersten Sozialbeamtinnen und Frauenberufsverbänden beschäftigte.“(Barboza, Die verpasste Chancen einer Kooperation zwischen der „Frankfurter Schule“ und Karl Mannheims Soziologischem Seminar)
  
 
===Die Anziehungskraft des Mannheimischen Soziologischen Seminars===
 
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'''Nina Rubinstein trägt im Seminar vor'''
 
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Kurt Wolff erinnert sich an seine ersten Eindrücke von Professor Mannheim:  „Als ich, hauptsächlich aus Neugier, in seine Vorlesung ging, war ich unmittelbar fasziniert, vor allem von zwei Dingen (voller Geheimnis sind die Wege Gottes, oder war es die List der Vernunft?): Mannheims ungarischem Akzent und seinen seidenen Hemden. Später in seinen Seminaren, nachdem ich weit tiefer beeindruckt worden war, fiel mir eine andere Merkwürdigkeit auf: Er konsumierte nicht-angezündete Zigaretten, indem er an ihnen saugte und kaute“(Kurt Wolff, Soziologie in der gefährdeten Welt,S.68, 1998) Das ist nicht nur der erste Eindruck, den Professor Mannheim seinen Studenten Kurt Wolff spüren ließ, sondern ein Einfluss, den Mannheim auf all seine Studenten ausübte. „Da war eben etwas an Mannheim, das mich faszinierte und mich an seinem Akzent, seinen Hemden, seinem Zigarettenbrei kleben ließ“, schreibt Kurt Wolff weiter. (Wolff: 69) Die äußere Anziehungskraft des Professors stimmte mit dem Geist seiner Vorlesungen überein, die zwar eine Schwierigkeit für die Studenten darstellten, aber sie zu soziologischen Forschungen bewogen. Gisela Freund beschreibt die Situation so: „Mannheim ließ immer den Abstand fühlen, der zwischen ihm und seinen Schülern bestand. Seine Vorlesungen und Seminare waren für mich, eine Anfangsstudentin, nicht immer leicht zu folgen. Er liebte, wie so viele deutsche Professoren, seine Gedanken in eine Terminologie einzukleiden, eine Art Geheimsprache, die nur seinen Schülern verständlich war.“(Freund, S.12, Norbert Elias als Lehrer) Norbert Elias war dagegen ein Assistent, der Verständnis für die wissenschaftlichen Schwierigkeiten der Studenten hatte.  Gisela Freund schätzt die Rolle, die Norbert Elias gespielt, hat so ein: „Norbert Elias war das Bindeglied zwischen Mannheim und seinen Studenten. Er war ungemein beliebt, da er es verstand auf die Probleme jedes einzelnen einzugehen, und dies auch mit Großzügigkeit tat“(Freund: 12)  
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Kurt Wolff erinnert sich an seine ersten Eindrücke von Professor Mannheim:  „Als ich, hauptsächlich aus Neugier, in seine Vorlesung ging, war ich unmittelbar fasziniert, vor allem von zwei Dingen (voller Geheimnis sind die Wege Gottes, oder war es die List der Vernunft?): Mannheims ungarischem Akzent und seinen seidenen Hemden. Später in seinen Seminaren, nachdem ich weit tiefer beeindruckt worden war, fiel mir eine andere Merkwürdigkeit auf: Er konsumierte nicht-angezündete Zigaretten, indem er an ihnen saugte und kaute“(Kurt Wolff, Soziologie in der gefährdeten Welt, S.68, 1998) Das ist nicht nur der erste Eindruck, den Professor Mannheim seinen Studenten Kurt Wolff spüren ließ, sondern ein Einfluss, den Mannheim auf all seine Studenten ausübte. „Da war eben etwas an Mannheim, das mich faszinierte und mich an seinem Akzent, seinen Hemden, seinem Zigarettenbrei kleben ließ“, schreibt Kurt Wolff weiter. (Wolff, S. 69) Die äußere Anziehungskraft des Professors stimmte mit dem Geist seiner Vorlesungen überein, die zwar eine Schwierigkeit für die Studenten darstellten, sie aber zu soziologischen Forschungen bewogen. Gisela Freund beschreibt die Situation so: „Mannheim ließ immer den Abstand fühlen, der zwischen ihm und seinen Schülern bestand. Seine Vorlesungen und Seminare waren für mich, eine Anfangsstudentin, nicht immer leicht zu folgen. Er liebte, wie so viele deutsche Professoren, seine Gedanken in eine Terminologie einzukleiden, eine Art Geheimsprache, die nur seinen Schülern verständlich war.“(Freund, S.12, Norbert Elias als Lehrer) Norbert Elias war dagegen ein Assistent, der Verständnis für die wissenschaftlichen Schwierigkeiten der Studenten hatte.  Gisela Freund schätzt die Rolle, die Norbert Elias gespielt hat folgendermaßen ein: „Norbert Elias war das Bindeglied zwischen Mannheim und seinen Studenten. Er war ungemein beliebt, da er es verstand auf die Probleme jedes einzelnen einzugehen, und dies auch mit Großzügigkeit tat“ (Freund, S. 12)  
Kurt Wolff hat an dem Eliaschen Seminar teilgenommen und seinen Arbeitsplan unter der Betreuung von Elias entwickelt. Er hat in einem Brief an ihn geschrieben:„Im übrigen, vielmehr in erster Linie, danke ich Ihnen aufrichtig und mit dem Gefühl, sehr fortgeschritten zu sein, d.h. viel gelernt zu haben.“ (Wolff, Archiv Konstanz)
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Kurt Wolff hat an dem Eliasschen Seminar teilgenommen und seinen Arbeitsplan unter der Betreuung von Elias entwickelt. Er hat in einem Brief an ihn geschrieben:„Im übrigen, vielmehr in erster Linie, danke ich Ihnen aufrichtig und mit dem Gefühl, sehr fortgeschritten zu sein, d.h. viel gelernt zu haben“(Wolff, Archiv Konstanz).
  
 
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'''Gisele Freund, Toni Oelsner'''
 
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Gisele Freund hatte auch eine lebenslange freundschaftliche Beziehung zu Norbert Elias. Sie hat ihre Arbeit nicht zusammen mit Walter Benjamin entwickelt, wie wir aus ihrer Aussage erfahren: „Des öfteren ist behauptet worden, dass Walter Benjamin eigentlich mein Lehrer gewesen wäre. Zwar saßen Benjamin und ich in späteren Jahren in Paris fast jeden Tag im gleichen Saal der Staatsbibliothek, und sein Geist hatte auf mich damals dieselbe Anziehungskraft wie auf die Studenten dreissig Jahre später, aber nie besprochen wir meine Arbeit, wie auch Benjamin, der sich zu der Zeit mit Baudelaire beschäftigte, wenig über seine Forschungen sprach. Dagegen diskutierte ich mit Elias viel über meine Arbeit, der ja auch die erste Zeit der Emigration in Paris zubrachte. Er tat es mit einer Uneigennützlichkeit die bis zum Selbstvergessen reichte. Zwar waren meine Ideen entscheidend beeinflusst von der materialistischen Arbeitsmethode. Für diese hatte er weniger Verständnis, aber grundsätzlich war unsere Gedankenwelt nicht so verschieden, wenn ich auch bestimmte Tatsachen in etwas anderem Lichte sah.“(Freund:13)
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Gisele Freund hatte auch eine lebenslange freundschaftliche Beziehung zu Norbert Elias. Sie hat ihre Arbeit nicht zusammen mit Walter Benjamin entwickelt, wie wir aus ihrer Aussage erfahren: „Des öfteren ist behauptet worden, dass Walter Benjamin eigentlich mein Lehrer gewesen wäre. Zwar saßen Benjamin und ich in späteren Jahren in Paris fast jeden Tag im gleichen Saal der Staatsbibliothek, und sein Geist hatte auf mich damals dieselbe Anziehungskraft wie auf die Studenten dreissig Jahre später, aber nie besprachen wir meine Arbeit, wie auch Benjamin, der sich zu der Zeit mit Baudelaire beschäftigte, wenig über seine Forschungen sprach. Dagegen diskutierte ich mit Elias viel über meine Arbeit, der ja auch die erste Zeit der Emigration in Paris zubrachte. Er tat es mit einer Uneigennützlichkeit die bis zum Selbstvergessen reichte. Zwar waren meine Ideen entscheidend beeinflusst von der materialistischen Arbeitsmethode. Für diese hatte er weniger Verständnis, aber grundsätzlich war unsere Gedankenwelt nicht so verschieden, wenn ich auch bestimmte Tatsachen in etwas anderem Lichte sah.“(Freund:13)
  
 
==Anhang:Norbert Elias als Gastprofessor in Frankfurt==
 
==Anhang:Norbert Elias als Gastprofessor in Frankfurt==

Aktuelle Version vom 27. Januar 2010, 17:58 Uhr

Karl Mannheim und Norbert Elias

Als Arbeit zur Geschichte der Institutionalisierung der Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt und zur Geschichte des Soziologischen Seminars von Karl Mannheim, möchte ich in dieser Arbeit der Frage nachgehen, wie sich das Verstaendnis der Professionalisierung des eigenen Faches im, von Karl Mannheim mit Norbert Elias und den Promovenden entwickelten Programm des Seminars fuer Soziologie, entwickelt hat.

Norbert Elias und Mannheims Studenten in Frankfurt

Norbert Elias

Was Norbert Elias zur Soziologie trieb, war einerseits sein interdisziplinäres Interesse – er hat Philosophie, Germanistik, Medizin und Psychologie studiert und sein erkenntnistheoretisches Interesse, das der Titel seiner nicht veroeffentlichen philosophischen Habilitationschrift „Idee und Individuum. Eine kritische Untersuchung zum Begriff der Geschichte“ erkennen lässt. Der am 22. Juni 1897 in Breslau als einziges Kind wohlhabender deutsch-jüdischer Eltern geborene Elias wurde nach der Habilitation für zwei Jahre zwischen 1923/24 und 1925/26 zunächst Kaufmann, „ da das väterliche Vermögen in der Inflationszeit zum großen Teil verloren gegangen war“(Lebenslauf von Elias, Uni-Archiv). Obwohl er sich im Sommersemester 1919 in Heidelberg Seminare außer seinem schon während des Militärdienstes in Breslau begonnen Medizinstudium anhörte, vor allem aber die Professoren Rickert, Drisch und Jaspers, ging er erst nach seiner kaufmännischen Tätigkeit in einer Bresauer Eisenwarenfabrik nach Heidelberg, um über zwei grosse Arbeiten zu forschen: Zum einen über die soziologische Geschichte des menschlichen Bewusstseins und zum anderen über die Entstehung der modernen Naturwissenschaften. Beide Arbeiten sind aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung durch „die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ unveröffentlicht geblieben. Während seines zweiten Studien- und Forschungsaufenthalt in Heidelberg beginnt das Arbeitsverhältnis zwischen Norbert Elias und dem Privatdozenten Karl Mannheim an.

Schon vor Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt stellte der als Nachfolger von Franz Oppenheimer berufene Karl Mannheim in einem Brief an den Kurator Rietzler finanzielle Forderungen fuer den Aufbau seines soziologischen Seminars. Norbert Elias bekam eine Assistentestelle als ausserplanmässiger Assistent. Die planmaessige Assistentenstelle bekam Gottfried Salomon-Delatour, Norbert Elias war jedoch der Assistent, der von Karl Mannheim vorgeschlagen wurde um die zahlreichen Doktorarbeiten zu betreuen und Mannheim in den Einfuehrungs-, Doktoranden-, und Fortgeschrittenen Seminaren zu unterstützen. Die Sommerferien verbrachte Elias in Paris um Material für seine Habilitationsarbeit „Der hoefische Mensch“ im Fach Soziologie zu sammeln.


Der Assistent von Karl Mannheim in Frankfurt

1. Mai 1930 ausserplanmaessiger Assistent am soziologischen Seminar der Universität Frankfurt am Main gegen die übliche ausserplanmässige Assistentenvergütung von 315 RM und Beschaeftigungszeit bis Ende April 1932; Aufgaben: Studienberatung und Mitarbeit an den Einfühungskursen

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4. April 1932 auf Antrag vom Direktor des Soziologischen Seminars Karl Mannheim wird die Beschäftigungszeit als ausserplanmässiger Assistent bis zum 30. April 1934 verlängert; Aufgaben: Studienberatung, Mitarbeit an den Einführungskursen, Verwaltungsaufgaben, Ausbau und Instandhaltung der Bibliothek und Leitung der bibliographischen Arbeitsgemeinschaft


Am 13. Juni 1932 schreibt Norbert Elias einen Brief an Nina Rubinstein, in dem er ihr Anweisungen, die er mit Mannheim zuvor absprach, für den Zusammenhang zwischen Haltung und Beruf darstellt. Dieser Brief wurde offensichtlich kurz nachdem Karl Mannheim Frankfurt verlassen hat, geschrieben. „Ich habe im Augenblick eine ganz klare Vorstellung davon, und zwar im Zusammenhang mit meiner eigenen Arbeit, wie ihre Arbeit in dem Sinne, den Sie vorgeschlagen haben, zu machen ist.“ Als Mannheim noch in Frankfurt war, hat ihm Norbert Elias vorgelesen, was Nina Rubinstein geschrieben hat und beide waren mit der Beschränkung der Fragestellung auf die französische Emigration einverstanden. „ Ich will versuchen, so gut als es eben in einem Briefe geht, die eigentliche Fragestellung der französischen Emigration anzudeuten“. Norbert Elias typisiert die geschichtliche Bewegung und den Konflikt zwischen den zwei sich gegenüber für moralisch überlegen haltenden Schichten. Die Schicht derjenigen, die „nicht durch Arbeit [ihr] Brot“ verdienen müssen und die derjenigen, die durch eine Berufsarbeit ein Einkommen verdienen. Beide Haltungen, die berufsethische und die adlige, sind als geistige Existenzbedingungen der jeweiligen Schichten zu verstehen, die „gleich echt und gleichermassen gesellschaftlich erzwungen“ sind. Die aus ihrer gesellschaftlichen Situation entstandene adlige Haltung findet sich in der Emigration einer fremden Welt gegenüber, an deren Verfassung sie sich anpassen muss, meistens ungeschickt, bis sie als Existenzbedingung schließlich zerbricht. Diesen Entwicklungsprozess zu zeigen, ist die Aufgabe der Dissertationsarbeit von Nina Rubinstein. „Den ganzen Prozess zu zeigen, in dem langsam etwa ein russischer Emigrant in seinem Verhalten aus seiner Überlieferung, aus den bürgerlichen Motivierungen und Idealen herausgeschleudert wird, hinein in eine Welt, die er weder verstehen, noch lieben kann, das wäre die Aufgabe einer Arbeit über die russische Emigration gewesen“.


18. Februar 1933 Antrag fuer Zulassung zur Habilitation für das Fach der Soziologie mit der Arbeit „Der höfische Mensch“, ein Beitrag zur Soziologie des Hofes, der höfischen Gesellschaft und des absoluten Königtums


7. März 1933 Der Oberpräsident der Provinz Hessen/Nassau erhebt kein Bedenken gegen die Zulassung von Norbert Elias als Privatdozent der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt a.M. Mit dem Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeantentums vom 7. April 1933 wird seine Probevorlesung und die Verleihung der venia verhindert und kommt nie zustande.

30. Juni 1933 wird Norbert Elias aus Universitätsdiensten ausgeschrieben.



Die Studenten von Mannheim

Nina Rubinstein

Nina Rubinstein wird 1908 in Berlin in einem baltoßrussischen Elternhaus geboren. In ihrer bei Karl Mannheim in Frankfurt geschriebenen Doktorarbeit „ Beitrag zur Soziologie der politischen Emigration“ geht es um Revolution, Vertreibung und Exil. Nach einem Orientierungssemester in Berlin geht Nina Rubinstein nach Heidelberg und kommt, vermutlich über zwei menschewistische Genossen, zum Mannheimkreis in Heidelberg. Ursprünglich möchte sie schon dort eine Arbeit über die russische politische Emigration schreiben, was sich unter der Betreuung von Karl Mannheim und Norbert Elias in Frankfurt zu einer Arbeit über die französische Emigration nach 1789 entwickelt. Da sie weder ihre Arbeit in Frankfurt, noch ihr Studium beenden kann, weil sie 1933 aus Deutschland emigrieren muss, versuchte sie, ihr Studium zunächst an der Sorbonne und später an der New School for Social Research abzuschließen, kann dies aber nicht. Ihre Promotion wird erst 1989 mit dem Einwirken von David Kettler abgeschlossen. (Nachlass Nina Rubinstein)

Gisèle Freund

Gisèle Freund ist am 19. Dezember 1908 in Schöneberg bei Berlin geboren. Sie macht das Abitur und geht 1931 zum Studium der Kunstgeschichte nach Freiburg. Ein Jahr später wechselt sie nach Frankfurt, wo sie bei Karl Mannheim und Theodor W. Adorno Soziologie belegt. Während ihrer Frankfurter Studienzeit engagiert sie sich in sozialistischen Studentengruppen gegen den Nationalsozialismus. Wegen ihrer jüdischen Herkunft muss sie 1933 Deutschland verlassen und emigriert nach Paris, wo es ihr gelingt, mit ihrer bei Karl Mannheim geschriebenen Arbeit über Photographie und Gesellschaft sich an der Sorbonne zu promovieren. Ihre Doktorarbeit stößt auf großes Interesse bei Walter Benjamin, wegen ihres Themas. Sie war an linken Studentengruppen beteiligt, was sich in der Ausarbeitung ihres Dissertationsprojekt wiederspiegelt. Trotz der Promotion hat das berufliche Schicksal von Gisele Freund sie, wie bei den meisten von Mannheims Studenten, nicht in eine soziologische Laufbahn geführt.

Wilhelm

Wilhelm Carle, der eine Arbeit als Beitrag zur Soziologie der Presse schreibt, wird am 06.09.1887 in New York geboren. Sein Abitur absolviert er als Externer im Jahre 1929, obwohl er sein Studium schon im WS 1919 an der Universität Frankfurt begonnen hat. 1921/22 verbringt er ein Semester in Berlin und setzt sein Studium seit dem SS 1929 wieder in Frankfurt fort. In Frankfurt studiert er zunächst Medizin, aber strebt den „Lebensberuf“ Redakteur an. Den Ersten Weltkrieg erlebt er an der Westfront. Vorher ist er bei Handels- und Industriefirmen tätig. Nach dem Krieg reist er, durch seine journalistische Tätigkeit bedingt, nach Österreich, Ungarn, die Schweiz, Italien, Frankreich, Holland, England und Sowjetrussland. Im Lebenslauf zu seiner Dissertation "Weltanschaung und Presse". Eine Untersuchung an zehn Tages-Zeitungen. Als Beitrag zu einer kuenftigen Soziologie der Presse.", die unter Betreuung von Karl Mannheim im Soziologischen Seminar entsteht, erwähnt er als seine Lehrer die Professoren Gelb, Schumann, Tillich, Wertheimer, Oppenheimer, Salomon, Mannheim und Horkheimer, der zusammen mit Mannheim die Promotion begleitet.


Hans Gerth Hilde

Hans Gerth, Hilde Herlemann

Kurt Wolff ist als drittes Kind des jüdischen Weinhändlers Oscar Loius Wolff und seiner Frau Ida am 20.Mai 1912 in Darmstadt geboren. Er macht seine Abitur 1930 am Realgymnasium in Darmstadt und gleich danach fängt er an, Philosophie, Germanistik, Romanistik und Soziologie bei Karl Mannheim in Frankfurt zu studieren. Während des Wintersemesters 1931-32 besucht er auch Seminare in München. Kurt Wolff hat seine Dissertationsarbeit über „Intelligenz in Darmstadt“ zusammen mit Karl Mannheim und Norbert Elias im Soziologischen Seminar von Karl Mannheim an der Universität Frankfurt entwickelt. Leider noch während der Zeit, in der er Intellektuelle aus seiner Heimatstadt für seine Doktorarbeit interviewte, kommt Hitler an der Macht und Kurt Wolff wird gezwungen, nach Italien zu emigrieren. 1935 promoviert er in Florenz mit einer Arbeit über Wissenssoziologie

Die Dissertationsarbeiten

In einem Interview beschreibt Isle Seglow, eine Studentin Mannheims, die Situation der Frankfurter Universität in den 1930ern. „The leading men of the Sociology Department had wide interests and wide contacts beyond their specialism and they found response from a whole galaxy of brilliant men assembled at Frankfurt University at that time. There was Wertheimer the Gestalt psychologist, Tillich the philosopher and theologian, Goldstein the neurologist, Foulkes the psychoanalyst (profoundly influenced by Elias type of sociology) Their lectures and seminars were also attended by some of the sociology, including myself, and we were encouraged to do so.”(Seglow, Work at a Research Programm, S. 18)


Frida Margarete Natascha

Frida Haussing, Margarete Freudenthal, Natascha Halperin

Lebenserfahrung und Forschungsinteresse

Wie Seglow berichtet, studierten viele der Studenten und späteren Doktoranden von Karl Mannheim am Anfang andere Fächer, besuchten Seminare in anderen Disziplinen und von anderen Professoren und sind dann später erst zu Mannheim gewechselt. Ihre Studieninteressen umfassten Philosophie, Geschichte, Germanistik, Pädagogik, Psychologie, sogar Theologie und Medizin. Aus den Anmeldekarten, die alle Studierende in den 1930er Jahren beim Einschreiben an der Universität ausfüllten, kann man erfahren, welche Zukunftspläne die Studenten hatten. Am Anfang ihres Studiums hatten viele von ihnen die Absicht, sich mit Journalistik oder Sozialarbeit zu beschäftigen, was sich aber später nicht erfüllte. So stellt sich die Frage, was diese Studierenden zu Mannheim hinzog, wieso sie Soziologie studierten und im Soziologischen Seminar Forschungsinteressen entwickelten, die sie in Doktorarbeiten umsetzen wollten. Ein erster Hinweis auf die Beantwortung dieser Frage findet sich in folgendem Sachverhalt: Im Seminar für Soziologie hatten die Studenten die Möglichkeit, ihre Lebenserfahrung und Interessen in ihren Forschungen soziologisch fruchtbar zu machen. Wie Amalia Barboza in ihrem Aufsatz vorstellt, haben die Studenten in ihren Arbeiten diese Lebenserfahrungen als ihr Arbeitsthema gewählt. „Die Studentin Nina Rubinstein zum Beispiel, die aus einer russischen adligen Familie stammte, die nach Deutschland hatte emigrieren müssen, unternahm in ihrer Doktorarbeit einen Vergleich der Emigration nach der Französischen mit der nach der Russischen Revolution (Rubinstein 2000). Eine andere Studentin, Ilse Seglow, die früher Schauspielerin gewesen war und immer noch Kontakt zum Theaterleben hatte, erstellte eine Arbeit über dieses ihr vertraute Milieu (Seglow 1977). Kurt Wolff, der schon damals Gedichte und Essays schrieb, fing an, eine Untersuchung über die Dichter seiner Heimatstadt Darmstadt zu schreiben.16 Gisèle Freund, die damals nur „Hobbyphotographin“ war, entschied sich, eine Untersuchung über die Entstehung der Photographie zu verfassen (Freund 1977). Sallis-Freudenthal, die schon eine „Karriere“ als Hausfrau hinter sich hatte, entschied sich „nach bitter-süßer Neigung und Erfahrung für den Haushalt“ (Sallis-Freudenthal 1977) als Thema. Sie wählte ein Forschungsgebiet, das sie aus eigener Erfahrung bestens kannte. Eine andere Studentin, Käthe Truhel, die „staatlich geprüfte Wohlfahrtspflegerin“ gewesen war, entschied sich gleichfalls für eine Analyse ihres früheren Berufes. Sie führte eine Sozialanalyse der einschlägigen Bürokratien durch, in der sie sich hauptsächlich mit den ersten Sozialbeamtinnen und Frauenberufsverbänden beschäftigte.“(Barboza, Die verpasste Chancen einer Kooperation zwischen der „Frankfurter Schule“ und Karl Mannheims Soziologischem Seminar)

Die Anziehungskraft des Mannheimischen Soziologischen Seminars

Die Anziehungskraft des Mannheimischen Soziologischen Seminars ist nicht nur aus den Forschungsinteressen der Studenten zu erklären und daher ohne den Magnetismus von Karl Mannheim als Professor und Norbert Elias als sein Assistent nicht vorzustellen. Der Professor und sein Assistent stellen zwei unterschiedliche Persönlichkeiten dar, die einen Einfluss auf die Studenten ausüben. Karl Mannheim ist ein durchaus exzentrischer Lehrer für die Verhältnisse der deutschen Universität einer Zeit.

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Nina Rubinstein trägt im Seminar vor

Kurt Wolff erinnert sich an seine ersten Eindrücke von Professor Mannheim: „Als ich, hauptsächlich aus Neugier, in seine Vorlesung ging, war ich unmittelbar fasziniert, vor allem von zwei Dingen (voller Geheimnis sind die Wege Gottes, oder war es die List der Vernunft?): Mannheims ungarischem Akzent und seinen seidenen Hemden. Später in seinen Seminaren, nachdem ich weit tiefer beeindruckt worden war, fiel mir eine andere Merkwürdigkeit auf: Er konsumierte nicht-angezündete Zigaretten, indem er an ihnen saugte und kaute“(Kurt Wolff, Soziologie in der gefährdeten Welt, S.68, 1998) Das ist nicht nur der erste Eindruck, den Professor Mannheim seinen Studenten Kurt Wolff spüren ließ, sondern ein Einfluss, den Mannheim auf all seine Studenten ausübte. „Da war eben etwas an Mannheim, das mich faszinierte und mich an seinem Akzent, seinen Hemden, seinem Zigarettenbrei kleben ließ“, schreibt Kurt Wolff weiter. (Wolff, S. 69) Die äußere Anziehungskraft des Professors stimmte mit dem Geist seiner Vorlesungen überein, die zwar eine Schwierigkeit für die Studenten darstellten, sie aber zu soziologischen Forschungen bewogen. Gisela Freund beschreibt die Situation so: „Mannheim ließ immer den Abstand fühlen, der zwischen ihm und seinen Schülern bestand. Seine Vorlesungen und Seminare waren für mich, eine Anfangsstudentin, nicht immer leicht zu folgen. Er liebte, wie so viele deutsche Professoren, seine Gedanken in eine Terminologie einzukleiden, eine Art Geheimsprache, die nur seinen Schülern verständlich war.“(Freund, S.12, Norbert Elias als Lehrer) Norbert Elias war dagegen ein Assistent, der Verständnis für die wissenschaftlichen Schwierigkeiten der Studenten hatte. Gisela Freund schätzt die Rolle, die Norbert Elias gespielt hat folgendermaßen ein: „Norbert Elias war das Bindeglied zwischen Mannheim und seinen Studenten. Er war ungemein beliebt, da er es verstand auf die Probleme jedes einzelnen einzugehen, und dies auch mit Großzügigkeit tat“ (Freund, S. 12) Kurt Wolff hat an dem Eliasschen Seminar teilgenommen und seinen Arbeitsplan unter der Betreuung von Elias entwickelt. Er hat in einem Brief an ihn geschrieben:„Im übrigen, vielmehr in erster Linie, danke ich Ihnen aufrichtig und mit dem Gefühl, sehr fortgeschritten zu sein, d.h. viel gelernt zu haben“(Wolff, Archiv Konstanz).

Web Gisela Freund 001.jpg Toni

Gisele Freund, Toni Oelsner

Gisele Freund hatte auch eine lebenslange freundschaftliche Beziehung zu Norbert Elias. Sie hat ihre Arbeit nicht zusammen mit Walter Benjamin entwickelt, wie wir aus ihrer Aussage erfahren: „Des öfteren ist behauptet worden, dass Walter Benjamin eigentlich mein Lehrer gewesen wäre. Zwar saßen Benjamin und ich in späteren Jahren in Paris fast jeden Tag im gleichen Saal der Staatsbibliothek, und sein Geist hatte auf mich damals dieselbe Anziehungskraft wie auf die Studenten dreissig Jahre später, aber nie besprachen wir meine Arbeit, wie auch Benjamin, der sich zu der Zeit mit Baudelaire beschäftigte, wenig über seine Forschungen sprach. Dagegen diskutierte ich mit Elias viel über meine Arbeit, der ja auch die erste Zeit der Emigration in Paris zubrachte. Er tat es mit einer Uneigennützlichkeit die bis zum Selbstvergessen reichte. Zwar waren meine Ideen entscheidend beeinflusst von der materialistischen Arbeitsmethode. Für diese hatte er weniger Verständnis, aber grundsätzlich war unsere Gedankenwelt nicht so verschieden, wenn ich auch bestimmte Tatsachen in etwas anderem Lichte sah.“(Freund:13)

Anhang:Norbert Elias als Gastprofessor in Frankfurt

  • SS 1977 Während der Gastprofessur in Bochum hält Norbert Elias an der Universität Frankfurt a. M. Vorlesungen über „Soziologie-Marxismus-Psychoanalyse im Lichte der Zivilisationstheorie“, Kolloquium und Vorlesung, Mo abends n.V. und Di 14-15.30 Uhr.
  • 1954- Elias schreibt an Max Horkheimer wegen der Entschädigungsverfahren. Horkheimer hat nie beantwortet. Adorno hat sich mit der Sache beschaeftigt und auch sein Gutachten gegeben.
  • 1977-1978 Während seiner Gastprofessur in Frankfurt wollte Elias nicht nur Vorlesungen halten, sondern auch ein Seminar anbieten, hatte aber keinen Assistent. Nach Frankfurt wurde er vermutlich von Eike Hennig eingeladen.
  • 1978 Das Gebäude, in dem das Kolloqium von Elias stattfand, wurde geschlossen und er hat sich an Ludwig von Friedeburg gewendet, ob er einen Raum im IfS für seine Veranstaltung bekommen könnte. Friedeburg lehnt seine Anfrage ab, mit dem Grund, dass das Institut keinen staendigen Hausmeister hat, der Montags so spät abends die Tür zuschliessen könnte.
  • 19-20 Mai 1978 Elias hält einen Vortrag „Ist eine nicht-utopische Humanisierung von Menschen möglich?“ auf den 5. Römmerberggeschpräche „Humanisierung und Utopie“, auf die Foucault und Bergmann eingeladen waren, aber nicht teilgenommen haben. „Die Frankfurter“ Ludwig von Friedeburg hielt einen Vortrag über „Was ist utopisch an humaner Schule?“. Iring Fletscher über „Die Gefahr der Fantasielösigkeit und das Argument des Utopismus“, Rudolf Wiethölter über „Radikale Vereinfachung-zur grossen Koalition in humanen Utopien“
  • 23.10.1989- In einem Brief an Nina Rubinstein schreibt Elias "Ich errinere mich noch gut daran, dass wir manchmal ueber Ihre Arbeit miteinander sprachen." Und weiter" Und was Sie erleben ist das normale Verfahren der Frankfurter Universitaet, eine Art von Wierdergutmachung." ueber ihre spaetere Promotion.

Quellen

Universitaetsarchiv Frankfurt

Archiv Konstanz

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Barboza, Amalia(2007): Die verpassten Chancen einer Kooperation zwischen der „Frankfurter Schule“ und Karl Mannheims Soziologischen Seminars, Frankfurt.

Carle, Wilhelm( 1932): Weltanschauung ung Presse, Frankfurt.

Elias, Norbert(1989): Autobiographisches und Interviews, Frankfurt.

Freund, Gisele (1976): Photographie und Gesellschaft, München.

Freund, Gisele: Norbert Elias als Lehrer,

Rubinstein, Nina(2000): Die franzoesische Emigration nach 1789, Graz-Wien

Seglow, Ilse: Work at a Reasearch Programm

Wolff, Kurt, Soziographie Hans Schievelhuths, Archiv Konstanz

Wolff, Kurt(1998): Soziologie in der gefaehrdeten Welt, Frankfurt, Surkamp


Links

Nachlass Norbert Elias

Nachlass Nina Rubinstein

Interview mit Toni Oelsner