Biographie Siegfried Kracauer: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
===Der 1. Weltkrieg=== | ===Der 1. Weltkrieg=== | ||
Im August 1914 kam es zum Ausbruch des 1. Weltkrieges, zu dem er sich, ergriffen von uneingeschränkter Vaterlandsliebe und der Hoffnung auf eine nahezu kathartische Wirkung des Krieges, freiwillig meldete, jedoch ausgemustert wurde. Seine Sichtweise änderte sich allerdings im Laufe des Krieges, vor allem durch den Tod seines Freundes (vor Verdun) und der Arbeit in einer Sanitätskolonne. 1917 kam die Einberufung, den Strapazen der Ausbildung war er jedoch nicht gewachsen und wurde bereits 2 Monate später als „Arbeitsverwendungsfähig“ (in der Heimat) geschrieben. und arbeitete (das letzte Mal!) als Architekt im Stadtbauamt Osnabrück. 1918 kam der plötzliche Tod seines Vaters, der ihn tief traf. Im selben Jahr verstarb auch Georg Simmel. Der Schüler Karcauer wirkte ganz im Sinn seines Lehrers weiter. Noch 1919 verfasste Kracauer eine ausführliche Monographie: „Georg Simmel. Ein Beitrag zur Deutung des geistigen Lebens unserer Zeit“. Betroffen von der Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit kehrte er in seine Heimatstadt zurück und arbeitete, zunächst ohne feste Anstellung, für die „Frankfurter Zeitung“ (FZ). Durch seine eigene prekäre berufliche Situation und des intensiven Studiums der zeitgenössischen Literatur wuchs eine tief pessimistische Sicht der Gegenwartssituation in ihm. | Im August 1914 kam es zum Ausbruch des 1. Weltkrieges, zu dem er sich, ergriffen von uneingeschränkter Vaterlandsliebe und der Hoffnung auf eine nahezu kathartische Wirkung des Krieges, freiwillig meldete, jedoch ausgemustert wurde. Seine Sichtweise änderte sich allerdings im Laufe des Krieges, vor allem durch den Tod seines Freundes (vor Verdun) und der Arbeit in einer Sanitätskolonne. 1917 kam die Einberufung, den Strapazen der Ausbildung war er jedoch nicht gewachsen und wurde bereits 2 Monate später als „Arbeitsverwendungsfähig“ (in der Heimat) geschrieben. und arbeitete (das letzte Mal!) als Architekt im Stadtbauamt Osnabrück. 1918 kam der plötzliche Tod seines Vaters, der ihn tief traf. Im selben Jahr verstarb auch Georg Simmel. Der Schüler Karcauer wirkte ganz im Sinn seines Lehrers weiter. Noch 1919 verfasste Kracauer eine ausführliche Monographie: „Georg Simmel. Ein Beitrag zur Deutung des geistigen Lebens unserer Zeit“. Betroffen von der Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit kehrte er in seine Heimatstadt zurück und arbeitete, zunächst ohne feste Anstellung, für die „Frankfurter Zeitung“ (FZ). Durch seine eigene prekäre berufliche Situation und des intensiven Studiums der zeitgenössischen Literatur wuchs eine tief pessimistische Sicht der Gegenwartssituation in ihm. | ||
− | Gegen Ende des Krieges machte er Bekanntschaft mit Theodor Wiesengrund (Adorno); ihre gegenwartskritische Einstellung verband die beiden | + | Gegen Ende des Krieges machte er Bekanntschaft mit Theodor Wiesengrund (Adorno); ihre gegenwartskritische Einstellung verband die beiden. |
===Weltsicht und Wandel=== | ===Weltsicht und Wandel=== |
Version vom 26. Februar 2008, 15:16 Uhr
Kindheitheit und Jugend
Siegfried Kracauer wurde am 8. Februar 1889 als einziger Sohn des Tuchhändlers Adolf Kracauer und seiner Frau Rosette in Frankfurt am Main geboren.Die Familie zählte zur jüdischen Mittelschicht und hatte ein scheinbar weltliches Verhältnis zum Judentum (weder stark traditionsbewußt noch assimiliert). Kracauer besuchte von 1898-1904 das „Philanthrophin“ der Frankfurter Israelitischen Gemeinde, eine Reformschule in der besonders die Ausbildung der Vernunft und die praktische Weltorientierung gefördert werden sollte. Kracauer litt an einem Sprachfehler, dem Stottern. 1907 machte er das Abitur und anschließend folgte das Studium der Architektur bis 1911, in Darmstadt, Berlin und München. In Berlin nutzte er die Gelegenheit neben dem technischen Studium auch Seminare von Georg Simmel zu besuchen. Aus der anfänglich eher reservierten Bekanntschaft zu Simmel entwickelte sich bis zum Sommer 1914 eine intensivere intellektuelle Beziehung (Kracauer schickte regelmäßig seine Arbeiten zur Begutachtung an Simmel). 1912-1913 arbeitete er erst in einem Architekturbüro in München und promovierte 1914 in Berlin („Die Entwicklung der Schmiedekunst in Berlin, Potsdam und einigen Städten der Mark vom 17.Jh. bis zum Beginn des 19. Jh.“)
Der 1. Weltkrieg
Im August 1914 kam es zum Ausbruch des 1. Weltkrieges, zu dem er sich, ergriffen von uneingeschränkter Vaterlandsliebe und der Hoffnung auf eine nahezu kathartische Wirkung des Krieges, freiwillig meldete, jedoch ausgemustert wurde. Seine Sichtweise änderte sich allerdings im Laufe des Krieges, vor allem durch den Tod seines Freundes (vor Verdun) und der Arbeit in einer Sanitätskolonne. 1917 kam die Einberufung, den Strapazen der Ausbildung war er jedoch nicht gewachsen und wurde bereits 2 Monate später als „Arbeitsverwendungsfähig“ (in der Heimat) geschrieben. und arbeitete (das letzte Mal!) als Architekt im Stadtbauamt Osnabrück. 1918 kam der plötzliche Tod seines Vaters, der ihn tief traf. Im selben Jahr verstarb auch Georg Simmel. Der Schüler Karcauer wirkte ganz im Sinn seines Lehrers weiter. Noch 1919 verfasste Kracauer eine ausführliche Monographie: „Georg Simmel. Ein Beitrag zur Deutung des geistigen Lebens unserer Zeit“. Betroffen von der Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit kehrte er in seine Heimatstadt zurück und arbeitete, zunächst ohne feste Anstellung, für die „Frankfurter Zeitung“ (FZ). Durch seine eigene prekäre berufliche Situation und des intensiven Studiums der zeitgenössischen Literatur wuchs eine tief pessimistische Sicht der Gegenwartssituation in ihm. Gegen Ende des Krieges machte er Bekanntschaft mit Theodor Wiesengrund (Adorno); ihre gegenwartskritische Einstellung verband die beiden.
Weltsicht und Wandel
Sein Weltbild zu dieser Zeit konstruierte sich aus Georg Sinmels Relativismus und seiner Lebensphilosophie einerseits und Max Webers scharfe Trennung zwischen Wertrelativismus und wissenschaftlichem Objektivitätsideal andererseits. Im Mittelpunkt seiner Weltsicht stand der Prozess der Entzauberung der Welt und der Beziehungen zwischen den Menschen (die Wissenschaften würden diesem Geschehen nur Vorschub leisten aber könnten keinen Ausweg aus der Krise weisen). Genau hier vollzog sich, hervorgerufen durch gesellschaftliche, intellektuelle und persönliche Veränderungen, wie der Festanstellung bei der FZ 1921, der Festigung der innen- und außenpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation in Deutschland, seine konfliktreiche Beziehung zu Theodor Wiesengrund (Adorno), die Bekanntschaft mit seiner zukünftigen Frau Elisabeth Ehrenreich (damals Bibliothekarin im Institut für Sozialforschung), das intensive Studium der Schriften Karl Marx, des französischen Materialismus und Georg Lukács und den anschließenden Austausch darüber mit Ernst Bloch; ein Wandel in Kracauers Ansichten: der Kulturpessimismus weicht um einer sozialkritischen Haltung Platz zu machen. Die Themen widmen sich fortan Aspekten des Alltagslebens, aus den Bereichen Kino & Film, Sport & Revue, Straßen & Stehbars, also quasi alles, was wir unter dem heutigen Begriff der Populärkultur verstehen. 1924 übernahm er, als verantwortlicher Redakteur für die FZ, die Kritik des sich damals immer mehr durchsetzenden Films. Am 26.1.1926 erschien seine Buchbesprechung zu Martin Bubers und Ernst Rosenzweigs Übersetzungsschrift „Die Bibel auf Deutsch“. Kracauer beurteilt diese jedoch als alles andere als gelungen und löste einige Wirbel, bis hin zu einer Erwiderung der Übersetzer aus.
Ginster. Von ihm selbst geschrieben
Am 8.4.1928 im 2.Morgenblatt erschien der erste Teilabdruck (16 weitere bis zum 27.4. sollten folgen) von „Ginster. Von ihm selbst geschrieben“, ohne Autorennachweis, denn Kracauer wollte seinen Namen nicht hergeben. Gedacht war diese Reihe als eine Art Werbung, jedoch wurde es erst 8 Monate später im Berliner S. Fischer Verlag herausgebracht. Joseph Roth dazu in der FZ: „In den Kriegsbüchern, die bis jetzt in deutscher Sprache erschienen sind ist der Krieg etwas ‚Außergewöhnliches’. Zum ersten Male, in ‚Ginster’, ist er etwas ungeheuer Gewöhnliches! Außergewöhnlich ist nur Ginster. Der Krieg aber ist die Fortsetzung des Friedens. Nichts anderes! Das hebt dieses Buch aus der Reihe aller Kriegsbücher! (...) Zum ersten Male in der deutschen Kriegsliteratur wird der ‚Drückeberger’ geschildert (...) Zum ersten Male wagt ‚Ginster’ überhaupt nicht aus dem Schützengraben kommen zu wollen. (...) Ginster ist nämlich auch ein ‚Friedens’gegner. Ginster allein ist der Feind jener menschlichen Gesellschaft, die ‚Vaterländer’ kennt, also auch den ‚Krieg’. (...) Weder die ‚Generale’ noch die ‚Pazifisten’ werden dieses Buch verstehen.“
Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland
Im Dezember 1929 – Januar 1930 wurde die im Reportage Stil verfasste Studie über die Lage der Angestellten, „Die Angestellten . Aus dem neuesten Deutschland“ in 12 Teilen in der FZ veröffentlicht und fand starke Resonanz bei den Lesern (Buchausgabe 1930). Er betrat Neuland mit seiner ‚Soziologie der Angestellten’. Hintergrund war die seit der Jahrhundertwende rapide angestiegene Zahl der abhängig Beschäftigten in Handel und Industrie (ca. 3,5 Millionen zu Beginn seiner Recherche). Ausgangspunkt waren zwei ideologische/parteipolitische Extreme: die Konservativen ordneten die Gruppe der Angestellten der bürgerlichen Mittelschicht zu, während die Linken sie in der Gruppe des Proletariats, wenigstens objektiv, wiederzufinden glaubten. Die Folge war eine Unkenntnis der Betroffenen selbst von ihrer wahren ökonomischen und sozialen Lage. Kracauer: „Die Masse der Angestellten unterscheidet sich vom Arbeiter–Proletariat darin, daß sie geistig obdachlos ist.“ Seine Untersuchung fand ein breites Echo in der Öffentlichkeit, so gut wie alle wussten sie zu kritisieren, bis auf die Tatsache, dass hier die Aufmerksamkeit auf ein lange vernachlässigtes Thema gelenkt wurde.
Berlin
1930 folgte dann die Hochzeit mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Elisabeth Ehrenreich und kurz darauf, im April, wechselte er aus der Frankfurter Zentralredaktion in die Berliner Redaktion der FZ, wo er die Leitung des Feuilletons übernahm. Dieser Wechsel stand im Zusammenhang mit einer großen personellen und politischen Neuausrichtung der Zeitung. Bereits 1931 begann die allmähliche Distanzierung der Frankfurter Zeitungsleitung vom unliebsamen, weil politische überaus kritischen Mitarbeiter Kracauer. Es folgten Gehaltskürzungen, Publikationseinschränkungen und sogar die Empfehlung sich nach einem Nebenerwerb umzusehen. Nachdem der Widerstand immer stärker geworden war, entschloss er sich seine Berliner Position aufzugeben und wurde noch während des Reichstagsbrandes (am 27.2.1933) per Telegramm vom Verlagschef in einen „Arbeitsurlaub“ nach Paris geschickt. Mit einem Schreiben vom 25.8.1933 erhielt er dann die endgültige Entlassung aus dem Redaktions- und Mitarbeiterverbund der FZ. Kracauer dazu am 17.1.1934 aus unveröffentlichten Typosskript: (Die Zeitung habe ihm gekündigt, weil sie offenbar seine linke) Einstellung sowohl (sein) Judentum als eine zu große Belastung auf ihrem ferneren Lebensweg (empfinden).
Georg
„Georg“, die Fortsetzung von „Ginster“ und bereits im Anschluß an diesen begonnen, eine Beschreibung und vor allem Abrechnung der Vorgänge in der FZ als auch mit denen in der Gesellschaft. Das Buch war zwar bereits 1933 fertig geschrieben doch fand sich kein Verlag es zu verlegen. Trotz der Unterstützung von Thomas Mann, der bereits einen Verleger in den Niederlanden gefunden hatte, gelang es Kracauer nicht, sein Buch noch zu Lebzeiten zu veröffentlichen. (Die Erstpublikation erschien erst 1973!)
Pariser Exil und der 2. Weltkrieg
Von 1933-1941 befanden sich Kracauer und seine Frau im Exil in Frankreich. Der Aufenthalt dort wurde zu einer schweren Belastung, da beide in bitterer Armut lebten und ständig auf finanzielle Unterstützung von Freunden und Bekannten angewiesen waren. Hinzu kamen noch persönliche Sorgen wegen der zurückgelassenen Mutter und Tante in Deutschland. 1937 erschien dann seine Gesellschaftsbiographie über den Komponisten „Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit. Das buch war zwar ein großer verlegerischer Erfolg (angesichts der zahlreichen Übersetzungen, der Vor- und Nachdrucke, sowie zahlreichen Kritiken) jedoch löste es die finanziellen Problem Kracauers nicht. Ein Jahr zuvor, bekam er vom bereits seit längerem emigrierten Institut für Sozialforschung (IfS), den Auftrag eine detaillierte Untersuchung zur faschistischen Propaganda für die Institutszeitschrift zu erarbeiten. Das Manuskript lieferte er dann ein Jahr später, zunächst unter dem Titel „Masse und Propaganda“, nach der Fertigstellung schließlich „Die totalitäre Propaganda Deutschlands und Italiens“. Max Horkheimers erste Reaktion auf das Typoskript war eher positiv; völlig anders jedoch urteilte Theodor Wiesengrund (Adorno), der es dann auch gründlich überarbeitete, so, dass Kracauer seinen eigenen Text nicht mehr wieder erkannte, mit dem Ergebnis, dass er schließlich die Druckerlaubnis für seine Arbeit zurück zog. (Das Typoskript ist bis heute verschollen.) Für Kracauer stand bereits 1936die Ausreise nach Amerika fest. In den folgenden Jahren begann er systematisch Kontakte nach Übersee zu knüpfen, sich die englische Sprache anzueignen und versuchte letztlich auch die bürokratischen Schranken zu überwinden. 1939 brach dann plötzlich der 2.Weltkrieg aus, während Kracauer sich noch in Paris befand. Er verbrachte mehrer Monate in einem französischen Internierungslager doch kam aufgrund der Intervention von Freunden relativ früh wieder frei und floh ins unbesetzte Vichy-Frankreich. Schließlich gelang ihm, mit Hilfe des von Varian Fley begründeten „Emergency Rescue Committee“ 1941 zusammen mit seiner Frau die Flucht in das ‚rettende’ Lissabon und von dort aus im April 1941 die Ausreise in die Vereinigten Staaten.
Neue Heimat Amerika
Nach dem Eintreffen in New York erhielt Kracauer als „Special Assistant“ des „Museum of Modern Art“ die Möglichkeit auf der Grundlage der Bestände der Film Library des Museums eine Analyse der totalitären deutschen Filmpropaganda auszuarbeiten. 1942 schloss er die Studie über „Propaganda and the Nazi War Film“ ab. 1947 erschien als Ergebnis seiner langjährigen Arbeit „From Caligari to Hitler. A Psychological History of the German Film“, erst in der Princeton University Press und wenig später auch in England. Die Untersuchung verstand sich als geistesgeschichtlicher Beitrag zur Klärung der Frage, wie der Erfolg der Nationalsozialisten möglich gewesen war. Es ging um die ‚innere Disposition des deutschen Volkes’, welche hinter dem ökonomischen, sozialen und politischen Erklärungsfaktor wirksam war zum besseren Verständnis von Hitlers Aufstieg und Machtergreifung. Im Anschluss an die Veröffentlichung erhielt er einen seelischen und körperlichen Zusammenbruch, vor allem durch die genauere Nachricht über die Ermordung seiner Mutter und seiner Tante im Konzentrationslager Theresienstadt, sowie weiterer Freunde und Bekannter, die ebenfalls Opfer des Holocausts wurden. Besonders traf ihn der Umstand, dass er seit November 1941 über die verzweifelte Lage seiner Mutter und seiner Tante informiert war, jedoch das Geld für ein Kubavisum und die erforderlichen Reisekosten nicht hatte aufbringen können. 1950 arbeitete er dann gelegentlich für die „Voice of America“. Zwei Jahre später wurde er, zunächst als Senior Staff Member, später als Research Director im „Bureau of Applied Social Research der columbia University angestellt. Allmählich schien er zu seiner verdienten Anerkennung zu kommen. 1956 reiste er erstmals wieder nach Europa, auch nach Deutschland. Zwei Jahre später erschien die deutsche Version seines Buches „From Caligari to Hitler“, allerdings in einer stark gekürzten Form, bei der vor allem seine politische Interpretation der Filmgeschichte nach 1918 weitgehend ausgespart wurde. Die erste deutsche ungekürzte Fassung erschien erst im Jahre 1979! Seit seinem 1960 erschienenem Buch „Theory of Film“ (deutsche Übersetzung 1964) wurde ier in Deutschland endgültig als einer der wichtigsten Kulturtheoretiker angesehen und wiederholt erreichten ihn nun ehrenvolle Einladungen. Auch fanden seine essayistischen Arbeiten aus den 20er und frühen 30er Jahren ein erneutes Interesse. Noch im September 1966 nahm er an einer Tagung in Lindau am Bodensee teil. Kurz darauf, Anfang November erkrankte er schwer an einer Lungenentzündung und erlag dieser am 26. November 1966 in New York. Das letzte große Unternehmen seines Lebens, eine Ausarbeitung seiner geschichtstheoretischen Überlegungen, konnte er nicht mehr vollenden. Erst drei Jahre nach seinem Tod erschien eine aus den umfangreichen Textpartien zusammengestellte Fassung von „History. The Last Things Before the Last“.
Bibliographie
Neben Hunderten Von Essays, Buchbesprechungen und Rezensionen, sollen hier die wichtigsten Einzelveröffentlichungen von Siegfried Kracauer kurz genannt werden:
Die Entwicklung der Schmiedekunst in Berlin, Potsdam und einigen Städten der Mark vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts 1915 (Dissertation)
Friedel Kracauer, Auf der große Fahrt 1915 (Gedichte)
Soziologie als Wissenschaft. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung 1922
Die Wartenden 1922
Ginster. Von ihm selbst geschrieben 1928
Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland 1930
Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit 1937
Propaganda and the Nazi War Film 1942
The Conquest of Europe on the Screen. The Nazi Newsreel 1939-1940 1943
From Caligari to Hitler. A Psychological History of the German Film 1947
Satellite Mentality. Political Attitudes and Propaganda Susceptibilities of Non-Communists in Hungary, Poland and Czechoslovakia (mit Paul L. Berkman) 1956
Theory of Film. The Redemption of Physical Reality 1960
Das Ornament der Masse. Essays 1963
Strassen in Berlin und anderswo 1964
History. The Last Things Before the Last 1969
Über die Freundschaft. Essays 1971
Kino. Essays, Studien, Glossen zum Film 1974
Georg 1977
Der Detektiv-Roman. Ein philosophischer Traktat 1979
Außerdem erschienen seit 1971 Schriften in 8 Bänden, herausgegeben von Karsten Witte.
Quellen
Momme Brodersen: "Siegfried Kracauer", Rowohlt Taschenbuchverlag,2001
Thomas Y. Levin: "Siegfried Kracauer. Eine Bibliographie seiner Schriften", Deutsche Schillergesellschaft Marbach am Neckar, 1989
Biographisches-Bibliographisches Kirchenlexikon: http://www.kirchenlexikon.de/k/kracauer_s.shtml, Autor Matthias Wolfes