Hermann Kocyba: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ranskription Hermann Kocyba: Teil 2, Minute 25 – 50. | ||
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+ | H. K.: Also es war...es…es war jedenfalls 'zusagen damals politisch so die Fraktionierung...ja...Integration versus Schärfung des...der professionellen Unterschiede. Und es gab eben Politologen, die kreuzunglücklich waren, dass sie mit den Soziologen da zwangsverheiratet wurden, ja. Die wollten International Relations, also, die hatten 'zusagen ihre...äh...äh...(1) Kontakte aufgebaut und da...da... kommen wir irgendwie nach New York, das kann man doch keinem erklären aaaaus was...was für ner Fachbereichsgliederung wir kommen. Damals eben, ich glaub' sie hams ja eben noch...äh...ins...äh...äh Institut für (Gesell?)schaftsanalyse, dass da Soziologen und Politologen zusammen sind. Ja also die wollten einfach ne klare Linie, sich professionalisieren im Bereich Internationale Politik, Friedensforschung und so weiter. Die brauchten schon die Institutionenkundler nicht mehr, ne, die von den anderen Abteilungen und die Soziologen schon mal gar nicht, ja? Und...äh...umgekehrt Leute die sich in der Sozialstrukturforschung da profilieren, denen war doch...sah die politische Ideengeschichte von Fetscher oder...äh...wem auch immer...ähm...äh...völlig schnurz. Also da gabs so...so...Spezialisierungs- und Professionalisierungswünsche und äh...die andere Vorstellung war eben, ja also wir dürfen uns nicht so in Bindestrichsoziologien, Bindestrichpolitologien auflösen, es gibt 'zusagen eine integrierte Vorstellung von kritischem Denken, die ist jetzt nicht einfach nach Fächern oder...äh...Disziplinen zu sortieren und...äh...ja...ähm... | ||
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+ | A. B.: Gab es auch so in diese Richtung, so den...den...diese Unterschied...äh...schon....also zwischen so ein kritisches Denken und ein quasi also Bindestrichsoziologie als...äh...administrative Hilfsmittel? Und schon ein Kritik daran? Oder... | ||
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+ | H. K.: Ja das gabs. Wobei diejenigen, denen das zugeschrieben wurde, dass sie Bindestrichsoziologie machten das meistens bestritten hätten, ja? Die sagten (ich mach?) Soziologie der Schule aber ich meine in der Schule kommen die gesamten gesellschaftlichen Konflikte...Schichten ham wir da...äh...Theorie von Bildungs(verschluckt), also...äh...und...äh. Man konnte immer sagen naja, also in jedem Phänomen kann man ja sagen dass die Gesamtheit von sozialen Bezügen analysiert werden. Von daher ist es nicht so, dass man jetzt bei der Erziehungssoziologie nur über Erziehung spricht, ja? Da gibts eben auch Machtprozesse, da gibt es...äh...was auch...was auch immer. Äh...auf der andern Seite gabs eben immer Leute, die sagten, naja also...äh...in jedem sozialen Phänomen ist die gesamte Gesellschaft präsent und deshalb darf man nicht...äh... das so nach Bindestrichsozio(verschluckt)...nach Bindestrichen da sortiern. Da gabs dann dieses Gegenargument, naja also das ist dann die universelle Inkompetenz. Jeder kann über alles reden, ja, also wo...äh...(1). Es gibt eben nun mal nen bestimmten Stand der Sozialisationsforschung oder der Psychoanalyserezeption und...und...und Anwendung in...in...in bestimmten soziologischen Kontexten und da ist nix gewonnen wenn jetzt wir diese Leute ausbilden die jetzt über alles paar Sätze sagen können und nichts wirklich äh...ähm...ähm...etwas verstehen. Andererseits, das Curriculum sollte eher exemplarisch aufgebaut sein. Man lernt eben an einem bestimmten Thema kritisches sozialwissenschaftliches Denken, die entsprechenden Untersuchungsmethoden, die entsprechenden Theorien, die man irgendwie in der Deutung auch...äh... zu bewähren oder einzusetzen versucht. Und...äh...es ist besser das 'zusagen vertieft an einem Feld zu machen, als so ne leere Überblicks- ja, also zwei Stunden Familiensoziologie, zwei Stunden Religionssoziologie, zwei Stunden, also...äh...ähm...das addiert sich eben nicht wirklich zu nem kritischen Verständnis. Das war...ja das warn so die Auseinandersetzungen, die zum Teil polemisch geführt wurden und die (1) naja, wie soll ich sagen (2) den Fachbereich lange Zeit auch...äh...in so ne Blockadesituation gebracht haben. Denn es gab eine Fach... eine Fachbereichsmehrheit, die war lange für dieses Integrationskonzept. Das war also die...äh...die Gruppe nannte sich Demokratische Hochschulinitiative, DHI, und die an...und die andere Gruppe, die sich Gruppe 75 nannte, die eben...ähm.... Die (1) DHI hatte die Mehrheit im Fachbereichsrat, konnte quasi alle Entscheidungen durchbekommen, da sie die Studierenden und die Mitarbeiter im wesentlichen auch auf ihrer Seite hatte. Auf der...eben der Universität wiederum...äh... hatte die...äh... Gruppe 75 die Mehrheit einfach mit dem...bei dem Präsidenten und äh wenn dann die...äh...der Fachbereich dann irgendwie eine Liste oder irgendeinen Vorschlag verabschiedet hat, gabs da Sondervotum und den Einspruch im Senat dann als nächste Runde. Und dann hat sich das Ministerium rausgesucht, was ihm am besten gefällt, ja, also das...äh...im Grunde...ähm...ja...(1). Es gab zwar ne Mehrheit, aber aufgrund der Einbettung in die Universität gab es insgesamt eher ne Paralysesituation und die...ähm.... Ich war damals in meiner (unverständlich)aufgabe gelegentlich auch im (unverständlich wegen Hintergrundgeräuschen) im Ministerium und...ähm.... Die wussten halt, dass sie mit dem Fachbereich wirklich kegeln können wie sie wollen und...äh.... Und es gab eben andere Fachbereiche, Wirtschaftswissenschaften etwa, die sich unternander stark bekämpft haben, dann irgend ne Art Kompromiss ausgehandelt haben und dann aber auch...ähm...drauf bestanden haben, das gemeinsam durch sämtliche Gremien durchzu...äh...fechten diesen Kompromiss. Da konnte das Ministerium relativ schwer...äh...äh...quasi einzelne Leute herausbrechen, während im Fachbereich wars lange Zeit so das Spiel, die eine Mehrheit beschließt...äh...X und dann gibt es die Unterlegenen appellieren an den Präsidenten, dann sagt der Senat Y und...äh... das Ministerium sucht sich aus, was am wenigsten kostet, oder wie auch immer, ja? Und...äh...daher hat, das ist aber jetzt im Nachhinein, ja, der Fachbereich einfach unterhalb seiner Möglichkeiten sich politisch...äh...aufgestellt. Subjektiv wars natürlich radikal. Wir machen keine Kompromisse mit den...mit den andern, ja, also...äh...also gute Absichten führten aber dazu, dass im Grunde ne, will ich im Nachhinein sagen, ne schlechtere Ergebnisse erzielt wurden, als wenn man sich in irgend ner Form hätte versucht mal zu einigen. | ||
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+ | A. B.: Hm. Warum ist...äh...diese Gruppe so...äh...also Gruppe 75? | ||
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+ | H. K.: Weil sie glaub ich 75... | ||
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+ | A. B.: Was waren für Leute so da so...also...? | ||
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+ | H. K.: Naja, es war also...war ne Reihe von...von...von profilierten Frankfurtern. Also neben Oevermann und...äh...dem Kurt Schell als Politologen, warn Karl-Otto Hondrich, ja, ...äh...und...äh...es warn...äh...wie heißt er...Ernst Otto Tschempiel (??? wie schreibt man den???) also der diese Friedensforschung hier mit aufgebaut hat, und dan warn eine Reihe von...ähm...(2)...ähm...Leuten (1) Kippert, oder Herrmann Müller, die ihnen allen nichts sagen werden, die eher aus dem Bereich der Lehrerbildung...äh...kamen. und das waren jetzt nicht so im üblichen Sinne rechte Leute, ja. Also die haben einfach...ähm... im Fachbereich wurde man recht...äh...also...man konnte woanders das rote Tuch sein und trotzdem im Fachbereich da äh...äh...äh...am rechten äh...äh...äh...am rechte Eck stehen. Und äh...zum Teil gabs da bei einzelnen Leuten auch ne Differenz 'zusagen in dem Engagement im Fachbereich und außerhalb, ja? Dass Leute also bei der Gruppe 75 waren, aber ansonsten...äh...sich im Kontext von sozialen Bewegungen so engagiert haben, wie andere aus der DHI auch, ja, das war.... Also was die Leute wirklich in die eine oder andere Gruppe getrieben hat, zum Teil waren das auch Animositäten, Freundschaften, Loyalitäten und so, das war nicht alles so nach klaren politischen...äh...Gesichtspunkten durchgekämmt. | ||
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+ | A. B.: Gab es auch so...im Grunde genommen von äh...äh...also...äh...(unverständlich)tum, also...äh...Abhängigkeit von so von bestimmten Professoren, oder von bestimmten Traditionen? Oder (1) es sind so ein...es ist ein bisschen merkwürdig, so diese...diese Nichtüberdeckung zwischen Fachbereichspolitik und...und allgemeine Politik, also (unverständlich) von der Idee am Anfang, dass es gab so...quasi so ein marxistische gegen bürgerliche Soziologie Trennung, aber das...das verdeckt sich nicht direkt so mit der... mit der Fachbereichspolitik dann, also, meinen Sie? | ||
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+ | H. K.: Hm. Ja...nein...weil...äh...es haben...bei der DHI, also ich meine also Leute, die wie Dieter Mans, also 'sagen...äh...ich meine.... Ich würde nicht sagen, er ist Marxist, er ist vielleicht auch kein Antimarxist, den interessieren einfach andere Themen, ja. Also er war aber auch...aus bestimmten Gründen war er eben bei der DHI, ja, oder...äh.... Jemand wie der Herr Planck (???), weiß nicht, ob Sie noch kennen, der da...äh... lange Zeit so Hegel- und Marxkurse da...im Umkreis...äh...des Lehrstuhls, den jetzt der der Herr Forst hat, also...äh... der war quasi immer für die Einführung in die Hegelsche Rechtsphilosophie zuständig damals, ja. Der war aus...und...äh...ja, äh...(2). Woanders würde er als Marxist gelten, dort war er bei der Gruppe 75, ja. Also es war...äh...es kann man nicht so eindeutig...äh...äh...sagen und ähm...äh...(2). Ich glaube, man muss 'sagen die...die...die Eigendynamik der Erzeugung auch 'zusagen von Loyalitäten und...und...und...und (1) und auch...auch Gegensätzen...ähm...sehn. Es...es gab (4). Ja ich meine diese Fraktionierung hatte für den Fachbereich halt auch die Funktion...das war...für jeden Hochschullehrer wars wichtig ja, ob er 75 oder DHI ist, und nicht die Frage ist er in Sozialpsychologie, ist er im Bereich Sozialstruktur, also wo jetzt die Gesellschaftsanalyse ist, oder ist er (unverständlich) oder so, ja. Das hat auch ne Möglichkeit gegeben, einfach sozusagen Positionen zu sortieren und...äh.... Und ich muss sagen, es gab Überraschungen auch...also für mich. Ich war Mitarbeitervertreter. Da gabs dann die Initiative, zum Beispiel auch...äh...auch Einrichtung eines Lehrstuhls für Frauenforschung und so. Und wir hatten alle gedacht, Hondrich und die Leute würden da streng dagegen sein, Hondrich nahm das Argument auf und war dafür, ja. Also es war...es war also nicht immer praktizier...also so antizipierbar, ja...also.... Manchmal gabs überraschend Widerstände, also an Punkten, wo man dachte, da müssten doch alle jetzt zustimmen können. Und dann dachten wir damals naja, also...äh.... Es gab natürlich auch Leute aus der Gruppe 75, die sagten Moment Frauenforschung, das ist doch so quasi wie wenn man was für arische Wissenschaft, oder so.... Können da Männer nicht hin? Also diese ganzen Angst...äh...äh...äh...themen. Dass da so gewisse grundlegende Symmetrie- und Egalitätsnormen verletzt würden, wenn man da jetzt also Frauenforschung, ne. Ich meine gut da kam auch (unverständlich) auf die Idee, wir machen Genderforschung, also machen wirs für Männer und äh.... War damals noch nicht soweit. Wir hatten einfach nen Vorstoß gemacht, weil das immer hing, also die...ja...Frauen sollte natürlich stärker, aber...äh.... Es gab dann einfach auch Vertreterinnen, die Sylvia Kontos, die das dann also als...als...Assistentin dann aufs (unverständlich) gebracht hat. Überraschend ging es durch, ja. Und zwar eben auch bei den 75ern und das war eben eine Forderung, die quasi dann...äh...diese Gruppengrenzen aufgesprengt hat. Das war aber nicht immer vorher absehbar. Und...äh....Die... | ||
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+ | A. B.: (unverständlich). Und wir können so vielleicht so zurück zu ein bisschen so speziellere Fragen...äh...gehn? Also weil es ist ein sehr schöne...schon so ein größere...ein großartige Skizze (?) so...also...was wir erwarteten. Und zwar, also sie haben ...äh...promoviert in Philosophie oder in Soziologie? | ||
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+ | H. K.: Ich habe in Philosophie promoviert. | ||
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+ | A. B.: Bei wem? | ||
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+ | H. K.: Alfred Schmidt. | ||
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+ | A. B.: Alfred Schmidt, ok. | ||
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+ | H. K.: Mit ner Arbeit über Marx...äh.... Und mir ists während meines Studiums, also ich hatte da noch als zweite (unverständlich) da drin Herbert Schnädelbach, der damals auch noch Philosophie hier lehrte. Und hatte als Nebenfach, damals hat man (unverständlich) Nebenfach hatte ich noch Jürgen Ritsert, bei dem ich auch ziemlich viel...also...'sagen Veranstaltungen damals belegt hatte. Und...ähm...naja...äh...mit Herbert Schnädelbach, der die Arbeit eben auch vorher kritisch gelesen hat, hat immer gesagt, ja Moment mal, ist es jetzt ein soziologisches oder ist es jetzt ein philosophisches Argument, ja. Also dort, wo Marx Aussagen macht über...äh...bestimmte Merkmale der Gesellschaft, die er beschreibt, da war er soziologisch, ja, während, wenns eher methodisch wird im Widerspruchsbegriff verwendet und wie der sich abgrenzt vom Hegelschen oder vom Kantschen Antagonismusbegriff und so weiter wars philosophisch, ja. Und äh...äh... ich hatte halt noch gedacht, also das sei der Vorteil einer Arbeit, dass sie sich 'sagen diese Depertmentalisierung (wie geschrieben?) nicht einfach...ähm...vorgeben lässt, aber nein, er sagte, ja dann also, sie wollen das ja in Philosophie machen, ja, konzentrieren sie sich auf die philosophischen Aspekte und lassen sie weg, was sie sonst noch über die Gesellschaft wissen, ja. Also, äh...und das...das... | ||
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+ | A. B.: Die Spezialisierung wiederum, so. | ||
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+ | H. K.: Ja ne Spezialisierung, aber eher so'sagen, die Einübung eines speziellen methodo...methodischen Blicks, ja. Also man kann dasselbe Problem möglicherweise als Philosoph, als Wirtschaftswissenschaftler.... So hat man dann halt irgendwie ähm...Wertschöpfungsprozesse oder Wettbewerb im Auge oder so, ja. Und dann kann mans als Soziologe...wahrscheinlich kann mans als Theologe auch nochmal anders beschreiben, das ist so...äh.... Man muss sich aber dann irgendwie immer entscheiden, 'sagen, aus der Perspektive welcher akademischen...äh...Disziplin man einen bestimmten Autor diskutiert, ein bestimmtes Thema bearbeitet und äh...das...ähm...ja, also...ähm.... Alfred Schmidt, er war ursprünglich auch mal Doppelmitglied im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (A.B.: Er auch?). Ja, er hat das dann aufgegeben, ja...äh...(1)ähm. Er war ja als Nachfolger dann von Habermas berufen worden, auf diesen Lehrstuhl, den ursprünglich Horkheimer innehatte. Und der Lehrstuhl hatte ja bei...Horkheimer und Habermas war er für beide Fächer, Alfred Schmidt hat dann einen für Sozialphilosophie...äh...aber er war mit eben dem...ähm...Doppelmitgliedschaft im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Er hat auch gelegentlich so Veranstaltungen noch über Comte und...und...und...und Durkheim und so, also...irgendwie (1) so...so bis ins 19. Jahrhundert hat er sich auch so bisschen für die Soziologie äh...zuständig gefühlt, hat das dann...äh...aufgegeben. Umgekehrt war damals auch noch Horst Baier, der Adornos Nachfolger in Soziologie wurde und der sich dann rasch mit den Studenten sehr heftig angelegt hatte, ja, also der dann 'sagen an den Bund Freiheit der Wissenschaft appelliert hat, um gegen diese terroristischen Umtriebe da in Frankfurt äh...Einspruch einzulegen. Der war äh...auch in der Zeit, in der er in Frankfurt war, ging dann zu Luckmann nach Konstanz als Kollege, war eben auch Mitglied im Fachbereich...äh...(1)...äh...Philosophie. Und während er bei den Soziologen völlig marginalisiert war, also politisch auch...äh...angeschlagen war und...äh...hat er bei den Philosophen dieses Problem nicht gehabt, ja. Dort war er wahrscheinlich eher bei den Linken wieder, ne, also…äh...war also die unterschiedliche...äh...Kultur... | ||
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+ | A. B.: Also es war so bei den Soziologen, dass es gab so mehr so Spannungen sozusagen? | ||
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+ | H. K.: Jaja und ähm (1)...ja... | ||
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+ | A. B.: Deswegen so haben alle so...also Habermas so voll (?) und...äh...so viel sind so sind irgendwie so weg so von der Soziologie, oder nicht weg, sondern haben Abstand genommen so von... | ||
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+ | H. K.: Ja, ich meine es gab ja...also auch...äh...Luckmann war ja damals in Frankfurt. Der ging so 69, 70 weg. Habermas ging kurz darauf weg. Baier, der wurde erstmal berufen und ging aber auch nach paar Jahren weg, also.... Rüegg... | ||
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+ | A. B.: Wer blieb übrig...überhaupt? | ||
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+ | H. K.: Bitte? | ||
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+ | A. B.: Wer blieb üb...wer blieb übrig dann, als die Studenten waren (unverständlich)? | ||
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+ | H. K.: Äh... | ||
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+ | A. B.: Soziologen... | ||
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+ | H. K.: Ja (2)...jetzt...(3).... Also Jürgen Ritsert war ne wichtige...äh...Figur...äh.... Gerhard Brandt, der war...äh...hier im Haus Mitarbeiter gewesen, wurde dann Professor. Der hatte die...bis in die achtziger Jahre die Stelle, die jetzt die Frau Siegel hatte und der war also einer der zentralen.... Dann...äh...hatte eine gewisse Ausstrahlung auch Karl Otto Hondrich. Der hat damals...äh...in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie so nen Arbeitskreis für Theorievergleich. Da hat man dann irgendwie versucht, also im Nachklapp (?) zu dieser Habermas- Luhmann- Debatte, ich weiß nicht, ob sie das kennen (A.B.: Ja also...) Es gibt so en Bändchen auch (A.B.: Kritisches Wissen oder Sozialtechnologie) Genau, da kam er auf die Idee, ja wir machen jetzt so ein Punktregister, ne, wer hat recht, ne. Da hat man aber dann Weber mit dem Luhmann und dem Parsons und dem Habermas und dann irgendwie noch...äh...irgendwie phänomenologischen Ansätzen, war jedenfalls Theorievergleich. Dann kam dann irgendwann auch die Multiple...äh nicht die Multiple...äh die...die Rational Choice- Leute und so. Und daraus entstand dann irgendwann die Sekt...die Theoriesektion, ja...äh...der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Ja und...äh...anfangs war das spannend, ja. Also, Hondrich hat das dann irgendwann nicht mehr interessiert, ja, und dann hat er eher so...äh...Sozialstruktur- und Indikatorenforschung gemacht, aber ähm.... Hondrich hatte da durchaus ne äh...(2)...ein Appeal. In Frankfurt war er rechts, die Kölner, wo er herkam, die fanden ihn immer nen Linken, ja.... Muss man halt so Fremd- und Selbst...äh...wahrnehmung.... Dann kam irgendwann Oevermann, ja. Der wurde auch als rechts etikettiert in Frankfurt und zwar deshalb...das kann ich jetzt so sagen aus dieser...dieser Dekanatsperspektive: er wollte, dass ihm seine Mitarbeiter persönlich zugeordnet sind, ja. Während...äh...das damalige politische Selbstverständnis war, die Mitarbeiter sind eben der wissenschaftlichen Betriebsarbeit (unverständlich) dem heutigen Institut zugeordnet, ja. Und...äh...können relativ eigenständig und ohne eine konkrete personale Anbindung operieren, ja und das.... Während Oevermann...er hat dann auch...äh... Bleibe...also er hat Berufungsverhandlungen geführt, hat sich vom Präsidenten zusagen lassen, dass er bestimmte Stellen eben ad personam sozusagen auch...äh...also...überwiegenden Einfluss bei der Besetzung hat. (2) Die andere Vorstellung war, der gesamte Fachbereich oder das gesamte Institut entscheiden, ja. Und da ist es verdienstvoll, wenn der Kollege Oevermann dafür sorgt, wenn es zwei neue Stellen gibt, aber wer das wird, das...äh...entscheiden wir schön gemeinsam. Also, das waren sozusagen die unterschiedlichen Vorstellungen. Oevermann hat also 'sagen diese Art, wie man Personalpolitik macht und...äh...(seufzt) ja, darüber hat er sich sozusagen einfach rechts...äh...äh...definiert und ähm.... Warum jetzt Oevermann rechts war und Lorenzer, der im...ein ebenfalls 'sagen eine bestimmte Form der Verbindung von Psychoanalyse und Sozialpsychologie betrieben hat...äh.... Warum der links war...also...ich kanns im Nachhinein also nicht mehr so genau...äh...von der Theorie.... Der eine hat eben ein Programm objektive Hermeneutik, der andere Tiefenhermeneutik genannt, ne. Da gibt es natürlich Unterschiede, klar, ja. Aber jetzt kann man nicht sagen, der eine hat sich auf Marx bezogen, das hat Oevermann auch, ja. Also es...ähm...ähm.... Die Links- Rechts...äh...sortiermechanismus, der ist heute nicht mehr ganz...also nachvollziehbar, weil äh.... Sie können jedenfalls nicht sagen, wer Freud und Marx gelesen hat, war links, ja. Konnte in Frankfurt auch rechts sein. | ||
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+ | K. M.: Äh...ich hätte noch ne...ähm...noch ne Frage zu ihrem Studium. Wie...äh...war denn äh...also wie waren denn damals, als sie studiert haben, die Verhältnisse innerhalb der Sozialwissenschaften? Also gabs da...äh...Kooperationen? Also, vor allem interessiert uns die...also zum Beispiel das Verhältnis zwischen den WISO- Soziologen und den Soziologen hier. Also gabs da unter Professoren oder unter Assistenten irgendwelche...äh...Zusammenarbeiten? Haben sie als Student irgendwas mitbekommen? Oder... | ||
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+ | H. K.: Ich hab da wenig mitbekommen. Das ähm.... Ich meine, ich bin ja hauptsächlich wegen der soziolog...wegen der philosophischen Fakultät...äh...gekommen und...äh...dann...äh...(2). Ich weiß garnicht, warum ich dann auch landete bei Leuten der WISO- Fakultät. Ich hab einfach...ähm...ältere Studenten...der Ulf Matthiessen oder so, der jetzt...oder andere getroffen, die dann einfach da hin gingen dann ging ich mit. Also es ist so...äh...und... Ich hatte vorher halt...äh...schon...(1)...äh...noch als Schüler irgendwie mal zufällig so dieses Buch von Berger/ Luckmann über die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit so gesehen und fand das halt ein interessantes Thema, ja und äh...äh...und äh...fands irgendwie schade, dass sich die Leute hier im Institut damit nicht beschäftigten, ja. Ich dachte das müsste sie doch interessieren und.... Da das aber 'sagen jetzt die...äh...hiesigen Soziologen nicht interessiert hat, dachte, dann geh ich da halt so hin, ja. Also das war...ähm...ein Problem, aber, glaube ich , dass ich das irgendwie in meinem Kopf zusammenbringen musste und das ist ja im Prinzip, was der Fachbereich relativ lange beibehalten hat, ja, dass die Integration nicht auf der Ebene 'sagen eines...einer geteilten Vorstellung von Soziologie äh...der (unverständlich) der...der...der...der...einzelnen Professorenkollegen...ähm...äh...angeboten wird, sondern dass sich das die Studierenden in ihrem eigenen Kopf irgendwie zurechtlegen müssen, ja. Also...äh...das ist...äh...für manche ne produktive Herausforderung gewesen, aber...äh...das ist für viele einfach...äh...sich nicht ergeben hat, scheint mir auch naheliegend. Und im Rückblick würd ich sagen, es war ne Zumutung, was der Fachbereich da praktiz...also...der Fachbereich später praktiziert hat und damals in der Übergangsphase, da gabs eben noch keine Organisationsform, die es hätte über...überwölben können. Und mir ist schon klar, es waren andere Studenten, die...äh...an der.... Etwa Hans Geerth, den ich vorhin erwähnte, der war eben bei den WISO...äh...Soziologen, und... | ||
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+ | K. M.: Und hat sich das verändert in den letzten Jahren? Also gibts da...oder gibts immernoch so bestimmte... | ||
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+ | H. K.: Ähm...(4)...ich meine diese Tradition WISO während andere Soziologen, das hat sich ja...äh.... Ich glaube, es sind eine ganze Reihe von Leuten in...ähm...in Pension gegangen oder ausgeschieden, die ne Zeit lang so bisschen für das problematische Profil der Frankfurter Soziologie...äh...äh...zuständig waren. Also...äh...und da wars halt so, entweder war man bei Oevermann, oder bei Lorenzer, oder bei Hondrich oder bei Brandt, oder, oder, oder, ja. Und äh...und dann...manche haben dann erst bei der Vorbereitung aufs Diplom festgestellt, dass es noch weitere Provinzen der Soziologie gibt, mit denen sie sich im Studium nie beschäftigt hatten, ja, das war so das.... Aber...äh...es war jetzt nicht so, dass man sich zur Vielfach (?) oder zur WISO-Soziologie bekannt hat, sondern meistens eben auch noch zu einem ganz spezifischen...äh...Forschungsansatz, ja. Und das hat die Chance geboten, sich intensiver 'sagen...äh...einzuarbeiten, als wenn man jetzt mal zwei Stunden bei Oevermann und dann hat mans...äh...hinter sich. Aber es hat einem auch erspart, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man sinnvoller Weise schon während seines Studiums mal zur Kenntnis genommen hätte. Es hat also Vor- und Nachteile. Ich hab aber nicht mehr den Eindruck, dass sich das sehr...äh...dass wirs jetzt in ner sehr deutlichen Weise auf die ursprüngliche Herkunft der...zurückführen lässt. Aber, ja es gibt...gab natürlich jetzt...äh...Hochschullehrer, die stärker noch für sich beansprucht haben, äh...in der Tradition der kritischen Theorie zu stehn, ja. Das....(1). Aber das war niemandem verboten, ja. Wie gesagt, Oevermann konnte das auch machen, nachdem viele Leute erstmal gesagt haben, der Oevermann ist einer der Kritiker der kritischen Theorie gewesen, ja, also...äh.... Wenn sie so frühe Sachen von Oevermann lesen, dann sehen sie auch, dass er da noch ohne Anspielungen auf Adorno auskommt, ja. Ähm...aber äh...es gibt ja nun kein...keine...kein...ist ja nicht lizensierungspflichtig, ja. Da...die...ähm...(2). Ich finde es jetzt...ist natürlich ne Frage, in welcher Weise das jetzt...äh...irgendwie sich solche Linien fortsetzen, ja und fortsetzen lassen und äh.... Ich kenne aus meinem Studium noch äh... dass es ganz wichtig auch war, was so an studentischen Arbeitsgruppen, ja. Also äh...äh...man kann irgendwie zu einem bestimmten Thema studentische Arbeitsgruppen machen, sich in bestimmten Diskussionen wechselseitig fit machen, ja, Kompetenz. Kann auch mal zusammen in ein Seminar reingehen und quasi so das Erfolgserlebnis haben, wie wir das aufgemischt haben, ja. Also durch...äh...koordinierte Argumentationspräsenz, ja, der kann sich dann ein Dozent häufig doch kaum...äh...entziehen, man kann Agendasetting und so weiter betreiben. Und umgekehrt, wenn ein Hochschullehrer etwas anbietet und keinen Menschen interessiert das, ja dann...äh...kann er sich da auch nicht reinsetzen. Es gab also in Frankfurt immer die Möglichkeit, auch neue Themen...äh...über studentische Arbeitszusammenhänge zu etablieren. Hieß allerdings nicht, dass man einfach sagt, ja das ist ja ganz nett, wir würdens gerne mal machen, man fängt eben an, ja. Und...äh...und solche...äh...halbinformellen Kulturen, die waren wichtig und ich glaube, die Frage, ob sich zum Beispiel bestimmte Themen im Umkreis der kritischen Theorie, oder von mir aus auch der Berger- Luckmann...also der...der...der phänomenologischen Tradition einen Ort...also...schaffe, liegt eben auch daran, ob sich studentische Arbeitszusammenhänge dann herausbilden und ein Stück weit verdichten, die dann...äh...einfach auch zurückwirken auf diesen offiziellen Lehrbetrieb. |
Version vom 7. Februar 2008, 02:01 Uhr
ranskription Hermann Kocyba: Teil 2, Minute 25 – 50.
H. K.: Also es war...es…es war jedenfalls 'zusagen damals politisch so die Fraktionierung...ja...Integration versus Schärfung des...der professionellen Unterschiede. Und es gab eben Politologen, die kreuzunglücklich waren, dass sie mit den Soziologen da zwangsverheiratet wurden, ja. Die wollten International Relations, also, die hatten 'zusagen ihre...äh...äh...(1) Kontakte aufgebaut und da...da... kommen wir irgendwie nach New York, das kann man doch keinem erklären aaaaus was...was für ner Fachbereichsgliederung wir kommen. Damals eben, ich glaub' sie hams ja eben noch...äh...ins...äh...äh Institut für (Gesell?)schaftsanalyse, dass da Soziologen und Politologen zusammen sind. Ja also die wollten einfach ne klare Linie, sich professionalisieren im Bereich Internationale Politik, Friedensforschung und so weiter. Die brauchten schon die Institutionenkundler nicht mehr, ne, die von den anderen Abteilungen und die Soziologen schon mal gar nicht, ja? Und...äh...umgekehrt Leute die sich in der Sozialstrukturforschung da profilieren, denen war doch...sah die politische Ideengeschichte von Fetscher oder...äh...wem auch immer...ähm...äh...völlig schnurz. Also da gabs so...so...Spezialisierungs- und Professionalisierungswünsche und äh...die andere Vorstellung war eben, ja also wir dürfen uns nicht so in Bindestrichsoziologien, Bindestrichpolitologien auflösen, es gibt 'zusagen eine integrierte Vorstellung von kritischem Denken, die ist jetzt nicht einfach nach Fächern oder...äh...Disziplinen zu sortieren und...äh...ja...ähm...
A. B.: Gab es auch so in diese Richtung, so den...den...diese Unterschied...äh...schon....also zwischen so ein kritisches Denken und ein quasi also Bindestrichsoziologie als...äh...administrative Hilfsmittel? Und schon ein Kritik daran? Oder...
H. K.: Ja das gabs. Wobei diejenigen, denen das zugeschrieben wurde, dass sie Bindestrichsoziologie machten das meistens bestritten hätten, ja? Die sagten (ich mach?) Soziologie der Schule aber ich meine in der Schule kommen die gesamten gesellschaftlichen Konflikte...Schichten ham wir da...äh...Theorie von Bildungs(verschluckt), also...äh...und...äh. Man konnte immer sagen naja, also in jedem Phänomen kann man ja sagen dass die Gesamtheit von sozialen Bezügen analysiert werden. Von daher ist es nicht so, dass man jetzt bei der Erziehungssoziologie nur über Erziehung spricht, ja? Da gibts eben auch Machtprozesse, da gibt es...äh...was auch...was auch immer. Äh...auf der andern Seite gabs eben immer Leute, die sagten, naja also...äh...in jedem sozialen Phänomen ist die gesamte Gesellschaft präsent und deshalb darf man nicht...äh... das so nach Bindestrichsozio(verschluckt)...nach Bindestrichen da sortiern. Da gabs dann dieses Gegenargument, naja also das ist dann die universelle Inkompetenz. Jeder kann über alles reden, ja, also wo...äh...(1). Es gibt eben nun mal nen bestimmten Stand der Sozialisationsforschung oder der Psychoanalyserezeption und...und...und Anwendung in...in...in bestimmten soziologischen Kontexten und da ist nix gewonnen wenn jetzt wir diese Leute ausbilden die jetzt über alles paar Sätze sagen können und nichts wirklich äh...ähm...ähm...etwas verstehen. Andererseits, das Curriculum sollte eher exemplarisch aufgebaut sein. Man lernt eben an einem bestimmten Thema kritisches sozialwissenschaftliches Denken, die entsprechenden Untersuchungsmethoden, die entsprechenden Theorien, die man irgendwie in der Deutung auch...äh... zu bewähren oder einzusetzen versucht. Und...äh...es ist besser das 'zusagen vertieft an einem Feld zu machen, als so ne leere Überblicks- ja, also zwei Stunden Familiensoziologie, zwei Stunden Religionssoziologie, zwei Stunden, also...äh...ähm...das addiert sich eben nicht wirklich zu nem kritischen Verständnis. Das war...ja das warn so die Auseinandersetzungen, die zum Teil polemisch geführt wurden und die (1) naja, wie soll ich sagen (2) den Fachbereich lange Zeit auch...äh...in so ne Blockadesituation gebracht haben. Denn es gab eine Fach... eine Fachbereichsmehrheit, die war lange für dieses Integrationskonzept. Das war also die...äh...die Gruppe nannte sich Demokratische Hochschulinitiative, DHI, und die an...und die andere Gruppe, die sich Gruppe 75 nannte, die eben...ähm.... Die (1) DHI hatte die Mehrheit im Fachbereichsrat, konnte quasi alle Entscheidungen durchbekommen, da sie die Studierenden und die Mitarbeiter im wesentlichen auch auf ihrer Seite hatte. Auf der...eben der Universität wiederum...äh... hatte die...äh... Gruppe 75 die Mehrheit einfach mit dem...bei dem Präsidenten und äh wenn dann die...äh...der Fachbereich dann irgendwie eine Liste oder irgendeinen Vorschlag verabschiedet hat, gabs da Sondervotum und den Einspruch im Senat dann als nächste Runde. Und dann hat sich das Ministerium rausgesucht, was ihm am besten gefällt, ja, also das...äh...im Grunde...ähm...ja...(1). Es gab zwar ne Mehrheit, aber aufgrund der Einbettung in die Universität gab es insgesamt eher ne Paralysesituation und die...ähm.... Ich war damals in meiner (unverständlich)aufgabe gelegentlich auch im (unverständlich wegen Hintergrundgeräuschen) im Ministerium und...ähm.... Die wussten halt, dass sie mit dem Fachbereich wirklich kegeln können wie sie wollen und...äh.... Und es gab eben andere Fachbereiche, Wirtschaftswissenschaften etwa, die sich unternander stark bekämpft haben, dann irgend ne Art Kompromiss ausgehandelt haben und dann aber auch...ähm...drauf bestanden haben, das gemeinsam durch sämtliche Gremien durchzu...äh...fechten diesen Kompromiss. Da konnte das Ministerium relativ schwer...äh...äh...quasi einzelne Leute herausbrechen, während im Fachbereich wars lange Zeit so das Spiel, die eine Mehrheit beschließt...äh...X und dann gibt es die Unterlegenen appellieren an den Präsidenten, dann sagt der Senat Y und...äh... das Ministerium sucht sich aus, was am wenigsten kostet, oder wie auch immer, ja? Und...äh...daher hat, das ist aber jetzt im Nachhinein, ja, der Fachbereich einfach unterhalb seiner Möglichkeiten sich politisch...äh...aufgestellt. Subjektiv wars natürlich radikal. Wir machen keine Kompromisse mit den...mit den andern, ja, also...äh...also gute Absichten führten aber dazu, dass im Grunde ne, will ich im Nachhinein sagen, ne schlechtere Ergebnisse erzielt wurden, als wenn man sich in irgend ner Form hätte versucht mal zu einigen.
A. B.: Hm. Warum ist...äh...diese Gruppe so...äh...also Gruppe 75?
H. K.: Weil sie glaub ich 75...
A. B.: Was waren für Leute so da so...also...?
H. K.: Naja, es war also...war ne Reihe von...von...von profilierten Frankfurtern. Also neben Oevermann und...äh...dem Kurt Schell als Politologen, warn Karl-Otto Hondrich, ja, ...äh...und...äh...es warn...äh...wie heißt er...Ernst Otto Tschempiel (??? wie schreibt man den???) also der diese Friedensforschung hier mit aufgebaut hat, und dan warn eine Reihe von...ähm...(2)...ähm...Leuten (1) Kippert, oder Herrmann Müller, die ihnen allen nichts sagen werden, die eher aus dem Bereich der Lehrerbildung...äh...kamen. und das waren jetzt nicht so im üblichen Sinne rechte Leute, ja. Also die haben einfach...ähm... im Fachbereich wurde man recht...äh...also...man konnte woanders das rote Tuch sein und trotzdem im Fachbereich da äh...äh...äh...am rechten äh...äh...äh...am rechte Eck stehen. Und äh...zum Teil gabs da bei einzelnen Leuten auch ne Differenz 'zusagen in dem Engagement im Fachbereich und außerhalb, ja? Dass Leute also bei der Gruppe 75 waren, aber ansonsten...äh...sich im Kontext von sozialen Bewegungen so engagiert haben, wie andere aus der DHI auch, ja, das war.... Also was die Leute wirklich in die eine oder andere Gruppe getrieben hat, zum Teil waren das auch Animositäten, Freundschaften, Loyalitäten und so, das war nicht alles so nach klaren politischen...äh...Gesichtspunkten durchgekämmt.
A. B.: Gab es auch so...im Grunde genommen von äh...äh...also...äh...(unverständlich)tum, also...äh...Abhängigkeit von so von bestimmten Professoren, oder von bestimmten Traditionen? Oder (1) es sind so ein...es ist ein bisschen merkwürdig, so diese...diese Nichtüberdeckung zwischen Fachbereichspolitik und...und allgemeine Politik, also (unverständlich) von der Idee am Anfang, dass es gab so...quasi so ein marxistische gegen bürgerliche Soziologie Trennung, aber das...das verdeckt sich nicht direkt so mit der... mit der Fachbereichspolitik dann, also, meinen Sie?
H. K.: Hm. Ja...nein...weil...äh...es haben...bei der DHI, also ich meine also Leute, die wie Dieter Mans, also 'sagen...äh...ich meine.... Ich würde nicht sagen, er ist Marxist, er ist vielleicht auch kein Antimarxist, den interessieren einfach andere Themen, ja. Also er war aber auch...aus bestimmten Gründen war er eben bei der DHI, ja, oder...äh.... Jemand wie der Herr Planck (???), weiß nicht, ob Sie noch kennen, der da...äh... lange Zeit so Hegel- und Marxkurse da...im Umkreis...äh...des Lehrstuhls, den jetzt der der Herr Forst hat, also...äh... der war quasi immer für die Einführung in die Hegelsche Rechtsphilosophie zuständig damals, ja. Der war aus...und...äh...ja, äh...(2). Woanders würde er als Marxist gelten, dort war er bei der Gruppe 75, ja. Also es war...äh...es kann man nicht so eindeutig...äh...äh...sagen und ähm...äh...(2). Ich glaube, man muss 'sagen die...die...die Eigendynamik der Erzeugung auch 'zusagen von Loyalitäten und...und...und...und (1) und auch...auch Gegensätzen...ähm...sehn. Es...es gab (4). Ja ich meine diese Fraktionierung hatte für den Fachbereich halt auch die Funktion...das war...für jeden Hochschullehrer wars wichtig ja, ob er 75 oder DHI ist, und nicht die Frage ist er in Sozialpsychologie, ist er im Bereich Sozialstruktur, also wo jetzt die Gesellschaftsanalyse ist, oder ist er (unverständlich) oder so, ja. Das hat auch ne Möglichkeit gegeben, einfach sozusagen Positionen zu sortieren und...äh.... Und ich muss sagen, es gab Überraschungen auch...also für mich. Ich war Mitarbeitervertreter. Da gabs dann die Initiative, zum Beispiel auch...äh...auch Einrichtung eines Lehrstuhls für Frauenforschung und so. Und wir hatten alle gedacht, Hondrich und die Leute würden da streng dagegen sein, Hondrich nahm das Argument auf und war dafür, ja. Also es war...es war also nicht immer praktizier...also so antizipierbar, ja...also.... Manchmal gabs überraschend Widerstände, also an Punkten, wo man dachte, da müssten doch alle jetzt zustimmen können. Und dann dachten wir damals naja, also...äh.... Es gab natürlich auch Leute aus der Gruppe 75, die sagten Moment Frauenforschung, das ist doch so quasi wie wenn man was für arische Wissenschaft, oder so.... Können da Männer nicht hin? Also diese ganzen Angst...äh...äh...äh...themen. Dass da so gewisse grundlegende Symmetrie- und Egalitätsnormen verletzt würden, wenn man da jetzt also Frauenforschung, ne. Ich meine gut da kam auch (unverständlich) auf die Idee, wir machen Genderforschung, also machen wirs für Männer und äh.... War damals noch nicht soweit. Wir hatten einfach nen Vorstoß gemacht, weil das immer hing, also die...ja...Frauen sollte natürlich stärker, aber...äh.... Es gab dann einfach auch Vertreterinnen, die Sylvia Kontos, die das dann also als...als...Assistentin dann aufs (unverständlich) gebracht hat. Überraschend ging es durch, ja. Und zwar eben auch bei den 75ern und das war eben eine Forderung, die quasi dann...äh...diese Gruppengrenzen aufgesprengt hat. Das war aber nicht immer vorher absehbar. Und...äh....Die...
A. B.: (unverständlich). Und wir können so vielleicht so zurück zu ein bisschen so speziellere Fragen...äh...gehn? Also weil es ist ein sehr schöne...schon so ein größere...ein großartige Skizze (?) so...also...was wir erwarteten. Und zwar, also sie haben ...äh...promoviert in Philosophie oder in Soziologie?
H. K.: Ich habe in Philosophie promoviert.
A. B.: Bei wem?
H. K.: Alfred Schmidt.
A. B.: Alfred Schmidt, ok.
H. K.: Mit ner Arbeit über Marx...äh.... Und mir ists während meines Studiums, also ich hatte da noch als zweite (unverständlich) da drin Herbert Schnädelbach, der damals auch noch Philosophie hier lehrte. Und hatte als Nebenfach, damals hat man (unverständlich) Nebenfach hatte ich noch Jürgen Ritsert, bei dem ich auch ziemlich viel...also...'sagen Veranstaltungen damals belegt hatte. Und...ähm...naja...äh...mit Herbert Schnädelbach, der die Arbeit eben auch vorher kritisch gelesen hat, hat immer gesagt, ja Moment mal, ist es jetzt ein soziologisches oder ist es jetzt ein philosophisches Argument, ja. Also dort, wo Marx Aussagen macht über...äh...bestimmte Merkmale der Gesellschaft, die er beschreibt, da war er soziologisch, ja, während, wenns eher methodisch wird im Widerspruchsbegriff verwendet und wie der sich abgrenzt vom Hegelschen oder vom Kantschen Antagonismusbegriff und so weiter wars philosophisch, ja. Und äh...äh... ich hatte halt noch gedacht, also das sei der Vorteil einer Arbeit, dass sie sich 'sagen diese Depertmentalisierung (wie geschrieben?) nicht einfach...ähm...vorgeben lässt, aber nein, er sagte, ja dann also, sie wollen das ja in Philosophie machen, ja, konzentrieren sie sich auf die philosophischen Aspekte und lassen sie weg, was sie sonst noch über die Gesellschaft wissen, ja. Also, äh...und das...das...
A. B.: Die Spezialisierung wiederum, so.
H. K.: Ja ne Spezialisierung, aber eher so'sagen, die Einübung eines speziellen methodo...methodischen Blicks, ja. Also man kann dasselbe Problem möglicherweise als Philosoph, als Wirtschaftswissenschaftler.... So hat man dann halt irgendwie ähm...Wertschöpfungsprozesse oder Wettbewerb im Auge oder so, ja. Und dann kann mans als Soziologe...wahrscheinlich kann mans als Theologe auch nochmal anders beschreiben, das ist so...äh.... Man muss sich aber dann irgendwie immer entscheiden, 'sagen, aus der Perspektive welcher akademischen...äh...Disziplin man einen bestimmten Autor diskutiert, ein bestimmtes Thema bearbeitet und äh...das...ähm...ja, also...ähm.... Alfred Schmidt, er war ursprünglich auch mal Doppelmitglied im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (A.B.: Er auch?). Ja, er hat das dann aufgegeben, ja...äh...(1)ähm. Er war ja als Nachfolger dann von Habermas berufen worden, auf diesen Lehrstuhl, den ursprünglich Horkheimer innehatte. Und der Lehrstuhl hatte ja bei...Horkheimer und Habermas war er für beide Fächer, Alfred Schmidt hat dann einen für Sozialphilosophie...äh...aber er war mit eben dem...ähm...Doppelmitgliedschaft im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Er hat auch gelegentlich so Veranstaltungen noch über Comte und...und...und...und Durkheim und so, also...irgendwie (1) so...so bis ins 19. Jahrhundert hat er sich auch so bisschen für die Soziologie äh...zuständig gefühlt, hat das dann...äh...aufgegeben. Umgekehrt war damals auch noch Horst Baier, der Adornos Nachfolger in Soziologie wurde und der sich dann rasch mit den Studenten sehr heftig angelegt hatte, ja, also der dann 'sagen an den Bund Freiheit der Wissenschaft appelliert hat, um gegen diese terroristischen Umtriebe da in Frankfurt äh...Einspruch einzulegen. Der war äh...auch in der Zeit, in der er in Frankfurt war, ging dann zu Luckmann nach Konstanz als Kollege, war eben auch Mitglied im Fachbereich...äh...(1)...äh...Philosophie. Und während er bei den Soziologen völlig marginalisiert war, also politisch auch...äh...angeschlagen war und...äh...hat er bei den Philosophen dieses Problem nicht gehabt, ja. Dort war er wahrscheinlich eher bei den Linken wieder, ne, also…äh...war also die unterschiedliche...äh...Kultur...
A. B.: Also es war so bei den Soziologen, dass es gab so mehr so Spannungen sozusagen?
H. K.: Jaja und ähm (1)...ja...
A. B.: Deswegen so haben alle so...also Habermas so voll (?) und...äh...so viel sind so sind irgendwie so weg so von der Soziologie, oder nicht weg, sondern haben Abstand genommen so von...
H. K.: Ja, ich meine es gab ja...also auch...äh...Luckmann war ja damals in Frankfurt. Der ging so 69, 70 weg. Habermas ging kurz darauf weg. Baier, der wurde erstmal berufen und ging aber auch nach paar Jahren weg, also.... Rüegg...
A. B.: Wer blieb übrig...überhaupt?
H. K.: Bitte?
A. B.: Wer blieb üb...wer blieb übrig dann, als die Studenten waren (unverständlich)?
H. K.: Äh...
A. B.: Soziologen...
H. K.: Ja (2)...jetzt...(3).... Also Jürgen Ritsert war ne wichtige...äh...Figur...äh.... Gerhard Brandt, der war...äh...hier im Haus Mitarbeiter gewesen, wurde dann Professor. Der hatte die...bis in die achtziger Jahre die Stelle, die jetzt die Frau Siegel hatte und der war also einer der zentralen.... Dann...äh...hatte eine gewisse Ausstrahlung auch Karl Otto Hondrich. Der hat damals...äh...in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie so nen Arbeitskreis für Theorievergleich. Da hat man dann irgendwie versucht, also im Nachklapp (?) zu dieser Habermas- Luhmann- Debatte, ich weiß nicht, ob sie das kennen (A.B.: Ja also...) Es gibt so en Bändchen auch (A.B.: Kritisches Wissen oder Sozialtechnologie) Genau, da kam er auf die Idee, ja wir machen jetzt so ein Punktregister, ne, wer hat recht, ne. Da hat man aber dann Weber mit dem Luhmann und dem Parsons und dem Habermas und dann irgendwie noch...äh...irgendwie phänomenologischen Ansätzen, war jedenfalls Theorievergleich. Dann kam dann irgendwann auch die Multiple...äh nicht die Multiple...äh die...die Rational Choice- Leute und so. Und daraus entstand dann irgendwann die Sekt...die Theoriesektion, ja...äh...der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Ja und...äh...anfangs war das spannend, ja. Also, Hondrich hat das dann irgendwann nicht mehr interessiert, ja, und dann hat er eher so...äh...Sozialstruktur- und Indikatorenforschung gemacht, aber ähm.... Hondrich hatte da durchaus ne äh...(2)...ein Appeal. In Frankfurt war er rechts, die Kölner, wo er herkam, die fanden ihn immer nen Linken, ja.... Muss man halt so Fremd- und Selbst...äh...wahrnehmung.... Dann kam irgendwann Oevermann, ja. Der wurde auch als rechts etikettiert in Frankfurt und zwar deshalb...das kann ich jetzt so sagen aus dieser...dieser Dekanatsperspektive: er wollte, dass ihm seine Mitarbeiter persönlich zugeordnet sind, ja. Während...äh...das damalige politische Selbstverständnis war, die Mitarbeiter sind eben der wissenschaftlichen Betriebsarbeit (unverständlich) dem heutigen Institut zugeordnet, ja. Und...äh...können relativ eigenständig und ohne eine konkrete personale Anbindung operieren, ja und das.... Während Oevermann...er hat dann auch...äh... Bleibe...also er hat Berufungsverhandlungen geführt, hat sich vom Präsidenten zusagen lassen, dass er bestimmte Stellen eben ad personam sozusagen auch...äh...also...überwiegenden Einfluss bei der Besetzung hat. (2) Die andere Vorstellung war, der gesamte Fachbereich oder das gesamte Institut entscheiden, ja. Und da ist es verdienstvoll, wenn der Kollege Oevermann dafür sorgt, wenn es zwei neue Stellen gibt, aber wer das wird, das...äh...entscheiden wir schön gemeinsam. Also, das waren sozusagen die unterschiedlichen Vorstellungen. Oevermann hat also 'sagen diese Art, wie man Personalpolitik macht und...äh...(seufzt) ja, darüber hat er sich sozusagen einfach rechts...äh...äh...definiert und ähm.... Warum jetzt Oevermann rechts war und Lorenzer, der im...ein ebenfalls 'sagen eine bestimmte Form der Verbindung von Psychoanalyse und Sozialpsychologie betrieben hat...äh.... Warum der links war...also...ich kanns im Nachhinein also nicht mehr so genau...äh...von der Theorie.... Der eine hat eben ein Programm objektive Hermeneutik, der andere Tiefenhermeneutik genannt, ne. Da gibt es natürlich Unterschiede, klar, ja. Aber jetzt kann man nicht sagen, der eine hat sich auf Marx bezogen, das hat Oevermann auch, ja. Also es...ähm...ähm.... Die Links- Rechts...äh...sortiermechanismus, der ist heute nicht mehr ganz...also nachvollziehbar, weil äh.... Sie können jedenfalls nicht sagen, wer Freud und Marx gelesen hat, war links, ja. Konnte in Frankfurt auch rechts sein.
K. M.: Äh...ich hätte noch ne...ähm...noch ne Frage zu ihrem Studium. Wie...äh...war denn äh...also wie waren denn damals, als sie studiert haben, die Verhältnisse innerhalb der Sozialwissenschaften? Also gabs da...äh...Kooperationen? Also, vor allem interessiert uns die...also zum Beispiel das Verhältnis zwischen den WISO- Soziologen und den Soziologen hier. Also gabs da unter Professoren oder unter Assistenten irgendwelche...äh...Zusammenarbeiten? Haben sie als Student irgendwas mitbekommen? Oder...
H. K.: Ich hab da wenig mitbekommen. Das ähm.... Ich meine, ich bin ja hauptsächlich wegen der soziolog...wegen der philosophischen Fakultät...äh...gekommen und...äh...dann...äh...(2). Ich weiß garnicht, warum ich dann auch landete bei Leuten der WISO- Fakultät. Ich hab einfach...ähm...ältere Studenten...der Ulf Matthiessen oder so, der jetzt...oder andere getroffen, die dann einfach da hin gingen dann ging ich mit. Also es ist so...äh...und... Ich hatte vorher halt...äh...schon...(1)...äh...noch als Schüler irgendwie mal zufällig so dieses Buch von Berger/ Luckmann über die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit so gesehen und fand das halt ein interessantes Thema, ja und äh...äh...und äh...fands irgendwie schade, dass sich die Leute hier im Institut damit nicht beschäftigten, ja. Ich dachte das müsste sie doch interessieren und.... Da das aber 'sagen jetzt die...äh...hiesigen Soziologen nicht interessiert hat, dachte, dann geh ich da halt so hin, ja. Also das war...ähm...ein Problem, aber, glaube ich , dass ich das irgendwie in meinem Kopf zusammenbringen musste und das ist ja im Prinzip, was der Fachbereich relativ lange beibehalten hat, ja, dass die Integration nicht auf der Ebene 'sagen eines...einer geteilten Vorstellung von Soziologie äh...der (unverständlich) der...der...der...der...einzelnen Professorenkollegen...ähm...äh...angeboten wird, sondern dass sich das die Studierenden in ihrem eigenen Kopf irgendwie zurechtlegen müssen, ja. Also...äh...das ist...äh...für manche ne produktive Herausforderung gewesen, aber...äh...das ist für viele einfach...äh...sich nicht ergeben hat, scheint mir auch naheliegend. Und im Rückblick würd ich sagen, es war ne Zumutung, was der Fachbereich da praktiz...also...der Fachbereich später praktiziert hat und damals in der Übergangsphase, da gabs eben noch keine Organisationsform, die es hätte über...überwölben können. Und mir ist schon klar, es waren andere Studenten, die...äh...an der.... Etwa Hans Geerth, den ich vorhin erwähnte, der war eben bei den WISO...äh...Soziologen, und...
K. M.: Und hat sich das verändert in den letzten Jahren? Also gibts da...oder gibts immernoch so bestimmte... (7)
H. K.: Ähm...(4)...ich meine diese Tradition WISO während andere Soziologen, das hat sich ja...äh.... Ich glaube, es sind eine ganze Reihe von Leuten in...ähm...in Pension gegangen oder ausgeschieden, die ne Zeit lang so bisschen für das problematische Profil der Frankfurter Soziologie...äh...äh...zuständig waren. Also...äh...und da wars halt so, entweder war man bei Oevermann, oder bei Lorenzer, oder bei Hondrich oder bei Brandt, oder, oder, oder, ja. Und äh...und dann...manche haben dann erst bei der Vorbereitung aufs Diplom festgestellt, dass es noch weitere Provinzen der Soziologie gibt, mit denen sie sich im Studium nie beschäftigt hatten, ja, das war so das.... Aber...äh...es war jetzt nicht so, dass man sich zur Vielfach (?) oder zur WISO-Soziologie bekannt hat, sondern meistens eben auch noch zu einem ganz spezifischen...äh...Forschungsansatz, ja. Und das hat die Chance geboten, sich intensiver 'sagen...äh...einzuarbeiten, als wenn man jetzt mal zwei Stunden bei Oevermann und dann hat mans...äh...hinter sich. Aber es hat einem auch erspart, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man sinnvoller Weise schon während seines Studiums mal zur Kenntnis genommen hätte. Es hat also Vor- und Nachteile. Ich hab aber nicht mehr den Eindruck, dass sich das sehr...äh...dass wirs jetzt in ner sehr deutlichen Weise auf die ursprüngliche Herkunft der...zurückführen lässt. Aber, ja es gibt...gab natürlich jetzt...äh...Hochschullehrer, die stärker noch für sich beansprucht haben, äh...in der Tradition der kritischen Theorie zu stehn, ja. Das....(1). Aber das war niemandem verboten, ja. Wie gesagt, Oevermann konnte das auch machen, nachdem viele Leute erstmal gesagt haben, der Oevermann ist einer der Kritiker der kritischen Theorie gewesen, ja, also...äh.... Wenn sie so frühe Sachen von Oevermann lesen, dann sehen sie auch, dass er da noch ohne Anspielungen auf Adorno auskommt, ja. Ähm...aber äh...es gibt ja nun kein...keine...kein...ist ja nicht lizensierungspflichtig, ja. Da...die...ähm...(2). Ich finde es jetzt...ist natürlich ne Frage, in welcher Weise das jetzt...äh...irgendwie sich solche Linien fortsetzen, ja und fortsetzen lassen und äh.... Ich kenne aus meinem Studium noch äh... dass es ganz wichtig auch war, was so an studentischen Arbeitsgruppen, ja. Also äh...äh...man kann irgendwie zu einem bestimmten Thema studentische Arbeitsgruppen machen, sich in bestimmten Diskussionen wechselseitig fit machen, ja, Kompetenz. Kann auch mal zusammen in ein Seminar reingehen und quasi so das Erfolgserlebnis haben, wie wir das aufgemischt haben, ja. Also durch...äh...koordinierte Argumentationspräsenz, ja, der kann sich dann ein Dozent häufig doch kaum...äh...entziehen, man kann Agendasetting und so weiter betreiben. Und umgekehrt, wenn ein Hochschullehrer etwas anbietet und keinen Menschen interessiert das, ja dann...äh...kann er sich da auch nicht reinsetzen. Es gab also in Frankfurt immer die Möglichkeit, auch neue Themen...äh...über studentische Arbeitszusammenhänge zu etablieren. Hieß allerdings nicht, dass man einfach sagt, ja das ist ja ganz nett, wir würdens gerne mal machen, man fängt eben an, ja. Und...äh...und solche...äh...halbinformellen Kulturen, die waren wichtig und ich glaube, die Frage, ob sich zum Beispiel bestimmte Themen im Umkreis der kritischen Theorie, oder von mir aus auch der Berger- Luckmann...also der...der...der phänomenologischen Tradition einen Ort...also...schaffe, liegt eben auch daran, ob sich studentische Arbeitszusammenhänge dann herausbilden und ein Stück weit verdichten, die dann...äh...einfach auch zurückwirken auf diesen offiziellen Lehrbetrieb.