Karl Mannheim aus der Sicht Adornos und Horkheimers entlehnt aus dem Adorno-Horkheimer Briefwechsel ab 1933

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Karl Mannheim aus der Sicht Adornos und Horkheimers

Der Briefwechsel Adornos und Horkheimers erstreckt sich über einen Zeitraum von 42 Jahren. Unsere Adorno-Horkheimer Rezension über Mannheim basiert auf Band 4,1- 4,4 des Adorno- Horkheimer Schriftwechsels von 1927 bis 1969, herausgegeben vom Theodor W. Adorno Archiv. Sie soll eine Einweisung in den „Intellektuellenstreit“ zwischen Adorno/Horkheimer und Mannheim geben.

Während Theodor W. Adorno im Oktober 1933 Karl Mannheim noch als Referenz angibt im Bewerbungsschreiben für den Academic Assistance Council, um an englischen Hochschulen lehren zu dürfen, stellt er sich kurze Zeit später in seinen Aufsätzen und Schriften kritisch gegenüber dem „Mannheimischen Soziologismus“. Adorno sieht Mannheims Erklärungen bezüglich der „entscheidenden gesellschaftlichen Konsequenzen, die aus dem Monokapitalismus entspringen, unter Aussparung der marxistischen Kategorien“ (Seite 68 Bd. 4,1) als einen gescheiterten Versuch an, die Klassengesellschaft zu erklären. Weiter deutet Adorno an, dass Mannheims liberale Tendenz in eine marxistische Neigung umzuschalgen droht. Mannheim selbst sieht sich scharf gegen den Marxismus gerichtet, da er nicht nur Besitzverhältnisse als Grund einer ungeordneten Welt sieht, sondern zusätzliche Faktoren für eine Ordnung verantwortlich macht.


Kritische Schriften über Mannheim fertigen Adorno und Horkheimer durch regen Briefwechsel gemeinsam an. Um, wie Adorno es selbst nennt, keine „Dolchstoßlegende“ (Seite 171 Bd 4,1) entstehen zu lassen, möchte er Mannheim jedoch stets über die kritischen Auseinandersetzung mit seinen Werken selbst informieren. Hervorgehoben distanziert beurteilt wird Mannheims Begrifflichkeit der „Massen“ als Grundlage des Faschismus, da laut Adorno eben diese kein eigentümliches Phänomen der „monopolistischen Periode“ (Seite 244 Bd. 4,1) ist und lediglich eine vermutete Auswirkung der „Massenstruktur“ vergangener Jahre sein kann. Statistische Angaben über das Bevölkerungsquantum in verscheiedenen Staaten von 1888 bis 1934 zeigen sich jedoch weder für Adornos/Horkheimers, noch für Mannheims Thesenpositionierung als empirisch verwertbar. Als weiterer Angriffspunkt für Adorno gilt die Behauptung Mannheims, dass „die Idee einer neuen wertfreien Soziologie unmöglich ist“ (Seite 264 Bd. 4,1). Immer wieder werden Auseinandersetzungen zwischen Adorno und Mannheim im Briefwechsel erwähnt, wobei sich Adorno und Horkheimer jeweils als Sieger jener Auseinandersetzungen sehen: „Über meinen Streit mit Mannheim hat Ihnen Löwe wohl erzählt. Er hat dabei keine heroische Rolle gespielt.“ (Seite 343 Bd. 4,1). Doch richtet sich die Abneigung der beiden gegenüber Mannheim nicht nur an ihn selbst, sondern auch an seine Mitarbeiter. So schreibt Horkheimer 1945 über Louis Wirth: „Wirth war schon immer ein Feind... . Er ist nicht umsonst der Übersetzer Mannheims.“


Ferner diskutieren zu dieser Zeit Adorno und Horkheimer auch zusammen mit Friedrich Pollock, einem vertrauten Doktor der LONDON SCHOOL OF ECONOMICS AND POLITICAL SCIENCE, darüber, ob sie einen Auszug ihres Werkes beziehungsweise ihrer Forschungsberichte von Mannheim drucken lassen sollen oder nicht. Eben dieser war mit einem entsprechenden Vorschlag an Pollock herangetreten. Während Adorno der Meinung ist, dies könne durchaus Vorteile haben, solange Mannheim publiziert, ohne ihnen hereinzureden, ist Pollock strikt dagegen. ((QUELLE oder ZITAT BITTE EINFÜGEN!! Anm. FH.)) Er ist sich sicher, auch andere Interessenten als Verleger gewinnen zu können und möchte auf die Mitarbeit Mannheims verzichten.