Entscheidung für Franz Oppenheimer
Die Fakultät, in welcher der neue Lehrstuhl angesiedelt werden sollte, setzte Paul Barth an die Spitze der Berufungsliste, obwohl dies nicht im Sinne des Stifters Karl Kotzenberg war. Dieser sprach sich für Franz Oppenheimer aus.<bibref f="sozfra.bib">Oppenheimer.etal:2008</bibref> Da die Fakultät darin jedoch einen Eingriff in ihre Autonomie sah, weigerte sie sich die Reihenfolge zu verändern und beließ Oppenheimer auf dem zweiten Listenplatz.<bibref f="sozfra.bib">Haselbach:2008b</bibref> Allerdings stand bereits Ende des Jahres 1918 Franz Oppenheimer als erster Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie und theoretische Nationalökonomie fest, obwohl zu dieser Zeit offiziell noch alle drei Anwärter zur Wahl standen und Paul Barth von der Fakultät bevorzugt wurde. In einem Schreiben vom 27. Dezember 1918 schlug der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät Prof. Schmidt dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berlin neben Franz Oppenheimer noch Othmar Spann und Paul Barth als Kandidaten für die Besetzung des Lehrstuhls vor.<bibref f="sozfra.bib">UAFOppenheimer:2008</bibref>
Bereits drei Tage nach dem Schreiben, also am 30. Dezember 1918, schickte das Universitäts-Kuratorium einen Erlass an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, der auf den 15. Dezember 1918 datiert war.<bibref f="sozfra.bib">UAFOppenheimer:2008</bibref> In diesem Schreiben wurde als einziger Anwärter Franz Oppenheimer genannt. Ebenfalls wurde bereits in diesem Schreiben über seine künftige Bezahlung diskutiert und deutlich gemacht, dass der Stifter des Lehrstuhls, der Konsul Karl Kotzenberg, noch nähere Bestimmungen zu seiner Stiftung äußern wird. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kotzenberg sein Ziel jedoch schon erreicht. Auf sein Drängen hin berief das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, gegen den Willen der Fakultät, Franz Oppenheimer auf den neuen Lehrstuhl für Soziologie.