Jutta Allmendinger

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Jutta Allmendinger (* 26. September 1956 in Mannheim) ist eine deutsche Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.

Leben

Jutta Allmendinger studierte Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Mannheim, anschließend Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Statistik an der University of Wisconsin. An der Harvard University wurde sie 1987 promoviert (Ph.D.). Von 1988 bis 1991 war sie wissenschaftliche Angestellte am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, danach an der Harvard Business School tätig. Sie habilitierte sich 1993 an der Freien Universität Berlin.

1992 erhielt sie einen Ruf als Professorin für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München; seit 2003 dort beurlaubt, um als Direktorin das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu leiten. Das der Bundesagentur für Arbeit angegliederte Institut gewann unter Allmendinger an Unabhängigkeit und Reputation. Allmendinger gehört zum Autorenteam des Familienberichts der Bundesregierung.

Von 1999 bis 2002 war Jutta Allmendinger als erste Frau Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Am 18. Juli 2006 stimmte das Kuratorium des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) ihrer Berufung zur Präsidentin des WZB zu; sie ist als erste Frau seit April 2007 Nachfolgerin von Jürgen Kocka in dieser Position. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2004), des Hochschulrates der TU Darmstadt (2005), der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates (2006) und der von der Bundesregierung berufenen Expertenkommission für Forschung und Innovation (2007). Ebenfalls 2007 wurde sie vom Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, zum Mitglied des Berlin Boards sowie von der Bundesregierung zum Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation berufen. Sie ist Mitherausgeberin der "Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung" (seit 2007) und in zahlreichen Beiräten im In- und Ausland tätig. 2007 wurde Jutta Allmendinger zur Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität Berlin ernannt und als Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen. 2008 wurde sie außerdem Mitglied des Stiftungsrats der Europa-Universität Viadrina.

Allmendinger ist nach Angaben der Wochenzeitung Die Zeit (12. Februar 2004, S.32) "bekennendes, aber einfaches Mitglied der SPD".

Forschung

In ihrer Forschung befasst sich Allmendinger vor allem mit der Frage, wie die Lebensverläufe der Menschen durch Institutionen, etwa der Bildung, des Arbeitsmarktes, aber auch des Wohlfahrtsstaates geprägt werden. Ihr besonderes Interesse gilt auch der Verflechtung der Lebensverläufe von Frauen und Männern in der Familie bzw. privaten Beziehungen. So zeigte sie in ihrer Habilitationsschrift, wie der deutsche Wohlfahrtsstaat beim Übergang in den Ruhestand die Lebensleistungen von Frauen und Männern unterschiedlich „belohnt“ und durch die Institution der Hinterbliebenenrente Frauen immer noch eher ein Hausfrauendasein nahe legt. Weitere wichtige Forschungsgebiete sind die Ungleichheit der Geschlechter am Arbeitsmarkt, speziell auch in Arbeitsorganisationen, sowie in letzter Zeit verstärkt die Bildungssoziologie. Mit ihrem geradezu leidenschaftlichen Eintreten gegen Bildungsarmut erregte sie in der ansonsten vielfach im engeren Sinne ökonomisch geprägten arbeitsmarktpolitischen Debatte in Deutschland großes Aufsehen.

Sie erhielt für ihre Arbeiten mehrfach Auszeichnungen und Preise.

Publikationen

  • 2008 (zusammen mit Christine Puschmann und Marcel Helbig) Frauen auf dem Sprung. Die Brigitte-Studie 2008. Die Lebensentwürfe junger Frauen in Deutschland im Alter von 17 bis 19 und 27 bis 29 Jahren, Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg.
  • 2007 (zusammen mit Christian Ebner und Rita Nikolai) Soziale Beziehungen und Bildungserwerb, in: Franzen, Axel/Freitag, Markus (Hrsg.): Sozialkapital. Grundlagen und Anwendungen, Sonderheft 47 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden, 487-513.
  • 2006 (zusammen mit Christian Ebner) Arbeitsmarkt und demographischer Wandel. Die Zukunft der Beschäftigung in Deutschland. In: Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, Jg. 50 (4), S. 227-239.
  • 2006 (zusammen mit Hermann Gartner und Wolfgang Ludwig-Mayerhofer) The Allocation of Money in Couples. The End of Inequality? In: Zeitschrift für Soziologie, 35 (3), S. 212-226.
  • 2006 (zusammen mit Sachverständigenkommission) Siebter Familienbericht. Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit. Perspektiven für eine lebensverlaufbezogene Familienpolitik, Bundesdrucksache.
  • 2005 (zusammen mit Werner Schneider, Andreas Hirseland und Wolfgang Ludwig-Mayerhofer) Macht und Ohnmacht des Geldes im Privaten. Zur Dynamik von Individualisierung in Paarbeziehungen. In: Soziale Welt, 56 (2/3), S. 203-224.
  • 2005 (zusammen mit Annette Kohlmann) Datenzugang und Datenverfügbarkeit im Forschungsdatenzentrum der Bundesagentur für Arbeit am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. In: Allgemeines Statistisches Archiv, 89 (2), S. 159 - 182.
  • 2005 (Hrsg.), Karriere ohne Vorlage. Junge Akademiker zwischen Hochschule und Beruf, Hamburg: Edition Körber-Stiftung.
  • 2005 (zusammen mit Werner Eichhorst und Ulrich Walwei) (Hrsg.), IAB Handbuch Arbeitsmarkt. Analysen, Daten, Fakten, Frankfurt am Main u.a.: Campus Verlag. Serie IAB-Bibliothek Nr. 01.
  • 2004 Verschenkte Chancen: Handlungsspielräume für die Bildungspolitik. In: Internationale Politik, 59 (5), S. 58-66.
  • 2004 (zusammen mit Hans Dietrich) PISA und die soziologische Bildungsforschung. In: Jürgen Baumert und Dieter Lenzen (Hrsg.), PISA und die Konsequenzen für die erziehungswissenschaftliche Forschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, S. 199-208.
  • Allmendinger, Jutta; Leibfried, Stephan (2003): "Education and the welfare state. The four worlds of competence production". In: Jn. of European Social Policy, Bd. 13, H. 1. S. 63-81
  • Allmendinger, Jutta (Hgn.) (2003): Entstaatlichung und soziale Sicherheit. Verhandlungen des 31. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig 2002. Bd. 1,2. Opladen: Leske + Budrich. 1243 S.
  • Allmendinger, Jutta / Hinz, Thomas (Hgg.) (2002): Organisationssoziologie. Opladen: Westdeutscher Verlag 489 S. Reihe / Serie: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft Nr. 42.
  • Allmendinger, Jutta; Aisenbrey, Silke (2002): "Soziologische Bildungsforschung". In: R. Tippelt (Hg.), Handbuch Bildungsforschung, Opladen: Leske + Budrich S. 41-60.
  • Fuchs, Stefan / von Stebut, Janina / Allmendinger, Jutta (2001): "Gender, science, and scientific organizations in Germany". In: Minerva, Bd. 39, H. 2, S. 175-201.
  • Allmendinger, Jutta / Podsiadlowski, Astrid (2001): "Segregation in Organisationen und Arbeitsgruppen". In: B. Heintz (Hgn.), Geschlechtersoziologie, Opladen: Westdeutscher Verlag S. 276-307 Reihe / Serie: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft Nr. 41/2001.
  • Allmendinger, Jutta / Ludwig-Mayerhofer, Wolfgang (Hgg.) (2000): Soziologie des Sozialstaats. Gesellschaftliche Grundlagen, historische Zusammenhänge und aktuelle Entwicklungstendenzen. Weinheim u.a.: Juventa 408 S. Reihe / Serie: Grundlagentexte Soziologie.
  • Allmendinger, Jutta (1999): "Bildungsarmut - zur Verschränkung von Bildungs- und Sozialpolitik". In: Soziale Welt, Jg. 50, H. 1. S. 35-50.
  • Allmendinger, Jutta / Hinz, Thomas (1997): "Mobilität und Lebensverlauf. Deutschland, Großbritannien und Schweden im Vergleich". In: Stefan Hradil/S. Immerfall (Hgg.), Die westeuropäischen Gesellschaften im Vergleich, Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 247-285.
  • Allmendinger, Jutta (1994): Lebensverlauf und Sozialpolitik. Die Ungleichheit von Mann und Frau und ihr öffentlicher Ertrag. Frankfurt am Main u.a.: Campus Verlag 302 S.
  • Allmendinger, Jutta (1989): "Educational systems and labor market outcomes", European Sociological Review, 5: 231-250

Weblinks

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