Die Rückkehr nach der Emigration - Das IFS kehrt nach Frankfurt zurück: Unterschied zwischen den Versionen

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Heinz Sauermann, der an der WiSo-Fakultät lehrte und 1946 an der Widereröffnung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie beteiligt gewesen war, schrieb am 16.10.1946 an Felix Weil: „ Angesichts der Bedeutung, die die Gesellschaft und das Institut für Sozialforschung im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät eingenommen hat, und angesichts der Aufgaben, die der sozialwissenschaftlichen Forschung in Deutschland gestellt sind, würden wir es begrüßen, wenn die Möglichkeit zur Rückkehr Ihrer Gesellschaft bestünde.“  Einen Tag später, am 17.10.1946, schrieb der Rektor der Universität persönlich einen Brief an Felix Weil und Friedrich Pollock, in dem er um die Rückkehr des Instituts bat . Auffällig ist, dass weder Sauermann, noch der Rektor der Universität, einen Brief direkt an Horkheimer adressierten. Schließlich war er zur Zeit der Emeritierung Direktor des Instituts gewesen. Trotzdem beantwortete Horkheimer persönlich die Anfrage Sauermanns und des Direktors. Es bedankt sich für die Einladung und betont, dass eine Rückkehr nach Deutschland auf gar keinen Fall ein leichter Entschluss sei. Jedoch erkundigt er sich auch, welche Bedingungen an eine Rückkehr gebunden seien. Besonders interessiert Ihn, welche Erwartungen die Universität bezüglich der Lehrtätigkeit der Mitglieder des IFS. Außerdem erkundigte er sich noch nach der Gesamtsituation an der Universität nach dem zweiten Weltkrieg.  
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Heinz Sauermann, der an der WiSo-Fakultät lehrte und 1946 an der Wiedereröffnung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie beteiligt war, schrieb am 16.10.1946 an Felix Weil: „ Angesichts der Bedeutung, die die Gesellschaft und das Institut für Sozialforschung im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät eingenommen hat und angesichts der Aufgaben, die der sozialwissenschaftlichen Forschung in Deutschland gestellt sind, würden wir es begrüßen, wenn die Möglichkeit zur Rückkehr Ihrer Gesellschaft bestünde.“  Einen Tag später, am 17.10.1946, schrieb der Rektor der Universität persönlich einen Brief an Felix Weil und Friedrich Pollock, in dem er um die Rückkehr des Instituts bat . Auffällig ist, dass weder Sauermann, noch der Rektor der Universität, einen Brief direkt an Horkheimer adressierten. Schließlich war er zur Zeit der Emigration Direktor des Instituts. Trotzdem beantwortete Horkheimer persönlich die Anfrage Sauermanns und des Direktors. Es bedankte sich für die Einladung und betonte, dass eine Rückkehr nach Deutschland auf keinen Fall ein leichter Entschluss wäre. Er fragte auch, welche Bedingungen an eine Rückkehr gebunden wären. Besonders interessierte ihn, welche Erwartungen die Universität bezüglich der Lehrtätigkeit der Mitglieder des IFS hatte. Zudem erkundigte er sich noch nach der Gesamtsituation an der Universität nach dem zweiten Weltkrieg.  
  
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Wie soeben dargelegt, spielte die WiSo-Fakultät, eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Rückkehr des IFS. Gerade diese machte sich für das IFS stark, auch wenn es in der Vergangenheit zu einigen Differenzen kam.
  
Wie soeben dargelegt, spielte die WiSo-Fakultät, eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Rückkehr des IFS. Gerade die WiSo-Fakultät machte sich für das IFS stark, auch wenn es in der Vergangenheit zu einigen Differenzen kam.  
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1948 reiste Horkheimer nach Frankfurt um sich mit der gegenwärtigen Lage in Deutschland vertraut zu machen und um abzuwägen, ob er für eine Rückkehr des IFS plädieren sollte. Aber auch in Deutschland blieb er vorerst unschlüssig. In einem Brief an seine Frau schreibt er: „Die Fakultät, an deren Sitzung ich gestern teilgenommen habe, ist überfreundlich und erregt Brechreiz“ . Seine Unsicherheit bezüglich einer Rückkehr nach Deutschland sollte vorerst weiter bestehen bleiben. Bis zur endgültigen Rückkehr 1950 wankte Horkheimers Entschluss immer wieder. Erst mit der Aussicht seinen alten Lehrstuhl wieder zu erhalten und mit der Perspektive, dass Adorno den Lehrstuhl von Hans Georg Gadamer erhält, wurde seine Stimmung etwas positiver. Zusammen mit Adorno sah er die Chance in Deutschland eine eigene Theorie weiter zu entwickeln. Somit fällt 1950 die Entscheidung zur tatsächlichen Rückkehr.  
  
  
1848 reiste Horkheimer nach Frankfurt um sich mit der gegenwärtigen Lage in Deutschland vertraut zu machen und um abzuwägen, ob er für eine Rückkehr des IFS plädieren soll. Aber auch in Deutschland blieb er vorerst unschlüssig. In einem Brief an seine Frau schreibt er: „Die Fakultät, an deren Sitzung ich gestern teilgenommen habe, ist überfreundlich und erregt Brechreiz“ . Die Unsicherheit Adornos bezüglich einer Rückkehr nach Deutschland soll vorerst nicht so schnell enden. Bis zur endgültigen Rückkehr 1950 schwankte Horkheimers Entschluss immer wieder. Erst mit der Aussicht, seinen alten Lehrstuhl wieder zu erhalten und mit der Aussicht, dass Adorno den Lehrstuhl von Hans Georg Gadamer erhält, wird seine Stimmung etwas positiver. Zusammen mit Adorno sieht er die Chance in Deutschland eine eigene Theorie weiter zu entwickeln. Somit fällt 1950 die Entscheidung zur tatsächlichen Rückkehr.  
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==Quellen==
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Dekan Heinz Sauermann an Felix Weil, 16.10.1946, MHA VI 20.167.
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Der Rektor der Universität Frankfurt am Main an Felix Weil und Friedrich Pollock, 17.10.1946, in: HGS 17, S.765.
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Horkheimer an Maidon Horkheimer, 13. 06.1948, in: HGS 17, S.984.
  
  

Aktuelle Version vom 31. März 2008, 14:57 Uhr

Heinz Sauermann, der an der WiSo-Fakultät lehrte und 1946 an der Wiedereröffnung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie beteiligt war, schrieb am 16.10.1946 an Felix Weil: „ Angesichts der Bedeutung, die die Gesellschaft und das Institut für Sozialforschung im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät eingenommen hat und angesichts der Aufgaben, die der sozialwissenschaftlichen Forschung in Deutschland gestellt sind, würden wir es begrüßen, wenn die Möglichkeit zur Rückkehr Ihrer Gesellschaft bestünde.“ Einen Tag später, am 17.10.1946, schrieb der Rektor der Universität persönlich einen Brief an Felix Weil und Friedrich Pollock, in dem er um die Rückkehr des Instituts bat . Auffällig ist, dass weder Sauermann, noch der Rektor der Universität, einen Brief direkt an Horkheimer adressierten. Schließlich war er zur Zeit der Emigration Direktor des Instituts. Trotzdem beantwortete Horkheimer persönlich die Anfrage Sauermanns und des Direktors. Es bedankte sich für die Einladung und betonte, dass eine Rückkehr nach Deutschland auf keinen Fall ein leichter Entschluss wäre. Er fragte auch, welche Bedingungen an eine Rückkehr gebunden wären. Besonders interessierte ihn, welche Erwartungen die Universität bezüglich der Lehrtätigkeit der Mitglieder des IFS hatte. Zudem erkundigte er sich noch nach der Gesamtsituation an der Universität nach dem zweiten Weltkrieg.

Wie soeben dargelegt, spielte die WiSo-Fakultät, eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Rückkehr des IFS. Gerade diese machte sich für das IFS stark, auch wenn es in der Vergangenheit zu einigen Differenzen kam.

1948 reiste Horkheimer nach Frankfurt um sich mit der gegenwärtigen Lage in Deutschland vertraut zu machen und um abzuwägen, ob er für eine Rückkehr des IFS plädieren sollte. Aber auch in Deutschland blieb er vorerst unschlüssig. In einem Brief an seine Frau schreibt er: „Die Fakultät, an deren Sitzung ich gestern teilgenommen habe, ist überfreundlich und erregt Brechreiz“ . Seine Unsicherheit bezüglich einer Rückkehr nach Deutschland sollte vorerst weiter bestehen bleiben. Bis zur endgültigen Rückkehr 1950 wankte Horkheimers Entschluss immer wieder. Erst mit der Aussicht seinen alten Lehrstuhl wieder zu erhalten und mit der Perspektive, dass Adorno den Lehrstuhl von Hans Georg Gadamer erhält, wurde seine Stimmung etwas positiver. Zusammen mit Adorno sah er die Chance in Deutschland eine eigene Theorie weiter zu entwickeln. Somit fällt 1950 die Entscheidung zur tatsächlichen Rückkehr.


Quellen

Dekan Heinz Sauermann an Felix Weil, 16.10.1946, MHA VI 20.167.

Der Rektor der Universität Frankfurt am Main an Felix Weil und Friedrich Pollock, 17.10.1946, in: HGS 17, S.765.

Horkheimer an Maidon Horkheimer, 13. 06.1948, in: HGS 17, S.984.




Notizen zu der Rückkehr