Jürgen Habermas - Verpasste Chance für Frankfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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Zunächst lässt sich seine Zeit in Frankfurt grob in drei Phasen einteilen: Die erste Phase von 1956 bis 1959, seine zweite Phase von 1964 bis 1971 und die dritte Phase von 1983 bis zu seiner Emeritierung 1994.
 
Zunächst lässt sich seine Zeit in Frankfurt grob in drei Phasen einteilen: Die erste Phase von 1956 bis 1959, seine zweite Phase von 1964 bis 1971 und die dritte Phase von 1983 bis zu seiner Emeritierung 1994.
  
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== Erste Phase 1956 - 1959 ==
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Die erste Phase wird bestimmt durch das Verhältnis von Habermas zum damaligen Institutsleiter der Frankfurter Universität und Mitbegründer der „kritischen Theorie“ Max Horkheimer.
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Jürgen Habermas kam als Assistent Adornos und Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung 1954 nach Frankfurt. Nachdem mit Ludwig v. Friedeburg ein junger, professioneller und für Gesellschaftskritik offener Empiriker, ein Jahr zuvor ans Institut gekommen war, wurde der ausdrückliche Wunsch nach einem Soziologen, der theoretische Soziologie lehren konnte von Adorno gegenüber Horkheimer dem Leiter des Instituts, geäußert.
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Sein erstes Projekt war das theoretische Vorwort der empirischen Studie „Student und Politik“(Ausführung zu Student und Politik)
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Auf Grund dieser Studie, kam es zu einem Konflikt mit Max Horkheimer, dessen Gründe im Briefwechsel Horkheimer Adorno ausführlich dargestellt werden und dazu führten das die Einwände Horkheimers dieser Studie betreffend das Erscheinen verzögerten und letztendlich nicht in der Reihe der „Frankfurter Beiträge zur Soziologie“, nicht einmal im gleichen Verlag erschienen sind. Horkheimer war es daran gelegen als Institutsleiter stellvertretend für das Institut nicht in Verbindung mit dieser Studie gebracht zu werden.
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Horkheimer schrieb am 27. September 1958 einen Brief an Adorno, der eine schwerwiegende Kritik an Habermas enthielt und unter anderem dazu führte das dieser nicht in Frankfurt habilitieren konnte.
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Für Horkheimer ist er „ein begabter, unablässig auf geistige Überlegenheit sich verweisender Mensch“. Er „ trägt bei aller Gescheitheit Scheuklappen, es gebricht ihm an bon sens und an geistigem Takt“. Unverständlich sei es, dass Habermas, „der so viel von Empirie redet, heute zu Schriften sich bekennt, die auf der Ansicht beruhen, die Bourgoisie sei unfähig, noch lange die herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben „, und die proletarische Revolution in den Industrieländern noch für Möglich hielten. In der Sicht von Horkheimer hat diese Revolutionstheorie den Sozialismus in einem Land nur die Verwandtschaft zum Nationalsozialismus geführt. Nicht die Revolution ist zu verteidigen sondern vielmehr die Reste der bürgerlichen Zivilisation und die europäische Zivilgesellschaft. Wenn Habermas´ Denken den Geist des Frankfurter Instituts bestimmen sollte, dann „erziehen wir keine freien Geister, keine Menschen, die zu eigenem Urteil fähig sind, sondern Anhänger, die auf Schriften schwören, heute auf die, morgen vielleicht auf jene“. Abschließend schlug Horkheimer dann vor, sich von Habermas zu trennen, weil er zwar eine glänzende Karriere vor sich habe, dem Institut aber großen Schaden bringen würde. „Lassen Sie uns zur Aufhebung der bestehenden Lage schreiten und ihn in Güte dazu bewegen, seine Philosophie irgendwo anders aufzuheben und zu verwirklichen“.
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Habermas, der mit seinem Werk „[[Strukturwandel der Öffentlichkeit]]“ keine Chance sah in Frankfurt zu habilitieren, trotz intensiver Bemühungen Seitens Adornos und Helmut Beckers Max Horkheimer zu überreden, das Habilitationsgesuch anzuerkennen, kündigte und machte sich auf die Suche nach einer neuen Habilitationsmöglichkeit. Seine Versuche mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit an anderen Universitäten habilitiert zu werden scheiterten jedoch zunächst, so dass sich Habermas gezwungen sah, seine journalistische Tätigkeit wieder auf zu nehmen. Durch einen Zufall machte Spiros Simitis Habermas auf den bis dato für ihn unbekannten Wolfgang Abendroth von der Universität Marburg aufmerksam, welcher ihn daraufhin kurzfristig habilitierte.
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Bereits 1961, noch vor Abschluss seines Habilitationsverfahrens, wurde Habermas nach Vermittlung von Gadamer außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg, wo er bis 1964 lehrte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Aufsätze welche sich mit dem Positivismusstreit in der Soziologie auseinandersetzten und eines seiner einflussreichsten Werke: „[[Erkenntnis und Interesse]]“.
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== Zweite Phase ==
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== Dritte Phase ==
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== Kurzbiographie ==
  
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[[Kurzbiographie]]
  
Die erste Phase beginnt 1956 mit der  Einladung von Theodor W. Adorno als sein Forschungsassistent am Institut für Sozialforschung in Frankfurt.
 
In seiner dortigen Assistenzzeit lernte Habermas das Denken der Frankfurter Schule kennen. In besonderem Maße wurde er von Herbert Marcuse beeinflusst, dem er 1956 begegnete. Habermas entwickelte daraufhin eine an Freud und dem jungen Marx orientierte Auffassung vom Marxismus. Konflikte mit Max Horkheimer, der Leiter des damaligen Instituts, der seine Habilitationsschrift hätte betreuen sollen, bewegten ihn dazu, das Institut für Sozialforschung 1959 wieder zu verlassen.[http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas]
 
Auch Adorno, der in dieser Zeit zu einem Freund und beführworter des Talents von Jürgen Habermas geworden war, leistete keinen großen Widerstand, als Habermas einem Rausschmiss zuvorkam und nach Marburg ging, um dort bei Wolfgang Abendroth zu Habilitieren.
 
  
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== Habermas Werke ==
  
Im Jahre 1964 ging Habermas zum zweiten Mal nach Frankfurt, wo er den Lehrstuhl Horkheimers für Philosophie und Soziologie übernahm. Er erlebte dort die Zeit der Studentenrevolte, in der er eine exponierte Rolle spielte. Bereits in den 1950er-Jahren war Habermas für demokratische Reformen des Bildungswesens und der Hochschulen eingetreten und wurde so als Vertreter der Linken zu einem geistigen Anreger der Studentenbewegung 1967/68; es kam aber schon bald zu Konfrontationen zwischen Habermas und radikalen Studenten.[http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas]
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[[Habermas Werke]]
  
1971 wechselte er nach Starnberg bei München, wo er bis 1981 gemeinsam mit Carl Friedrich von Weizsäcker das Max-Planck-Institut zur „Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt“ leitete.
 
  
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== Bilder ==
  
Die dritte Phase beginnt 1983 mit der Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Sozial- und Geschichtsphilosophie.
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[[Bilder von Jürgen Habermas]]
Habermas beteiligt sich zu dieser Zeit maßgeblich an den intellektuellen Diskussionen im Positivismusstreit und an den Debatten über Systemtheorie, Postmoderne, zivilen Ungehorsam und Autoritarismus.
 
Er veröffentlicht die Werke "Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln" (1983), "Die neue Unübersichtlichkeit" und "Diskurs der Moderne" (1985).  Zu dem kommen diverse Auszeichnungen, wie der Geschwister-Scholl-Preis und die Wilhelm-Leuschner-Medaille (1985) sowie der Sonnig-Preis (1987).
 
Zwei Jahre vor seiner Emeritierung verfasst er die Studie „Faktizität und Geltung“ in der er eine normative Theorie des Rechtstaates entwirft.
 

Version vom 1. April 2008, 14:44 Uhr


Einleitung

Die Soziologie in Frankfurt, sowie der Begriff der Frankfurter Schule sind geschichtlich eng verbunden mit dem Namen Jürgen Habermas. Habermas begann und beendete seine akademische Laufbahn in Frankfurt. Dennoch gab es im laufe der Jahre immer wieder Wendepunkte an denen sich die Wege der Universität und die von Jürgen Habermas trennten.

Die Werke des bis heute einflussreichsten Philosophen und Soziologen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und lösten disziplinübergreifene Kontroversen in Philosophie, Wissenschaftstheorie, Soziologie und Politologie aus. In Deutschland wurde Habermas, nachdem er bereits durch den Positivismusstreit und sein Werk Erkenntnis und Interesse allgemein bekannt geworden war, nach der Veröffentlichung der Theorie des kommunikativen Handelns zu einem der meistdiskutierten deutschen Philosophen der Gegenwart. Seit den 1980er Jahren erschien eine Reihe von Einführungen in sein Leben und Werk. Habermas publizierte zudem regelmäßig in zahlreichen deutschen Feuilletons wie dem der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung oder der Zeit.[1]

Auch im Ausland erfreut sich Habermas seit Anfang der 80iger Jahre großer Beliebtheit, welches sich in mehrere nationale und internationale Auszeichnungen widerspiegelt.

Dennoch ist erkennbar, dass Habermas seine bekannten und einflussreichen Werke bemerkenswert oft nicht in den Jahren in Frankfurt verfasst hatte, sondern großteils in den Jahren dazwischen. Er konnte gerade in seiner Anfangszeit an der Universität Frankfurt nie richtig Fuß fassen.

Welche Gründe dies gehabt haben kann und auf welche institutionellen, personellen und strukturellen Probleme er in Frankfurt immer wieder gestoßen ist, soll im Folgenden erarbeitet werden.


Zunächst lässt sich seine Zeit in Frankfurt grob in drei Phasen einteilen: Die erste Phase von 1956 bis 1959, seine zweite Phase von 1964 bis 1971 und die dritte Phase von 1983 bis zu seiner Emeritierung 1994.

Erste Phase 1956 - 1959

Die erste Phase wird bestimmt durch das Verhältnis von Habermas zum damaligen Institutsleiter der Frankfurter Universität und Mitbegründer der „kritischen Theorie“ Max Horkheimer. Jürgen Habermas kam als Assistent Adornos und Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung 1954 nach Frankfurt. Nachdem mit Ludwig v. Friedeburg ein junger, professioneller und für Gesellschaftskritik offener Empiriker, ein Jahr zuvor ans Institut gekommen war, wurde der ausdrückliche Wunsch nach einem Soziologen, der theoretische Soziologie lehren konnte von Adorno gegenüber Horkheimer dem Leiter des Instituts, geäußert.

Sein erstes Projekt war das theoretische Vorwort der empirischen Studie „Student und Politik“(Ausführung zu Student und Politik) Auf Grund dieser Studie, kam es zu einem Konflikt mit Max Horkheimer, dessen Gründe im Briefwechsel Horkheimer Adorno ausführlich dargestellt werden und dazu führten das die Einwände Horkheimers dieser Studie betreffend das Erscheinen verzögerten und letztendlich nicht in der Reihe der „Frankfurter Beiträge zur Soziologie“, nicht einmal im gleichen Verlag erschienen sind. Horkheimer war es daran gelegen als Institutsleiter stellvertretend für das Institut nicht in Verbindung mit dieser Studie gebracht zu werden. Horkheimer schrieb am 27. September 1958 einen Brief an Adorno, der eine schwerwiegende Kritik an Habermas enthielt und unter anderem dazu führte das dieser nicht in Frankfurt habilitieren konnte.

Für Horkheimer ist er „ein begabter, unablässig auf geistige Überlegenheit sich verweisender Mensch“. Er „ trägt bei aller Gescheitheit Scheuklappen, es gebricht ihm an bon sens und an geistigem Takt“. Unverständlich sei es, dass Habermas, „der so viel von Empirie redet, heute zu Schriften sich bekennt, die auf der Ansicht beruhen, die Bourgoisie sei unfähig, noch lange die herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben „, und die proletarische Revolution in den Industrieländern noch für Möglich hielten. In der Sicht von Horkheimer hat diese Revolutionstheorie den Sozialismus in einem Land nur die Verwandtschaft zum Nationalsozialismus geführt. Nicht die Revolution ist zu verteidigen sondern vielmehr die Reste der bürgerlichen Zivilisation und die europäische Zivilgesellschaft. Wenn Habermas´ Denken den Geist des Frankfurter Instituts bestimmen sollte, dann „erziehen wir keine freien Geister, keine Menschen, die zu eigenem Urteil fähig sind, sondern Anhänger, die auf Schriften schwören, heute auf die, morgen vielleicht auf jene“. Abschließend schlug Horkheimer dann vor, sich von Habermas zu trennen, weil er zwar eine glänzende Karriere vor sich habe, dem Institut aber großen Schaden bringen würde. „Lassen Sie uns zur Aufhebung der bestehenden Lage schreiten und ihn in Güte dazu bewegen, seine Philosophie irgendwo anders aufzuheben und zu verwirklichen“.

Habermas, der mit seinem Werk „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ keine Chance sah in Frankfurt zu habilitieren, trotz intensiver Bemühungen Seitens Adornos und Helmut Beckers Max Horkheimer zu überreden, das Habilitationsgesuch anzuerkennen, kündigte und machte sich auf die Suche nach einer neuen Habilitationsmöglichkeit. Seine Versuche mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit an anderen Universitäten habilitiert zu werden scheiterten jedoch zunächst, so dass sich Habermas gezwungen sah, seine journalistische Tätigkeit wieder auf zu nehmen. Durch einen Zufall machte Spiros Simitis Habermas auf den bis dato für ihn unbekannten Wolfgang Abendroth von der Universität Marburg aufmerksam, welcher ihn daraufhin kurzfristig habilitierte.

Bereits 1961, noch vor Abschluss seines Habilitationsverfahrens, wurde Habermas nach Vermittlung von Gadamer außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg, wo er bis 1964 lehrte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Aufsätze welche sich mit dem Positivismusstreit in der Soziologie auseinandersetzten und eines seiner einflussreichsten Werke: „Erkenntnis und Interesse“.

Zweite Phase

Dritte Phase

Kurzbiographie

Kurzbiographie


Habermas Werke

Habermas Werke


Bilder

Bilder von Jürgen Habermas