Mannheims Studenten in der Galaxis der Frankfurter Soziologie: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SozFra
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 26: Zeile 26:
 
*[[Mannheims Studenten in der Galaxis der Frankfurter Soziologie]]
 
*[[Mannheims Studenten in der Galaxis der Frankfurter Soziologie]]
  
*[[Schlussueberlegungen: Wozu brauchen wir heute Einstellung/en zum Studieren und Forschen?]]
+
*[[Schlussueberlegungen: Wozu brauchen wir heute auch noch Einstellung/en zum Studieren und Forschen?]]

Version vom 2. Februar 2008, 21:50 Uhr

"So wäre es für das Verständnis der Entwicklung der Soziologie im früheren 20. Jahrhundert gewiss nicht ohne Bedeutung, sich zu fragen, was in dieser Zeit eine ganze Reihe von Menschen, die ursprünglich andere Fächer studiert haben, dazu bewog, sich der Soziologie zuzuwenden. Ich muss mich in diesem Zusammenhang damit begnuegen, auf das Problem als solches hinzuweisen. Es ist ein bisschen vernachlaessigt und verdient eine eigene Untersuchung."(Elias, S.70Autobiographisches und Interviews, 2005). Diese Frage hat Norbert Elias in Bezug auf die Menschen gestellt, die die Arbeit der Pioniere der Soziologie fortgefuehrt haben. Wie kann man dies auf die Frage nach der Institutionalisierung der soziologischen Forschung und Lehre, die konkrete Situation der soziologischen Lehre und Forschung an der Universität Frankfurt in den 1930er Jahren anwenden ohne dies zu relativisieren?

Norbert Elias gehört als Assistent von Karl Mannheim selbst zu den Soziologen, die am „Seminar für Soziologie“ teilgenommen haben. Dass dieses Seminar sehr erfolgreich gewesen ist, zeigen die zahlreichen Doktorarbeiten, die unter Betreuung von Elias und Mannheim entstanden sind.

Als Arbeit zur Geschichte der Institutionalisierung der Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt und im besonderen, als Arbeit zur Geschichte des Seminars für Soziologie von Karl Mannheim, möchte ich in dieser Arbeit die Frage danach stellen, welche Gründe dazu geführt haben, dass sich einige der Studentinnen und Studenten Mannheims, sich aktiv der Soziologie in der Form, in der sie Karl Mannheim vertrat, zugewendet haben?

Um diese Frage zu beantworten werde ich zunächst Anhand von den Doktorarbeiten, die im Soziologischen Seminar entstanden sind, die Dimensionen des Mannheimischen soziologischen Programms an der Universität Frankfurt skizzieren. Als nächster Schritt werde ich versuchen die Konturen dieser Form der Soziologie an der Universität Frankfurt auszuarbeiten. Danach werde ich die Arbeit der Frage widmen, ob Karl Mannheim und Norbert Elias Bedeutung für die Gruende hatten, die dazu gefuehrt haben, dass diese Doktorarbeiten entstanden, um als letztes auf die Anziehungskraefte, die diese Studenten dazu bewogen haben, sich der Soziologie zuzuwenden,zu schildern.

In den 30er Jahre ist eine lebhafte Situation der Soziologie an der Frankfurter Universität entstanden. „ Als Karl Mannheim 1930 Oppenheimers Nachfolge antrat, wurde deutlich, daß sich die Schwerpunkte des Faches von Berlin und Heidelberg nach Frankfurt, Köln und Leipzig verlagert haben.“( Habermas, S. 38, Soziologie in der Weimarer Republik). Die Frankfurter Soziologie hatte ihre Auswirkungen auf die intellektuellen Disskussionen, die nicht nur weit über die Grenzen der Universität hinausgingen, sondern auch auf die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät , Finanzwissenschaft, Politische Ökomonie, juristische Fakultät Einfluss hatte. “Unter dem bedeutenden Kurator Kurt Riezler entzündete sich an diesem Ort eine fruchtbare intellektuelle Spannung zwischen Geisteswissenschaftlern wie Karl Reinhardt und Walter F. Otto, dem exzentrischen Ethnologen Leo Frobenius, einem Georgianer wie Max Kommerell auf der einen Seite und einer sozialwissenschaftlich geprägten Intelligenz auf der anderen Seite“ ( Habermas, S 46) In diesem Umfeld bildet sich der Kreis um Karl Mannheim, Ludwig Bergsträsser und Gottfried Salomon-Delatour, zu dem sowohl “Norbert Elias, Hans Gerth, Julius Kraft, Walter Sulzbach und Kurt Wolff, Erich Fromm, Leo Löwenthal, Paul Massing und Theodor W. Adorno“(S. 48), als auch die Studenten von Mannheim gehörten.

Karl Mannheim ist mit seinem Werk „Ideologie und Utopie” in die sozialwissenschaftlichen Disskusionen angekommen. „ Freilich hätte diese Analyse der Seinsverbundenheit aller geistigen Gebilde, einschließlich der Wissenschaften, kaum ein so lebhaftes Echo gefunden, wenn Mannheim mit seiner Wissenssoziologie nicht den Anspruch verbunden hätte, das von Troelsch liegengelassene Historismusproblem zu lösen und die in der Dilthey-Schule entstandene Weltanschauungstypologien zu unterlaufen“ ( S. 42) Der Leiter des Soziologischen Seminar ist auch weiter wichtig als die deutsche Soziologie versucht sich die beide Traditionslinien in ihrem Zusammenhang zu vergegenwertigen, die von Max Weber und Karl Marx. Vor allen ist aber seine Bedeutung zu sehen in der Entwicklung von Theoriebildung und empirische Sozialforschung.