Walter Rüegg: Unterschied zwischen den Versionen

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F.H.: ...wurde doch auch in den sechziger Jahren... 00:00:03-4
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[[Image:Walter_ruegg.jpg|thumb|left|200px|Walter Rüegg, 01.01.2008]] '''Walter Rüegg'''
  
W.R.: Ja also... 00:00:04-7
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aus: Wikipedia, der freien Enzyklopädie
  
F.H.:  zum Teil der Soziologie 00:00:04-7
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Walter Rüegg (* 4. April 1918 in Zürich) ist ein Schweizer Soziologe.
  
W.R.: Ich weiß...ich meine, wir haben ja eigentlich mit Lehrerausbildung nichts zu tun gehabt. Die Lehrerausbildung wurde ja bei uns gemacht vom...vom...wie hieß der nur? Also der der Herr hieß Abraham, aber äh das hieß äh Wirtschaftslehre oder so etwas. Aber da waren die Soziologen gar nicht beteiligt. Nein ich glaube, die sie haben das äh aufgehängt oder ich meine die Frage äh haben sie aufgestellt wegen des Funkkollegs, nicht wahr? (F.H.: Ja)  Das war nun eine ganz andere andere (F.H.: Zielgruppe) Geschichte (F.H.: Ja) hatte direkt. Die Soziologie kam dann hinein, aber es war eigentlich ein anderer Ausgangspunkt (F.H.: Ja). Ich hatte ja mit meiner Direktoratsrede vierundsechzig (1) fünfund...tschuldigung fünfundsechzig fünfundsechzig. 00:00:56-0
 
  
F.H.: Über Hochschule und Öffentlichkeit? 00:00:56-0
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Der studierte Altphilologe war von 1950 bis 1961 zunächst Privatdozent und Titularprofessor für „Geschichte der Geisteswissenschaften unter besonderer Berücksichtigung des Humanismus“ an der Universität Zürich. 1961 wurde er als ordentlicher Professor für Soziologie an die Universität Frankfurt berufen, der er zwischen 1965 und 1970 auch als Rektor vorstand. 1967/68 war Rüegg zudem Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Von 1973 bis zu seiner Emeritierung 1986 lehrte Rüegg an der Universität Bern. Er bekleidete Gastprofessuren in Chicago, Köln, St. Gallen und Paris sowie Führungsfunktionen in schweizerischen, deutschen und europäischen Wissenschaftsorganisationen.
  
W.R.: Fünfundsechzig 00:00:58-3
 
  
F.H.: Ja fünfundsechzig. 00:00:58-3
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Rüegg ist Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zur europäischen Bildungsgeschichte, -soziologie und -politik. Am bekanntesten ist die von ihm herausgegebene vierbändige Geschichte der Universität in Europa, von der bisher drei Bände erschienen sind.
  
W.R.: Fünfundsechzig hatte ich ja Ho...Hochschule und Öffentlichkeit hieß es glaube ich (F.H.: Hm).  Und habe also dort eigentlich so ein wenig als mein Programm äh dargestellt...ich meine die Universität muss aus ihrem Elfenbeinturm heute mehr heraus als sie das früher musste, nicht wahr? (F.H.: Hm) Der Elfenbeinturm ist ja nichts...ist ja nicht negativ zu nehmen, nicht wahr? (F.H.: Hm) Ist ja eigentlich wie die Philologen festgestellt haben, war es ein Symbol für die Jungfrau Maria, äh die in ihrem Schoß das Heil der Welt barg, damit es nachher in der Welt wirksam werden kann (F.H.: Hm ). Und das ist an sich ein sehr schönes Bild, für das, was wir an der Universität auch wollen, nicht wahr? (F.H.: Hm) Wir sollen den jungen Leuten die Möglichkeit geben, eine Zeit lang sich nur der Wissenschaft hinzugeben und dem damit verbundenen (F.H.: Hm) kommunikativen Leben (F.H.: Ja) äh damit sie nachher dann als wissenschaftlich gebildete Menschen für die (F.H.: Ja) äh Welt tätig sein können (F.H.: Genau). Und äh und da war ich dann eben als als Frankfurter Rektor war ich auch Mitglied der hessischen Rektorenkonferenz und die hessische Rektorenkonferenz wurde...also heißt die hessische...ja wurde eingeladen mit dem hessischen...zu einer Besprechung mit dem Hessischen Rundfunk über eine bessere Verbindung zwischen Rundfunk und Universität. Und ich war dort eben der Vertreter äh dieser Dings (?) und da fiel und und ich hatte immer so ein...ich hab so viele äh Reihen oder Vorlesungsreihen erlebt, zum Teil auch als Teilnehmer oder als Organisator und so weiter, und und und fand das irgendwie keine originelle Idee mehr (F.H.: Hm). Und da fiel mir ein, dass ich in Chicago während eines Aufenthaltes etwas kennengelernt hatte, dass nämlich die Universität ein Broadcasting machte äh von...für die Öffentlichkeit (F.H.: Hm ja) mit Themen die wichtig waren (F.H.: Ja). Nun konnte man das ja nicht einfach übertragen äh so ich wuss...äh ich...ich hab also den Plan jetzt nicht mehr genau in Erinnerung. Auf jeden Fall kamen wir dann im Gespräch kamen wir dazu, das hat wahrscheinlich irgendeiner der Herrn, vielleicht der Herr Kadelbach selber der das nachher dann betreute, gesagt, da gäbe es doch verschiedene Probleme, zum Beispiel das äh der dritte äh Weg zum Studium, das heißt, dass man Leute, die überhaupt kein Gymnasium oder keine höhere Schule gemacht also auch Gymnasialstufe gemacht hatten, aber so tüchtig sind oder so interessiert seien intellektuell, dass äh zwei Professoren ihnen das Zeugnis geben nachdem sie mit ihnen geredet öder sie geprüft hat das Zeugnis geben das sie ihrer Meinung nach äh studieren könnten. Und dann nachher müssen sie dann irgendwelche Zusatzsachen noch machen, aber dann können sie auf diesem Wege auch in die Universität kommen (F.H.: Hm). Und wäre das doch eine sehr gute Idee, ein solches Broadcasting verwendet dafür. Oder dann kann, sagt jemand anderer und die... und die Lehrer nicht wahr, die also nun eine neue (unverständlich) oder eine neue Lehrbefugnis, wie zum Beispiel Gemeinschaftskunde hieß es glaub damals (F.H.: Hm), lehren wollen und das irgendwo äh dass die äh (F.H.: Hm) dafür vorbereitet werden (F.H.: Hm). Und so sind wir eigentlich auf dann die Idee gekommen, wir machen das äh Funkkolleg. Äh in der Qualität sollte es einer Einführungsvorlesung entsprechen (F.H.: Hm), so dass also äh Studierende, wenn sie unbedingt wollen, auch daufür ein...einen...ein Zeugnis bekommen könnten (F.H.: Hm) und eben Laien äh ein Zeugnis bekommen, sei es, weil sie das einfach haben wollen, um für ihr Selbstbewusstsein, wie vielleicht irgendwelche F... äh Frauen, die äh ganz gerne noch etwas studieren möchten, aber keine Zeit haben, an die Universität zu gehen (F.H.: Hm) und äh eben vor allem für die Lehrer und ihre Weiterbildung. Und das ist eigentlich die Sache der Lehrer gewe... (F.H.: Ja). Das hatte nichts mit... Und natürlich, weil...weil ich Soziologe gewesen bin, haben wir mit den...haben wir mit den Sozialwissenschaften begonnen (F.H.: Hm) und äh und dann ist das eben dann nachher ausgebaut worden (F.H.: Hm, Aja). 00:05:39-1
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Werke (Auswahl)
 
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* Cicero und der Humanismus (1946)
F.H.: Und in der ähm Rede äh über Hochschule und Öffentlichkeit da sprechen sie auch davon, dass man in der Universität Kommunikationsflächen benötigt und Räume (W.R.: Ja ja ja ja) durch die sich eigentlich in der Hochschule auch eine kritische Öffentlichkeit herstellen ähm äh (W.R.: Ja) oder herausbilden kann. Und ähm haben sie ähm hat sich das äh dann auch...hat sich diese Vorstellung dann auch ähm konnten sie das auch dann als Rektor sozusagen  auch (W.R.: Äh...) weiter vorantreiben diese Idee? 00:06:12-8
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* Soziologie (1969)
 
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* Zur soziologischen Theorie und Analyse des 19. Jahrhunderts (1971, Hrsg. mit Otto Neuloh)
W.R.: Ja ich meine das war ja die Idee nicht wahr, die U U Universität Frankfurt zu teilen (F.H.: Hm). Äh ich bin immer der Meinung gewesen, dass die die Massenuniversität äh vermieden werden könnte, wenn man sie rechtzeitig aufteilt. Äh und zwar in der äh und das der Anlass dazu war das, dass die naturwissenschaftlichen Institute keinen Platz mehr hatten im Zentrum drin (F.H.: Hm) und man die für die Naturwissenschaften äh (2) im äh na (F.H.: Hm) Hausen (F.H.: In Hausen, Hausen in...) Ja also ja ja (F.H.: Da gibts...und in...) ein ein also es hat einen also es kom... also die der Name (lachend) fällt mir jetzt gerade nicht ein. Niederursel(unverständlich) Niederursel(unverständlich) (F.H.: Niederurselach (?) ja). Niederursel nicht wahr eine eine Dependence machen sollten und dann (F.H.: Ja) und da war dann d...äh die die Meinung also ich brachte dann die Meinung vor und die hat dann eigentlich im Senat und auch bei den Naturwissenschaftlern auf ist auf großes Echo gestoßen, dass man nicht nur die Naturwissenschaften hinausplatzieren sollte, sondern man sollte dort einfach eine zweite Universität für das Grundstudium machen, dass dann... und äh und dass das selbe, was wir im Zentrum machen dort auch gibt, sodass also dort wirklich eine Universität dass die Naturwissenschaftler nicht nur unter sich sind, sondern auch den Kontakt mit den andern (F.H.: Hm) Fakultäten hatten, (unverständlich) der Medizin selbstverständlich (F.H.: Hm) die ja schon in äh drüben in Sachsenhausen war. Und und dann für die äh Graduiertenstufe also Doktorandenstudium und so weiter, da könnte man dann spezialisieren dass also in in Frankfurt bestimmte Spezialitäten weiterbetrieben werden und in in auf dem Niederursel waren (F.H.: Hm) andere nicht wahr (F.H.: Hm). Und auf diese Weise könnte man eben auf dem Niederurseler Hang (?) könnte man eine eine Art Campusuniversität machen (F.H.: Hm), wie es zum Beispiel eben in Ulm äh gemacht worden ist wo (unverständlich) das ist ja fantastisch, was die für Kommunikationsräume haben für die Studenten und Assistenten also (F.H.: Hm). Nicht nur im Institut selbst, das habe ich dann versucht ja im als wir äh im die Soziologen den Senck...das Senckenbergmuseum bekamen, also dieser ein Teil des Senckenbergs bekamen. Die frühen Verwaltungsräume und wir dort unser Ins... äh Seminar für Gesellschaftlehre einrichten konnten (F.H.: Hm). Dort haben wir also dann eigentlich für uns so ein wenig eine (1) (F.H.: Hm) ein Heim (F.H.: Hm) gehabt nicht wahr und das hat sich dann eigentlich glaub ich ganz gut bewährt. Aber eben, das war natürlich dann wieder abgeschlossen (F.H.: Hm). Äh das war nicht frei wo man äh in in Gängen oder so weiter irgend welche Tische und so weiter hatte wo man als do...sich dann hinsetzen kann und auch in die freie Natur hinausblicken und so weiter.  00:09:27-3
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* Kulturkritik und Jugendkult (1974, Hrsg.)
 
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* Ethik im Humanismus (1979, Hrsg.)* Geschichte der Universität in Europa (1993 ff., Hrsg.)
F.H.: Hm Ja. Das das gibt es jetzt, ich weiß nicht ob sie den Campus Westend kennen? 00:09:29-5
 
 
 
W.R.: Nein, ich hab nur davon gehört also ich mein (F.H.: Hm) das jaja... 00:09:33-8
 
 
 
F.H.: Das hat sich ein bisschen verbessert.  (W.R.: Jaja) (F.H. lacht) Jetzt durch den Campus, ja. 00:09:38-7
 
 
 
W.R.: Also das ist das frühere IG äh (F.H.: Ja) Farben Haus. Das große, nicht wahr? 00:10:25-9 00:09:44-9
 
 
 
F.H.: Ja. Und ähm könnten sie in in der Hinsicht ihre Rolle, die sie dann als äh Rektor hatten mit ihren Reformverstellungen... Reformvorstellungen und ihrer äh vergleichen mit dem wie sie ähm als Professor für Soziologie diese ähm Veränderung in in Frankfurt oder auch diese ähm Herausbildung und Veränderung der Universität wahrgenommen haben? Gabs da so ne Differenz zwischen dem wie sie ähm im Bezug auf diese verschiedenen Rollen, die sie dann hatten? 00:10:19-3
 
 
 
W.R.: Na, also eigntlich nicht nicht wahr. Ich habe also das erste was ich tat als ich nach Frankfurt kam äh und im äh Proseminar mit neunzig oder hundert Leuten geben sollte, habe ich das sofort aufgeteilt, nicht wahr. Und habe äh in in drei oder vier Gruppen die äh ja wo die Assistenten jeweils die Arbeiten leiteten und ich ging dann von einer Gruppe zur anderen. Und da hab ich also die etwas schmerzliche Erfahrung gemacht, nicht wahr also wenn ich zum zum betreffenden Raum kam, nicht wahr, dann hörte ich wie drinnen ein ein interessantes, äh äh große Diskussion war, nicht wahr (F.H.: Hm) und ich gehe hinein und schlagsartig wenn der Ordinarius kommt, dann nachher verstummt alles, nicht wahr (F.H.: Hm). Das war also...und das war etwas, was und ich war auch, äh aber das haben sie vielleicht  auch irgendwo schon gelesen bei irgendwelchen Dings die ich geredet also vor allem in meinem, wie hieß es, das äh (3) die Liebe auf den ersten Blick, aber die irgendwie verschmähte Liebe oder irgendso (F.H.: Hm). Also kurz, meine Erinnerung an die an die Fak... an die WiSo-Fakultät (F.H.: Ja). Äh die...das war nichts mit der WiSo-Fakultät, aber äh es es gab ja Professoren, die eingezogen sind in ihre Vorlesungen, mit einem Pomp, wie wenn sie Klinikdirektoren wären nicht wahr (F.H.: Hm). Äh und Adorno war übrigens auch einer, der derjenige der der hatte zwar keinen äh Sch... (F.H.: Talar) Schweif hinter sich mit Assistenten und so weiter, sondern die Assistenten kamen vorher und aber er er zog also auch ein, nicht wahr (F.H.: Hm. (lacht)). Äh und all das widerstrebte mir derart, nicht wahr, dass äh (F.H.: Hm) ich war ich war natürlich nie äh der Meinung, man solle äh burschikos sein mit den Studenten, nicht wahr, aber (F.H.: Hm) äh man hat eine andere Position (F.H.: Hm) und  so weiter und man hat eine andere Aufgabe und und und äh man soll ja auch nicht mit dem was man mehr kann und weiß die Studenten erdrücken, in dem man sie also allzu sehr äh von oben herab behandelt (F.H.: Ja). Äh aber ich mein das war eigentlich alles meine Vorstellung, die sowohl als Professor wie als Rektor... ich ich ich fand die Talare fand ich für eine Universität, die 1914 gegründet wurde, fand ich also vollkommen sinnlos, nicht wahr (F.H.: Hm, Ja) eigentlich. Und war immer stolz darauf, dass man in Zürich, das 1833 gegründet wurde, den Bratenrock (?) des neunzehnten Jahrhunderts trug, nicht wahr (F.H.: Hm) und kein Talar (F.H.: Ja). Und man eine Rektoratskette erst anschaffte und ich glaub dann, ich weiß nicht, ob auch ein Berufstalar. Also auf jeden Fall, eine Kette nur anschafft...ja und doch auch den Talar, für den Rektor, wenn er an fremde Universitäten gehen muss, nicht wahr, und zu Feiern (F.H.: Hm). Als nämlich (lacht) ein Züricher Rektor in England mit einem Oberkellner verwechselt wurde, (F.H: lacht) bei einer akademischen Veranstaltung, da (F.H.: Hm) da hat man dann in Zürich also dem Rektor, wenn er anderswo hingehen muss einen Talar (F.H. lacht) verpasst ja. Und ich ich hörte, dass der...oder ich erfuhr, dass mein meine Berufung nach Frankfurt geklappt hat, erfuhr ich nicht zuerst vom Ministerium (F.H.: Ja), sondern von einem Schneidergeschäft in Frankfurt, dass mich zur Anprobe des Talars einlud. 00:14:10-9
 
 
 
F.H.: Aja. Wie wer welches war das? 00:14:11-8
 
 
 
W.R.: Wie? 00:14:11-8
 
 
 
F.H.: Welches Schneidergeschäft war das? 00:14:13-4
 
 
 
W.R.: Ich ich könnte ich müsste schauen, ich ob ich ich hab dort einmal ein mein... den Anzug, den ich mir dort machen äh schneidern ließ (F.H.: Ja), hab ich könnt ch, aber ich weiß nicht mehr, ich müsste es also vielleicht, wenn die die die Etikette drinhaben kann ichs ihnen sagen.  00:14:29-9
 
 
 
F.H.: Aber nicht Inno Flocki (?) oder so? 00:14:30-8
 
 
 
W.R.: Wie? 00:14:30-8
 
 
 
F.H.: Inno Flocki (?) aber nicht. 00:14:33-6
 
 
 
W.R.: Ich kanns ihnen also beim besten W... (F.H. O.K.  (lacht)) also da sollte ich hab sowieso eine schlechtes Namensgedächtnis und dann erst noch Schneidergeschäft (F.H. (lacht) Kein Problem) (lacht). 00:14:43-2
 
 
 
F.H.: Hm, ähm also ich ähm bin mir nicht sicher, ob wirklich jetzt schon auf die letzten Fragen eingehen sollen, wenn wenn es ähm auch noch um diese Fragen des Mittelbaus...  00:14:56-0
 
 
 
W.R.: Also sie können gerne jetzt noch etwas über über äh... 00:14:58-2
 
 
 
F.H.: Den Mittelbau und dann eben die Soziologie die Frankfurter Soziologie. Also vielleicht wärs doch ganz gut ähm, wenn wenn wir noch darüber auch jetzt darüber sprechen, wer für sie...wer hat für ein bestimmtes Selbstverständnis der Frankfurter Soziologie eine Rolle gespielt, ob es...dass es im Bezug auf ne Tradition... 00:15:15-3
 
 
 
W.R.: Ja ich mein sie (unverständlich) die Frage. Also sie meinen jetzt während der Zeit, als ich dort war, oder...? 00:15:21-3
 
 
 
F.H.: Ja, aber auch ähm... 00:15:23-2
 
 
 
W.R.: Allgemein, nicht wahr, ich mein... 00:15:23-7
 
 
 
F.H.: Allgemein eigentlich... 00:15:24-5
 
 
 
W.R.: Es ist ganz klar also dass die ersten Frankfurter Soziologen, also sowohl der Oppenheimer (F.H.: Ja) ich mein das war ja ein ganz be...berühmter (F.H.: Ja) Soziologe. Er hat ja dann auch noch mit dem Kibbuzim hat er dann äh äh ähm gewisse Wirkungen gehabt in Israel und äh ich äh bin als Dekan der WiSo-Fakultät ähm war ich dabei als in ähm Jerusalem ein Opp...ein Oppenheimer gegründet wurde, nicht wahr (F.H.: Hm), an der Universität. Also das war sicher ein sehr bedeutender Soziologe. Heute äh (1) so gut wie vergessen, glaub ich (F.H. Ja). Äh dann dann kam Mannheim und Mannheim, der ist glaub ich nicht so vergessen wie der...wie äh wie Oppenheimer, aber der war natürlich ein ein ein sehr bedeutender Soziologe zu seiner Zeit und nachher noch (F.H.: Ja) also auch in der Nachkriegszeit mindestens äh in der er... in den ersten fünfzig oder sechzig Jahren (F.H.: Hm). Äh (2) nachher i... ich meine, was meine Zeit anbetrifft, so ist zweifellos hat man natürlich mit Frankfurt und F... vor allem Frankfurter Schule (F.H.: Hm) hat natürlich nur das Institut verbunden nicht wahr (F.H.: Hm). Äh ich mein unsere Soziologen, also nicht ich, sondern eben also sowohl äh sowohl äh Tenbruck wie wie Luckmann waren unter den deutschen Soziologen sicher sehr bedeutende Pers...Pers... äh Vertreterpersönlichkeiten (F.H.: Hm). Aber beide waren insofern etwas Aussenseiter, als eben äh Tenbruck äh mit seiner äh ja, wie ich schon sagte nicht wahr, seiner Vorstellung (f.H.: Hm) des Meisters und Jüngers hat hat er sehr gute äh Assistenten und Schüler und und hat auch wo wo wo wann immer er etwas publizierte, hat er damit natürlich aus...ausserordentliche Wirkung gehabt nicht wahr, also er... (F.H.: Hm). Und Luckmann äh ebenfalls. Nur dass er also nicht so äh (lacht) so dogmatisch war in Bezug auf seine Soziologie (F.H.: Hm), wie wie äh wie Tenbruck. Und aber ich meine er war äh...hat auch als auch in Konstanz hat er eine sehr...obwohl dort natürlich Horst Baier, der ja als Nachfolger von Adorno äh an die Philosophische Fakultät kam (F.H.: Hm) äh und dann bald äh eben dann eben auch nach äh Konstanz berufen wurde, hat natürlich eigentlich eine stärkere, also auch durch seine Beteiligung an der Max Weber - Ausgabe eine stärkere Bedeutung gehabt (F.H.: Hm). Ihn hab ich übrigens auch sehr geschätzt und muss sagen, er war einer der wenigen Leute, bei denen ich eine schlechtes Gewissen hatte, als ich äh von Frankfurt wegging (F.H.: Hm). Denn also Luckmann war glaub ich schon nicht mehr da (F.H.: Hm) und Tenbruck ohnehin war schon früher gegangen, nicht wahr (F.H.: Hm) und hatte, wenn man so will, uns im Stich gelassen. Aber ich meine, ich hab das verstanden, denn ich meine, er er äh (2) konnte konnte einfach nicht äh die gleiche Luft atmen wie Adorno (F.H.: Hm).  00:19:08-5
 
 
 
F.H.: Ja und ähm äh die die Mitarbeiter des Mittelbaus am Seminar für Gesellschaftslehre, wie Grathoff, Dux, Bellebaum, Kellner. Also die sie schreiben ja auch äh selbst ähm in der in der Schrift über die studentische Revolution gegen die bürgerliche Gesellschaft, dass den Assistenten eigentlich ne andere Rolle zukommen muss. Dass sie nicht nur diejenigen sein sollen, die äh die die Arbeit machen und ähm die zuständigen...Zuständigkeiten liegen bei jemand anderem. 00:19:42-7
 
 
 
W. R.: Ja. Ja nicht wahr ich bin da vielleicht etwas hart gewesen ich mein und...ich...und hab mir also gelegentlich grade äh Freunde von der Nationalökonomie also dazu gehörte nicht nicht nur der ält...sehr viel ältere oder relativ ältere Sauermann, sondern also auch äh sein Schüler Karl Häuser, der ja dann auch bei dem Funkkolleg sehr aktiv war (F.H.: Hm). Äh er der fand, dass ich die Situation des Verhältnisses zwischen Professor und und und Assistenten für unsere Fakultät nicht richtig geschildert hat. Es ist richtig, nicht wahr, dass also gerade an unserer Fakultät also die Professoren für ihre Assistenten wirklich wie Väter gewesen sind. Ich meine, die dann sich auch für ihre Zukunft und alles interessieren und ich meine (F.H.: Hm) das war es war...Übrigens ich meine auch, er kann nicht sagen, ich selber habe auch nie Stud...äh Assistenten (unverständlich) nicht wahr (F.H.: Hm). Ich ich hab sie immer als gleichberechtigte Partner behandelt, aber ich meine es... ich ich äh hab ja hier die die offizielle äh Position angeprangert und (F.H.: Hm) den Status den man ihnen zubilligt, ja. Also dass sie nicht in ihrem Namen eine Vorlesung ankündigen konnten, sondern (F.H.: Hm) eben nur unter dem Namen Rüegg mit Assistent, oder vielleicht sogar mit dem mit dem Namen des Assistenten. Aber eben ich meine, wie wenn, wie es also zu deutsch dann eben heißt also äh Ass... Assistent ohne Rüegg, nicht wahr (lacht) (F.H.: Hm). Also denn das macht er ja dann allein (F.H.: Ja). Aber natürlich die Verantwortung, die formelle, die trug der der Professor. Ich mein, das war es (F.H.: Hm). Und das hat sich natürlich auch positiv ausgewirkt, indem also die die die Professoren dann für hre Assistenten auch gesorgt haben (F.H.: Hm), während ich muss sagen, ich habe schon Dissertanten, ich die d... d... die Rede vom Doktorvater (F.H.: Hm) habe ich immer sehr in Anführungsstrichen empfunden. Denn eine Dissertation ist ja eine selbstständige Arbeit (F.H.: Hm). Und eine selbstständige Arbeit braucht eigentlich keinen Vater nicht wahr. Sie ist natürlich ganz g... sicher, man kann also einen modernen Vater schon (F.H.: Hm), der also nicht sagt, wos wos durchgeht (F.H.: Hm), sondern der wenn der Sohn eine Frage hat zur Verfügung steht, dass man dass man die Frage beantwortet (F.H.: Hm). Aber ich habe mich immer geweigert, äh Dissertationen zu betreuen, wie wenn wie äh wenn sie meine (F.H.: Hm) in in meinem Stall entstanden wären (F.H.: Ja). Das ist eine selbstständige Arbeit, nicht wahr, wenn wenn der Dissertant etwas von mir will, dann steh ich ihm zur Verfügung (F.H.: Hm), aber ich werde ihn nie betreuen, nicht wahr (F.H.: Hm, hm ja). Und das war das war eigentlich auch meine Auffassung bei den Assistenten, nicht wahr. Ich bin ihnen äh zur Verfügung gestanden und sie konnten von mir äh hören und sie konnten auch meinen meine Hilfe hab... haben so viel sie wollten, aber ich habe mich nie gekümmert um ihre ZUkunft, nicht wahr. Das ist (F.H.: Ja) ihre Sache. 00:22:57-5
 
 
 
F.H.: Ja. Ähm, das heißt, ähm dann in den sechziger Jahren, hat es denn da auch dann noch andere Konflikte, oder bestimmte Konflikte gegeben zwischen den Assistenten und den äh Professoren? 00:23:11-1
 
 
 
W.R.: Also bei uns überhaupt nicht (F.H.: Ja). Ja und ich meine, es hatte auch sonst keine offenen Konflikte gegeben, aber man hat es nach...nachher dann eben also bei der bei der äh Assisten... Bundesassistentenkonferenz, nicht wahr. Die ich übrigens (lacht)... deren Gründung ich sehr beführwortet habe, weil es ja immer (F.H.: Ja) ich meine, wie daraus hervorgeht, ich dachte... (F.H.: Ja). Ich mein sie müssten ihre Interessen mal vereteidigen, nicht wahr (F.H.: Ja). Äh das Kind ist dann nicht ganz so herausgekommen, wie gewünscht, aber und ist ja dann auch ähm sie gibt es ja auch nicht mehr später, sie haben dann ja erreicht, was sie wollten (F.H.: Ja). Äh und eben also dann natürlich auch in einer Weise, die die... Oder die berühmten sogenannten Hessenprofessoren, wo wo eben Leute dann Professor geworden sind, die in einem normalen Berufungsverfahren nie durchgekommen wären (F.H.: Hm). Das gilt nicht für die, ich würde fas... ruhig sagen, für die meisten, nicht wahr (F.H.: Hm). Oder für viele, nicht wahr. Viele haben es verdient, Professoren zu werden und brauchten gar keine Habilitationsarbeit, denn ihre Dissertation war schon gut genug (F.H.: Hm). Und ihre ihre Leistung als Lehrer war auch gut genug. Äh aber es gab eben auch andere (F.H.: Ja, ja). 00:24:26-4
 
 
 
F.H.: Und ähm ähm, als es dann in äh dies... in den sechziger Jahren immer mehr darum ging, dass ähm die Hochschulreform äh äh durchgesetzt wird. Und die Studentenproteste wurden ja immer stärker auf ne bestimmte Art und Weise, also das können sie vielleicht noch dann schildern, aber äh in welcher Weise ähm wurde denn im Rektorat oder auch in in in in den einzelnen Fakultäten die Zusammenlegung der Fachbereiche, also der des die Gründung des Fachbereichs 03 äh diskutiert, weil ähm Habermas zum Beispiel, der war ja wohl gegen eine Zusammenlegung von Philosophie und Soziologie, aufgrund auch der Lehrerausbildung. 00:25:13-3
 
 
 
W.R.: Ja also...oder die... Wir hatten ja (2) von der hessischen Rektorenkonferenz hatten wir ja einen (2) äh ein eine Revision des Gesetzes von sechsundsechzig, das ja eigentlich schon sehr fortschrittlich...also in einer gewissen Weise für manche Dinge sehr fortschrittlich war. Zum Beispiel äh konnte ich ja nur länger als zwei Jahre Rektor sein, weil das hessische Universitätsgesetz von sechsundsechzig diese Beschränkung aufgehoben hat. Und eine weitere Wiederwahl für möglich, also eben gesetzlich erlaubte, nicht wahr (F.H.: Hm). Und diese Erlaubnis hat äh unser Konzil, also das heißt das Br...äh das äh die oberste gesetzgebende Behörde der äh Universität äh benützt, um äh eine Statutenänderung vorzuschlagen, wonach eben der der Rektor äh länger als zwei Jahre im Amt bleiben kann (F.H.: Hm). Und zwar ist diese Statutenänderung als solche nicht äh in Kraft getreten, weil da natürlich dann im Rahmen einer Gesamt...äh...erneuung der Statuten gewesen wäre, aber Wiesbaden hat diese Erlaubnis gegeben, nicht wahr. Aufgrund des Konzilbeschlusses (F.H.: Hm). Und so bin ich eben dann für ein drittes Jahr bin ich und noch für ein viertes Jahr ge...äh... Rektor gewesen (F.H.: Hm) und bin also zum Schluss fünf Jahre Rektor (F.H.: Hm). Der erste deutsche Rektor der Nachkriegszeit, der der länger als zwei Jahre im Amt war (F.H.: Hm). Das war aufgrund des hessischen Universitätzgesetzen von sechundsechzig möglich, nicht wahr (F.H.: Hm). Und äh und dann hat und da haben wir dann als dann nachher noch die Frage der Mitbeteiligung oder Mitbestimmung, denn die Mitbeteiligung hatten wir ja bereits, nicht wahr. Es waren (F.H.: Ja) ja eigentlich aufgrund äh amerikanischer äh also äh Vorschriften, nicht wahr (F.H.: Ja), waren in der amerikanischen Zone und ich glaube auch in der eng...äh britischen weiß ichs nicht genau, äh waren ja in den Fakultäten und in den im Senat äh waren student... äh studentische und Assistentenvertreter dabei (F.H.: Hm), die allerdings kein äh nur Rederecht, aber nicht Stimmrecht hatten. Und auch auch nur beteiligt waren die Studenten, oder die Studenten ausgeschlossen waren bei sogenannten nichtstudentischen Angelegenheiten, das heißt vor allem bei Berufungsfragen (F.H.: Hm). Und da wollten wir dann eine eine Erweiterung der äh Mitbestimmung äh nach den Vorschlägen jetzt der sogenannten Godesberger Rektorenerklärung äh in Frankfurt durchführen und der Ministerpräsident Zinn (?), mit dem ich sehr gut stand, der war sehr damit einverstanden und das wäre auch zustande gekommen, wenn der Zinn (?) nicht einen Hirnschlag erlitten hätte (F.H.: Hm). Das sind dann auch diese siese Zufälle des des Lebens und dann nachher wurde der vier vier der vier Männer...vorschlag, also dass sie haben da den Wiethölter (?) vergessen in ihrer Aufstellung (F.H.: Aja), es waren vier Leute (F.H.: Hm), zwei Juristen und und äh zwei zwei Philosophen, also zwei von der Philosophischen Fakultät, äh die diesen haben diesen sehr viel weitergehenden Vorschlag, der ja eigentlich die ganze bisherige Struktur veränderte, wonach ja eben eigentlich die Universität von den a... auf Lebenszeit mit der Universität verbundenen Person äh lehr... lehrend Forscherpersonen, nämlich eben den Professoren maßgeblich geleitet wird (F.H.: Hm) und die andern an dieser Leitung mit beteiligt werden, das wurde dann aufgelöst und die Professoren haben ebenso wie die andern ähm Stände sogenannten Stände haben nur noch Vertreter zu schicken, nicht wahr (F.H.: Hm), wie als in ein Parlament hinein und sind nicht mehr unmittelbar selbst verantwortlich. Und das ist ja eine der ganz großen äh Fehler oder der ganz großen äh Veränderungen, nicht wahr, dass heute die Professoren nicht mehr verantwortlich also gesetzlich verantwortlich sind für das was an der Universität geschieht, sondern nur noch durch ihre Vetreter (F.H.: Hm). (GEHT NOCH WEITER!!) 00:30:14-8
 
 
 
 
 
 
 
WR: Also ich war wenn man so will soziologisch infiziert und vor allem (.) während meines Pariser Studienjahres (.) äh waren eigentlich (1) äh die die Professsorinnen und Professoren der Philosophischen Fakultät waren derart noch von Durkheim von der durkheimischen Soziologie beeinflusst (.) dass ich also auch bei lateinischen und griechischen Vorlesungen eben irgendwie nicht einfach nur die übliche deutsche (.) Art der Philologie (.) äh hörte sondern ein eine andere andere eben soziologisch infizierte Form (.) .:nicht wahr? //mhm// und so bin ich habe ich dann als ich äh Privatdozent Geld verdienen mußte und ich nicht nur schulisch also Gymnasialunterricht gab (.) äh äh habe ich als mein damaliger Schwiegervater also der Vater meiner ersten Frau (.) äh der ein Kraftwerk leitete (.) das erste Kraftwerk das in der Schweiz also Alpenkraftwerk das entstanden war (.) sagte wenn man schon einen Schwiegersohn hat der der keinen anständigen Beruf (wie      ) studiert hat schreiben kann er ja wenigstens und dann habe ich die Festschrift ((holt Luft)) für dieses dieses Tal also das äh (.) (Bur  ) hinter dem (      ) äh gemacht und habe dabei nicht nur die sehr interessante ökonomische (.) äh Ge-: Gründunggeschichte denn sie war eigentlich nur ein Nebenprodukt zur Berliner Bahn die damals gebaut wurde sondern auch die Auswirkungen welche diese ähh Kraftwerke im Tal gehabt haben (.) habe ich dargestellt und das hat sogar in Frankfurt war das dann eines der Dokumente welches die Fakultät fand ja das ist das zeigte dass der Rüegg ja offensichtlich ein Soziologe ist (.) //mhm// und so bin ich dann Soziologe gewor-: habe den Lehrstuhl von Karl Mannheim (.) wieder (.) bekommen vorher war es ja waren ja nur Wiedergutmachungspr=professoren=professuren an der Fakultät gewesen (.) //mhm// und ich kann auch gleich sagen dass ich nachher dann (1) und das ist dann auch eine dieser Fragen bei Gerth (.) es war ja so dass äh (1) äh vor allem Adorno mehr als Horkheimer eigentlich immer (.) ähhh (.) nur mit Leuten auskamen die (.) sie (.) die (.) die von ihnen
 
 
 
└FH: favorisierten
 
 
 
└WR: die die sie verehrten, nicht wahr? (1) Die also ein gutes Verhältnis zu ihnen hatten und Gerth muss irgend einmal als er eingeladen worden war (.) muss das nicht geklappt haben persönlich (.) und und Adorno hat sich immer mit Händen und Füssen dagegen gewehrt etwas für den Gerth zu tun denn er wäre eigentlich eher jemand gewesen (.) für die philosophische Fakultät, nicht wahr? Er war ja kein Ökonom (.) //ja// und dann hat also das @kams@ eigentlich vom vom Ministerium her dort es hier irgend offenbar jemand dort sehr so derart (.) erfolgreich interveniert dass äh ich als Rektor sogar (.) gebeten wurde etwas zu prüfen ob man das nicht etwas tun könne
 
 
 
FH: Dann für Gerth?
 
 
 
WR: äh für Gerth //ja// und so habe ich dann also das entsprechende Gutachten geschrieben //mhm// ich wusste dass Gerth (.) nicht äh kein normaler (.) Lehrer für (Under) Graduates äh sein könne (.) wir brauchten auch keinen äh Lehrer für den Grundunterricht (.) aber ich meine ich habe mit Recht darauf hingewiesen dass es also für die Studenten der oberen Semester (.) äh und die Assistenten außerordentlich interessant (.) sein könnte mit dem Gerth und seinen amerikanischen (.) auf seiner amerikanischen Vorlesung bäs-: persönlichen Kontakt zu bekommen und das war //mhm// nicht nicht direkt äh ein graduierten Kolleg aber doch auf dieser Ebene, nicht wahr? Ihm eine Lehrmöglichkeiten zu geben und das war ja dann auch der Fall und ich glaube (.) er hat dann doch auf seine letzten Jahre er hat ja
 
 
 
└FH: bis 78
 
 
 
└WR: er hat ja dann (.) wann ist er gestorben?
 
 
 
FH: 78
 
 
 
WR: 78 ja aber ich meine er hat ja nicht bis zum Lebensende veröff=gelehrt aber ich meine so lange er das tun konnte hat er das gemacht
 
FH: ja und äh (.) können Sie sich vielleicht daran erinnern äh ob sich Adorno und Horkheimer auf die Zeit als Karl Mannheim Soziolog-:ieprofessor gewesen und Hans Gerth bei ihm promovierte wie diese Situation
 
 
 
└WR: nein nein die Sache war so natürlich wollte die Fakultät den Karl Mannheim zurückholen  (.) //ja// aber bevor das überhaupt
 
 
 
└FH:er ist ja 47 gestorben
 
 
 
└WR: ist er gestorben, nicht wahr? Das war der Grund. Nein
 
 
 
└FH: aber es gab Versuche?
 
 
 
└WR: das war ja vor der Zeit vor der Zeit als Adorno und Horkheimer zurückkamen das war ja 47
 
 
 
└FH: ja
 
 
 
└WR: jaja (.) nicht das war eben wenn man so will das Unglück, nicht wahr? Natürlich äh wenn er zurück gekommen wäre hätte die äh die Entwicklung einen ganz anderen Verlauf genommen
 
 
 
FH: ja (.) ja das stimmt (.) und äh (.) Adorno und Horkheimer haben die sich auf die Zeit bezogen vor 33 als Mannheim als ein Soziologiestar im Grund nach Frankfurt gekommen
 
 
 
└WR: ja ja also natürlich habe ich in meiner Antrittsvorlesung Mannheim erwähnt, nicht wahr? (.) //mhm// und und öh aber (1) ich habe nie ((Auflachen)) mit Horkheimer oder Adorno ein Gespräch über Adorno gehab=äh //über Mannheim// ein Gespräch über Mannheim gehabt (2) //ja//  Ich weiß wie Sie's (.) sich dafür einstellen es war auch so dass man eigentlich (.) also bei Horkheimer hat man (.) über alles mögliche vor allem Philosophie geredet (.) ((holt Luft)) bei (.) natürlich dann auch über dieee aktuellen äh universitäts=äh=politischen Dinge (.) und bei bei Adorno wars so das man dann (.) mit ziemlicher Sicherheit wusste dass also nach dem (.) Essen ihn man ihn bei einer Sendung entweder bei Radio oder Fernsehen noch äh äh anhören würde und er nachher einen fragte und wie bin ich gewesen, nicht wahr? //mhm// Das war so eigentlich das Übliche also //okay ((lacht)) ja ähm// (2) übrigens Adorno ((schmunzelt)) ich meine etwas kann ich vielleicht doch aber das ist glaube ich schon bekannt ich habe das auch schon (.) ((holt Luft)) anderswo gesagt (.) äh als ich kam sagte er mir Herr Rüegg (.) wenn Sie in Frankfurt vorankommen wollen allgemein ich kann Ihnen dabei behilflich sein (.) ich kann Ihnen eine Sendung beim Hessischen Rundfunk sei es beim Radio oder beim Fernsehen (.) organisieren und dann müssen Sie (.) selber (.) nur (.) zwanzig Hörer- oder Zuseh=schauerbriefe (.) äh organisieren dann sind Sie (.) beim Hessischen Rundfunk (.) ein gemachter Mann (1) Die Rückmeldung ist so schlecht (.) dass also (.) //mhm// (.) das genügt damit Sie nachher dann (.) dort festarbeiten also fest zu Vor=zu Vorträgen eingeladen werden (.) und das hat mich @also damals @ derart schockiert,nicht wahr? Der gleiche Mann der nicht müde (.) wird über über die sich über die Kulturindustrie und all diese (.) die Vermarktung des Geistes aufzuregen, nicht wahr? (.) und der gibt mir also diesen Rat und hat das offenbar bei sich mit großem Erfolg (.) selber praktiziert (.) //mhm// denn denn als (.) eigentlich während meiner ganzen Frankfurter Zeit (.) war ja Horkheimer der führende Mann dessss des Instituts, nicht wahr? (.) und (1) nachher war(.) heute spricht kein Mensch mehr von Horkheimer es gab ein Adorno-Jahr (.) in Frankfurt aber von aber Horkheimer der der viel bedeutendere (.) Lenker und und und Wissenschaftler gewesen war(.) von dem redet niemand mehr //mhm// und das hat natürlich (.) ((holt Luft)) äh hat hat Adorno mit dieser Strategie erreicht, ne? //mhmm// (2)
 
 
 
FH: Popoularisierung (1) seiner eigenen (.) Person
 
WR: (1) voila //mhm// (1) so jetzt kommen wir zu Ihren konkreteren Fragen
 
 
 
FH: ja wobei ich würde gern (.) als Sie nach Chicago gegangen sind für ein Jahr //ja// sind Sie dann auch äh ähm (.) Anselm Strauss zum Beispiel begegnet? In Chicago haben Sie da auch Kontakt zur Chicago School der Soziolo-:
 
 
 
└WR: nei=also die Sache war so, nicht wahr? Ich bin ja also (.) eigen=das Team (.) ähm das in Frankfurt gewesen war das bestand also aus dem Herrn von Grünebaum das war (.) der war mal aus Wien emigriert war Arabist (.) und war äh wurde nachher der eigentliche Schöpfer  des oriental äh Deparments äh (.) in (.) in der UC-University also in in Los Angeles, nicht wahr? Als die University of California ihr ihr ihre Depondents in (.) nach Berkeley in Los Angeles machte (.) wurde er eigentlich beauftragt mit diesem ganzen Dings ((holt Luft)) das war der eine der andere ((hustet)) er war der Bruder von (          Walder) der (        Walder)  das war ein Theologe und dann nachher war noch ein ein jüngerer Literaturwissenschaftler äh war dabei (.) und ich war also wenn man so will hatte mit der Soziologie überhaupt nichts zu tun in he-: (.) ich wurde untergebracht im theological (.) also das heißt mein mein mein äh mein Büro wenn man so will (.) //mhm// war zufälligerweise gerade freie ((stöhnt)) das freie Logie oder der freie Saal ((holt Luft)) des äh des äh Direktors des theological Seminares so dass ich da ein wunderschönes Zimmer oben hatte wo ich hinunter auf den Bibliothekssaal der @Studenten sehen @ konnte //mhm// (.)  und äh habe also sehr guten Kontakt mit allen möglichen emi=emigrierten Koryphäen gehabt (.) also wie zum Beispiel mit dem Kunsthistoriker (                ) (.) //mhm// (.) und und anderen (.) aber überhaupt also auch Edward Shils mit dem ich mich später dann sehr befreundet habe (.) //mhm// hat der damals schon in in Chicago war wenn er nicht zufälligerweise gerade in Harvard (.) gewesen ist zusamm=zusammen mit mit äh (1) na den berühmten (Haba???) dort äh Soziologen gut (.) //mhm// wissen sie also (.) ich bin jetzt derart in der Universitätsgeschichte (.)
 
 
 
└FH: ja das ist dann schwierig
 
 
 
└WR: das also mein Computer also die Soziologie
 
 
 
└FH: ok dann lassen wir das @Thema@ es hätte ja nur sein können dass sie auch dort mit Soziologie in Kontakt gekommen sind
 
 
 
└WR: jaja das habe ich später sehr bereut dass ich das nicht
 
 
 
└FH: ah ok (.) dann kam es eher aus den Studien hier
 
 
 
└WR: ich war einfach ich ich dachte gar nicht daran äh mich für Soziologie zu interess-: fachmäßig zu interessieren
 
 
 
└FH: ok das funktioniert @jaja dann verstehe ich das@
 
 
 
└WR: Ich äh (.) meine Vorlesungen waren über äh europi=liasiation und die Bedeutung des Humanismus und so weiter das waren damals meine Themen (.)
 
 
 
└FH: ja und in dem Funkkolleg für Soziologie da sprechen Sie ja auch über den Humanismus im Grunde versuchen Sie da eine humanistische Soziologie zu entwerfen und zu entwickeln
 
 
 
└WR: ja ja ja ja
 
 
 
└FH: und äh als Sie '56 dann äh nach Frankfurt (.) als Direktor fü=des Seminars auch für Gesellschaftslehre (.)
 
 
 
└WR: Was haben sie jetzt gesagt? Wann?
 
 
 
└FH: haben sie (.) war das dann '56?
 
 
 
└WR: nein nein nein noch nicht das war spääter
 
 
 
└FH: später?
 
 
 
└WR: ah das heißt ich glaube '56 habe ich habe ich äh oder
 
 
 
└FH: '56 bis '61 Ordinarius für Soziologie und Direktors des Seminars für Gesellschaftslehre in Frankfurt
 
 
 
└WR: Entschuldigung aber das kann doch nicht sein ich bin doch erst
 
 
 
└FH: seit '61?
 
 
 
└WR: Ich bin erst '61 bin ich bin ich bin
 
 
 
└FH: ok dann stimmt meine Angabe-: dann stimmt das hier nicht (.) nicht so genau (.) aber dann seit '61 da sind Sie dann
 
 
 
└WR: ja ja '61 wurde ich berufen, nicht wahr? (.) oder kriege ich den Ruf und und äh und da sagte meine Frau die b-: die zuerst also sehr froh gewesen war das ich (nicht) '56 (.) eine Professur in Köln oder Erlangen angenommen hatte (.) äh sagte so jetzt ist an Dir Du ähhh denn (.) ich hatte damals die ((rascheln)) (.) illusionäre Vorstellung (.) ich könnte wie die Humanisten der früheren Zeit (.) tagsüber einen anständigen Beruf ausüben und am Abend mich der Wissenschaft widmen (.) //mhm// (.) und hab das natürlich auch versucht aber das ging natürlich nicht mehr, nicht wahr? Wenn man also Sitzungen (.) in in es waren auch europäische Verbände dabei ((holt Luft)) //mhm// die ich äh äh wo ich Geschäftsleiter war wo ich Geschäftsführer war (.) äh (.) immer hin- und her reisen muss (.) heute kann man das nicht mehr, nicht wahr? //mhm//  heute (.) nnimt einen (.) äh der Brotberuf wie auch die der wissenschaftliche Beruf nimmt einen ganz in Anspruch (.) //ja// und so bin ich also dann eben '61 habe ich den Ruf angenommen (.) //mhm// (.)
 
 
 
FH: Die (.) Soziologie so beschreiben Sie das auch in dem Funkkolleg Soziologie äh entsteht aus einer (.) äh äh aus einer Erfahrung der Krise also es kann eine
 
 
 
└WR: ja das ist (.) zweifel=ohne Zweifel ja ja
 
 
 
└FH: es kann auch eine Krise der Wissenschaft sein die ähm die dazu ähm (.) befähigt dann eigentlich soziologisch auch zu denken zumindesten äh (.) beschreiben Sie das indirekt auch so in der Einführung in diesem Funkkolleg und die Frage wäre ob (.) ob äh '61 dann in Deutschland ob es da auch noch diese (.) Erfahrung der Krise noch gegeben hat ob das auch zur Soziologie dann (.) mehr befähigt hat auf eine bestimmte Art und Weise (.) wie haben Sie diese (.) oder war es keine Krisenerfahrung?
 
 
 
└WR: ja ich mein das dazu also (.) es war ja damals=ich bin ja (.) die die die (2) '61 war ja ein Jahr nach den sogenannten (1) äh Empfehlung des Wissenschaftsrats zum Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen insbesondere der Universitäten (1) //mhm// und die Universität Frankfurt war (1) äh uh (.) bekannt dafür dass also Soziologie hier ein Schwerpunkt  ist (.) und (.) ssollte dementsprechend ausgebaut werden //mhm// (.) äh (1) dazu waren die Wiso Fakultät drei äh Lehrstühle für Soziologie (.) äh vor äh vorbehalten (.) sie sollte drei Lehrstühle bekommen und den ersten der erste Lehrstuhl war dann eben der der dann also mir angeboten wurde (.) wobei zu sagen ist er war noch nicht (.) gen-: (.) von von Wiesbaden her (.) finanziert so dass also das erste Jahr offenbar was ich nachher erfuhr (.) dann vom (.) von der Gesellschaft der Freunde der Universität dad= das hieß
 
 
 
└FH: Freunde und Förderer
 
 
 
└WR: Freunde und Förderer dann finanziert wurde aber ich meine das //mhm// äh ging ja direkt nichts mich an (.) also ich will das nur sagen (.) das ging also schrittweise (.) //mhm// und diese Empfehlungen wurden ja von den Universitäten also (.) äh buchstabengetrau (1) (pardon) von den Behörden (.) von den Kultusbehörden (.) buchstabengetrau wurden sie exekutiert (.) der einzige (.) die einzige Lücke war das (.) das sie beruhte auf den Studentenstand von 1960 (.) aber die Studentenzahlen gingen ja im Lauf der '60er Jahre immer (.) //mhm// und zwar sehr rasant eigentlich hinauf (.) //mhm// nicht so rasant wie später dann (.) aber immerhin trotzdem (.) äh so dass eigentlich äh zwar für die Professuren (1) mindestens was die Soziologie betrifft ich meine drei war also eine sehr schöne Zahl nicht wahr? (.) und äh zunächst wollt=wollte es es gelang mir dann auch ich meine wirklich zwei Kollegen zu gewinnen die viel besser waren (.) a-: in der Soziologie als ich sowohl der Ten=Tenbruck wie auch Luckman, nicht wahr? //mhm// beides sehr sehr gute Leute ((holt Luft)) und das hat mir dann auch erleichtert (.) äh das Rektorat das ich auch wieder aus einem Zufall bekam, nicht wahr? (.) //mhm// der Zufall war der dass erstens einmal ich (.) wider meiner Erfahrung als Geschäftsführer von Wirtschaftsverbänden (.) meine Arbeit als Dekan das war so ein Anfängerjob, nicht wahr? (.) //mhm// also das war immer derjenige der jetzt gerade gekommen war denn die anderen hatten schon alle ein Dekanat gemacht ((holt Luft)) //mhm// und dann nachher hat das war die Einführung in die De=in die Arbeit der Fakultät und das habe ich überdurchschnittlich effizient gemacht weil weil ich das gelernt hatte in der Wirtschaft (.) //mhm// und als dann zufälligerweise (.) der Turnus wieder an die@ Wiso Fakultät kam @ um einen Rektor vorzuschlagen //mhm// hatte ich ein erfolgreiches Dekanat hinter mir und dann hat man mich vorgeschlagen, nicht wahr? //ja// das war alles eigentlich eine Reihe von Zufällen (.) //mhm// und äh (.) und das und das hat sich dann immer mehr zu einem Fulltimejob entwickelt (.) und das konnte ich deswegen machen weil ich eigentlich sehr gute Kollegen hatte (.) //mhm// wobei zu sagen ist, nicht wahr? Tenbruck war ja derart (1) ähm (.) ich will schon fast sagen doktrinär, nicht wahr? Oder hat eine ganz bestimmte Vorstellung von Soziologie gehabt ((holt Luft)) //mhm// das wir keine Bücher von Adorno @in unserem@ Seminar für Gesellschaftslehre anschaffen durften, nicht wahr? (.) ((Auflachen))
 
 
 
└FH: @das gibt’s ja nicht@
 
 
 
└WR: @ich mein man kann geteilter Meinung sein@ ich meine über die Bedeutung von Ad=Adorno über die Soziologie @aber ihn da gleich (.) gleich@  soweit zu gehen //ja// (1) und
 
(1) Tenbruck den ich sehr schätzt habe ich meine das war mein mein erster deutscher Freund (.) äh @aber@ der hat nur (.) nur Jünger oder Feinde gekannt, nicht wahr? //mhm// (.) da gabs nichts dazwischen °nicht wahr so ungefähr° (1) also (.) es ist etwas übertrieben was ich sage (.) aber auf jeden Fall er wusste was Soziologie ist ich wusste das nicht so genau ich meine ich habe immer versucht (.) einigermaßen (.) ähhh den Weg dazu zu finden (.) aber äh er hat das also (.) und hat auch wirkliches haben auch mit Recht haben auch einige (.) ältere Herren gesagt das ist der beste Soziologe den wir in Deutschland haben, nicht wahr? (.) //mhm// und den hatte ich eben eine Zeit lang als (.) Kollegen aber er ist so rasch wie möglich ist er dann von Frankfurt weg weil er (.) den Eindruck hatte er konnte=er könne doch nicht seine Soziologie gegen diejenige von Adorno durchsetzen (.) //mhm// (.) ist er dann nach Tübingen gegangen (.)
 
 
 
FH: Tübingen (.) und Luckmann ist auch nicht so lange
 
 
 
└WR: und Luckmann war eben der (.) einwenig der Freiherr von Luckmann, nicht wahr? Kam ja aus aus Slowenien eigentlich damals natürlich noch K & K (.) und äh wohnte sehr weit weg irgendwo ähhhh (.) irgend kam ein oder zwei Tage kam er nach Frankfurt (.) hat sehr gute Schüler gehabt //mhm/ (.) und hat sehr guten Unterricht gegeben (.) und ist dann ich glaube ich glaube aber das haben sie irgendwo sicher festgestellt ist (.) entweder '7 oder '68 oder '69 ist er dann nach Konstanz gegangen (.) //mhm//
 
 
 
└FH: ich weiß jetz-:
 
 
 
└WR: ja Konstanz  wurde erst
 
 
 
└FH: ich glaub schon '67
 
 
 
└WR: '67 er=eröffnet oder also (.) //ja// also dann ist er nach Konstanz berufen worden //ja// (.)  und ist dann eben auch gegangen
 
 
 
FH: mhm (1) ja (1) das heißt ähm (.) die Zeit äh  bevor Sie sozusagen (.) zum Rektorat also (.) aufgefordert berufen wurden (.) ähm wie haben Sie da die äh (.)  dieses Verhältnis des Seminars für Gesellschaftslehre und die Institut erlebt
 
 
 
└WR: ja das ist gut das Sie da das fragen, nicht wahr? (.) Ich hatte also zum Vornherein (.) äh (2) wollte ich nicht dass wir eine Art Kampfsituation haben also nicht nur deswegen weil ich beide Herrn persönlich kannte sondern grundsätzlich, nicht wahr? //mhm// (.) und da war es auch wieder (1) °(sehr sehr)° ja das der Zufall (.) das die Wiso Fakultät vom (.) Fakultätentag aufgefordert war (.) äh die Rahmenprüfungsordnungen für die Gebiete der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vorzubereiten (.) //mhm// (.) und da fiel mir also dann die Aufgabe zu das für die Soziologie zu machen ((holt Luft)) und ich hatte (.) äh äh äh die Idee wir sollten mir der philosophischen Fak-: also mit Adorno und Horkheimer zusammen (.) eine Prüfungsbeh-: ein Prüfungsreglement ein gemeinsames Prüfungsreglement und damit auch eine gemeinsame Prüfungskommission haben ((holt Luft)) und (.) also so dass Studierende (.) sowohl bei uns wie drüben (.) Soziologie machen können (.) und der Unterschied ist dann formal (.) nur der (.) dass äh das (1) Wahlfach nein es hieß nicht Wahlfach sondern etwas (.) das Pflichtwahlfach hieß es glaube ich (.) //mhm// äh (.) neben Soziologie für für unsere Studenten (.) Ökonomie war also Nationalökonomie (.) und für die der philosphischen Fakultät Psychologie, nicht wahr? //mhm// (.) im Übrigen waren sie vollkommen frei was sie machen (.) wo sie Soziologie oder wo sie irgendwie ähhh ihr ganzes Studium absolvieren wollen aber eben also (.) äh aber sie mussten Psychologie haben wenn sie ein (.) da bei ein philosophisches äh (.) Diplom für die Soziologie bekommen wollten und Ökonomie (.) bei uns (.) //ja// und so hatten wir da eigentlich von Anfang an ein gemeinsames Prüfungsamt wenn man so will oder Prüfungsbehörde oder (.) //mhm// und äh und (.) waren (.) hatten also (.) ha=ha= hatten auch gemeinsame Faschingsge=geschichten gemacht haben gemeinsame Ausflüge gemacht und so weiter mit den Assistenten und so also es war eigentlich eine ganz gute Verbindung zwischen den beiden ((holt Luft)) äh Institutionen obwohl wir natürlich inhaltlich vollkommen andere (.) //mhm// (.) äh Auffassungen gehabt haben (.) //ja// äh (1) das (1) .: das glaube ich beantwortet Ihre Frage //mhm//
 
 
 
FH: und diese Einführung des Diplomstudiengangs (.) das wurde auch noch wann wurde dann genau das Diplom für Soziologie eingeführt?
 
 
 
WR: ja eben da damit das war ich meine das war (.) ich weiß nicht welches Jahr es war ich war also eigentlich (.) es muss muss äh (1) ja (sieb)=wieviel vier Jahr da also es wahrscheinlich etwa '4 oder '65 (.) //ja// so ungefähr nicht wahr?
 
 
 
FH: mhm (.) al (1) und
 
 
 
└WR: und natürlich (.) vielleicht kann ich das noch sagen
 
 
 
└FH: ja jaja
 
 
 
└WR: äh wir hatten damals (.) in dieser Kommission bei der ja dann (.) auch äh Vertret= eine Vertreterin der Kultusministerkonferenz (.) also das heißt die oberste (.) Kommission die dann nachher die Prüfungsordnung genehmigen musste war ja eine gemeinsame Kommision der ((holt Luft)) Rektorenkonferenz (.) der westdeutschen Rektorenkonferenz und der Kultusministerkonferenz ((holt Luft)) und da war also auch eine Ministerialrätin (.) Frau (Senkpiehl) aus (.) aus Berlin beteiligt und die war dann auch bei den (.) bei den Diskussionen über die Prüfungsordnungen (.) direkt dabei (.) und wir hatten (.) damals äh die Idee dass die Zwischenprüfung die wir fü-: einführten im fünften Semester (.) //mhm// das man die eigentlich so ausgestalten sollte (.) dass diejenigen die finden sie hätten jetzt eigentlich genügend gelernt (.) vor allem die Betriebswirtschafter, nicht wahr? und nachher irgendwie Buchhalter werden in einer Firma  (.) //mhm// dass die dann eigentlich schon mit einem Zeugnis hinausgehen können, nicht wahr? //mhm// aber das hat sich dann also (.) dasss (.) die Idee wurde lang diskutiert und erörtert aber sie (.) scheiterte dann eigentlich an diesem sogeannten A13-Syndrom, nicht wahr? Also das heißt eben das man eine gewisse (.) abgeschlossene (.) akademische Prüfung gemacht haben muss damit man (.) in die (.) Kategorie dami=damals war es A13 das heißt in den (.) höheren (.)
 
 
 
└FH: Dienst
 
 
 
└WR: Dienst Beamtendienst hinein kommen konnte //ah ja// (.) und darum ist das was @jetzt@ also mit dem @Bachelor@ mit sechs Semestern gemacht wurde war damals also @eine Idee @ nicht wahr? //mhm// denn ich meine es gab ja bereits gab es das dreijährige Studium in England nicht wahr? //ja// (.) es war eigentlich und in Frankreich war die (License) war glaube ich sogar (.) °ich weiß nicht mehr genau° aber war sicher nicht vier Jahre (.) //mhm// oder war wahrscheinlich °ich weiß es nicht mehr genau° (.) kurz und gut also diese Ideen (.) waren damals schon im Gang denn ich meine (.) wir alle (.) äh hatte natür-: (.) befürchteten natürlich die Folgen all dieser (.) dieser ähh Massenuniversität einerseits und (.) //ja// und der damit verbundenen Verlängerung des Studiums (.)
 
 
 
FH:ja ja (.) dann ähm hat man also auch schon in den '60er Jahren darüber nachgedacht welche berufliche Qualifikation man eben mit dem Soziologiestudium erhalten kann
 
 
 
└: zweifellos (.)  wobei natürlich also nicht wahr? (.) die Soziologie ist ja nicht (.) äh auf ein bestimmtes Fach=einen bestimmten Fachberuf ausgerichtet nicht wahr? (.) nicht wie die Ärzte oder Juristen oder so weiter (.) //mhm// ich meine was (.) was man eigentlich (.) mit der Soziologie nur erreichen (.) konnte was das dass man eine (1) Allgemeinbildung (.) in Bezug auf soziale Beziehungen und ich meine und (.) und was alles geht (.) nicht unter soziale Beziehungen (.) //mhm// äh vermitteln kann (.) //ja// die (.) Vorstellung jetzt nicht meine spezielle aber von manchen Soziologen (.) die ich ja auch etwas äh (.) bis zu einem gewissen Teil (.) verstehe und vielleicht sogar auch teile war ja die dass man (.) das Juristenmonopol (1) unterlaufen möchte indem man (.) eine (.) Ausbildung gibt (.) in meine in der (.) äh (.) Leute auf dem Gebiet der äh (.) gesellschaftlichen Beziehungen (.) kompetent arbeiten könne nicht wahr? (.) und das ist natürlich (.) auch bei den Juristen ist es ja (.) die haben natürlich ihr ihrs ihr sehr (.) gefestigtes und tradiertes Regelsystem auf das sichs auf das sie sich stützen können (.) //mhm// und mit Hilfe dessen sie lernen (.) gesellschaftliche Verhältnisse zu (.) äh untersuchen und zu zu beurteilen (.) und wir dachten oder ich meine die s-: die Soziologen ich meine mit denen ich damals dann auch (.) wir waren ja (.) am Anfang als ich kam gab es glaube ich keine zwanzig (.) Soziologieprofessoren in Deutschland nicht wahr? (.) //mhm// das war ein ganz kleiner Verein also als ich zum ersten Mal an einer ähhh Tagung der Soziologieprofessoren teilnahm (.) //mhm// ich glaube ' 61 oder '62 ((holt Luft)) //ja// äh da war wirklich so die Meinung man könnte doch äh Leute ausbilden nicht wahr? Die ähnliche Funktionen wie die Juristen als nicht beim Gericht nicht wahr? //mhm// es gibt die @Juristen betreiben@ ja alles mögliche (.) äh äh neben den eigentlichen Rechtsfragen nicht wahr? //mhm// und ich meine dafür wäre ja eigentlich die Soziologie eine ausgezeichnete allgemeine Vorbereitung (.) //mhm// wo sie dann in irgendeiner dieser verschiedenen Berufe die gesellschaftlich wichtig sind gehen können (.)
 

Aktuelle Version vom 20. Januar 2010, 19:42 Uhr

Walter Rüegg, 01.01.2008

Walter Rüegg

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Walter Rüegg (* 4. April 1918 in Zürich) ist ein Schweizer Soziologe.


Der studierte Altphilologe war von 1950 bis 1961 zunächst Privatdozent und Titularprofessor für „Geschichte der Geisteswissenschaften unter besonderer Berücksichtigung des Humanismus“ an der Universität Zürich. 1961 wurde er als ordentlicher Professor für Soziologie an die Universität Frankfurt berufen, der er zwischen 1965 und 1970 auch als Rektor vorstand. 1967/68 war Rüegg zudem Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Von 1973 bis zu seiner Emeritierung 1986 lehrte Rüegg an der Universität Bern. Er bekleidete Gastprofessuren in Chicago, Köln, St. Gallen und Paris sowie Führungsfunktionen in schweizerischen, deutschen und europäischen Wissenschaftsorganisationen.


Rüegg ist Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zur europäischen Bildungsgeschichte, -soziologie und -politik. Am bekanntesten ist die von ihm herausgegebene vierbändige Geschichte der Universität in Europa, von der bisher drei Bände erschienen sind.

Werke (Auswahl)

  • Cicero und der Humanismus (1946)
  • Soziologie (1969)
  • Zur soziologischen Theorie und Analyse des 19. Jahrhunderts (1971, Hrsg. mit Otto Neuloh)
  • Kulturkritik und Jugendkult (1974, Hrsg.)
  • Ethik im Humanismus (1979, Hrsg.)* Geschichte der Universität in Europa (1993 ff., Hrsg.)