Mannheim Karl Chronik: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Februar 2008, 14:42 Uhr
Chronik zu Karl Mannheims Frankfurter Zeit Datei:Chronik.pdf
1929
- 24.1.1929 Dekan Paul Arndt der eine Professur für wirtschaftliche Staatswissenschaften innehalt, teilt Franz Oppenheimer mit, dass eine sechsköpfige Kommission mit der Neubesetzung seines Lehrstuhls betraut worden sei und bittet ihn um seine drei Vorschläge. Die Kommission setzt sich aus Paul Arndt, Otto Köbner, Franz Oppenheimer, Karl Pribram und Franz Žižek zusammen.
- 26.1.1929 Franz Oppenheimer schlägt Gottfried Salomon-Delatour an erster Stelle für seine Nachfolge vor. An zweiter nennt er Heinz Marr und an dritter Paul Honigsheim und Karl Mannheim
- 18.5.1929 Paul Arndt bittet die philosophische Fakultät einen Vertreter für die Berufungskommission zu stellen
- 31.5.1929 Der Dekan der philosophischen Fakultät Walter Platzhoff schickt Paul Tillich in die Berufungskommission
- 10.6.1929 Die Frankfurter Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften nominiert für die Nachfolge Franz Oppenheimers, in einem Brief an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berlin, Hans Kelsen als Favoriten, Carl Schmitt und Leopold von Wiese als zweiten bzw. dritten Kandidaten
- 12.6.1929 Gottfried Salomon-Delatour beschreibt in seinen Berufungsvorschlägen, die er nach Aufforderung der WiSo. Fakultät anfertigt, die Soziologie zum Ende der 20er Jahre als eine, die durch drei Richtungen vertreten wird. Diese sei neben einer "biologischen und historische" und einer "ökonomisch und politischen", auch eine "philosophische" Richtung, die v.a. durch die 'Heidelberger Schule' vertreten werde. Während Salomon-Delatour Vorschläge für die ersten beiden Richtungen macht, kann er die philosophische Schule "nicht empfehlen, wenn es sich um einen Lehrstuhl in einer sozialwissenschaftlichen Fakultät handelt." (UAF, Abt.150, Nr.231/237, Blatt 95)
- 15.7.1929 Der Preußische Ministerialdirektor Richter fordert die WiSo. Fakultät auf sich zu dem Vorschlag zu äußern, nachdem Emil Lederer den Lehrstuhl Oppenheimers, Karl Mannheim "einen besonderen besoldeten Lehrauftrag für Soziologie" bekäme (UAF, Abt.~150, Nr.~231/237, Blatt~89)
- 7.8.1929 Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät in Frankfurt äußert gegenüber dem Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berlin Bedenken, dass sie die finanziellen Mittel für einen besoldeten Lehrauftrag Mannheims und Bedarf an einer zusätzlichen Lehrkraft für Soziologie habe. Insbesondere die Weiterbeschäftigung von Gottfried Salomon-Delatour erscheint ihr unklar
- 14.8.29 In Person Kurt Riezlers stellt das Kuratorium der Fakultät zusätzliche finanzielle Mittel für den Lehrauftrag Karl Mannheims in Aussicht
- 27.9.1929 Karl Mannheim bittet die philosophische Fakultät in Heidelberg ihn von den Lehrtätigkeiten des Wintersemesters freizustellen, damit er sein Buch zu Max Weber fertigstellen könne
- 28.9.1929 Der Preußische Ministerialrat Windelband informiert Dekan Paul Arndt, dass Emil Lederer den Ruf abgelehnt hat
- 4.10.1929 Das Ministerium in Berlin fordert die Fakultät auf sich zu der Berufung Karl Mannheims zu äußern, da Emil Lederer abgelehnt hat
- 6.11.1929 In Person des neuen Dekans Josef Hellauer, der eine Professur für Wirtschaftslehre innehat, spricht sich die WiSo. Fakultät gegenüber dem Kuratorium für Hans Kelsen aus, da sie einen Soziologen für den Lehrstuhl Oppenheimers bevorzuge, der "entweder nationalökonomisch oder juristisch orientiert ist. Dagegen wäre die Berufung eines Herrn, der die Soziologie auf Grund rein philosophischer Orientierung zu behandeln pflegt, für die Fakultät von geringem Werte." (UAF, Abt.14, Nr.25, Blatt 6)
- 7.11.1929 Das Kuratorium der Universität Frankfurt beschließt "dem Wunsch der Fakultät, in erster Linie Herrn Professor Kelsen in Wien für Frankfurt zu gewinnen, wärmstens zu unterstützen, aber gegen eine etwaige Berufung des Professors Mannheim Bedenken nicht zu erheben."' (UAF, Abt.14, Nr.25, ohne Blattnummer)
- 7.11.1929 Josef Hellauer bittet den Frankfurter Oberbürgermeister Landmann sich beim Ministerium in Berlin für Hans Kelsen einzusetzen und erwähnt, dass Kelsen vom Ministerium bisher abgelehnt worden sei, weil sie in ihm keinen Soziologen sähen.
- 8.11.1929 Kurt Riezler leitet die Bedenken der Fakultät an Minister Becker in Berlin weiter und bittet das Ministerium Hans Kelsen und Karl Mannheim für Frankfurt zu gewinnen
- 9.11.1929 An der Fakultät berät eine Kommission die Berufung Karl Manheims
- 9.11.1929 In einem Brief teilt Karl Mannheim Erich Rothacker mit, dass er über Reuter erfahren habe, dass "der Minister" (gemeint ist vermutlich Becker in Berlin) ihm den Lehrstuhl Oppenheimers anbiete. Da er daher nach Berlin reisen müsse, bittet er Rothacker um Ratschläge ob er, und wenn ja, in welcher Höhe, Gehaltsforderungen stellen dürfe. Rothacker hat nicht auf den Brief geantwortet (Hoeges 1994; S.64)
- 27.11.1929 Dekan Josef Hellauer teilt Richter erneut mit, dass sich die Fakultät gegen Karl Mannheim ausgesprochen habe, da dieser eine Soziologie vertrete, die "für unsere Studierenden recht geringen Wert besitzt." Außerdem bemerkt Hellauer, dass die Professoren der Fakultät "von einem süddeutschen Kollegen, der letzthin bei einem Vortrag von Professor Mannheim zugegen war, hörten, dass der Vortrag für diesen Herrn einfach unverständlich war. So würde es auch unseren Studierenden ergehen." (UAF,Abt. 150, Nr.231/237,Blätter 69f.)
- 5.12.1929 Karl Mannheim teilt dem Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe mit, dass er einen Ruf aus Frankfurt bekommen habe
- 9.12.1929 Der Frankfurter General-Anzeiger meldet, dass Karl Mannheim Nachfolger Oppenheimers wird
- 10.12.1929 Der Dekan der philosophischen Fakultät in Heidelberg bittet in einen Brief das Ministerium für Kultus und Unterricht Mannheims Position in Heidelberg zu verbessern um ihn halten zu können
- 11.12.1929 Die Frankfurter Zeitung meldet die Berufung Karl Mannheims (2. Morgenblatt, S.2). Im Abendblatt wird Karl Mannheims wissenschaftliches Programm vorgestellt (Abendblatt, S.1). Der Text wird zwar anonym veröffentlicht, stammt aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, von Siegfried Kracauer
- 17.12.1929 Karl Mannheim stellt sechs Bedingungen an Kurt Riezler für seinen künftigen Lehrstuhl in Frankfurt
- tem 21.12.1929 Kurt Riezler teilt dem Ministerialrat Windelband in Berlin mit, dass er Mannheims Forderungen für berechtigt halte
- 30.12.1929 Das Ministerium in Karlsruhe lehnt die Bitte ab, Mannheims Position an der philosophischen Fakultät in Heidelberg zu verbessern
1930
- 7.1.1930 Karl Mannheim und Ministerialrat Windelband regeln Formalien zu Mannheims Professur und seinem Soziologischen Seminar in Frankfurt
- 27.1.1930 Richter teilt in einem Brief Karl Mannheim mit, dass er ihn zum ordentlichen Professor in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Frankfurt ernannt habe
- 1.4.1930 Karl Mannheim wird Professor für Soziologie in Frankfurt, und Direktor des Soziologischen Seminars
- 12.4.1930 Die Kuratoren der Universität informieren in einem Brief den Direktor des Instituts für Wirtschaftswissenschaften (vermutlich Fritz Schmidt, dass Mannheims Soziologisches Seminar unabhängig vom Institut für Wirtschaftswissenschaften agieren werde und Geld aus der Töpfen des zuletzt genannten Institutes für Mannheims Seminar bestimmt seien
1931
- 15.7.1931 In der Kant-Gesellschaft referiert Max Horkheimer über "Geschichte und Psychologie", an dem Vortrag nehmen neben Karl Mannheim, auch Paul Tillich, Karl Löwith, Kurt Riezler, Theodor W. Adorno und Sohn-Rethel teil.
- 27.6.1931 "Das Frankfurter Gespräch" findet im Haus Paul Tillich statt; Thema: "Die säkulare Zivilisation und die (Missions-)Aufgabe des Christentums". Teilnehmer, neben Mannheim und Tillich, sind: Emil Blum, Emil Brunner, Martin Dibelius, Heinrich Frick, Max Horkheimer, Carl Mennicke, Friedrich Pollock, Kurt Riezler, Hermann Schafft, Hans Freiherr von Soden, Theodor W. Adorno und Lilly Zarncke
- 1931 ohne Datum; Mannheim versucht über das "European Social Science Program" der Rockefeller Foundation finanzielle Zuwendungen für sein Soziologisches Seminar zu erhalten und bennent die drei Hauptaufgaben seines Seminars mit:
- Erstellung einer problem-zentrierten, interdisziplinären Bibliografie zu ausgewählten Problemfeldern
- Induktiven Untersuchungen zu zeitgenössischen sozialen Problemen
- Mechanismen für die Wahl von Führern in politischen Parteien, Gewerkschaften und in der katholischen Kirche
- Frauen in der Politik
- Soziologie der Immigranten
- Einfluss von Bildung ("education) auf soziale Positionen
- Historisch-Philosophischen Untersuchungen
- Deutschem und Englischem Liberalismus
- Soziologische Analyse des Wandels in der Wirtschaftsstruktur in Deutschland von 1750 bis 1850
- Nietzsche und sein Einfluß - eine soziologische Studie
- 1931 ohne Datum; Zusammen mit Adolph Lowe veranstaltet Mannheim einen Essay-Wettbewerb an der WiSo. Fak. für StudentInnen zu dem Thema Frühliberalismus in Deutschland. Den ersten Platz teilt sich Hans Gerth mit einer nicht bekannten Person.
1932
- Januar 1932 Die "Revue Internationale de Sociologie" (1932: 1-1) teilt mit, dass Karl Mannheim beim Kongress des Institute Internationale de Sociologie in Genf einen Vortrag mit dem Titel "the human habitat from the perspective of the social role of women and the domestic economy" halten wird.
- 28.2.1932 Die Frankfurter Dozententagung ("Zusammenkunft der reichsdeutschen Hochschuldozenten der Soziologie") - Mannheims Vorträge:
- "Die Bedeutung der einzelnen Gebiete soziologischen Forschens für den soziologischen Lehrbetrieb (Allgemeine Soziologie, historische Soziologie, Kultursoziologie, soziologische Gegenwartskunde, Soziographie und Statistik)"
- "Diplomvolkswirt, Diplomhandelslehrer, Diplomkaufmann"
- "Das Rigorosum bei Promotionsprüfungen zum Dr. rer. pol."
- 25.10.1932 in Amsterdam hält Mannheim einen Vortrag mit dem Titel "Die soziale und politische Bedeutung der Intelligenz"
- 31.12.1932 In dem Stuttgarter Neuen Tagesblatt erscheint ein Artikel von Karl Mannheim mit dem Titel "Die geistige Krise im Licht der Soziologie"
1933
- 7.1.1933 Im Hamburger Fremdenblatt veröffentlicht Karl Mannheim eine überarbeitete Version des Aufsatzes vom 31.12.1932 mit dem Titel "Die Wurzeln der geistigen Krise"
- 26. u. 27.1.1933 Georg Lukács hält in der Kant-Gesellschaft in Frankfurt zwei Vorträge, denen auch Karl Mannheim beiwohnt:
- "Über den jungen Hegel"
- "Der dialektische Materialismus"
- 13.4.1933 Karl Mannheim wird beurlaubt, wenige Tage später flieht er zu Révész nach Amsterdam
- um den 20.4.1933 schreibt Karl Mannheim Nina Rubinstein einen undatierten Brief,in dem er ihr berichtet, dass er als suspendierter Professor ihre Dissertation nicht annehmen könne, die Philosophische Fakultät, aber über ihren Fall konferieren würde.
- 11.5.1933 Die London School of Economics and Political Science lädt Mannheim ein im Jahr 1934 eine Gedenkvorlesung zu Ehren Leonard Trelawny Hobhouses, dem ersten Professor für Soziologie an der LSE, zu halten
- 16.5.1933 Auf Initiative Morris Ginsbergs, dem Nachfolger Hobhouses, wird Mannheim eingeladen 'postgraduate students' zu unterrichten; Karl Mannheim zeigt sich interessiert
- 24.5.1933 Karl und Julia Mannheim lassen sich in London nieder
- 29.5.1933 Bei Louis Wirth informiert sich Karl Mannheim ob er ein Angebot der New School in New York annehmen solle, wo Emil Lederer gerade Professor geworden ist, und ob es eine Möglichkeit gäbe in Chicago unter zu kommen. Louis Wirth telegraphiert einen Tag später zurück, Mannheim solle die Stelle in New York annehmen
- 3.6.1933 Der Leiter der Rothschild Bibliothek der Stadt Frankfurt fordert Karl Mannheim auf, seine Bücher zu retournieren
- 21.6.1933 Louis Wirth stellt Mannheim eine mögliche Anstellung in Wisconsin in Aussicht
- 26.7.1933 Karl Mannheim schreibt Wirth, dass seine Frau und er in London so warmherzig empfangen worden seien, dass sie dort bleiben würden
- 1.9.1933 Karl Mannheim wird "auf Grund von §3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.April 1933 [...] in den Ruhestand versetzt." (UAF,Abt. 14, Nr.25, Blatt 27)
- 1.12.1933 Karl Mannheim wird offiziell aus seinem Amt in Frankfurt entlassen
- 1933 ohne Datum Karl Mannheim wohnt dem Kongress des Institute Internationale de Sociologie in Genf nicht bei. Stattdessen halten Margarete Freudenthal, die ihre Dissertation bei Mannheim schrieb, und Nobert Elias den Vortrag, in dem sie einen Zusammenhang zwischen der Art des Wohnens und dem Grad der sozialen Existenz darlegen.