Kontakte zu anderen Soziologen: Unterschied zwischen den Versionen

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Gemeinsame Vorlesungen mit [[Walter Sulzbach]]
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Gottfried Salomon-Delatour engagierte sich in den verschiedensten Gebieten, nicht nur in der Soziologie oder der Lehre. <br>
 
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Seine Dissertation schrieb er 1916 bei Georg Simmel in Straßburg. Salomon-Delatour ging auf Empfehlung eines Freundes der Familie zu Simmel, der in Straßburg kurz davor eine Anstellung als Professor erhalten hatte. Für Simmel, der erst sehr spät in seiner Karriere eine Professur erhielt, war es nicht so entscheidend sich zu einer bestimmten Denkensgruppe zuzuordnen, was wohl ein nahe liegender Grund für Salomon-Delatour war bei ihm zu promovieren. Es ist anzunehmen, dass ihm durch die Promotion bei Simmel später einige Türen offen standen und er über Simmel schon erste Kontakte knüpfen konnte, genaueres ist aber leider nicht überliefert. Inhaltlich, Salomon-Delatour schrieb zu der Zeit über Mystik, verrannte er sich in der Fülle des Materials, daher ist anzunehmen, dass er deshalb keine größere Unterstützung von Simmel erfuhr. <bibref f="sozfra.bib">Barboza:2008</bibref>
Gemeinsame Vorlesungen mit [[Heinz-Otto Ziegler]]
 
 
 
Kolloquium mit u.a. [[Theodor W. Adorno]] und [[Walter Benjamin]] als Teilnehmer
 
  
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Salomon-Delatour ist danach nach Berlin zu Walther Rathenau gegangen, wo er auch ein Jahr bei der AEG arbeitete. Es ist nicht überliefert wie weit der Kontakt ging, allerdings übernahm Salomon-Delatour etwas später die Kritik Rathenaus an dem zunehmend mechanisierten Leben. <bibref f="sozfra.bib">Barboza:2008</bibref>  Weiterer Kontakt zu Rathenau, auch nach dem Aufenthalt in Berlin, zum Beispiel in Form von Schriftwechseln, ist aber nicht erhalten. 
  
Briefwechsel mit u. a. [[Walter Benjamin]] (Gesammelte Briefe), [[Karl Mannheim]], [[Franz Oppenheimer]] und [[Georg Simmel]].
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Ein weiterer wichtiger Kontakt ist dann zu Franz Oppenheimer zu sehen. Bei ihm erhielt Salomon-Delatour 1921 eine Anstellung als Assistent  und habilitierte noch im selben Jahr. Hier half es Salomon-Delatour mit Sicherheit ein Schüler Simmels zu sein. Die Zusammenarbeit mit Oppenheimer beinhaltete Vertretungen Oppenheimers, wenn dieser auf Reisen war, gemeinsame Vorlesungen sowie Vorlesungen, die Salomon-Delatour allein abhielt. Den Vorlesungsverzeichnissen ist zu entnehmen, dass Salomon-Delatour im Wintersemester 1921/1922 das erste Mal mit zwei eigenen Vorlesungen, einer Zusammenarbeit mit Oppenheimer sowie einer Übung auftrat.
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Salomon-Delatour, der sich später auch als Schüler Oppenheimers bezeichnete, wurde von diesem stark beeinflusst. So gab es gemeinsame Veröffentlichungen und die behandelten Themen und Einstellungen ähnelten sich stark. Zum Beispiel spielte für beide der Frühsozialismus und die Marxschen Lehren eine wichtige Rolle. Salomon-Delatour sah sich selbst als historisch-politischen Soziologen. <bibref f="sozfra.bib">Belitz:2008</bibref> 
  
[http://www.iisg.nl/archives/pdf/10767974.pdf]
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Seine sonstige Briefkorrespondenz ist sehr beeindruckend. Beim Amsterdamer International Institute of Social History sind über 1200 Briefpartner verzeichnet. Darunter befinden sich unter anderem Kracauer, Troeltsch, Tönnies, Gide, Albert Salomon, Alfred Weber, Sombart, Tillich, Adorno, Leopold v. Wiese und noch viele weitere Intellektuelle der damaligen Zeit. Zudem hatte er auch zu nahezu jedem, der in den Jahrbüchern für Soziologie Artikel veröffentlicht hat, brieflichen Kontakt. Man kann also behaupten, dass Salomon-Delatour mit die umfangreichsten Kontakte zu Intellektuellen, national sowie international, gepflegt hat. Was natürlich auch Bestrebung seiner Haltung zur Wissenschaft war.
  
  
  
 
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Gottfried Salomon-Delatour engagierte sich in den verschiedensten Gebieten, nicht nur in der Soziologie oder der Lehre. <br>
 
Seine Dissertation schrieb er 1916 bei Georg Simmel in Straßburg. Salomon-Delatour ging auf Empfehlung eines Freundes der Familie zu Simmel, der in Straßburg kurz davor eine Anstellung als Professor erhalten hatte. Ein nahe liegender Grund dafür war sicherlich auch, dass Simmel auf die Zuordnung zu einer bestimmten Denkensgruppe verzichtete. (Christoph Henning S. 54 Fußnote 21) Es ist anzunehmen, dass ihm durch die Promotion bei Simmel später einige Türen offen standen und er auch über Simmel schon erste Kontakte knüpfen konnte. Inhaltlich, Salomon-Delatour schrieb zu der Zeit über Mystik, verrannte er sich in der fülle des Materials, weshalb es anzunehmen ist, dass er deshalb keine größere Unterstützung von Simmel erfuhr (Christoph Henning S. 57).
 
 
 
Salomon-Delatour wollte dann nach Berlin zu Walther Rathenau, wo er dann auch ein Jahr bei der AEG arbeitete. Es ist nicht überliefert wie weit der Kontakt ging, allerdings übernimmt Salomon-Delatour etwas später die Kritik Rathenaus an dem zunehmend mechanisierten Leben. (Christoph Henning S. 58) Weiterer Kontakt zu Rathenau, auch nach dem Aufenthalt in Berlin, zum Beispiel in Form von Schriftwechseln sind aber nicht erhalten. (vgl. IISG Nachlass)
 
Ein weiterer wichtiger Kontakt ist dann zu Franz Oppenheimer zu sehen. Bei ihm erhielt Salomon-Delatour 1921 eine Anstellung als Assistent  und Habilitierte noch im selben Jahr. Hier half es Salomon-Delatour sicherlich ein Schüler Simmels zu sein. Die Zusammenarbeit mit Oppenheimer beinhaltete Vertretungen Oppenheimers, wenn dieser auf Reisen war, gemeinsame Vorlesungen sowie Vorlesungen, die Salomon-Delatour allein abhält. In den Vorlesungsverzeichnissen tritt er im Wintersemester 1921/1922 das erste Mal mit zwei eigenen Vorlesungen, einer Zusammenarbeit mit Oppenheimer sowie einer Übung auf (vgl. Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 1921/1922 ).
 
Salomon-Delatour, der sich später auch als Schüler Oppenheimers bezeichnet, wird von diesem stark beeinflusst. So gibt es gemeinsame Veröffentlichungen und die behandelten Themen und Einstellungen ähneln sich wie zum Beispiel der Frühsozialismus und die Marxschen Lehren. Salomon-Delatour sah sich selbst als historisch-politischen Soziologen und die Forschungsgebiete glichen sich oftmals. (Befreundung mit dem Fremden S. 294)
 
Auch zu Karl Mannheim, der später die Nachfolge Oppenheimers antrat, auf die auch Salomon-Delatour spekuliert hat, hatte er Kontakt. Beide haben sich längere Zeit mit der Mystik und einigen Frühsozialisten befasst. Im Jahrbuch von 1926 veröffentlichten auch beide Texte zu ähnlichen Themen wie Ideologie und Politik als Wissenschaft. (Vgl. Christoph Henning S. 81 und Jahrbuch für Soziologie 1926) Zudem hat Salomon Mannheim seit 1924 zu seiner Habilitation beraten und Korrektur gelesen sowie ihm geholfen sich an die richtigen Personen zu wenden. (Gesammelte Briefe Band 2 Brief 420) Im „Jahrbuch für Soziologie“ von 1926 veröffentlicht Salomon einen Artikel Mannheims mit dem Titel „Ideologische und soziologische Betrachtungen der geistigen Gebilde“. In Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen beiden. Offensichtlich wurde der Text um eine, für Mannheim entscheidende, Passage gekürzt und nicht wie abgegeben gedruckt. Seitdem war das Verhältnis zwischen beiden angespannt. Als dann Mannheim 1929 die Nachfolge Oppenheimers antritt übernimmt er zwar Salomon-Delatour als Assistenten, dieser orientiert sich aber von da an in andere Richtungen.
 
 
 
Seine sonstige Briefkorrespondenz ist sehr beeindruckend. Beim Amsterdamer International Institute of Social History sind über 1200 Briefpartner verzeichnet. (http://www.iisg.nl/archives/pdf/10767974.pdf ) Darunter befinden sich unter anderem Kracauer, Troeltsch, Tönnies, Gide, Albert Salomon, Alfred Weber, Sombart, Tillich, Adorno, Leopold v. Wiese und noch viele weitere Intellektuelle der damaligen Zeit. Zudem hatte er auch zu nahezu jedem, der in den Jahrbüchern für Soziologie veröffentlich hat brieflichen Kontakt. Man kann also behaupten, dass Salomon-Delatour die umfangreichsten Kontakte zu Intellektuellen, national sowie international, gepflegt hat. Was natürlich auch Bestrebung seiner Haltung zur Wissenschaft war.
 

Version vom 30. März 2008, 21:11 Uhr

Gottfried Salomon-Delatour engagierte sich in den verschiedensten Gebieten, nicht nur in der Soziologie oder der Lehre.
Seine Dissertation schrieb er 1916 bei Georg Simmel in Straßburg. Salomon-Delatour ging auf Empfehlung eines Freundes der Familie zu Simmel, der in Straßburg kurz davor eine Anstellung als Professor erhalten hatte. Für Simmel, der erst sehr spät in seiner Karriere eine Professur erhielt, war es nicht so entscheidend sich zu einer bestimmten Denkensgruppe zuzuordnen, was wohl ein nahe liegender Grund für Salomon-Delatour war bei ihm zu promovieren. Es ist anzunehmen, dass ihm durch die Promotion bei Simmel später einige Türen offen standen und er über Simmel schon erste Kontakte knüpfen konnte, genaueres ist aber leider nicht überliefert. Inhaltlich, Salomon-Delatour schrieb zu der Zeit über Mystik, verrannte er sich in der Fülle des Materials, daher ist anzunehmen, dass er deshalb keine größere Unterstützung von Simmel erfuhr. <bibref f="sozfra.bib">Barboza:2008</bibref>

Salomon-Delatour ist danach nach Berlin zu Walther Rathenau gegangen, wo er auch ein Jahr bei der AEG arbeitete. Es ist nicht überliefert wie weit der Kontakt ging, allerdings übernahm Salomon-Delatour etwas später die Kritik Rathenaus an dem zunehmend mechanisierten Leben. <bibref f="sozfra.bib">Barboza:2008</bibref> Weiterer Kontakt zu Rathenau, auch nach dem Aufenthalt in Berlin, zum Beispiel in Form von Schriftwechseln, ist aber nicht erhalten.

Ein weiterer wichtiger Kontakt ist dann zu Franz Oppenheimer zu sehen. Bei ihm erhielt Salomon-Delatour 1921 eine Anstellung als Assistent und habilitierte noch im selben Jahr. Hier half es Salomon-Delatour mit Sicherheit ein Schüler Simmels zu sein. Die Zusammenarbeit mit Oppenheimer beinhaltete Vertretungen Oppenheimers, wenn dieser auf Reisen war, gemeinsame Vorlesungen sowie Vorlesungen, die Salomon-Delatour allein abhielt. Den Vorlesungsverzeichnissen ist zu entnehmen, dass Salomon-Delatour im Wintersemester 1921/1922 das erste Mal mit zwei eigenen Vorlesungen, einer Zusammenarbeit mit Oppenheimer sowie einer Übung auftrat. Salomon-Delatour, der sich später auch als Schüler Oppenheimers bezeichnete, wurde von diesem stark beeinflusst. So gab es gemeinsame Veröffentlichungen und die behandelten Themen und Einstellungen ähnelten sich stark. Zum Beispiel spielte für beide der Frühsozialismus und die Marxschen Lehren eine wichtige Rolle. Salomon-Delatour sah sich selbst als historisch-politischen Soziologen. <bibref f="sozfra.bib">Belitz:2008</bibref>

Seine sonstige Briefkorrespondenz ist sehr beeindruckend. Beim Amsterdamer International Institute of Social History sind über 1200 Briefpartner verzeichnet. Darunter befinden sich unter anderem Kracauer, Troeltsch, Tönnies, Gide, Albert Salomon, Alfred Weber, Sombart, Tillich, Adorno, Leopold v. Wiese und noch viele weitere Intellektuelle der damaligen Zeit. Zudem hatte er auch zu nahezu jedem, der in den Jahrbüchern für Soziologie Artikel veröffentlicht hat, brieflichen Kontakt. Man kann also behaupten, dass Salomon-Delatour mit die umfangreichsten Kontakte zu Intellektuellen, national sowie international, gepflegt hat. Was natürlich auch Bestrebung seiner Haltung zur Wissenschaft war.


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