Eine Zusammenfassung von Theodor W. Adornos Aufsatz "Neue wertfreie Soziologie"
Eine Zusammenfassung vom T. Adornos Artikel: „Neue Wertfreie Soziologie“
In „Neue Wertfreie Soziologie“, das erste Kapitel seines Bandes 20,1 vom Jahr 1937, übte Theodor W. Adorno ausführlich Kritik am Buch „Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus“ von Karl Mannheim. Adorno ist der Meinung, dass Mannheim gemeinsame Tendenzen mit Max Weber teile, das Kernthema der Sozialwissenschaft—Objektivität—nicht zu berücksichtigen. „Das Wissenschaftsideal Max Webers und ihm Nahstehenden ist polemischer Art. Der Anspruch auf Objektivität und Rationalität ruft für ihn nicht mehr…“ (13). Und „was gegen Mannheim gesagt ist, trifft noch Max Weber, das Schulhaupt“ (44). Für Adorno mag der positivistische Stil Mannheims, der alle beobachtbare soziale Aspekte generalisiert und nivelliert,—„die Hinnahme des jeweils Erscheinenden als ‚Tatsache’ und ‚Erfahrung’ macht das Kernprinzip des Mannheimischen wie eines jeglichen Positivismus aus“—eher Philosophie als Wissenschaft sein (17). „...So gelang mit Max Weber die apologetische zum Selbstbewusstsein und macht, wenn schon nicht den wissenschaftlichen Befund so doch das Ideal der Wissenschaft als der entfremdeten und heroisch bei sich selber ausharrenden Erkenntnis zu ihrer Waffe (14).
Adornos scharfe Kritiken an Mannheim könnten auch daran liegen, dass in dieser Mannheims Arbeit die marxistische Methoden der Sozialanalysen nicht integriert wurden, nämlich der Begriff des Kapitalismus. Auch Mannheims Vorstellungen über „Integration“ und „Kulturkrise“ stoßen auf heftige Kritik von Adorno. Bei seiner Ansicht der „Integration“ als „das Ergebnis eines Selektionsprozesses…, der viele in dieselbe Richtung strebende Lebensäußerungen integriert“ (19-20), erhebt Adorno einen Vorwurf dagegen, dass diese Aussage den vom Kapitalismus verursachten Lebensjammer „verklärt“, und als Konsequenz ignoriere (20). Und für Mannheim sei „Eliten“ die Hauptspieler der sozialistischen Integration in der Gesellschaft, und die „Kulturkrise“ werde dann durch die „Störung der Elitenbildung in der angeblich ‚fundamentaldemokratischen’ Gesellschaft“ verursacht. Dagegen hält Adorno „Elitens Einverständnis“ verantwortlich für die Kulturkrise, wodurch sich eine große Diskussion entwickelt.
Nach zahllosen Kritiken an Mannheim stellt Adorno die endgültige Aussage: „“Der Qualitätsverlust enthüllt die verlorene Qualität. Daher die Wirkung Mannheims unter der theoretisch obdachlosen Intelligenz; daher die Notwendigkeit eingreifender Kritik“—die stillschweigender, noch betonter Kritik an Mannheim—(45). Schließlich lässt sich sagen, dass Adonos Präzision über die theoretischen Beobachtungen der Gesellschaft seine eigne Disziplin als Sozialwissenschaftler reflektiert, der großen Wert auf empirischen Untersuchungen legte, und sich deshalb vom Positivismus unterscheidet. Die Tatsache, dass er etwa 30 Jahre später durch ein Spiegel Interview wegen seiner Vorzüglichkeit der Theorien über die Praxis kritisiert wurde (403), wäre auch berücksichtigungswert (Ein „Spiegel „–Gespräch „Keine Angst vor dem Elfenbeinturm“ 1969).