Entstehung des Streits zwischen den Fakultäten in den 30er Jahren: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein weiterer wichtiger Punkt, der für diese Arbeit geklärt werden sollte, ist, wie es eigentlich speziell in Frankfurt dazu kam, dass die Soziologie an zwei Fakultäten beheimatet ist. Um dies darzustellen muss man in die 30er Jahre zurückgehen. In dieser Zeit sieht Albrecht  die Grundlage für den Streit zwischen den Fakultäten.  
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Ein weiterer wichtiger Punkt, der für diese Arbeit geklärt werden sollte, betrifft die Frage, wie es eigentlich speziell in Frankfurt dazu kam, dass die Soziologie an zwei Fakultäten beheimatet war. Um dies darzustellen, muss man in die 30er Jahre zurückgehen. In dieser Zeit sieht Albrecht  die Grundlage für den Streit zwischen den Fakultäten.  
  
1928 bekam der Leiter des Instituts für Sozialforschung, Grünberg, einen Schlaganfall und wurde arbeitsunfähig. Nun musste ein neuer Institutsdirektor gefunden werden. Es kam jedoch nur Max Horkheimer in Frage, da nur er bereits habilitiert war und aufgrund seiner Persönlichkeit in der Lage war das Institut zu leiten. In dem Moment, als Horkheimer den Direktorposten des Instituts übernahm, stellte sich die Frage, an welcher Fakultät der Lehrstuhl Horkheimers platziert werden sollte. Grünbergs Lehrstuhl war an der Wiso-Fakultät gewesen, da aber Horkheimer in Philosophie habilitiert hatte, war dies nicht möglich. Horkheimer wünschte sich für seinen Lehrstuhl die Bezeichnung Soziologie und Philosophie. Nun kam es aber, dass genau zu dieser Zeit Karl Mannheim an die Universität Frankfurt berufen wurde. Dieser, dessen Lehrstuhl an der Wiso-Fakultät war, wehrte sich mit anderen Mitgliedern der Fakultät dagegen, dass Horkheimers Lehrstuhl an der Fakultät platziert wurde mit dem Argument, dass Horkheimer sich die Soziologie aneignen wolle, obwohl er von dieser überhaupt keine Ahnung habe. Also wurde Horkheimers Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät eingerichtet. In diesem Konflikt sieht Albrecht den Ursprung für den Streit der Fakultäten. Auffällig ist außerdem, dass es hier zum ersten Mal zu Intervenierungen in der Berufungspolitik der Universität kam.  
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1928 bekam der Leiter des Instituts für Sozialforschung, Grünberg, einen Schlaganfall und wurde arbeitsunfähig. Nun musste ein neuer Institutsdirektor gefunden werden. Es kam jedoch nur Max Horkheimer in Frage, da nur er bereits habilitiert war und aufgrund seiner Persönlichkeit in der Lage war, das Institut zu leiten. In dem Moment, als Horkheimer den Direktorposten des Instituts übernahm, stellte sich die Frage, an welcher Fakultät der Lehrstuhl Horkheimers platziert werden sollte. Grünbergs Lehrstuhl war zwar an der WiSo-Fakultät eingerichtet gewesen, da aber Horkheimer sich in Philosophie habilitiert hatte, war die Übernahme dieses Lehrstuhls nicht möglich. Horkheimer selbst wünschte sich für seinen Lehrstuhl die Bezeichnung Soziologie und Philosophie. Nun kam es aber, dass genau zu dieser Zeit Karl Mannheim an die Universität Frankfurt berufen wurde. Dieser jedoch wehrte sich, als Inhaber eines Lehrstuhls an der WiSo-Fakultät, mit anderen Mitgliedern der Fakultät dagegen, dass Horkheimers Lehrstuhl an der Fakultät eingerichtet wurde mit dem Argument, dass Horkheimer sich die Soziologie aneignen wolle, obwohl er von dieser überhaupt keine Ahnung habe. Also wurde Horkheimers Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät eingerichtet. In diesem Konflikt sieht Albrecht den Ursprung für den Streit der Fakultäten. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist außerdem, dass es hier zum ersten Mal zu Intervenierungen in der Berufungspolitik der Universität kam.  
  
Außerdem wird wieder der Streit um die Frage deutlich, aus welchem Fach die Soziologie entstand. Auch diese Frage prägte den Streit der Fakultäten. Die an der Wiso-Fakultät beheimateten Soziologen vertraten sie Ansicht, dass die Soziologie aus der Nationalökonomie entstand. An der Philosophischen Fakultät sah man den Ursprung durch Simmel in der Philosophie.
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Außerdem wird wieder der Streit um die Frage deutlich, aus welchem Fach die Soziologie entstand. Auch diese Frage prägte den Streit der Fakultäten. Die an der WiSo-Fakultät beheimateten Soziologen vertraten die Ansicht, dass die Soziologie aus der Nationalökonomie entstand. An der Philosophischen Fakultät sah man den Ursprung in der Philosophie Simmels.
  
  
Dies ist also der Ursprung des Streits. Jedoch kam es bald darauf, aufgrund des dritten Reiches, zur Emigration vieler Professoren. Wie sich der Konflikt weiter entwickelte, zeigt sich nach der Rückkehr Adornos und Horkheimers aus der USA.<bibref f="sozfra.bib">Albrecht:2008b</bibref>
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Dies ist also der Ursprung des Streits zwischen den Fakultäten, welcher durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die erzwungene Emigration vieler Professoren unterbrochen wurde. Zu einer Wiederaufnahme und Fortführung dieses Konflikts kam es nach der Rückkehr Adornos und Horkheimers aus den USA.<bibref f="sozfra.bib">Albrecht:2008b</bibref>
  
  
 
==Quelle==
 
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Version vom 12. März 2008, 02:10 Uhr

Ein weiterer wichtiger Punkt, der für diese Arbeit geklärt werden sollte, betrifft die Frage, wie es eigentlich speziell in Frankfurt dazu kam, dass die Soziologie an zwei Fakultäten beheimatet war. Um dies darzustellen, muss man in die 30er Jahre zurückgehen. In dieser Zeit sieht Albrecht die Grundlage für den Streit zwischen den Fakultäten.

1928 bekam der Leiter des Instituts für Sozialforschung, Grünberg, einen Schlaganfall und wurde arbeitsunfähig. Nun musste ein neuer Institutsdirektor gefunden werden. Es kam jedoch nur Max Horkheimer in Frage, da nur er bereits habilitiert war und aufgrund seiner Persönlichkeit in der Lage war, das Institut zu leiten. In dem Moment, als Horkheimer den Direktorposten des Instituts übernahm, stellte sich die Frage, an welcher Fakultät der Lehrstuhl Horkheimers platziert werden sollte. Grünbergs Lehrstuhl war zwar an der WiSo-Fakultät eingerichtet gewesen, da aber Horkheimer sich in Philosophie habilitiert hatte, war die Übernahme dieses Lehrstuhls nicht möglich. Horkheimer selbst wünschte sich für seinen Lehrstuhl die Bezeichnung Soziologie und Philosophie. Nun kam es aber, dass genau zu dieser Zeit Karl Mannheim an die Universität Frankfurt berufen wurde. Dieser jedoch wehrte sich, als Inhaber eines Lehrstuhls an der WiSo-Fakultät, mit anderen Mitgliedern der Fakultät dagegen, dass Horkheimers Lehrstuhl an der Fakultät eingerichtet wurde mit dem Argument, dass Horkheimer sich die Soziologie aneignen wolle, obwohl er von dieser überhaupt keine Ahnung habe. Also wurde Horkheimers Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät eingerichtet. In diesem Konflikt sieht Albrecht den Ursprung für den Streit der Fakultäten. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist außerdem, dass es hier zum ersten Mal zu Intervenierungen in der Berufungspolitik der Universität kam.

Außerdem wird wieder der Streit um die Frage deutlich, aus welchem Fach die Soziologie entstand. Auch diese Frage prägte den Streit der Fakultäten. Die an der WiSo-Fakultät beheimateten Soziologen vertraten die Ansicht, dass die Soziologie aus der Nationalökonomie entstand. An der Philosophischen Fakultät sah man den Ursprung in der Philosophie Simmels.


Dies ist also der Ursprung des Streits zwischen den Fakultäten, welcher durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die erzwungene Emigration vieler Professoren unterbrochen wurde. Zu einer Wiederaufnahme und Fortführung dieses Konflikts kam es nach der Rückkehr Adornos und Horkheimers aus den USA.<bibref f="sozfra.bib">Albrecht:2008b</bibref>


Quelle

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