Mannheims Studenten in der Galaxis der Frankfurter Soziologie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Mannheims Studenten und ihre Dissertationsprojekte==
 
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Die einzige Zusammenarbeit zwischen dem IfS und dem Seminar von Karl Mannheim gab es anhand der  Promotion von [[Wilhelm Carle]]. Die Allianz zwischen Max Horkheimer und Karl Mannheim als Begutachter der Arbeit "Weltanschaung ung Presse" stellt eine unglueckliche Kooperation dar, obwohl sich Horkheimer dem [[Gutachten von Mannheim]]angeschlossen hatte. In seiner Dissertationarbeit „Weltanschauung und Presse“ versucht Wilhelm Carle eine wissenssoziologische Untersuchung an zehn Tageszeitungen durchzuführen, in denen sich zwei unterschiedliche Erreignisse  wiederspiegeln: ein politischer Mord und einen Schülerprozess, der die Öffentlichkeit moralisch erschüttert.  Aber „ die Notwendigkeit einer soziologischen Untersuchung der Presse hatte Max Weber bereits 1910 auf dem Deutschen Soziologentag in Frankfzrt a.M. ausführlich begründet. “, leider eine Untersuchung nicht fortgeführt. In seiner Arbeit bezieht sich Wilhelm Carle auf Untersuchungen, die  die deutsche Presse thematisieren, die am Anfang des 20. Jahrhundert und um die 30er erschienen sind, wie z. B. Karl Büchners „Die deutsche Tagespresse und die Kritik“ von 1915, F. Dieudonnes „ Die Kölnische Zeitung und ihre Wandlungen im Wandel der Zeiten“ von 1903, Otto Groths „Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde“ von 1929/30, die ein Beweis für das wissenschaftliche Interesse an diesem Thema ist.
 
Die einzige Zusammenarbeit zwischen dem IfS und dem Seminar von Karl Mannheim gab es anhand der  Promotion von [[Wilhelm Carle]]. Die Allianz zwischen Max Horkheimer und Karl Mannheim als Begutachter der Arbeit "Weltanschaung ung Presse" stellt eine unglueckliche Kooperation dar, obwohl sich Horkheimer dem [[Gutachten von Mannheim]]angeschlossen hatte. In seiner Dissertationarbeit „Weltanschauung und Presse“ versucht Wilhelm Carle eine wissenssoziologische Untersuchung an zehn Tageszeitungen durchzuführen, in denen sich zwei unterschiedliche Erreignisse  wiederspiegeln: ein politischer Mord und einen Schülerprozess, der die Öffentlichkeit moralisch erschüttert.  Aber „ die Notwendigkeit einer soziologischen Untersuchung der Presse hatte Max Weber bereits 1910 auf dem Deutschen Soziologentag in Frankfzrt a.M. ausführlich begründet. “, leider eine Untersuchung nicht fortgeführt. In seiner Arbeit bezieht sich Wilhelm Carle auf Untersuchungen, die  die deutsche Presse thematisieren, die am Anfang des 20. Jahrhundert und um die 30er erschienen sind, wie z. B. Karl Büchners „Die deutsche Tagespresse und die Kritik“ von 1915, F. Dieudonnes „ Die Kölnische Zeitung und ihre Wandlungen im Wandel der Zeiten“ von 1903, Otto Groths „Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde“ von 1929/30, die ein Beweis für das wissenschaftliche Interesse an diesem Thema ist.
  

Version vom 15. Mai 2008, 16:23 Uhr

Karl Mannheim und Norbert Elias

Als Arbeit zur Geschichte der Institutionalisierung der Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt und zur Geschichte des Soziologischen Seminars von Karl Mannheim, möchte ich in dieser Arbeit der Frage nachgehen, wie sich das Verstaendnis der Professionalisierung des eigenen Faches im, von Karl Mannheim mit Norbert Elias und den Promovenden entwickelten Programm des Seminars fuer Soziologie, entwickelt hat.


Der Kreis um Karl Mannheim und Norbert Elias

Norbert Elias

Was Norbert Elias zur Soziologie trieb, war einerseits sein interdisziplinäres Interesse – er hat Philosophie, Germanistik, Medizin und Psychologie studiert und sein erkenntnistheoretisches Interesse, das der Titel seiner nicht veroeffentlichen philosophischen Habilitationschrift „Idee und Individuum. Eine kritische Untersuchung zum Begriff der Geschichte“ erkennen lässt. Der am 22. Juni 1897 in Breslau als einziges Kind wohlhabender deutsch-jüdischer Eltern geborene Elias wurde nach der Habilitation für zwei Jahre zwischen 1923/24 und 1925/26 zunächst Kaufmann, „ da das väterliche Vermögen in der Inflationszeit zum großen Teil verloren gegangen war“(Lebenslauf von Elias, Uni-Archiv). Obwohl er sich im Sommersemester 1919 in Heidelberg Seminare außer seinem schon während des Militärdienstes in Breslau begonnen Medizinstudium anhörte, vor allem aber die Professoren Rickert, Drisch und Jaspers, ging er erst nach seiner kaufmännischen Tätigkeit in einer Bresauer Eisenwarenfabrik nach Heidelberg, um über zwei grosse Arbeiten zu forschen: Zum einen über die soziologische Geschichte des menschlichen Bewusstseins und zum anderen über die Entstehung der modernen Naturwissenschaften. Beide Arbeiten sind aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung durch „die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ unveröffentlicht geblieben. Während seines zweiten Studien- und Forschungsaufenthalt in Heidelberg beginnt das Arbeitsverhältnis zwischen Norbert Elias und dem Privatdozenten Karl Mannheim an.

Schon vor Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt stellte der als Nachfolger von Franz Oppenheimer berufene Karl Mannheim in einem Brief an den Kurator Rietzler finanzielle Forderungen fuer den Aufbau seines soziologischen Seminars. Norbert Elias bekam eine Assistentestelle als ausserplanmässiger Assistent. Die planmaessige Assistentenstelle bekam Gottfried Salomon-Delatour, Norbert Elias war jedoch der Assistent, der von Karl Mannheim vorgeschlagen wurde um die zahlreichen Doktorarbeiten zu betreuen und Mannheim in den Einfuehrungs-, Doktoranden-, und Fortgeschrittenen Seminaren zu unterstützen. Die Sommerferien verbrachte Elias in Paris um Material für seine Habilitationsarbeit „Der hoefische Mensch“ im Fach Soziologie zu sammeln.


1. Mai 1930 ausserplanmaessiger Assistent am soziologischen Seminar der Universität Frankfurt am Main gegen die übliche ausserplanmässige Assistentenvergütung von 315 RM und Beschaeftigungszeit bis Ende April 1932; Aufgaben: Studienberatung und Mitarbeit an den Einfühungskursen

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4. April 1932 auf Antrag vom Direktor des Soziologischen Seminars Karl Mannheim wird die Beschäftigungszeit als ausserplanmässiger Assistent bis zum 30. April 1934 verlängert; Aufgaben: Studienberatung, Mitarbeit an den Einführungskursen, Verwaltungsaufgaben, Ausbau und Instandhaltung der Bibliothek und Leitung der bibliographischen Arbeitsgemeinschaft


13. Juni 1932 Elias schreibt einen Brief an Nina Rubinstein, in der er sagt, dass er und Mannnheim einig sind, dass Rubinstein in ihrer Arbeit sich nur auf die französische Emigration beschränken kann. Dieser Brief wurde offensichtlich kurz nachdem Karl Mannheim Frankfurt verlassen hat, geschrieben. „ Ich habe im Augenblick eine ganz klare Vorstellung davon, und zwar im Zusammnenhang mit meiner eigenen Arbeit, wie ihre Arbeit in dem Sinne, den Sie vorgeschlagen haben, zu machen ist.“ Als Mannheim noch in Frankfurt war, hat ihm Norbert Elias vorgelesen, was Nina Rubinstein geschrieben hat und beide waren mit der Beschränkung der Fragestellung auf die französische Emigration einvertanden. „ Ich will versuchen, so gut als es eben in einem Briefe geht, die eigentliche Fragestellung der französischen Emigration anzudeuten“. Norbert Elias typisiert die geschichtliche Bewegung und den Konflikt zwischen den zwei sich gegenüber für moralisch überlegen haltenden Schichten. Die Schicht derjenigen, die „nicht durch Arbeit [ihr] Brot“ verdienen muessen und die derjenigen, die durch eine Berufsarbeit ein Einkommen verdienen. Beide Haltungen, die berufsethische und die adlige, sind als geistige Existenzbedingungen der jeweiligen Schichten zu verstehen, die „gleich echt und gleichermassen gesellschaftlich erzwungen“ sind. Die aus ihrer gesellschaftlichen Situation entstandene adlige Haltung findet sich in der Emigration einer fremden Welt gegenüber, an deren Verfassung sie sich anpassen muss, meistens ungeschickt, bis sie als Existenzbedingung schliesslich zerbricht. Diesen Entwicklungsprozess zu zeigen ist die Aufgabe der Dissertationsarbeit von Nina Rubinstein, zumindest nach Auffassung von Elias. „ Den ganzen Prozess zu zeigen, in dem langsam etwa ein russischer Emigrant in seinem Verhalten aus seiner Überlieferung, aus den bürgerlichen Motivierungen und Idealen herausgeschleudert wird, hinein in eine Welt, die er weder verstehen, noch lieben kann, das wäre die Aufgabe einer Arbeit über die russische Emigration gewesen“.


18. Februar 1933 Antrag fuer Zulassung zur Habilitation für das Fach der Soziologie mit der Arbeit „Der höfische Mensch“, ein Beitrag zur Soziologie des Hofes, der höfischen Gesellschaft und des absoluten Königtums


7. März 1933 Der Oberpräsident der Provinz Hessen/Nassau erhebt kein Bedenken gegen die Zulassung von Norbert Elias als Privatdozent der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt a.M. Mit dem Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeantentums vom 7. April 1933 wird seine Probevorlesung und die Verleihung der venia verhindert und kommt nie zustande.

30. Juni 1933 wird Norbert Elias aus Universitätsdiensten ausgeschrieben.

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