Preyer-Interview: 2. Abschnitt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. November 2007, 11:46 Uhr

ZU Preyer-Interview: 1. Teil

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P.: Ja, überhaupt. Die Gesamtprofessionalisierung, denke ich, ist gescheitert.

I.: In welcher Weise?

P.: Ja, weil sie als ähhh Soziologe nicht unterkommen. Es gibt kein Berufsbild Soziologe. Ja? Gibt´s nicht. Es gibt ein Berufsbild Psychologe. Es gibt auch ein Berufsbild Biologe. Es gibt ein Berufsbild Pädagoge, aber ein Berufsbild Soziologe gibt´s nicht. Keiner stellt Sie als Soziologe ein. Sagt, ja was issen das? Was wollen Sie eigentlich machen? Ja? Blumengießen, oder was?

I.: Wobei es gibt auch jetzt (unverständlich) Methoden, die sich zu bestimmten Formen der Beratung eignen (unverständlich)

P.: Ja, hat sich doch aber nicht durchgesetzt.

I.: Das kommt jetzt aber.

P.: Ja, ja. Es kommt gerade. Das ist genauso wie mit der philosophischen Beratung, die hat´s ja auch nicht durchgesetzt. Ja?

I.: Okay.

P.: Das sind so Ansätze….Biographieforschung. Das läuft ja schon zwanzig Jahre. Das fing ja schon Mitte der 80er Jahre an. Das ist ja nix neues. Ich sage das deshalb, im Unterschied zu den Vereinigten Staaten. Da hockt in jedem Knast heute ein Soziologe, ein Sozialwissenschaftler, also nicht heute vor seinem PC und hat seine ähhh, Daten. Also in anderen Bereichen in den USA, Vereinigte Staaten, ist die Professionalisierung der Soziologie eigentlich gelungen. In Deutschland ist sie nicht gelungen.

I.: Was denken Sie? Was ist ausschlaggebend dafür gewesen, dass die Soziologie sich nicht professionalisiert hat? Hängt das vielleicht mit diesen Konflikten zusammen, die sich hier in den 60ern abgespielt haben?

P.: Ja, mag sein. Ja, also man könnte das dafür….

I.: (unverständlich)……bürgerlich und marxistischen Soziologie, die vielleicht verhindert hat, dass die…

P.: Ja, mag sein. So hat man es zumindest dargestellt, so können Sie es auch darstellen, ja? Obwohl es hat ja später Anläufe,….hat der Berufsverband für Soziologie ist 75 gegründet worden. Ich bin da eingetreten, 80 wieder ausgetreten, weil ich nicht wusste, was soll ich da drin.

I.: Doch damit hatte die „Gruppe 75“ nichts zu tun?

P.: Nö, gar nichts. (Pause) Es ist dann noch in den 80er Jahren das Berufsbild Soziologe hier am Fachbereich auch diskutiert worden, das ist aber letztlich, da gab´s unterschiedliche Positionen. Der Oevermann hat sich damals Soziologie nur als Zweitstudium ausgesprochen, der Hondrich nicht, der… Aber das ist dann doch….ähhh, dann doch im Sande verlaufen. Ja? (Pause) Ja, wäre ne interessante Frage. Warum konnte sich die Soziologie nicht professionalisieren?

I.: Was meinen Sie?

P.: Also viele sagen, man sagt ja, es hängt zusammen, also sagen wir mal, dass man den Soziologen Accosomodo jetzt also nur Marxismus, Weltveränderung unterstellt hat. Aber da stimmt ja nicht, also…ähhhh das können Sie für einen Kölner, Karlsruher Soziologen nicht sagen. In einem Punkt müsste man es korrigieren. In einem Punkt hat sich die Soziologie professionalisiert. In der Wahlforschung. Das ist ja das Einzige. Wobei ich das jetzt auch nicht als Professionalisierung, als eines Faches sehen würde. Ja weil das nur ein Segment des Faches ist. Ja? (lange Pause) Woran hat das gelegen? Das ist ne gute Frage. Man müsste dem mal nachgehen weiter. Also es ist sicherlich zu einfach, wenn man sagt, also es hängt dann nur mit dieser…. sag mal so, dass man so ...äh… der Soziologie hier umstürzlerische Motive nachsagt, weil das ja für viele Universitäten einfach nicht galt. Ja? Das muss andere Gründe haben. Dass in einer bestimmten Situation, die genannten Fächer, die Psychologen, die Pädagogen schneller vorgestoßen sind auch. Ja? Glaubhaft machen konnte also, sie haben Einsicht in bestimmte Zusammenhänge, die andere nicht haben. Ja? Womit es ihnen gelungen ist andere Positionen zu besetzen. Ja? Vor allem hing es bei den Pädagogen damit zusammen, dass halt Anfang der 70er Jahre die Nachfrage nach ihnen gestiegen ist. Also auch von den Kommunen. Das brach Mitte der 80er Jahre zusammen. Zweite Hälfte der 80er Jahre brach das zusammen. Gut, da sind die rein gegangen. Ähnliches für die Psychologen. Soziologen haben es nicht fertig gebracht sich da irgendwie zu positionieren. Ich glaube nicht nur, dass das mit diesem, mit dieser Linksunterstellung zusammenhängt. Das mag auch eine Rolle gespielt haben, aber das wird auch andere Gründe gehabt haben. >40:40<